Star Ocean: Integrity and Faithlessness (PS4) im Test

von Mandi 05.07.2016

Der neue Ableger von tri-Ace und Square Enix, Star Ocean: Integrity and Faithlessness, ist nun bei uns erschienen. Kann das RPG an alte Höhepunkte anknüpfen oder versumpft es in der Durchschnittlichkeit? Lest mein Review!

StarOcean 5 Logo

Gleich vorweg…

Ich muss sofort etwas loswerden. Meinen JRPG-Funken hat damals zu PSone-Zeiten nämlich Star Ocean: The Second Story gezündet. Nicht zuletzt deswegen hatte die Star Ocean-Serie bei mir immer einen Stein im Brett. Voller Begeisterung spielte ich durch Star Ocean: First Departure, den eben angesprochenen zweiten Teil sowie Star Ocean: Till the End of Time für PS2.

Die Geschichten, das Kampfsystem, die Charaktere – einfach alles riss mich bei diesen drei Titeln mit. Mit Star Ocean: The Last Hope verlor Square Enix bei mir wie schon mit Final Fantasy XIII an Ansehen. Zu lieblos, zu stumpf wurde das Gameplay, und der zündende Funke war einfach nicht mehr vorhanden. Das konnte kein Star Ocean-Teil mehr sein. Nun lagen meine Hoffnungen auf Star Ocean: Integrity and Faithlessness.

Als selbsternannter Fanboy der Serie gilt es nun den folgenden Fakt herauszufinden: Ist der neue Ableger eher wie die guten Teile geraten, oder geht die Sache mehr in Richtung Teil vier, der mir absolut nicht zugesagt hat? Voller Spannung und freudiger Erwartung legte ich also die Blu-ray in die PS4 ein. So begleitet mich auf den nächsten Abschnitt in der Saga, legen wir los mit Star Ocean: Integrity and Faithlessness!

Star Ocean Integrity and Faithlessness PS4 3

Die Story

Das Intro-Video präsentiert euch unendliche Weiten, Raumschiffe und das All. Genau so stellte ich mir die Einleitung in den neuen Teil vor. Ohne große Umschweife startet ihr mit dem Kampf-Tutorial, in dem ihr die Geschicke des Haupthelden Fidel übernehmt. Nach einem kurzen Sparring startet die Geschichte voll los. Erst nach und nach versteht ihr, dass ihr euch auf dem Planeten Faykreed befindet und euer Heimatort Sthal heißt.

In den ersten zwei bis drei Spielstunden stoßen Miki (die Heilerin eurer Wahl), Victor (starker Beschützer), Fiore (Magie-Adeptin) sowie die kleine Relia hinzu. Es gilt, euer Dorf vor den fiesen Eitalon zu beschützen, die laut Beschreibung mehr Monster als Mensch sein sollen. Somit müsst ihr eure erste Aufgabe als Verteidigungsmission ansehen, wo es darum geht, möglichst viele der Feinde aufzuhalten.

Die Storydialoge passieren nicht in Cutscenes, sondern neben dem normalen Spiel, Einerseits wirkt die Entscheidung stimmiger, andererseits ist es seltsam umgesetzt. Während den nicht überspringbaren oder abkürzbaren Questdialogen könnt ihr euch herumbewegen, allerdings nur in einem engen Kreis, damit ihr die Szenerie ja nicht verlasst. Darüber hinaus könnt ihr Fidel währenddessen nur gehen lassen, was mit Fortdauer des Spiels ziemlich nervt. Als Standard-Läufer in RPGs bremste mich der Fakt ziemlich aus.

Star Ocean Integrity and Faithlessness PS4 1

Actionreicher Kampf

Als Sohn eines Kommandanten beherrscht Fidel sowohl Taktik als auch den Zweikampf. Um diesem Fakt Rechnung zu tragen, gibt es keine Extra-Kampfbildschirme wie in den Vorgängern mehr. Der Übergang zwischen Erforschung und Kampf ist nun nahtlos: Von weitem seht ihr die Feinde, und je nachdem, wie ihr euch anschleicht, erhält ihr einen Vorteil oder nicht. Es gibt keine Übergangs-Animation mehr, einfach nur Waffen ziehen und los geht es!

