Warum es keine PS5 geben wird

von Mandi 06.08.2016

Wir hätten es eigentlich schon vor langer Zeit sehen müssen. Als die PS4 (endlich?) ebenfalls auf die verbreitete x86-Architektur umstieg, schlummerte in mir eine Vermutung. Lest hier, warum es keine großen Konsolen-Upgrades mehr geben wird!

Xbox Two PS5 Nintendo NX Konsolen Titel

Die Vergangenheit: Bunter Haufen

Wenn wir uns an die Spiele- und Konsolenlandschaft von “früher” erinnern, so war da eine Vielfalt zu sehen. Da wurden HDDVDs (erinnert sich noch jemand daran?) zum Ding gemacht, Blu-ray-Discs wurden etabliert. Andere Hersteller verließen sich auf Cartridges und tun das heute noch.  Genauso sah es mit der unterliegenden Architektur aus: Es gab de facto keinen Standard zwischen den einzelnen Konsolen. Exklusivtitel wurden daher schon rein von der Hardware her exklusiv, in den meisten Fällen machte der Aufwand eines Ports gar keinen wirtschaftlichen Sinn. Fans sehen das natürlich anders, wie das Remake von Final Fantasy VII beweist.

Den technischen Vogel schoss aber Sony mit der PS3 ab. Während sich Microsoft schon früh an die PC-Architektur x86 heranwagte, entschied sich der japanische Konzern für die Cell-Architektur. Mehr Leistung war vorhanden, ja, aber nur mit immensem Aufwand der ProgrammiererInnen dahinter. Viele mussten ihr Tagwerk völlig neu erlernen, um für PS3 entwickeln zu können.

Jede neue Konsolengeneration wurde mit Spannung erwartet. Erinnert ihr euch noch an den Sprung zwischen PSone und PS2 und PS3? Wie groß die Augen bei KonsolenspielerInnen wurden, als man Xbox-Titel mit der Xbox 360 verglich, von der Xbox One ganz zu schweigen? Tech-Demos machten die Runde und schafften es locker in den News-Mainstream. “So sieht Zukunft aus!”

Wer Final Fantasy VII gespielt hat, dem trieb Final Fantasy X die Grafik-Tränen in die Augen. Dazu gab es auch allen Grund: Technisch waren diese großen Sprünge an der Tagesordnung. Prozessoren im CPU- und GPU-Bereich überholten sich im Jahrestakt, da ist es kein Wunder, dass die Spiele von Jahr zu Jahr besser aussahen. PC-SpielerInnen mussten klug wählen, um auch zwei Jahre später noch gut ausgestattet zu sein.

Technik Motherboard Chip CPU

Die Technik dahinter

Der Aufbau eines Computers, sei es PC oder Konsole, ist dabei immer gleich. Da gibt es eine Steuerungseinheit, ein Gehirn – das wäre die CPU. So gut wie jeder Befehl wird von der CPU ausgegeben, verarbeitet oder weitergegeben. Ohne CPU wäre so ein Computer quasi hirntot und würde gar nicht laufen. Von einem langsamen Hirn kann man auch nicht viel in Sachen Geschwindigkeit erwarten, so viel ist klar.

Computer sind generell besser dazu geeignet als der Mensch, Dinge parallel zu tun. Daher können auf Computern mehrere Programme stets abrufbereit laufen, ohne sich gegenseitig zu beeinträchtigen. CPU-Merkmale wie Hyperthreading und Boost-Technologien unterstützen einen Prozessor dabei, die vorhandenen Kerne auszulasten beziehungsweise Dinge schneller zu erledigen. Die CPU ist aber nur die halbe Wahrheit.

Um Anwendungen, Spiele und dergleichen auch darstellen zu können, benötigt man eine GPU, eine Grafikeinheit. Sie zeichnet mehrmals pro Sekunde ein Bild und präsentiert dieses sofort auf dem Bildschirm. Dass dieser Rechen- und Zeichenvorgang sehr intensiv ist, versteht sich von selbst. Allerdings ist die GPU ein Prozessor im eigenen Sinne, der genau für solche intensiven parallelen Arbeiten ausgelegt ist. Daher rühren auch die Teraflops – sie haben wir in diesem Beitrag näher erklärt.

