Pokémon Legenden: Arceus (Test): Ein wirklich neues Pokémon-Abenteuer!

von Johannes Hausmair 03.02.2022

Pokémon Legenden: Arceus ist endlich erschienen und überrascht mit neuen Ideen, die es so in noch keinem Pokémon-Spiel gegeben hat. Doch Fans sind seit dem ersten Trailer gespalten: einerseits ist man über neue Ideen froh, andererseits wirkt das Spiel nicht ganz fertig entwickelt. Was genau in diesem neuen Pokémon-Abenteuer auf uns wartet, und was ein langjähriger Pokémon-Fan meint, lest ihr in meinem Test zu Pokémon Legenden: Arceus.

Ein frisches Abenteuer

Wir begeben uns auf ein Abenteuer im Sinnoh der Vergangenheit. Es wird die Vorgeschichte zu den Spielen der vierten Generation, Pokémon Strahlender Diamant und Pokémon Leuchtende Perle, erzählt. Wir erkunden die Hisui-Region, eine ungezähmte Wildnis, in der neue Aufgaben auf uns warten. Ganz neu sind weitläufige, frei erkundbare Gebiete, in denen wir allerlei wilde Pokémon beobachten und erforschen. Nebenbei sollen in Rage geratene Pokémon besänftigt und kuriosen Geschehnissen auf den Grund gegangen werden. Doch welche Verbindung hat das mysteriöse Pokémon Arceus mit dem seltsamen Phänomen und was erwartet uns noch in diesem neuen Abenteuer?

Die erzählte Geschichte spielt vor dem Konzept der Pokémon-Trainer oder der Pokémon-Liga. Menschen und Pokémon leben noch nicht in Harmonie, und nur vereinzelt gibt es Freundschaften zwischen ihnen. Als ein Mitglied der Galaktik-Expedition werden wir im Laufe des Abenteuers damit beauftragt, jede Pokémon-Art aus der Hisui-Region zu erforschen und den ersten Pokédex zu dokumentieren. Die lebhafte Siedlung Jubeldorf dient als Stützpunkt und sicherer Hafen, vor der wilden Natur. Im Dorf helfen wir den Bürger:innen, rüsten uns zwischen Missionen neu aus und nehmen verschiedene Dienste in Anspruch. Nach einer langen Expedition kann man im Gemischtwarenladen Vorräte wieder auffüllen oder neue Items kaufen. Dagegen findet man im Handwerksladen neue Anleitungen und Materialien für Item-Herstellungen. Und weil es damals noch kein Pokémon PC-Lagerungssystem gab, lässt man die übrigen Pokémon, die nicht mit auf Reisen gehen, auf der Weide spielen.

Während einer Erkundung kann in einem Basislager eine Pause eingelegt werden, um dem Team ein bisschen Erholung zu gönnen oder einzelne Pokémon zu wechseln. Pokébälle, Köder und weitere nützliche Items können durch überall verstreute Materialen hergestellt werden. Die Neuerung, nicht nur auf Geld angewiesen zu sein und durch Sammeln von Materialen bedeutende Items herstellen zu können, gibt neben den frei erkundbaren Gebieten ein zusätzliches Gefühl der Freiheit. Geld sollte man diesmal in Anleitungen oder die Erweiterung der Material-Tasche investieren.

Pokémon-Legenden: Arceus - Jubeldorf

©2022 Pokémon. ©1995 – 2022 Nintendo/Creatures Inc./GAME FREAK

Poké-Forschung

Um den Pokédex zu vervollständigen, genügt es diesmal nicht, Pokémon nur einmal zu fangen. Ein Eintrag ist nur dann vervollständigt, wenn mehrfach verschiedene Forschungen angestellt werden – man muss eine Art öfters fangen, bekämpfen und beobachten. Je mehr Aufträge man erfüllt, desto höher steigt der Mitgliedsrang der Galaktik-Expedition, was den Zutritt zu neuen Gebieten ermöglicht.

Wilde Pokémon reagieren, abhängig von ihrer Art, unterschiedlich auf Menschen. Während manche Pokémon direkt angreifen, fliehen andere, sobald sie etwas bemerken. Die Verhaltensweisen hängen auch von bestimmten Tageszeiten oder Wetterverhältnissen ab. Einige Arten sind nur zu bestimmten Bedingungen auffindbar, und andere findet man nur an unerwarteten Orten. Die Herangehensweise muss an jedes Pokémon angepasst werden, um sie alle studieren und fangen zu können. Stärkere wilde Pokémon können wie immer zuerst im Kampf geschwächt werden, um sie einfacher zu fangen. Doch ein Kampf ist kein Muss!