Durch Drücken von X (schneller Angriff) und O (starke Attacke) beharkt ihr eure Gegner mit eurer ausgerüsteten Waffe. Haltet ihr die Taste fest, startet ihr je nach Entfernung zum Feind einen Reichweitenangriff oder eine Nahkampfkombination. Mittels Dreieck pausiert ihr das Geschehen und ihr könnt im Menü Zauber sortieren und wirken oder Gegenstände einsetzen. Da hat sich nicht viel geändert: Noch immer sorgen Blaubeeren für einen Lebensschub und noch immer gibt es eine Abklingzeit nach dem Benutzen eines Items.

Wechselt ihr eure Angriffe ab, könnt ihr einen Schadensbonus erwirtschaften. Später im Spiel kommt auch die von den beiden Vorgängern bekannte Bonusleiste hinzu, die ihr durch gute Kämpfe befüllen könnt. Fiese Attacken jedoch ziehen euch wieder etwas von dieser Leiste ab, die eure verdienten Erfahrungspunkte, Skill Points und Fol (euer Geld) vervielfacht. Kampftrophäen wie in Star Ocean: Till the End of Time gibt es auch wieder, wenn ihr etwa zwei Gegner auf einen Schlag besiegt oder einen Kampf unter 10 Sekunden beendet.

Damit ihr den maximalen Überblick und die Kontrolle über die Schlacht behaltet, gibt es mehrere Optionen. Mit den Richtungstasten dürft ihr jederzeit den aktiven Charakter wechseln und selbst steuern. Den HeldInnen, die von der CPU gespielt werden, weist ihr im Menü einmalig eine Rolle wie Angreifer, Heiler oder Verteidiger zu. Die KI tut dann ihr Bestes (also nicht allzu viel), um dieser gerecht zu werden. Diese Rollen könnt ihr erspielen, freischalten und aufrüsten – so wie jeden Skill in diesem Game.

Star Ocean Integrity and Faithlessness PS4 4

Erforschung ist Pflicht

Star Ocean: Integrity and Faithlessness macht wieder etwas richtig: Das Finden und Öffnen von Truhen wird euch nicht nur mit Gegenständen, sondern auch mit Erfahrung und Geld abgegolten. So werden SpielerInnen dazu animiert, die Augen offen zu halten und die Umgebung stets abzusuchen. Habt ihr den Skill dazu mit genügend SP erlernt, seht ihr von weitem schon die Stellen, wo etwas abzubauen ist.

Richtig gedacht: Auch mit Blumenpflücken kann man seine Stufe steigern. Die Harvest-Fähigkeit lässt euch überall dort ernten, wo etwas wächst, und mit dem Compound-Skill (beides bekommt ihr früh im Spiel) dürft ihr selber Items herstellen. Wenn ihr übrigens ein Anschlagsbrett mit Aufträgen seht: Ja, ihr dürft dabei an The Witcher 3 denken. Auch in Star Ocean: Integrity and Faithlessness stockt ihr mit diesen eure Nebenquest-Anzahl auf, die euch zu mehr Glanz und Ruhm verhelfen.

Für ErforscherInnen stehen darüber hinaus noch verschlossene Truhen zur Verfügung, die sich erst nach gewissen Geschehnissen öffnen lassen. Dabei ist anzumerken, dass die Feinde nach etwa einer Minute wieder dort stehen, wo ihr sie zuletzt besiegt habt. Das ist gut für das Training, kann aber bei der Suche nach etwas Bestimmtem etwas nervig sein. Abgesehen davon macht es Laune, durch die Lande zu streifen und immer wieder ein paar Erfahrungspunkte mitgehen zu lassen.