Letzten Endes ist aber fast immer die Grafikeinheit der Flaschenhals bei unseren Computern. Warum, das ist schnell erklärt: Da die CPU nur die “logischen” Entscheidungen trifft und sich oft gewissermaßen langweilt, ist diese bei vielen Spielen selten voll ausgelastet. Strategiespiele, in denen viel passiert und viele Gegner gleichzeitig handeln, fordern eine CPU stärker. Eine GPU hingegen muss immer arbeiten.

Das ist auch nicht weiter verwunderlich: Full HD-Monitore mit 1920 x 1080 Bildpunkten Auflösung werden langsam von 1440p-Screens ersetzt. Sie besitzen eine Auflösung von 2560 x 1440 und präsentieren ein viel feineres und detailreicheres Bild. Das sehen wir als AnwenderInnen gerne, doch was tut sich da eigentlich im Hintergrund?

Als Faustregel gilt, dass jeder Pixel gleich viel Rechenleistung benötigt. (Das ist Humbug, wenn ihr euch schon mal mit Rendering auseinandergesetzt habt, wisst ihr, was Licht- und Schattenpunkte für Ressourcen fressen.) Ein Full HD-Screen besitzt 2.073.600 Bildpunkte, ein 1440p-Screen 3.686.400 Bildpunkte: Eigentlich 1,78x so viele Pixel. Damit erhöht sich auch die verwendete Rechenpower um diesen Faktor!

Diese Millionen von Bildpunkten müssen nun 60x in der Sekunde neu gezeichnet werden. Kommen hier noch Shader-Effekte und Nachbeleuchtung sowie andere Nachbearbeitungseffekte hinzu, bestraft ihr im Prinzip eure Grafikkarte. Mehr noch: Wenn ihr dann die Idee habt, von 30 auf 60 Bildern pro Sekunde in einem Spiel zu springen, verdoppelt ihr die Rechenlast. Virtual Reality verlässt sich auf 90 Bilder/Sekunde – ihr seht also, es wird von da an nur noch intensiver.

Nun kommt der Clou: Ein Computer arbeitet, sofern ihr nichts Anderes einstellt, immer so schnell wie möglich. CPU-Kerne übertakten sich kurzzeitig, die GPU cruncht ihre Zahlen unbeirrt dahin. Im Normalfall ist die Grafikkarte der Flaschenhals, Fakt ist: Irgendwo ist bei den Bildern pro Sekunde Schluss. Ob dies nun bei 90, 150 oder 25 ist, sei dahingestellt – irgendwann ist eine Grenze erreicht.

Die meisten Monitore können nur 60 Hertz, also 60 Bilder pro Sekunde, darstellen. Es macht da also gar keinen Sinn, euren Computer 150 Bilder/Sekunde darstellen zu lassen, wenn bei euch sowieso nur 60 ankommen. Daher gibt es VSync oder die Vertikale Synchronisation: Sie limitiert die Ausgabe auf 60 Bilder/Sekunde. Das führt zu verringerter Grafiklast, verringerter Wärmeentwicklung und geringeren Stromkosten. VSync ist euer Freund.

gegenwart

Die Gegenwart: Umbruchsstimmung

Genug des Ausfluges. Im Jahr 2016 sieht die Landschaft nun wie folgt aus: Die PS4 und die Xbox One liefern sich ein erbittertes Rennen um die Konsolen-Krone, doch der Krieg scheint einseitig zu verlaufen. Um den Platz in der Zukunft zu festigen, haben sowohl Sony als auch Microsoft auf der E3 2016 verkündet, an neuen Konsolen zu arbeiten. Beide stellten jedoch klar, dass die neue Hardware keine neue Konsolengeneration darstellen wird.

Das heißt für uns Otto NormalverbraucherInnen: Stärkere Leistung, schönere Grafik, mehr Bilder/Sekunde auf unseren Schirmen. Die Spiele für PS4 und Xbox One, die wir jetzt schon besitzen, laufen aber auch auf der neuen Hardware einwandfrei. Ein gutes Zeichen, nicht? Beide Konsolen sind bereits auf der PC-geprüften x86-Architektur unterwegs, Ports zwischen PC, PS4 und Xbox One sind daher kein Problem: Befehle müssen nicht mehr übersetzt werden, nur noch eine Anpassung an das Betriebssystem ist notwendig.

