Forza Horizon 4 (PC) im Test – Schottenrock Geschwindigkeit!

von postbrawler 20.10.2018

Microsoft mischt mit der Forza-Serie kräftig mit, wenn es um die Open-World Rennspiel-Krone geht. Ich habe den neuesten Teil, Forza Horizon 4 dank Xbox Play Anywhere auf dem PC getestet. Wie sich Forza Horizon 4 in Vergleich zu den Vorgängern, und gegen die Konkurrenz wie Project Cars schlägt, lest ihr in meiner Review.

  • Developer: Playground Games, Turn 10 Studios
  • Publisher: Microsoft Studios
  • Genre: Open-World Rennspiel
  • Plattformen: PC, Xbox One

Handlung und Setting

© Microsoft Studios

Nach Colorado, Louisiana und Australien verschlägt es das Horizon Festival im vierten Teil nach Europa, genauer gesagt in die schottischen Highlands um Edinburgh. Neben der Hauptstadt selbst gibt es malerische Küsten, tiefe Wälder und majestätische Seen zu bestaunen. Schottland wäre nicht komplett, würden nicht auch antike Gemäuer und Burgen das Landschaftsbild prägen. Die Karte ist Microsoft zufolge in etwa gleich groß, wie die Australien-Karte des Vorgängers. Üblicherweise prahlen Open-World-Spiele gerne mit dem Zuwachs an Quadratkilometern der Spielwelt im Vergleich zu früheren Serienteilen. Forza Horizon 4 punktet hier lieber mit Klasse statt (Land)Masse, und führt Jahreszeiten ein, welche die Spielwelt in regelmäßigen Abständen in ein neues Kleid hüllen. Das hat nicht bloß Auswirkungen auf die Optik und die Fahrphysik. Im Winter beispielsweise überzieht eine dicke Eisschicht die schottischen Seen, woraufhin ganz neue Rennserien, Inseln und Geheimnisse entdeckt werden können.

Gameplay

Wie in Rennspielen üblich, startet ihr mit einem sehr überschaubaren Fuhrpark als Rennfahr-NovizIn in die Festival-Saison. Zu Beginn wählt ihr aus einer Liste buntgemischter Avatare den- oder diejenige aus, die hinterm Steuer eurer Rennboliden Platz nehmen darf. Durch gewonnene Rennen, coole Stunts und absolvierte Aufträge steigert ihr euren Ruf, schaltet neue Herausforderungen und Fahrzeuge frei, und sackt Gewinnprämien in Form von Credits ein. Eure Fähigkeiten als RennfahrerIn könnt ihr in vier verschiedenen Disziplinen verbessern: In Straßen-, Offroad-, Dirt- und Schaurennen gilt es, mit geeigneten fahrbaren Untersätzen als erste/r die Ziellinie zu überfahren. Mit jedem Stufenaufstieg steigt nicht bloß der Schwierigkeitsgrad, es winken auch lukrative Belohnungen in Form neuer Fahrzeuge, Outfits und Gewinnerposen.

Der Schwierigkeitsgrad in Forza Horizon 4 lässt sich sehr gezielt auf die eigenen Wünsche einstellen. Ihr findet die gegnerischen Drivatare zu vorhersehbar? Diese lassen sich in mehreren Stufen aufwerten, um euch stärker Paroli zu bieten. Während ihr als Anfänger wohl noch stark auf diverse Fahrassistenzsysteme wie die vorgezeichnete Ideallinie auf der Straße zurückgreift, werden Profis diese Komfortfeatures rasch abdrehen. Das Schadensmodell lässt sich beispielsweise von rein kosmetisch auf eine kostspielige Schadenssimulation umstellen. Auch eine praktische Rückspul-Funktion ist an Bord, mit der sich Fehler, zumindest im Einzelspielermodus, elegant korrigieren lassen. Dadurch bietet Forza Horizon 4 nicht nur für jeden Geschmack etwas, sondern auch grenzenlose Möglichkeiten der Individualisierung.

Wetter und Jahreszeiten

© Microsoft Studios

Bevor euch Forza Horizon 4 in die freie, und von bis zu 72 SpielerInnen gleichzeitig befahrbare Welt entlässt, bringt euch das Spiel durch Tutorial-Missionen das Prinzip der Jahreszeiten näher. Ehe das Wetter also serverweit für alle Spieler im selben Rhythmus umschlägt, müsst ihr euch erst einen Kaderplatz im Horizon-Cup erspielen. Die damit verbundenen Story-Missionen sind abwechslungsreich gestaltet, und gipfeln pro Saison in einem fulminanten Schaurennen. Darin tretet ihr in stark gescripteten Action-Kursen gegen Hovercrafts, Kampfjets und Dampfloks an. Sogar eine Alieninvasion im Halo-Stil samt Warthogs und witzigen Cortana-Kommentaren könnt ihr darin erleben!

Die Jahreszeiten selbst sind grafisch sehenswert in Szene gesetzt. Im Winter schlittert ihr über zugefrorene Seen und schneebedeckte Fahrbahnen, während ihr es im Herbst mit laubbedecktem Matsch und Nieselregen zu tun bekommt. Im Frühling stehen die Wiesen und Bäume in voller Blüte, während im Sommer die Sonne aufs Blechdach knallt.