Entdeckt man ein Pokémon, das man gerne fangen möchte, dann nähert man sich ihm vorsichtig und versucht, es mit einem Pokéball zu treffen. Treffer auf den Rücken und ohne bemerkt zu werden haben eine höhere Fangchance, und so können auch stärkere Monster leichter gefangen werden. Es gibt aber auch verschiedenen Bälle und Gegenstände, die eine höhere Erfolgsquote versprechen. Es können auch mehrere Pokémon gleichzeitig gefangen werden. Sieht man eine Gruppe von Pokémon, wirft man einfach auf alle einen Ball und bei Erfolg fliegen die Bälle inklusive Pokémon wieder zurück.

Erforschung von Bidiza

©2022 Pokémon. ©1995 – 2022 Nintendo/Creatures Inc./GAME FREAK

Dynamische Kämpfe

Wirft man einen Pokéball mit dem gewünschten Pokémon in die Nähe eines wilden Pokémon, beginnt sofort ein Kampf. Sollten währenddessen andere Pokémon aufmerksam werden, können sie dem Kampf beitreten. Es können aber keine neuen Teammitglieder aufs Feld zur Hilfe geschickt werden und so ist es schon möglich, drei wilde Pokémon mit einem Partner-Pokémon zu bekämpfen. Besonders starke Gegner, sogenannte Elite-Pokémon, geben sich durch ihre Größe und roten Augen zu erkennen. Doch Obacht, sehen euch diese Pokémon, so werden sie euch angreifen und jagen. Gelingt es euch, diese gewaltigen Pokémon zu zähmen, habt ihr kraftvolle Verbündete. Neue Herausforderungen, auch für erfahrene Trainer:innen, lauern also an jeder Ecke.

Kämpfe sind nicht mehr strikt rundenbasiert und stellen weitere neue Mechaniken vor. Durch die Einführung der Tempo- und Krafttechnik kann auf Befehl schneller und öfters oder stärker und seltener angegriffen werden. Dies und zusätzliche Faktoren, wie die Statuswerte, bestimmen in welcher Reihenfolge und wie oft Pokémon zum Zug kommen. Es kommt also vor, dass ein Pokémon mehrmals hintereinander agiert und so tolle Strategien entstehen können. Nachdem ein Pokémon eine Attacke eingesetzt hat, kann es zum Beispiel sofort geheilt werden. Diese kleinen Neuerungen heben die altbekannten Kämpfe auf ein neues Level und machen sie besser denn je. Pokémon erlernen viele Angriffe, jedoch können sie nur vier aktiv nutzen. Will man verschiedene Attacken ausprobieren und andere Typenvorteile nutzen, kann man sie beliebig oft austauschen. Ist ein Pokémon für die Entwicklung bereit, kann diese durch eigene Verantwortung, zu einem passenden Zeitpunkt, durchgeführt werden. So leicht haben sich Pokémon noch nie trainiert!

Pokémon-Legenden: Arceus - Kampf Lucario vs Bojelin

©2022 Pokémon. ©1995 – 2022 Nintendo/Creatures Inc./GAME FREAK

Besondere Pokémon mit geheimnisvollen Kräften

Könige oder Königinnen, mit geheimnisvollen Kräften gesegnete Pokémon, sind hilfsbereite mächtige Lebewesen. Die Menschen in der Hisui-Region haben großen Respekt für diese besonderen Pokémon und beauftragen WächterInnen damit, sich um sie zu kümmern. Die beschützen die KönigInnen, indem sie in ihren Revieren für Sicherheit sorgen und ihnen Opfergaben darbringen. Doch ein mysteriöses Phänomen bewirkt, dass diese einst friedlichen Pokémon ein zerstörerisches Wesen entwickeln. Was genau dahinter steckt, gilt es herauszufinden. Doch um sie erstmal zu besänftigen, bewirft man sie mit Ruhegaben, weicht ihren gewaltigen Angriffen aus und versucht, sie im Kampf zu schwächen.

Kampf gegen Axantor

©2022 Pokémon. ©1995 – 2022 Nintendo/Creatures Inc./GAME FREAK

Neuerungen und Upgrades

Das erste Mal durch das offene Land zu streifen und wilden Pokémon zu begegnen ist aufregend, doch leider gibt es nur wenig in der Welt zu entdecken. Vereinzelt gibt es Story-gebunden interessante Orte und Geheimnisse zu finden, doch sonst ist die Welt sehr leer. Neben Sammelaufgaben, Icognito-Rätsel, Pokémon fangen und bekämpfen gibt es nicht viel zu erledigen. Anfangs sind die Missionen noch spannend und Neugier weckend, doch leider verschwindet der Reiz mit der Zeit. Die Gebiete, Pokémon und das Wetter ändern sich zwar, doch die Forschungsaufgaben werden zu wiederkehrenden ToDo-Listen.