Da diese Anweisungen für CPU und GPU von allen Computern mehr oder minder gleich verstanden werden, hält sich der Multiplattform-Aufwand in Grenzen. Exklusivtitel wird es daher logischerweise nur noch von Sony und Microsoft selbst geben, um ihre eigene Plattform attraktiver zu machen. Drittfirmen wie Square Enix, Ubisoft und dergleichen werden jedoch so viele SpielerInnen wie nur möglich ansprechen wollen und veröffentlichen daher ihre Titel auf allen Konsolen.

Die Xbox One hat seit August 2016 ein interessantes Feature per Update hinzubekommen: Sie soll in Zukunft mit Windows 10-PCs gleichgestellt werden. Was das für uns bedeutet, ist zu diesem Zeitpunkt abzuwarten, aber eine spannende Entwicklung ist es nichtsdestotrotz! Was plant Microsoft da? Auch Abwärtskompatibilität, die Fähigkeit, Spiele von Vorgängerkonsolen zu spielen, hat die Xbox One mehr oder minder elegant gelöst.

Xbox 360-Spiele können also auf der aktuellen Xbox One gespielt werden, und mit jedem Update sind mehr Games kompatibel. Diesen Luxus haben PS4-SpielerInnen leider nicht: Durch den komplizierten Cell-Prozessor in der PS3 müssten sämtliche Spiele überarbeitet werden. Zwar gibt es die Möglichkeit der Software-Emulation, doch bevor Sony eine halbherzige und schlecht funktionierende Lösung anbietet, gibt es einfach gar keine Abwärtskompatibilität.

PS2-Spiele hingegen sind über den PSN-Store erhältlich. Das ist fies, da Sony klarerweise nachgesagt wird, nochmals Geld für Spiele, die man vielleicht sogar schon besitzt, zu verlangen. Ihr seht schon: Die Abwärtskompatibilität geht klar an Microsoft, denn die vorhandenen Discs lassen sich zwar in der Xbox One, aber keineswegs in der PS4 abspielen. Das ist für NostalgikerInnen zwar mies, aber die meisten Leute wollen die aktuellsten Games.

Eine neue Konsolengeneration ging also fast immer mit den selben Fragen einher: Wie viel mehr Leistung, welche besseren Spiele bekomme ich für wie viel Geld? Und kann ich meine alten Spiele drauf spielen? Eine neue Generation bedeutete fast immer irgendwo einen Bruch mit den alten Gegebenheiten. Sei es durch eine neue Architektur, neue Steuerungsideen wie bei der Wii oder neue Software: Da gab es immer etwas, worauf man sich freuen konnte. Wie sieht das jetzt bei einer PS5 und Konsorten aus?

Keine PS5 fuer uns

Die Zukunft: Keine PS5 (per se)

Wir halten fest: Alle Konsolen laufen auf der gleichen Architektur (die Nintendo-Konsolen genießen schon immer einen Sonderstatus).  Was liegt also näher, als das iPhone-Modell von Apple bei den Konsolen zu implementieren? Der Konzern aus Cupertino ist berühmt und berüchtigt dafür, seine Smartphones in zwei Varianten anzubieten. Im einen Jahr kommt ein iPhone mit einem neuen Design, und im darauffolgenden Jahr werden in der S-Version die inneren Werte klar verstärkt. Ein Jahr später folgt ein neues Design, und so weiter und so fort. Wenn man nun die Parallele zur PS4-Konsole von Sony zieht, sieht es ähnlich aus.

Die PS4 war ein radikaler Neuanfang für Sony: Neue Architektur (weg vom komplizierten Cell), neues Gerät, neue Controller, neue Kamera-Peripherie und bald schon die Möglichkeit, dank PSVR in virtuelle Welten abzutauchen. Nun wäre quasi die PS4S an der Reihe: Abwärtskompatibel, zum gleichen Preis erhältlich, nur mit stärkeren Innereien. Genau das ist die PS4 Neo nämlich – das S-Design der Konsole. Lasst uns den Faden noch ein wenig fortspinnen, um zum Punkt zu gelangen.

Die bewährte Architektur ermöglicht es allen EntwicklerInnen, leicht zwischen den verschiedenen Konsolen zu porten. Da wird wohl nichts mehr geändert. Die Controller sind bald schon klüger und besser ausgestattet als Smartphones: Mit Bewegungs-, Beschleunigungs- und Giersensoren, einem Lämpchen zum Tracking, Lautsprechern und einem Touchpad an der Front ist so ein Controller schon Hightech. Die Move-Controller zeigten schon zu PS3-Zeiten, dass das Tracking sehr genau ist und auch bei einer PS5 gut funktioniert.