Technisches: Licht und Schatten

Was von Anfang an auffällt, ist, dass Star Ocean: Integrity and Faithlessness in 60 Bildern pro Sekunde abläuft. tri-Ace und Square Enix haben hier einen sauberen Titel abgeliefert, was die Bildrate anbelangt, auch die Grafik ist teils auf Top-Niveau unterwegs. Die Texturen und Landschaften sind Oberklasse, die Charaktere und deren Animationen können da nicht ganz mithalten. Für’s Auge werden aber einige Effekte und flüssige Bilder geliefert.

Etwas unschön wird es, wenn man genauer hinsieht. Schon in den ersten Spielminuten kommt es vor, dass ihr auf andere Charaktere trefft – also, eigentlich nicht. Dank der fehlenden Kollisionsabfrage lauft ihr einfach durch Händler- und Passantencharaktere hindurch! Auch in den Questdialogen, wo ihr euch bewegen könnt, vermischt ihr einfach mal euren Charakter mit anderen. Das ist wirklich unfein gelöst, immerhin schreiben wir schon das Jahr 2016.

Auch die Schriftart ist etwas eigen, aber auf jeden Fall zu klein geraten: Wir sehen dich an, Xenoblade Chronicles X. Da könnte ein Patch für Abhilfe sorgen, wir werden sehen, ob die EntwicklerInnen daran noch schrauben. Dass für Heimkino-BesitzerInnen nur teilweiser Surround-Sound mit von der Partie ist, mag ich noch verschmerzen. Es ist schade, dass Stimmen und Klänge oft nur von vorne schallen, aber ja.

Viel fieser jedoch, weil es jedem auffallen wird, ist die repetitive Sprachausgabe der einzelnen Charaktere. Nach jedem Kampf gibt es einen Kommentar der jeweiligen HeldInnen, was grundsätzlich Standard für Star Ocean-Verhältnisse ist. Es gibt aber einen guten Grund, warum man auf Charakterbasis die Sprachausgabe abstellen kann. Viel mehr als drei oder vier Sprüche pro Charakter nach dem erfolgreich abgeschlossenen Kampf gibt es nicht. Spätestens nach einer Stunde Spielzeit redet ihr schon mit, und das ist kein gutes Zeichen.

Star Ocean Integrity and Faithlessness PS4 2

Star Ocean: Integrity and Faithlessness bemüht sich

Star Ocean 5 ist ein etwas seltsamer Titel geworden. Als Fan der ersten Stunde und Süchtiger von Teil zwei und drei frage ich mich langsam: Quo vadis, Star Ocean? Nach dem grandiosen Plot Twist von Teil zwei und dem bombastischen Augenöffner von Teil drei versumpfte The Last Hope. Ob das nun die berüchtigte Anpassung an den westlichen Markt ist? Ich hoffe nicht, denn das würde bedeuten, dass die JapanerInnen uns als hirnlose Metzelmaschinen betrachten.

Star Ocean: Integrity and Faithlessness reiht sich meiner Meinung nach nahtlos zwischen Teil drei und vier ein. Es kann dem PS2-Titel bei weitem nicht das Wasser reichen, ist aber interessanter und aktiver als The Last Hope gestaltet worden. Die Geschichte hat keinen allzu großen Tiefgang, und viele kleine Nervigkeiten lassen uns SpielerInnen stolpern, aber ganz ehrlich: Als Star Ocean-Fan bin ich glücklich, dass ein Umdenken stattgefunden hat. Vielleicht beglückt uns Square Enix ja mit einem Remake von Teil zwei oder kehrt zu den Wurzeln zurück?

Technik ist nun mal nicht alles. Die Optik täuscht nicht über die Schwächen hinweg, und das Kampfsystem ist vielleicht nicht perfekt. Aber als glühender Anhänger der Serie ist man die actionreiche Schlacht bereits gewohnt, und die etwas leer wirkenden Landschaften sind ebenfalls von den Vorgängern inspiriert. Das geht auf jeden Fall besser, und ich verstehe alle, die dieses Game für diese Schwächen abstrafen wollen. Ich für meinen Teil tue das nicht, denn ich hatte trotz allem meinen Action-Spaß!

Wertung: 7.5 Pixel

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