Pikmin 1+2 Test (Switch): Nostalgische Strategie, in HD neu aufgelegt

von Mandi 27.06.2023

Vor dem Release von Pikmin 4 kommt mit Pikmin 1+2 ein großer Schuss Nostalgie auf die Switch. Wie haben sich die Titel über die Jahre gehalten?

Über Pikmin 1+2

Pikmin 1 für Nintendo Switch ist eine HD-Version des Nintendo GameCube-Klassikers. Ein Absturz auf einem unerforschten Planeten führt zu einer aufregenden Entdeckung für Captain Olimar! Ihr sollt ihm helfen, sein Raumschiff wieder flugtüchtig zu machen, und erkundet gemeinsam mit den kleinen pflanzenähnlichen Pikmin eine überwucherte Welt. Also macht ihr euch auf den Weg, um die fehlenden Raumschiffteile zu finden. Viel Zeit bleibt euch allerdings nicht, denn die Atmosphäre des Planeten ist giftig – und 30 Bauteile in 30 Tagen zu finden ist eine Herausforderung! Ihr seid aber nicht allein: Rote Pikmin können sich im Kampf behaupten und sind gegen Feuer immun, gelbe Pikmin können hoch geworfen werden sowie Steinbomben einsetzen, und blaue Pikmin fühlen sich unter Wasser pudelwohl. Gemeinsam schafft ihr das und entkommt dem feindlichen Planeten!

In Pikmin 2 wiederum kehren Captain Olimar und sein neuer Assistent Louie auf den fremden Planeten zurück, um wertvolle Schätze zu finden, mit denen sie die Schulden ihres Arbeitgebers abbezahlen können. Um eure Ziele schneller zu erreichen, dürft ihr Olimar und Louie mit je eigenen Gruppen losschicken. Das ist wahre Teamarbeit! Die lokalen Herausforderungs- und Kampfmodi für zwei Spieler aus der ursprünglichen Version sind ebenfalls enthalten. Hier tretet ihr mit einem Freund oder gegen ihn in besonderen Herausforderungsarenen an und stellt neue Rekorde auf. Beide Remaster-Titel verfügen neben der überarbeiteten HD-Grafik über all die Verbesserungen, die schon in der Wii-Version enthalten waren, und bieten eine optionale Bewegungssteuerung für die Joy-Con-Controller. Hier der Trailer zu Pikmin 1+2 für euch:

So geht’s los

Sowohl Teil eins als auch Teil zwei starten relativ ähnlich – ihr stürzt mit eurem Raumfahrer, Captain Olimar, auf dem Planeten PNF-404 ab. Dort gilt es, euch zunächst einmal mit den einheimischen Pflanzenwesen vertraut zu machen und die Steuerung zu erlernen. In Teil eins werdet ihr beauftragt, Teile eures Raumschiffs zu finden (25 in 30 Tagen benötigt ihr zum Schaffen des Spiels), und in Teil zwei seid ihr nach dem Retten eures Copiloten drauf und dran, Schätze zu finden. Unerschrocken wandert ihr mit euren Figuren durch die einzelnen Levels und erforscht eure Umgebung genau. Früh seht ihr, dass ein Teil eins Blumen in drei Farben existieren: Rot, Gelb und Blau. Nach dem Attackieren dieser Blumen bekommt ihr einzelne Plättchen, die von euren Pflänzchen zur Zwiebel transportiert werden, und danach keimen Pikmin in der Farbe jener Pikmin auf, die sie zurückgetragen haben.

Wie vorhin schon beschrieben haben alle Farben ihre Daseinsberechtigung. Die roten Pikmin kommen bestens mit Herausforderungen wie dem Prügeln von Feinden oder dem Prügeln von Wänden zurecht und sind zudem gegen Feuer immun. Gelbe Pflanzen hingegen können höher geworfen werden und zudem mit Dingen interagieren, so können sie beispielsweise Steinbomben aufsammeln und diese auch nutzen. Blaue Pikmin wiederum haben keine Scheu vor Wasser und kommen da problemlos weiter. Es gilt also, in Pikmin 1+2 alle Sorten der Pflanzen gut zu nutzen, und zu jeder Zeit ausreichend viele auf Lager zu haben. Denn so manches Hindernis und Bergungsgut lässt sich nur dann beseitigen respektive einsammeln, wenn ihr mehrere Tierchen zugleich einsetzt. Mal benötigt ihr zwei, fünf oder auch gleich mal 20 der Pflanzenbewohner, die ihr euch Stück für Stück heranzüchtet.