Fuhrpark

Über 450 lizenzierte und bis ins kleinste Detail modellierte Rennautos, vom Seat Leon bis zum Lamborghini Murciélago wollen im Laufe des Horizon Festivals von euch erspielt, verdient und angekauft werden. Die Autos sind in den Kategorien Gewöhnlich, Selten, Episch und Legendär eingeteilt, und unterscheiden sich in unterschiedlichen Fahreigenschaften wie Handling, Beschleunigung und Maximalgeschwindigkeit.

Der eigene Fuhrpark wächst besonders zu Beginn schnell an, denn Stufenaufstiege, Schaurennen und Scheunenfunde sorgen für einen steten Nachschub an Vehikeln. Jedes Fahrzeug hat seine ganz eigene Fahrphysik, und kann durch Tuning noch weiter verbessert werden. Wie bei Pokémon kommt hier rasch der „du musst sie alle haben“-Effekt zu tragen. Ehe man sich versieht, ertappt man sich dabei nur noch eben schnell diese eine Scheune zu suchen, um einen weiteren legendären Fund zu ergattern.

Multiplayer

Mehr Spaß macht Forza Horizon 4 natürlich im Zusammenspiel mit anderen. Egal, ob man neue Streckenrekorde in Schaurennen aufstellt, in PVP Arenen vor Zombiefahrzeugen flieht, oder die eigenen Driftkünste auf unzähligen über die ganze Map verteilten Rennstrecken unter Beweis stellt. Forza gegen menschliche MitspielerInnen macht deutlich mehr Spaß, als gegen computergesteuerte Drivatare ins Feld zu ziehen.

Doch der Multiplayer-Spaß beschränkt sich nicht darauf, andere SpielerInnen zu Rennen herauszufordern. Am Marktplatz dürft ihr eure Boliden an andere SpielerInnen verkaufen. Darüber hinaus könnt ihr selbst kreierte Skins für Fahrzeuge in einer breiten Bibliothek an User-generierten Inhalten anbieten. Zu guter Letzt steht es euch frei, die Rennregeln für verschiedene Kurse über sogenannte Blaupausen maßgeblich zu verändern.

Grafik und Präsentation

© Microsoft Studios

Grafisch weiß Forza Hotizon 4 auf ganzer Linie zu überzeugen. Selbst auf schwächeren Geräten läuft das Spiel noch flüssig, und sieht auch in mittleren Settings zum Anbeißen aus. Auf Gaming-PCs kann man gegenüber der XBO und selbst der One X noch einiges an Performance herauskitzeln. Mein Techbold PC schaffte dank GTX 1080 bei Ultra-Details und QHD-Auflösung satte 90 FPS auf den Bildschirm zu zaubern. Auch hohes Verkehrsaufkommen oder partikelintensive Wettereffekte vermögen der Framerate nicht das Wasser abzugraben.

Was mich an der PC Version aber am meisten beeindruckt hat, ist die frei skalierbare Auflösung des Spiels. So lässt sich Forza Horizon 4 jederzeit mittels Alt+Enter aus dem Fullscreen-Mode in den Fenster-Modus versetzen, und beliebig größer und kleiner ziehen – in Echtzeit, ohne Performanceeinbußen! Überhaupt hat Microsoft ganze Arbeit geleistet, das Rennvergnügen bestmöglich auf den PC zu übertragen. Auch die Maus und Tastatur-Steuerung geht locker-flockig von der Hand. Sogar so sehr, dass ich im Pause-Screen gerne mal das Gamepad zur Seite lege, um mich flotter durch die Menüs zu klicken.

Soundtechnisch hat Forza Horizon 4 eingängige Pop-, Rock-, Elektro- und sogar Klassik-Hintergrundmusik zu bieten, je nachdem für welchen Radiosender ihr euch entscheidet. Die ModeratorInnen gehen live auf das Spielgeschehen ein, und liefern manchmal hilfreiche Tipps zu möglichen nächsten Stationen ab. Wenn man ein paar Saisonen lang unterwegs ist, hat man aber jedes Lied und jede Ansage zumindest einmal gehört. Das sprachgesteuerte Navi Anna hingegen überrascht immer wieder mit sehr personalisierten Ansagen, da sie die gängigsten Vornamen aus einem Verzeichnis an Sprachsamples auslesen, und SpielerInnen so anhand ihres Profilnamens ansprechen kann.

Fazit zu Forza Horizon 4

Ich bin ja normalerweise kein großer Rennspiel-Fan. Ich mag das prollige Tuning-Gedöns von Need 4 Speed nicht, und in Fahrsimulationen wie Gran Turismo stelle ich mich an wie ein 17-jähriger Fahranfänger auf Lachgas. Forza Horizon 4 hingegen trifft einen Nerv bei mir, motiviert mich fortlaufend und hält mich so schon seit mehreren Nächten bei der Stange. Ich hätte nicht gedacht, mich einmal so sehr in ein Rennspiel verlieben zu können. Die Multiplayer-Integration ist nahtlos, unaufdringlich und subtil, wodurch jedes Rennen zu einem schnellen Gelegenheitsspiel wird. Wer wie ich gerne mal ein paar Stunden in atemberaubenden Landschaften versinkt oder einfach rücksichtslos mit 360 Sachen über virtuelle Radarfallen und Sprungschanzen brettert, wird mit Forza Horizon 4 sehr viel Freude haben!

Wertung: 9.2 Pixel

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