Miner vs Gamer: Warum Grafikkarten immer teurer werden

von postbrawler 23.01.2018

Wer derzeit plant, sich einen neuen Gaming-PC anzuschaffen, oder selbst zusammenzubauen, wird wohl von der harten Realität zurück auf den Boden der Tatsachen befördert. Denn nicht nur die Preise für RAM-Bausteine und SSD Speicherkarten befinden sich im Höhenflug, auch Grafikkarten haben die Schmerzgrenze so mancher SpielerInnen-Geldbörse längst überschritten. Fragt man bei der HändlerIn des Vertrauens nach dem Grund, ist die Antwort so prägnant wie einhellig: Die Crypro-MinerInnen tragen die Schuld!

Mining Rigs hoch im Kurs

Aufgrund ihrer Fähigkeit in Serie geschalten gemeinsam Rechenaufgaben bewältigen zu können, eignen sich Grafikkarten besonders gut zum sogenannten Crypro-Mining. Dabei gilt es, Transaktionen von Krypro-Coins, wie z.B. Bitcoin, durch mathematische Berechnung eines Hash-Wertes zu validieren. Dieses Verfahren wird Blockchaining genannt. Je mehr solche Transaktionen stattfinden, desto aufwändiger wird die Berechnung des Hash-Wertes. Der Rechenaufwand lohnt sich dennoch, weil man als Belohnung eine kleine Menge der Währung gutgeschrieben bekommt. Dieses Mining, oder Schürfen nach Coins ist die Wachstumsgrundlage von Kryprowährungen, und treibt gleichzeitig deren Wert in die Höhe.

Höhenflug und Größenwahn

Neben der wohl bekanntesten Kryprowährung Bitcoin existieren mittlerweile fast 50 weitere, darunter Ethereum, Ripple, Cardano, oder Litecoin. Sie alle haben gemein, dass man sie mit Rechenaufwand minen kann, und dass ihr Wert sich im vergangenen Jahr mehr als verzehnfach hat! Ein Eldorado für SpekulantInnen und BörsianerInnen quasi. Eigentlich super, sollte man meinen: Hohe Preise für die gefragten Coins, und eine hohe Nachfrage nach entsprechenden Mining-Rigs sollten die Preise von Grafikkarten doch eigentlich sinken lassen.

Angebot ist nicht gleich Nachfrage

Dem ist leider nicht so. Aufgrund der hohen Nachfrage von Nvidia und AMD-Grafikkarten kommen die HerstellerInnen mit der Produktion nicht mehr nach. Die Mangelware wird folglich von Resellern zu teils ungeniert hohen Preisen weit jenseits der unverbindlichen Preisempfehlung feilgeboten. Nvidias Flaggschiff, die GeForce GTX 1080ti ist mittlerweile kaum mehr unter 800 Euro zu haben. CryprominerInnen zahlen diese Preise bereitwillig, da die erwirtschafteten Coins ebenso rasch im Wert steigen. GamerInnen, die diese Grafikkarten als Konsumgut, und nicht als Wertanlage benötigen, schauen dabei durch die Finger.

Wie geht es weiter?

Schlechte Zeiten für GamerInnen also? Die gute Nachricht ist, dass Crypro-Währungen eine natürliche Wachstums-Obergrenze haben. Irgendwann steigt der notwendige Rechenaufwand für die Validierung einer Transaktion ins Unermessliche. Spätestens, wenn der Strompreis für den Betrieb eines Mining-Rigs den Wert der damit zu schürfenden Coins übersteigt, wird dieses Geschäft uninteressant. Bitcoin hat diesen Zenit bereits überschritten, aber jüngere und kleinere Kryprowährungen erfreuen sich bei MinerInnen nach wie vor großer Beliebtheit. Es gilt also abzuwarten, bis der Cryprocurrency-Hype abklingt, oder die Spekulationsblase platzt.

Was danach mit den Grafikkarten-Preisen passiert, ist noch nicht abzusehen. Es ist nicht davon auszugehen, dass Nvidia oder AMD die Preise wieder halbieren werden. Es werden aber wohl jede Menge ungenützte Grafikkarten auf Handelsbörsen wie Ebay oder Willhaben landen.