Viele Laufwege und Denkarbeit

Der Fortschritt, den ihr an jedem Tag erzielt, bleibt euch erhalten – gepflückte Pikmin, die ihr zum Mutterschiff zurückgebracht habt, Schätze, die ihr eingesammelt habt und entdeckte Wege sind auch tags darauf verfügbar. Dieser Tag-Nacht-Rhythmus gibt auch die Spielgeschwindigkeit vor: Ihr könnt nämlich an einem Tag nur bis zum Sonnenuntergang spielen. In der Nacht kommen die bösen Feinde heraus, und da gilt es, möglichst schnell zum Schiff zurückzukehren, bestmöglich mit all euren Pikmin am Feld. Bis zu 100 könnt ihr gleichzeitig im Spiel haben, und es ist eure Entscheidung, wie viele ihr von welcher Farbe in eurer Gruppe habt. Es ist also klar: Pikmin 1+2 ist ein Paradebeispiel für Optimierer:innen. Denn während ihr als Neulinge versucht seid, stets das nächste Teil zu finden, ist es weitaus erfüllender, gleich mal vorab einiges der Karte zu erforschen und das weitere Vorgehen zu planen.

Anfänger:innen können sich aber verzetteln, beispielsweise, wenn einfach mit der falschen Taktik gearbeitet wird. Wenn ihr einen ganzen Tag damit verbringt, nach dem richtigen Weg zu suchen, wäre es wohl angebracht, dann einfach den letzten Spielstand zu laden und mit dem Wissen den Tag erneut zu starten. Oder ihr verwendet das neue Zurückspul-Feature! Pikmin 1+2 hat ein bisschen Spielraum eingebaut (beispielsweise könnt ihr in Teil 1 auch nach 20 Tagen schon fertig sein), aber es kann schon sein, dass das Limit euch hart vorkommt. Aber das soll euch nicht abhalten, denn wie gesagt: Jeder Fortschritt bleibt bestehen. Wenn ihr an einem Tag eine Wand einreißt, ist diese auch zehn Tage später noch weg, und auch, wenn ihr nicht immer mit einem Teil oder Schatz zurückkommt, so habt ihr etwas geschafft. Das erinnert irgendwie an eine Baustelle: Selbst, wenn man den Fortschritt gerade nicht sieht, es geht trotzdem etwas weiter!

Pikmin 1 vs. Pikmin 2

In Pikmin 1+2 könnt ihr beide Titel spielen, schließlich werden beide Games getrennt voneinander heruntergeladen. Grundsätzlich unterscheidet die beiden Games nicht allzu viel, denn die grundlegende Geschichte bleibt gleich. Auch die Steuerung und die Art der Pikmin ist relativ gleich, natürlich hat der Nachfolger da mehr zu bieten. Beispielsweise starke lila und auch schnelle weiße Pikmin, einen Zwei-Spieler-Modus (Kampfarena!) und die Möglichkeit, zwischen den beiden Protagonisten Olimar und Louie hin und her zu wechseln. Aber dennoch ist es sehr schön zu sehen, wie gut die beiden Spiele gealtert sind, immerhin sind sie beide ursprünglich auf Nintendos GameCube erschienen. 2001 und 2004 sind schon ein paar Wochen her, und das HD-Remaster tut beiden Titeln recht gut.

Grundsätzlich erwarten euch hier keine Remaster- oder gar Remake-Versionen, sondern nur ein ganz unkomplizierter Port, der mit Texturen aufgehübscht wurde. Pikmin 1+2 lässt sich leicht in das Genre des Denkspiels einordnen, mit dem Touch Echtzeitstrategie, denn die stets laufende Uhr gibt nun mal den Tag/Nacht-Rhythmus vor. Es ist ein Survival-Spiel mit keiner der Funktionen, die wir normalerweise mit dem modernen Survival-Genre in Verbindung bringen würden. Der Titel ist auch interessant in der Tatsache, dass man grundsätzlich Hunderte von den kleinen Pikmin anbauen kann, und trotzdem ist es schwer, sich nicht schlecht zu fühlen, wenn ihr dann plötzlich ein paar davon wegen eines Denkfehlers oder im Kampf verliert. Profis spielen die Spiele in jeweils acht bis zehn Stunden durch, ansonsten seid ihr knapp doppelt so lange beschäftigt.