Die Kamera wurde neu aufgelegt und die Spiele trudeln langsam immer mehr ein: Es klingt, als wäre die PS4 dort angekommen, wo der PC seit Jahrzehnten steht. Die Hardware bezüglich der Peripherie passt, jetzt geht es nur noch um pure Rechenkraft. Es würde also völlig ausreichen, wenn es alle drei Jahre eine PlayStation gibt, die einen stärkeren Prozessor und eine schnellere Grafikeinheit anbietet. Beim Rest muss man nicht mehr groß herumzaubern, Innovation bezüglich Steuerungstechnik überlässt man Nintendo.

Auch bei der Xbox ist es in Wahrheit nicht viel anders: Die neu aufgelegte Xbox One S ist die stromsparende und vorzeigbare Xbox One, und das ominöse Project Scorpio wird ähnlich wie die PS4 Neo (oder sollen wir sie PS5 nennen?) ein Sidegrade statt einem Upgrade. Es scheint also, als findet hier ein Umdenken bei den Konzernen statt. Klar ist jedoch, dass sich ein jährliches Entwickeln von neuen Gerätschaften wie etwa bei Smartphones negativ auswirken würde.

Immerhin hat es kein Fan der Welt gern, veraltete Hardware zu haben. Wenn eine Konsole drei oder sechs Jahre hält, ist das ein guter Schnitt – würde jedes Jahr wieder ein stärkeres Modell erscheinen, würden Microsoft und Sony nur für unnötige Fragmentation sorgen. Darüber hinaus sind beide Hersteller erpicht darauf, die Seitwärtskompatibilität zu bereits bestehenden PS4- und Xbox One-Spielen hervorzuheben. Da Spiele von ihrer Architektur abhängen, ist hier also keine Änderung zu erwarten.

Selbst in der Zukunft wird es eine PS5 vermutlich nicht riskieren, von der x86-Architektur abzukommen. Sofern eine völlig neue Entwicklungsumgebung nicht ungeahnte Vorteile bringen würde, bringt man sich selbst um die Titel der Drittfirmen, das darf keine Plattform riskieren. Und wenn die zugrundeliegende Architektur gleich bleibt, ist eine Abwärtskompatibilität gegeben – es sei denn, der Hersteller limitiert diese vorsätzlich. In Zeiten von Shitstorms wird aber auch dies keiner riskieren.

Für mich persönlich wäre es keine Überraschung, wenn Sony und Microsoft zu einer ganz einfachen Nomenklatur wechseln würden. Die PS4 Neo oder PS5 würde so zu einer PlayStation (2016) werden, und die Xbox One Project Scorpio wäre eine Xbox (2017). Wenn solche inkrementellen Hardware-Upgrades tatsächlich die Norm werden (uns SpielerInnen bleibt es zu wünschen), haben wir das Beste aus allen Welten. EntwicklerInnen haben weniger Aufwand, wir mehr Spiele, und immer tolle Grafik.

Egal, ob auf PC oder Konsole, die Technik bleibt ja immer gleich. Auf Konsolen jedoch muss ein Entwicklerstudio keine Vielzahl an Faktoren berücksichtigen, sondern kann sein Game auf die gegebene Hardware optimieren. Die einzige Abweichung bei Konsolen ist die ausgegebene Auflösung am TV-Screen, und darauf kann man sich einstellen: Einfach die höchstmögliche ins Auge fassen, denn bei niedrigeren Auflösungen wird die Performance bei gleichen Einstellungen automatisch besser.

Ich selbst bin jedenfalls gespannt, wie sich die Technik-Landschaft in Zukunft entwickeln wird. Ich bin überzeugt davon, dass wir keine großen Umbrüche mehr zu erwarten haben, schlussendlich sind die PS5 und die Xbox Two grafisch so stark, dass Full HD-Gaming mit 60 Bildern pro Sekunde kein Problem mehr ist. Der nächste Schritt, der derzeit noch PC-SpielerInnen vorbehalten ist, ist 4K-Gaming mit 3840 x 2160 Bildpunkten. Da aber nur wenige einen 4K-Screen haben, ist dies noch Zukunftsmusik. Habt ihr eine Meinung dazu? Ich freue mich auf eine Diskussion im Kommentarbereich.