World of WarCraft: Dragonflight (PC) im Test – König der Lüfte

von postbrawler 09.01.2023

Hättet Ihr mich 2016, zu meinem ersten WoW-Test für BeyondPixels gefragt, wie viel Zeit ich noch in ein damals 11 altes MMO stecken werde, ich hätte es nicht sagen können. Nun, 6 Jahre und 3 Erweiterungen später habe ich den alten Account ausgemottet und mich nochmal hinters Flugmount gespannt, um für euch ein paar Eindrücke der brandneuen Erweiterung Dragonflight zu sammeln. Und was soll ich sagen – es ist auch nach 18 Jahren immer noch WoW und ich spiele es immer noch gerne.

All meine bisherigen WoW-Reviews:

Die Welt wächst

Im Kern hat sich mit Dragonflight wenig geändert. Ihr entscheidet euch zu Spielbeginn immer noch für eine der beiden Fraktion Allianz oder Horde, wählt eine Rasse und Klasse, und startet ins Abenteuer. Gefühlte 2.000 Wolfsherzen und Kollateralschäden später seid ihr dort, wo Millionen von SpielerInnen schon vielfach vor euch standen: Am Anfang einer neuen Erweiterung. Nun beginnt die alte Tretmühle wieder von Vorne: Raus aus den alten epischen Gewändern, weg mit dem Ramsch der Schattenlande, und rein in den neuen Kontinent, der bisher wie durch ein Wunder unentdeckt blieb. Auf der Weltkarte mit ursprünglich zwei Kontinenten sieht man vor lauter Landmasse mittlerweile kaum mehr Ozean. Noch 3 Erweiterungen, und die Welt ist wieder das, was sie vor 10.000 Jahren war: Ein zusammenhängender Kontinent mit dem Mahlstrom in der Mitte – wie ein Tümpel, aus dem der Stöpsel gezogen wurde.

Neue Klasse und Volk

Doch genug gehetzt, widmen wir uns den wirklichen Neuerungen. Da wäre zum einen die neue Klassen/Volks-Kombi, der Drakthyr Evoker, zu Deutsch „Rufer“. Mit dieser HeldInnenklasse startet ihr direkt kurz vor Level 60 auf den Dracheninsel, und macht euch in einem knackigen Tutorial mit den Fähigkeiten vertraut. Evoker spielen sich noch etwas agiler als die in Legion eingeführten DämonenjägerInnen. Highlight der Klasse ist wohl die Volksfähigkeit Drachenflug. Damit hebt ihr euch ihn die Lüfte und gleitet durch die Gegend wie ein echter Drache. Aber auch sonst werden ihr in Raids für reichlich Aufmerksamkeit sorgen. Feuerspeiend durch die Gegend fliegen und spielend zwischen Mensch- und Drachenform wechseln gehört zum Standard-Repertoire. Zwei Spezialisierungen als FernkämpferIn und HeilerIn stehen zum Start zur Verfügung.

Ab in die Dragonflight-Lüfte!

Das neue Feature Drachenflug könnt ihr aber auch mit jeder anderen Klasse erleben, denn auf der Dracheninsel muss das geflügelte Reiten nicht erst mühselig freigespielt werden. Schon im ersten Gebiet erhaltet Ihr einen Drachenbegleiter samt Flugstunden. Und schnell wird klar: Nichts ist mehr wie früher! Die neuen Drachen gleiten, schwingen und peitschen durch die Lüfte, dass es eine echte Freude ist. Mit einem Leap of Faith geht’s in die Tiefe, um Schwung aufzubauen, und dann rasant in die Höhe zu schnellen. Nach und nach schaltet ihr dabei Fähigkeiten frei, die das Momentum, aber auch die Reichweite und die Ausdauer eurer Flugechse verbessern. Überall auf der Insel verteilte Hindernisparcours und PVP-Rennen lassen fast schon Rennspiel-Vibes aufkommen. Leider funktioniert das nur hier. Zurück in der alten Welt kommt man sich nun fast schon träge und hölzern vor.

Nachdem das Maximal-Level bereits in der letzten Erweiterung auf 60 zurückgesetzt wurde, geht es in Dragonflight nun bis 70 hoch. Neue und Twink-SpielerInnen können bis Level 50 aus einer der bisherigen Erweiterungen wählen. Die Schattenlande müssen aber dennoch weiterhin absolviert werden, bevor es auf die Dracheninsel geht.

Die Dracheninsel

Jedes der vier neuem Gebiete ist thematisch einem der 4 Drachenschwärme zugeordnet. Im Startgebiet, der Küste des Erwachens, herrschen die Schwarzdrachen mit ihrem jungen Herrschen Wrathion. Die smaragdgrünen Drachen unter Merithra teilen sich die Ebenen Ohn’ahras mit den Zentauren. Das azurblaue Gebirge, die Heimat von Kalecs gleichfarbigem Schwarm, lässt mit klaren Anleihen an die Borealische Tundra und die Grizzlyhügel Fan-Herzen höher schlagen. Taldraszus beherbergt nichts nur die neue Hauptstadt und den Sitz der Aspekte, sondern auch Nozdormus bronzenen Drachenschwarm.

Dem grafischen Gerüst von Dragonflight sieht man sein Alter freilich an, wenngleich der Artstil zeitlos und farbenfroh bleibt. Die große Kunst steckt in der Vielfalt und Schönheit der gezeigten Welt, die starke Anleihen an früheren Fan-Favorite-Gebieten nimmt. Auch das Gameplay bleibt seit mehreren Expansions weitestgehend unverändert. Quests lassen sich an gelben Ausrufezeichen erkennen, täglich Aufgaben sind auch der Map als runde Marker gekennzeichnet. Bei den Handwerksberufen wurden einige Qualitätsverbesserungen vorgenommen. In einem aufgeräumten und leicht erlernbaren Interface können Massenaufträge, Materialien und Rezepte sowie Spezialisierungen einfach verwaltet werden. Außerdem hat jeder Beruf nun ebenfalls eine Art Levelsystem, in dem Ihr euch mit fortschreitendem Erfolg spezialisieren und verbessern könnt.

Fazit zu WoW Dragonflight

Dragonflight mistet viele antiquierte und unbeliebte Features aus, und fokussiert sich wieder auf die Grundsäulen des soliden MMO-Erfolgs. Abwechslungsreiche Quests, eine optionale aber spannende Handlung, sowie den spektakulären Drachenflug sorgen für ein recht rundes Gesamtpaket. Der Erweiterungsplan ist abitioniert. Noch 2023 sollen mindestens 3 große Inhaltserweiterungen für Dragonflight folgen. Es scheint, dass WoW nach einer kurzen Sinnkrise seinen Kurs wieder gefunden hat. Ob das auch nach der möglichen Übernahme von Microsoft so bleiben wird, bleibt abzuwarten. Inhaltlich bin ich kein großer Fan der ganzen „Drachen“-Kiste von WoW, und dass der Konflikt zwischen Allianz ohne Horde quasi beigelegt wurde, schmerzt mich auch ein wenig. Aber das sind eher Geschmacksfragen, die jeder und jede für sich beantworten muss. Das Gerüst für eine rosige Zukunft von WoW steht jedenfalls mal, wie es weitergeht, wird die Zukunft zeigen.

 

Wertung: 8 Pixel

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