Die Technik von Pikmin 1+2

Wie schon eben angeschnitten haben wir es hier mit HD-Überarbeitungen zu tun. Natürlich schlägt sich das in der Optik nieder, und auf einem großen Bildschirm sieht man dann die Grenzen, selbst, wenn der Port in feiner Full HD-Grafik glänzt. Texturen sind da und dort dennoch ein wenig matschig, und die Grafikpracht an sich bleibt einfach aus. Das verwundert aber nicht, denn Pikmin 1+2 ist schließlich kein Grafikwunder, sondern ein Rätselspiel, und da muss man jetzt nicht mit feinster Optik aufwarten. Dementsprechend sind die Levels etwas leer geraten, was aber wiederum der Spielbarkeit zugute kommt – wäre hier zu viel los, würde die Übersicht leiden. Gerade in Teil eins, wo ihr ums Überleben kämpft und 30 Spieltage Zeit habt, wäre das für Neulinge ein Debakel sondergleichen. Die Animationen und Effekte sind aber zuckersüß geraten und können Fans der Serie auch heute noch überzeugen.

Klingt minimalistisch? Ist auch so – und genauso verhält es sich bei der Klangfront. Denn ganz wie beim Gameplay (Kämpfen, Erforschen und Schleppen) übernehmen ebenfalls beim Sound die Pikmin den Hauptteil der Arbeit. Daher wird akustisch gewuselt, „gesprochen“ und gekämpft, dass es eine Freude ist. Gerade, wenn ihr zig Pikmin auf dem Feld habt, geht es ordentlich zu! Das alles sorgt für eine schöne Stimmung und hilft dabei, das Gefühl zu vermitteln, dass ihr alleine auf einem fremden Planeten seid, allerdings mit einer Unzahl an Pflanzenwesen im Gepäck, die euch auf Schritt und Tritt folgt. Zur Steuerung in Pikmin 1+2 gibt es nicht viel zu sagen, denn sie funktioniert grundsätzlich gut. Während Teil eins euch noch sehr viel Info auf einen Haufen gibt, präsentiert Teil zwei sie schon wesentlich besser und aufgeteilter – aber die Steuerung ist grundsätzlich logisch und konsistent.

Das Fazit: Alte Games, neu aufgelegt

Die einzigartige Prämisse und das enge Design von Pikmin 1+2 haben dafür gesorgt, dass es ziemlich alterslos bleibt. Selbst die Grafiken, so alt sie auch sind, vermitteln immer noch alles, was sie brauchen. Es ist jetzt genauso angenehm zu spielen wie vor 20 Jahren. Selbst, wenn ihr etwa nur Teil drei (auf der Wii U und auf der Switch erhältlich) gespielt habt, fühlt ihr euch in den Vorgängertiteln genau so wohl. Klar muss man grafisch ein paar Rückschritte hinnehmen, das ist einfach der Zahn der Zeit, aber die Grundsätze der Serie waren schon immer vorhanden. Dementsprechend verhält es sich nun mit diesen Versionen: Wenn ihr euch damit auf das kommende Pikmin 4 – wohl der größte Schritt für die Serie bislang – vorbereiten wollt, könnt ihr das durchaus tun. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass ihr die alten Spiele zuvor spielen müsst, dafür gibt es ja Tutorials.

Fans der Serie haben jedenfalls eine super Möglichkeit, die Nostalgie dank Nintendo neu aufleben zu lassen. Der Überlebenskampf präsentiert sich jedenfalls von seiner besten Seite und die GameCube-Grafiken tun dem Spielspaß in Wahrheit keinen Abbruch. Es ist alles da, was notwendig ist, und die flüssigen Animationen haben damals wie heute überzeugt. Auch, wenn die technische Umsetzung ansonsten niemanden so richtig begeistert, kann es das Gameplay nach wie vor. Egal, ob ihr einen Vorgeschmack bekommen wollt, wie sich so ein Pikmin-Titel spielt, wie das Gaming-Leben zu GameCube-Zeiten so war oder ob ihr einfach nur die komplette Story erleben möchtet: Mit diesem Spiel habt ihr auf alle Fälle die beste Chance dazu. Die Games sind einzeln um jeweils 30 Euro oder miteinander als Pikmin 1+2 um 50 Euro erhältlich!

Wertung: 8.0 Pixel

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