Yaiba: Ninja Gaiden Z (Xbox 360) im Test

von Ben Vollmann 20.04.2014

Warum erscheint das Review zu Yaiba: Ninja Gaiden Z erst jetzt? Die Antwort ist simpel: Weil ich mich sofort nach meinem Test zu Team Ninjas Schnetzler in ein japanisches Zen-Kloster zurückgezogen habe. Wer aber meint, dass ich dort vor Begeisterung in Yaibas Fußstapfen treten und den geheimen Pfad des Ninjustsu beschreiten wollte, liegt leider falsch. In Wahrheit hat es nicht weniger als dreißig Tage der stillen Meditation und Askese gebraucht, um die innere Stärke aufzubringen, die nötig war, um dieses Review zu schreiben.

New & Improved?

Gleich einmal vorab: Ich bin eigentlich ein großer Fan der Ninja Gaiden-Reihe. Auch wenn die Artdirection mit den engen Latexanzügen und dem klischeehaften Charakterdesign (eine blonde Ninjarette mit Doppel-D-Körbchen, seriously?) eben so wenig mein Fall war wie es die absolut hirnrissigen Sci-Fi-Plots waren, konnte man sich auf eines verlassen: Ninja Gaiden stand für brutal hartes, ultraschnelles und tief gehendes Third-Person-Action-Gameplay. Anspruchsvolle Jump-and-Run-Einlagen gepaart mit der Tatsache, dass, wenn man auch nur eine Sekunde unachtsam war, jeder noch so popelige Gegner eine ernsthafte Bedrohung war, machten es einfach, über die sonstigen Schwächen der Ninja Gaiden-Games hinwegzusehen. Dem ist in Yaiba: Ninja Gaiden Z nicht mehr so. Es ist, als würde man in einem schummrig beleuchteten Zimmer, das eigentlich ganz sauber aussieht, das Licht anschalten und plötzlich sehen, dass man in einer dreckigen Absteige sitzt. Nein, eigentlich ist es so, als würde man nicht in einem Zimmer, sondern auf der Müllhalde sitzen. So, jetzt ist es raus: Yaiba: Ninja Gaiden Z ist Softwaremüll. Wem dieses Statement in Verbindung mit dem Score am Ende des Reviews nicht reichen sollte, ist herzlich eingeladen, mir zu folgen, wenn ich die aristotelische Katharsislehre einem Stresstest unterziehe und versuche, mir meine Wut von der Seele zu schreiben.

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Cyber-Mecha-Macho-Ninja-Zombieapokalypse

Die Story von Yaiba: Ninja Gaiden Z ist so simpel wie dämlich. Nachdem Yaiba in einem epischen Kampf auf Leben und Tod gegen den bisherigen Ninja Gaiden-Protagonisten und Lederfetischisten Ryu Hayabusa den Kürzeren zieht und in zwei Teile zerschnippelt wird, kehrt er als halb robotischer Cyberninja ins Reich der Lebenden zurück und sinnt auf Rache. Eigentlich kehrt er weniger ins Reich der Lebenden zurück als in das der lebenden Toten, denn als Backdrop für Yaibas Rachefeldzug muss wieder einmal die oft bemühte Zombieapokalypse herhalten. Unterstützt wird er dabei von Miss Monday, dem übersexualisierten Klischeeabziehbild einer Telefonistin (mit Doppel-D-Körbchen und – man staune – roten Haaren), deren Job es zu sein scheint, sich Yaibas dumme Sprüche anzuhören.

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RIP Ryu Hayabusa

Am ständigen Kommentargeklopfe des neuen Protagonisten lässt sich dann auch herrlich veranschaulichen, wie sehr sich Yaiba: Ninja Gaiden Z von den Teilen der Serie mit dem wortkargen Ryu in der Hauptrolle unterscheidet. Der – sagen wir einmal – eigenwillige Humor und die knallbunte Cell-Shading-Optik von Yaiba mögen ja noch in die Sparte „Muss man halt mögen“ fallen, das buttonmashige Kampfsystem dagegen wirkt bestenfalls wie ein lieblos hingehudelter Pfusch. Es gibt zwar ein Elementarsystem, das bestimmte Attacken gegen bestimmte Feinde besonders effektiv macht, in der Praxis masht man dann aber doch lieber abwechselnd Heavy- und Rangeattacks und hüpft dabei wie von der Tarantel gestochen durch die Gegnerhorden. Hin und wieder wird man aber dabei von Angriffen aus der Katana-Trance geholt, die man einfach nicht kommen sieht und die trotz vorhandener Blocktaste nicht abzuwehren sind. Dass man über weite Strecken des Spiels auf die immer gleichen Zombievarianten eindrischt, macht die Sache nicht besser. Für Abwechslung sorgen nur die Bosskämpfe, bei denen es Yaiba mit siamesischen Zombiebabys, Helikoptern und Cyberhunden zu tun bekommt. In den Bossbattles stellt sich dann leider heraus, dass das Kampfsystem ohne die sich endlos wiederholenden Zombiehorden einfach nur unlustig und überraschend schwer ist. Ein Kampfsystem mit praktisch null Tiefgang und Finesse so schwer zu gestalten, dass man sich mehr als nur einmal fragt, warum man sich das überhaupt antut, während man eine gefühlte Ewigkeit auf den Ladebildschirm starrt, ist fast schon eine Meisterleistung.

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Harakiri

Sollte man es schaffen, trotz all der Ungereimtheiten und fragwürdigen Designentscheidungen Spaß mit Yaiba: Ninja Gaiden Z zu haben, gibt es immer noch eine Ladung voller technischer Probleme. Relativ weit gestreute Checkpoints, Bugs, die euch zwingen, ganze Kapitel neu zu starten, Ladezeiten wie auf der PS2, fehlende Kollisionsabfrage bei Wänden und vieles mehr wartet darauf, euch den wenigen Spaß, den ihr mit Yaiba habt, gründlich zu vermiesen. Eigentlich sollte klar sein, was ich euch damit sagen will, dabei habe ich mich nicht einmal über die unnötigen und schludrigen Quick-Time-Events ausgelassen, die die knackigen Jump-and-Run-Passagen früherer Ninja Gaidens ersetzen, oder habe Yaibas müllige Machosprüche rezitiert. Tut mir den Gefallen und lasst die Finger von diesem Game. In diesem Sinne durchatmen und … oooooooooooooooommmmmmmmmmmmmmmm …

Wertung: 5.5 Pixel

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