Wulverblade im Test – Im Koop Beat ’em up gegen die Römer

von David Kolb-Zgaga 01.02.2018

Wulverblade von Darkwind Media ist ein Beat ’em up im Stile von Double Dragon und erweitert das nicht gerade überfüllte Genre der Couch-Koop-Prügler. Das 120 Jahre n. Chr. angesiedelte Spiel erzählt von den Römern und deren Belagerung des heutigen Schottlands. Das Spiel beweist Oldschool-Qualitäten, ist aber auch etwas kurz und abwechslungsarm. Wer eine knackige Herausforderung sucht, sollte dennoch weiterlesen.

Gegen Rom

In Wulverclan übernimmt man einen von drei spielbaren Charakteren. Es gibt Caradoc, der eine ausgewogenen Mischung aus Stärke und Geschwindigkeit mitbringt. Seine Schwester Guinevere hingegen ist agiler aber dafür etwas schwächer. Außerdem gibt es noch Brennus, der ein bisschen an den Mountain von Game of Thrones erinnert und langsam aber dafür umso heftiger zuschlägt. Mit einem der drei (wahlweise auch zu zweit im Koop) versucht ihr in der Storykampagne die Römer daran zu hindern das heutige Schottland zu erobern. Gemäß dem Genre liegt der Fokus nicht auf der Story. Diese schwankt daher auch zwischen „ganz nett“ und „belanglos“.

Die Autoren versuchen sich an einem Spagat zwischen historisch akkurater Darstellung und fantastischen Elementen. Da aber jedes der acht Level nur ein Intro- bzw. ein Outrovideo besitzt, bleibt nicht genügend Zeit dafür eine gehaltvolle Geschichte mit Wendungen, ja sogar starken Charakteren (bitte nicht physisch verstehen) zu erzählen. Immerhin verfällt die Erzählung nie ins Alberne und es gelingt ihr sogar, dank des brachialen Comic-Looks, eine mitreißende Atmosphäre zu erzeugen. Man möchte den Römern für ihre Unterdrückung einfach eins auf’s Maul geben und das untermalt die Geschichte ganz gut.

Spannende Geschichtsstunde

Was mir neben dem Look von Wulverblade sehr gut gefallen hat, sind die sammelbaren Gegenstände, die in den Levels haufenweise versteckt sind. Unter gefühlt jedem zweiten Fass könnt ihr Collectibles finden, die euch Zeitzeugnisse über die damalige Zeit freischalten. Mit Briefen und historischen Beschreibungen könnt ihr so z.B. Hintergrundinformationen über die Bauwerke des Römischen Reichs erlangen. Es gibt sogar Videos, die spezielle Orte oder Begebenheiten erklären oder zeigen, wie die EntwicklerInnen vor Ort recherchierten. Auch wenn es mit der Zeit ein bisschen viel wird, schafft es das Spiel mir einige geschichtliche Begebenheiten nahe zu bringen, ohne sich dabei als Oberlehrer aufzuspielen. Das liegt auch daran, dass die sammelbaren Gegenstände ausschließlich optional bleiben und sich auch nur dann öffnen, wenn ihr die jeweilige Taste gedrückt haltet. Man muss daher keineswegs befürchten, dass man mittels Geschichtsstunde aus der Actionszenerie gerissen wird.

Da fliegen die Köpfe

Das Kampfsystem von Wulverblade hat zu Beginn eine angenehme Komplexität. Da es ein Sidescroller ist, ist es nicht Street-Fighter-komplex, es gibt aber einige Fähigkeiten wie das Blocken, das man sich unbedingt aneignen muss, wenn man in den acht Stages bestehen möchte. Meistens kämpft man mit dem Standardschwert (normaler Angriff) gegen die anrennenden Römer. Es gibt aber auch Wurfgegenstände wie Steine, Wurfmesser, Speere, ja sogar die abgetrennten Köpfe der getöteten Feinde können geworfen werden. Es gibt sehr große Waffen, wie z.B. riesige Langschwerter, Sicheln oder Äxte, die nur für sehr kurze Dauer im Einsatz sind, da diese schnell kaputt werden. Außerdem gibt es immer wieder nicht ganz so große Waffen zu finden, die aber immer noch opulent groß sind, die sich Caradoc einsteckt. Mit diesen Waffen ist es möglich, neben dem normalen Angriff auch noch einen schweren Angriff auszulösen.

