LIMBO (PS4) im Test #ThrowBackThursday

von Mandi 28.12.2017

LIMBO ist eines dieser Games, die kaum zu altern scheinen. Der zeitlose Klassiker reiht sich nahtlos neben seinem Nachfolger Inside sowie Little Nightmares ein. Wenn ihr auf Stimmung steht, seid ihr hier richtig – lest das Review zu LIMBO!

Wie alles begann

Ein Junge allein im Wald, der feindseliger nicht sein könnte. Die Suche nach jemand Bestimmtem, ungewiss, ob die Person überhaupt noch lebt. Riesige Spinnen lauern dann und wann auf Beute, stets nach mehr Nahrung hungernd. LIMBO tut nicht viel, um Spannung zu erzeugen, doch was ihr erlebt, hat mehr Nährwert als alle Grafikspektakel vor ihm. Es gilt also, zu überleben und das Abenteuer bis zum Schluss durchzuhalten…

LIMBO folgt ständig einem linearen Weg, der SpielerInnen nach und nach durch düstere Gebiete führt und vor verschiedene Aufgaben stellt. Die anfangs noch eher simpleren Geschicklichkeitseinlagen wie Sprünge über kleine Abgründe werden schnell zu echten Kopfnüssen. Beispielsweise gilt es, eine Spinne mit einer Bärenfalle zu verstümmeln, die aber fünf Mal so groß ist wie der kleine Bursche. Bis ihr darauf kommt, wie das ganze Prozedere funktioniert, dauert es ein Weilchen, wird aber niemals frustrierend.

So gilt es zum Beispiel, einen Raum zu fluten, um weiter nach oben zu kommen. Da der Junge nicht schwimmen kann, müsst ihr eine Holzkiste so platzieren, dass diese durch eine Schleuse aufsteigen kann. Diese wiederum müsst ihr rechtzeitig öffnen, damit eure Plattform auch richtig platziert wird. Hier passiert es sehr oft, dass ihr erst durch mehrere Tode auf den richtigen Lösungsweg stoßt.

Doch das ist vom Entwicklerteam durchaus so gewollt, denn LIMBO ist ein Spiel gewordener Trial-and-Error-Prozess! So werdet ihr nach jedem fehlgeschlagenen Versuch (sprich mehr oder weniger unschönen Tod) direkt vor dem Rätsel wieder abgesetzt. Das ist äußerst angenehm und motiviert gleich zum nochmaligen Probieren.

Kein LIMBO-Tanz: Die Optik

Der wohl faszinierendste Punkt von LIMBO ist die Gestaltung. Obwohl diese auf den ersten Blick nur aus schwarzen und weißen Flächen besteht, ist sie doch unglaublich detailreich und macht einen Großteil der Atmosphäre aus. Überall wiegen Grashalme im Wind (Journey und flower lassen grüßen), und die Fußspuren des Jungen wirbeln feine Staubwolken auf. Dabei ist der Hintergrund immer sehr unscharf und besteht aus mehreren Ebenen, sodass eine gute Tiefenwirkung erzeugt wird.

Der Hauptcharakter besitzt eine Vielzahl von Animationsschritten, die keine Situation wie die andere aussehen lassen. Das Gleiche gilt für die Sterbeanimationen, ihr sterbt sowohl glaubwürdig als auch schockierend. Ebenso die Spezialeffekte sind imposant in Szene gesetzt, da macht LIMBO gar nichts falsch. So rollt etwa ein brennender Autoreifen mit einer dichten Rauchwolke einen Abhang hinunter, und ihr habt auszuweichen.

Nur wenig später zerbröselt ein Baumstamm in Hunderte Splitter, als ein Rammbock durch ihn fährt. Dabei verzichtet LIMBO komplett auf einen Hintergrundsound und lässt euch in der Stille des Waldes alleine. Einzig und allein die Schritte der Charaktere und die Effekte sind zu hören. Gemeinsam mit der schwarz-weißen Umgebung wird LIMBO so unglaublich stimmungsvoll.

Steuern, staunen, erleben

Die Steuerung wurde auf das Wesentliche reduziert. Ihr könnt den Jungen lediglich nach links und rechts bewegen und ihn springen lassen. Mit der Quadrat- oder Kreis-Taste dürft ihr nach Objekten wie Hebeln oder Kisten greifen und diese schieben oder ziehen. Diese Tatsachen und eine sehr gute Kollisionsabfrage geben euch jederzeit die volle Kontrolle über den Jungen und machen die Steuerung zu einer wahren Freude.