Das Gameplay macht wegen der etwas hakelige Fortbewegung auch nicht den besten Eindruck. Rennen und Hechtrollen sind die einzigen athletischen Fähigkeiten der Protagonisten. Nach einiger Zeit bekommt man Reit-Pokémon zur Verfügung gestellt, welche die Erkundung durch Fliegen, Klettern und Springen besser machen. Jedoch hätte es nicht geschadet, den Protagonisten die Fähigkeit des Sprungs beizubringen. Die neue Mechanik des Pokémon-Fangens ist gut umgesetzt. Viele Pokémon auf einmal zu fangen macht echt Laune, weil man nicht gezwungen ist, auf das Ergebnis zu warten. Das Kämpfen mit den neuen Facetten ist herausfordernd und gut durchdacht. Doch die KönigInnen-Kämpfe brauchen noch etwas Feinschliff. Das Werfen von massenhaft Beuteln und das konstante Ausweichen ist nicht die spaßigste Idee. Doch dadurch, dass diese Kämpfe nur selten auftreten, schneiden sie im Sinne der Abwechslung positiv ab.

Technisch braucht Pokémon-Legenden: Arceus ein deutliches Upgrade. Es gibt so gut wie keine Weitsicht oder ansehnliche Texturen. Pop-Ins, verpixelte Kanten (Treppchenbildung), unangenehme Grafik-Übergänge und übersteuerte Farbkontraste sind die Regel. Grafik ist heutzutage nicht alles, doch wenn kein passender Stil gefunden wird und die technischen Aspekte nicht mal annähernd den heutigen Standard (geschweige den von vor 5 Jahren) erreichen, ist das ein schwerwiegender Kritikpunkt. Um nicht nur auf Game Freak einzudreschen, muss man die stabilisierte Frame Rate erwähnen. In den ersten Trailern bewegten sich Pokémon mit sehr geringer Bildrate und in actionreichen Sequenzen stockte das Bild. Die Entwickler haben daran gefeilt: Kämpfe laufen weitestgehend flüssig ab und nur weit entfernte Pokémon bewegen sich wie schlechte Stop-Motion-Figuren. Nahe Pokémon bewegen sich natürlich und wirken durch die fantastischen Animationen sehr lebendig.

Pokémon-Legenden: Arceus - Flug mit Hisui-Washakwil

©2022 Pokémon. ©1995 – 2022 Nintendo/Creatures Inc./GAME FREAK

Tolle Ideen mit großem Zukunftspotential

Pokémon-Legenden: Arceus bleibt vorherigen Pokémon-Spielen treu, erweitert und verbessert aber das Konzept mit frischen Ideen. Offene Gebiete, freie Erkundung, lebendige Pokémon, unvorhersehbare Kampfsituationen und Item-Herstellung sind hervorragende Ansätze, die ich gerne weiterhin sehen will. Das Spiel erschien exklusiv für Nintendo Switch, allerdings müsste man anhand der Technik meinen, dass eine Wii-Version angedacht wurde. Das Fehlen eines bestimmten Grafikstils sowie faule Arbeit an der Gestaltung der Welt ist ein absolut negativer Kritikpunkt. Da die Grafik schon nicht ansprechend ist, hätte ich gehofft, dass das Gameplay durchwegs fesselnder ist. Für das Voranschreiten in der Geschichte ist es notwendig, Aufgaben, welche mit der Zeit wenig spannend und abwechslungsreich werden, öfters zu absolvieren. Darunter leiden für mich Spielfluss und -spaß.

Pokémon-Legenden: Arceus (hier geht’s zum Gewinnspiel) ist ein guter neuer Versuch mit tollen Neuerungen. Ich wünsche mir, dass zukünftige Pokémon-Spiele diese beibehalten, weiter ausarbeiten und mit spaßigen Kniffen erweitern. Ich hoffe, dass die Grafik und Missionsstruktur im nächsten Spiel, an den aktuellen Standard (oder sogar noch besser) angepasst wird. Langjährige Fans erwartet endlich ein wirklich neues Pokémon-Abenteuer, welches den ersten Schritt in eine (hoffentlich) vielversprechende Zukunft macht.

Wertung: 7.5 Pixel

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