Bockschwere Bosse

Das klingt alles sehr variantenreich, ist es aber im Prinzip nicht. Vieles fühlt sich ähnlich an und schon bald hat man das Kampfsystem durchschaut. Zwischen Durchschauen und Meistern ist da aber noch ein Unterschied, denn die Römer werden euch immer wieder versuchen zu umzingeln. Die drei Hauptcharaktere können nämlich nur in die Richtung blocken, in die sie gerade schauen. Fällt euch jemand in den Rücken, nehmt ihr großen Schaden. Momentan gibt es mit „leicht“ und „normal“ zwei verschiedene Schwierigkeitsgrade.

„Normal“ fällt dabei schon sehr schwer aus und ich musste die acht verschiedenen Bosse mehrmals probieren. Das liegt aber auch daran, dass diese gegenüber den Standardgegnern einen oder mehrere Schläge haben, die ihr nicht blocken könnt. Die Bosskämpfe bieten nochmal spezielle Herausforderungen, wo ihr besonders auf der Hut sein müsst und das Timing perfekt sitzen sollte. Immerhin gibt es aber zwei Checkpoints pro Stage, wovon einer immer direkt vor dem Boss zu finden ist. Das hält die Frustmomente in Grenzen.

Koop überbrückt Abwechslungsarmut

Leider wird das restliche Gameplay, spätestens ab Level 3, etwas trist. Das Kampfsystem ist durchschaut und die Standardkämpfe verinnerlicht. Das Spiel weiß sich meist nur mehr mit Gegnermassen, aber nicht mit neuen Gegnertypen zu wehren. Wenn mir dann gegen Ende hin vier Bogenschützen und acht Nahkämpfer nachlaufen, stellt das zwar eine schwierige Situation dar, die ich so aber so ähnlich schon zig Male erlebt habe. Die mittlerweile auswendig gelernten Strategien funktionieren dann immer gleich und damit kehrte leider Langeweile ein. Da hilft es freilich, dass es per Hop-on-/Hop-off-Funktion zu jeder Zeit ein Kumpel im Spiel einsteigen darf. Das bringt spielerische Abwechslung rein, da man sich nun koordinieren muss und mit einem oder einer MitstreiterIn gestaltet sich das gesamte Spielerlebnis deutlich spaßiger.

Wulverblade Fazit

Nach ca. fünf Stunden hatte ich die Kampagne durchgespielt. Danach bleiben noch mehrere Modi, wie Horde oder die Levels ohne Checkpoints. Die Kerngameplaymechanik bleibt aber immer gleich. Mir wird insgesamt zu wenig Abwechslung geboten und durch die schieren Gegnermassen, wird der Spielfluss teils krampfhaft. Das kann man zwar sehr vielen Sidescroller Beat ’em ups vorwerfen, es ist und bleibt damit aber trotzdem ein valider Kritikpunkt für mich. Trotzdem bietet mit Wulverblade in kleinen Dosen und zu zweit einiges an Spielspaß. Ich bin dann einfach nicht der Typ dafür, der jede einzelne Stage wegen eines Highscoreboards noch einmal durchspielt. Wenn man sich daher für das Genre erwärmen kann und vor einer Herausforderung nicht zurückscheut, kann man problemlos für gerade einmal 15 Euro zuschlagen. Wer, so wie ich, das Spiel nur einmal durchzocken möchte, sollte allein schon wegen des knappen Umfangs auf einen Sale warten.

Wertung: 7.1 Pixel

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