Nun gut, dennoch bietet LIMBO Überraschungen, auch wenn ihr meint, alles unter Kontrolle zu haben. Kaum denkt ihr, euch könnte nichts mehr schocken oder überraschen, lässt sich LIMBO etwas Neues einfallen. (Das macht übrigens der Nachfolgertitel Inside auch richtig gut.) Ab und zu wird der kleine Held von einer Art Parasit angesprungen, der sich in seinem Kopf verbeißt. Das sieht nicht nur unangenehm aus, sondern hat auch direkte Auswirkungen, da er euch die Kontrolle über die Richtung entzieht.

Das ist besonders spannend, wenn ihr auf einen Abgrund zuwankt und den Jungen mit Gegenlenkmaßnahmen lediglich verlangsamen, aber nicht stoppen könnt. Ihr könnt aber Sprünge vollziehen und müsst in eine Richtung so lange weitergehen, bis ihr an eine Lichtung kommt. Die Sonne zwingt den Parasiten nämlich dazu, dass er seinen Wirt umkehren lässt. Glücklicherweise gibt es dann auch Tiere, die in genau diesem leuchtenden Gedankenlenker ihre Mahlzeit sehen.

LIMBO steht für Stimmung

Ein dunkler trostloser Wald macht sich über den Bildschirm breit. Der Nebel räkelt sich am Boden entlang, und nur vereinzelt dringen matte Sonnenstrahlen durch die Kronen der riesigen Bäume. Von einer Spielfigur fehlt jede Spur, und auch kein Intro klärt über die Situation auf. Etwas leuchtet – es sind die Augen eines Jungen, der sich langsam aufrichtet und nur als Silhouette sichtbar ist. Ihr geht den zweidimensionalen Level entlang und hoffen auf eine Erklärung, doch diese wird noch lange nicht kommen.

Akustisch ist Minimalismus Trumpf, so hört ihr lange Zeit nur die Schritte des Jungen, das Tropfen des Regens und das gruselige Trippeln der Spinnen. Plötzlich schnappt eine im hohen Gras versteckte Bärenfalle mit einem lauten metallischen Schnappen zu und enthauptet den Jungen auf brutalste Weise. Spätestens da wird einem bewusst, dass LIMBO nichts für schwache Nerven ist. Obwohl ihr überhaupt keine Einführung bekommt, gehört LIMBO zu den Pflichttiteln im PSN.

Dass das Fehlen der Hintergrundgeschichte keinen Abzug der Wertung nach sich zieht, ist rasch erklärt. Die Atmosphäre lebt davon, dass ihr nicht genau wisst, was euch erwartet. Gäbe es eine kurze Hintergrundgeschichte oder nur einen kleinen Einleitungsbildschirm, wäre die Stimmung längst nicht das, was sie in LIMBO tatsächlich ist. Das Mitzittern und Miterleben, so seltsam es sich auch anhören mag, wird gerade wegen der fehlenden Story erzeugt.

LIMBO muss man gespielt haben

Warum ist man hier? Wer sind diese anderen Schattengestalten, die einen töten wollen, und wohin will der Junge eigentlich? Die düsteren Schauplätze tragen stark zur Stimmung bei. Ihr durchwandert nach der Reihe den Wald, eine verlassene Stadt und eine alte Fabrik. Ohne es zu bemerken, atmet ihr flacher und konzentriert euch über Gebühr, während ihr LIMBO spielt. Das Ergreifendste ist allerdings die ständige Bedrohung des empfindlichen Jungen und die sehr brutal inszenierten Sterbeanimationen, vor denen man den Kleinen in weiterer Folge regelrecht zu bewahren versucht.

Grafisch sowie soundtechnisch macht LIMBO alles richtig, denn Stimmung erzeugt dieses Game enorm schnell. Von Fotorealismus sind wir weit weg, und die Sprünge machen bestimmt nicht so viel Laune wie in Super Mario Odyssey, das ist klar! Ihr beschreitet hier ein ganz anderes Genre, nämlich eines zwischen Horror und Rätselspiel. Wenn euch Inside und Little Nightmares gefallen haben, dann könnt ihr hier genauso bedenkenlos zugreifen!

LIMBO hat das Zeug zum Instant-Klassiker, so viel steht fest. Intelligente Rätsel (mal ist ein Schalter zu drücken, mal zu überspringen – bei einem Fehler seid ihr wieder mal tot) machen süchtig, und da sieht man gerne über die ziemlich kurze Spielzeit hinweg. Wenn ihr die Rätsel drauf habt, spielt ihr LIMBO mir nichts, dir nichts durch. Doch zumindest beim ersten Spieldurchlauf und deren ungezählten Tode ist das Game eines der beeindruckendsten, welches ihr im PSN finden könnt. Meine Empfehlung hat das Spiel!

Wertung: 9.0 Pixel

für LIMBO (PS4) im Test #ThrowBackThursday von