Supervized – Superhelden im Altenheim

von Michael Neidhart 25.11.2019

Supervized erzählt die Geschichte von Ray, Ted, Pendle und Madera, einer Gruppe in die Jahre gekommener, internationaler Superhelden, die sich in einem Altersheim mit dem Namen Dunmanor in Irland zur Ruhe gesetzt haben.

Die Story hinter Supervized

Ray, besser bekannt unter dem Namen Maximum Justice (Tom Berenger), kann sich mit seiner Rolle als abgehalfterter Superheld nur schwer abfinden und beginnt das gemütliche Altenheim in Frage zu stellen. Als dann auch noch Jerry „Rainbow Warrior“ stirbt, nachdem seine Superkräfte zur Sicherheit aller anderen „heruntergefahren“ wurden wittert Ray ein falsches Spiel. Der Rest der Bande ist von seiner Verschwörungstheorie allerdings keineswegs überzeugt und stempelt ihn als wirren alten Mann ab. Das Setting ist also bekannt, unzählige Filme funktionieren nach dem selben Prinzip. Es gibt eine Figur, die etwas auf der Spur ist und niemand will ihr glauben. Im Laufe der kommenden knapp 90 Minuten dürfen wir Ray dabei zusehen, wie er es schafft, seine Freunde doch noch zu überzeugen. Gemeinsam gehen die unter Beobachtung stehenden Superhelden noch einmal auf ein Abenteuer.

Alte Garde

Supervized lebt vor allem von seinen SchauspielerInnen. Fionnula Flanagan (Madera), Tom Berenger, Beau Bridges (Ted) und Louis Gossett Jr. (Pendle) kennt man aus vielen Actionfilmen der 1980er und 90er Jahre. Auch wenn sie es nie bis ganz nach oben in die erste Liga geschafft haben, haben ihre Filme Kultstatus für jene Generation, die mit diesen Filmen aufgewachsen ist. Nie werde ich Gossett Jr. als garstigen Drill-Instruktor in Ein Offizier und Gentlemen vergessen, Tom Berenger in Platoon oder Beau Bridges als Hank Landry in Stargate. Regisseur Steve Barron gelingt es somit, dem Film mehrere Ebenen zu verpassen. Die SchauspielerInnen spielen nicht nur in die Jahre gekommene Superhelden, die von der Welt vergessen wurden, sie spielen auch sich selbst. In die Jahre gekommene Filmstars, die nicht mehr auf der großen Leinwand zu finden sind.

Dem Plot liegt dann auch ein ernsthaftes Thema zu Grunde, das sich großartig als Tableau für diese Figuren eignet. Rays Sohn will eigentlich nur, dass dieser seinen verdienten Ruhestand mit seinen alten Superhelden-Kumpels verbringen kann und die Regierung hofft, etwaige Unfälle mit außer Kontrolle geratenen Super Omis und Opis zu vermeiden. Was wäre einfacher, als alle zusammen in ein Pflegeheim zu stecken und im Notfall einfach den Stecker zu ziehen und ihre Kräfte herunterzufahren. Doch tot sind die alten Helden noch lange nicht und so einfach lassen sie sich auch nicht aufs Abstellgleis schieben. Sie begehren auf, wollen sich nicht mit dem abendlichen Kartenspiel und drei warmen Mahlzeiten am Tag abspeisen lassen.

Supervized

Copyright: kinostar

Zu viele Superhelden

Supervized schlägt in die selbe Kerbe wie The Boys von Amazon Prime. Die Welt ist überfüllt mit Superhelden, die alle möglichen Kräfte haben. Hier gibt es nicht den einen besonderen Helden, die eine besondere Heldin, die alle anderen übertrumpft. Zudem endet der Film hier nicht mit dem Sieg über einen Schurken. Dieser Film beginnt am Ende dieses Kampfes. Was kommt nach dem Kampf? Was folgt als Nächstes, wie geht es weiter? Der Film zeigt, dass Ray, Madera, Pendle und Ted die selben Probleme haben, wie alle anderen auch. Aus dem Stuhl hoch zu kommen fällt immer schwerer, die Zähne halten nicht mehr so gut und auch der Weg auf die Toilette wird immer schwerer. An die guten alten Zeiten erinnern nur noch die Bilder an der Wand.

Ein besonderer Höhepunkt ist der jährlich stattfindende Helden-Tag. Das ganze ist organisiert wie ein Seniorenausflug in den Prater. Die Superhelden dürfen sich dieses eine Mal im Jahr ihren Fans zeigen und Autogramme unterschreiben. Leider hält sich der Ansturm in Grenzen und als der Pfleger bei der Heimfahrt im Bus ein fröhliches Lied anstimmen möchte, platzt Ray der Kragen. Er und sein Sidekick Ted verschwinden aus dem Bus und bringen die Geschichte damit endgültig ins Rollen. Es gilt herauszufinden, was hier falsch läuft und wieder die Kontrolle über das eigene Leben zu bekommen.

Alles unter Kontrolle

Supervized ist in vielen Punkten ein gelungener Film. Vom ersten Moment an ist klar, dass es sich um einen britischen Film handelt. Nicht nur das Setting mit dem eleganten Schloss Dunmanor, auch der Stil, der Humor und die wenigen Special Effects erinnern an die britische Filmkultur. Supervized ist im Prinzip kein Superhelden-Film, sondern vielmehr ein Film übers alt werden und die Konsequenzen daraus. Wirklich Spaß macht der Film vor allem dann, wenn man die SchauspielerInnen kennt und ein wenig in Nostalgie schwelgen kann. Alle vier spielen ihre Rolle liebevoll und mit Hingabe, niemals um einen ironischen Blick auf die eigenen Karriere verlegen. Insgesamt halten sich aber sowohl die Spannung als auch der Spaß leider in Grenzen und so bleibt am Ende ein doch unterhaltsamer aber lediglich durchschnittlicher Film.

Wertung: 5.5 Pixel

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