Thor: Love and Thunder Kritik: Knallig aber oberflächlich?

von Elias Löwenau 05.07.2022

Schon zum vierten Mal kehrt der Donnergott ins Kino zurück! Was euch im Film erwartet, erfährt ihr in meiner Thor: Love and Thunder Kritik!

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Inhalt

Nach Jahren der Schlachten, der verlorenen Liebe und verstorbenen Familie begibt sich Thor Odinson zusammen mit den Guardians of the Galaxy auf die Suche nach sich selbst. Inmitten von bombastischen Weltraum-Abenteuern erhebt sich jedoch eine Bedrohung, die die gesamte Welt der Götter herausfordert. So muss sich der Donnergott neben seinen eigenen Dämonen auch dem Götterschlechter stellen und erhält dabei unerwartete Hilfe.

Hier könnt ihr euch die Trailer zu Thor: Love and Thunder von Marvel Entertainment anschauen:

Ein spaßiger Ausflug im Wikinger-Weltraum, aber mehr nicht …

Thor: Love and Thunder stellt uns einen Superhelden vor, der gezeichnet von seinen vergangenen Verlusten auf der Suche nach seinem Platz im Universum ist. Diese in den Trailern stark beworbene Midlife-Crisis kommt leider weit weniger zur Geltung, als man erwarten würde. Ja, Thor gibt durchaus das Bild eines 45-Jährigen ab, der schlagartig beschließt, seine Jugend wieder aufleben zu lassen und lernt Gitarre zu spielen. Allerdings geht der Film dabei weit weniger in die Tiefe, wie es etwa in Avengers: Endgame passierte. Das gründet sich Großteiles darin, dass dieser Film sehr viel Zeit für andere Charaktere aufwendet. So bekommt der eigentliche Hauptcharakter gerade genug Screen-Time, um eine kleine Entwicklung durchzumachen, die einem Titelhelden aber unwürdig bleibt.

Zusätzlich werden große Strecken an vergangener Charakterentwicklung mithilfe von Montagen erzählt, die zwar durchaus unterhaltsam sind, aber in ihrer Fülle mehr aus der Immersion des Films herausreißen als sie zu unterstützen. Insgesamt fühlt sich die Handlung des Films trotz maßgeblicher Konsequenzen für die Charaktere mehr wie eine Side Quest an als ein magisches Weltraumabenteuer, bei dem tatsächlich, dass ganze Universum bedroht wird.

Das Interview mit Cast und Crew von Cinemablend sollte ihr euch nicht entgehen lassen:

Großartige Darbietungen an den falschen Stellen?

In seiner Rolle als Thor schafft es Chris Hemsworth vor allem während humoristischer Momente richtig zur Geltung zu kommen, allerdings deutlich weniger als in den letzten Filmen. Der stümperhafte Frohsinn der Figur bleibt immer noch unterhaltsam, vor allem während einiger absurd lustiger Beziehungsmomenten zwischen ihm und seinen Waffen. Doch die großen künstlerischen Freiheiten, die Hemsworth inzwischen zu genießen scheint, führen zumindest in diesem Film zu einer Darbietung, die in ihrer selbstverliebten Angeberei zu wenig Substanz mit sich bringt, um die schwereren Szenen des Films überzeugend darzustellen.

Sehr viel ausgeglichener spielen dabei Nathalie Portman und Christian Bale. Bale sticht durch eine ebenso traurige wie überraschend gruslige Darstellung von Gorr The God Butcher aus der übermäßig mittelmäßigen Menge an MCU-Schurken heraus. Und damit nicht genug erhält der Charakter auch eine klar definierte Handlungsmotivation und zeichnet bewaffnet mit seinem Nekroschwert einen Marvel-Schurken, dessen Perfektion in seiner Einfachheit liegt. Auf der anderen Seite scheint Portman in ihrer Rolle als Mighty Thor/Jane Foster. Einer Figur, die so viel Tragweite hat, dass man sich fragen muss, ob sie nicht eine sinnvollere Hauptfigur für diesen Film gewesen wäre. Vor allem wenn man ihre ausweglose Dualität als krebskranker Mensch und mächtige Donnergöttin mit der tragischen Biografie von Bale’s Gorr in Kontrast setzt.

Hier könnt ihr euch ein weiteres Interview von Rotten Tomatoes anschauen:

Eine Farbpalette wie ein(e) Regenbogen(brücke)

Mit im wahrsten Sinne des Wortes kreischenden Ziegen, extrem extravaganten Outfits und fetzendem 80s Rock bietet Thor: Love and Thunder eine funky Farbpalette, die an Lautstärke und Farbenpracht kaum zu übertreffen ist. Die Optik des Films zeichnet sich durch einen immensen Kontrast von regenborgenartiger Vielfalt und schwarz-weiß gehaltener Eintönigkeit aus. Ein Kontrast der vermutlich am effektivsten anhand des auf der Regenbogenbrücke reisenden, von den kreischenden Ziegen gezogenen Wikingerschiffs im Vergleich mit Gorrs grauer, vernarbter Ästhetik zur Geltung kommt. Gepaart mit überzeugendem CGI wird der Film zu einem Festmahl für die Augen.

Thor: Love and Thunder Kritik: Das Fazit

Insgesamt handelt es sich bei Thor: Love and Thunder um einen Film, der absurd, laut und lustig sein will. Das ist er auch, aber leider entsteht dabei ein Humor, der nur in 50 % der Fälle wirklich funktioniert und Momente, die eigentlich eine einschneidende Wirkung auf die Zuschauer:innen haben sollten, so sehr überschattet, dass man dabei kaum etwas empfindet. Trotz der durchaus vorhandenen Unterhaltungsqualität hätte es dem Film nicht geschadet, sich zumindest etwas ernster zu nehmen und den Fokus mehr auf den Titelcharakter zu setzen. Denn letztlich bleibt es fraglich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre Chris Hemsworth nach über zehn Jahren in der Rolle mit Thor: Love and Thunder einen würdigen Ausstieg anzubieten, als nur wieder eine weitere Sonntagsausfahrt im Marvel-Mobile.

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