Okamiden (NDS) im Test #ThrowBackThursday

von Mandi 21.12.2017

Anlässlich des Releases von Okami HD darf man auch Okamiden (2011) nicht vergessen. Capcom veröffentlichte die Fortsetzung des PS2- beziehungsweise Wii-Klassikers Okami für den Nintendo DS. Daher werfen wir einen Blick auf den Titel – lest mehr im Test zu Okamiden! Zur Website des Spiels geht es hier.

Okami: Liebling der KritikerInnen

Heute drehen wir das Rad der Zeit um einige Jahre zurück. Es ist die Geburtsstunde eines atemberaubenden Titels, der den Namen Okami trägt. Der Titel, der aus der Spieleschmiede Clover Studio stammt, erscheint für die PlayStation 2, aber der kommerzielle Erfolg will sich trotz großer Innovation nicht so recht einstellen. Schade eigentlich – und woran es gelegen hat, weiß man nicht so recht. Den Test zu Okami HD findet ihr übrigens hier!

Gut, dass Capcom die Lage erkannt hat und den Titel 2008 auch auf die Nintendo Wii gebracht hat. Dort performte der Titel deutlich besser und begeisterte Fans weltweit mit dem originellen Setting. Lag es vielleicht an der Steuerung? Rund drei Jahre nach dem Wii-Release von Okami erschien der kleine Bruder des Titels. Er trägt den niedlichen Namen Okamiden und erschien exklusiv für den Nintendo DS im Handel. Hier ein Trailer:

Geschichte und Legenden

Ihr spielt die Sonnengottheit Amaterasu, die in Wolfsform in Nippon aufgetaucht ist, um den finsteren Dämon Orochi zu besiegen. Dieser bedroht die Welt, und es ist an der Zeit, ihn aufzuhalten. Allerdings hat die Göttin so gut wie all ihre Macht verloren! Darum sammelt sie zunächst mit Issun, dem Floh, ihre verlorenen Fähigkeiten wieder auf. Die Story selbst bietet neben der originalen Legende auch überraschende Wendungen und witzige Situationen.

Mit einem übermächtigen Pinsel bewaffnet löst ihr diverse Rätsel, wechselt zwischen Tag und Nacht, vervollständigt Brücken, lasst Wasser fließen und vieles mehr. Die Geschehnisse von damals werden auch in einem Intro in Okamiden nochmals aufgerollt. Eine gute Idee, denn so bekommen auch Neulinge einen Einblick in die Ereignisse vergangener Tage. Diese Ereignisse sollen nicht vergessen werden, da einige Verbindungen zu Okami anhand von Personen, Orten und vielen mehr in Okamiden zu finden sind.

Im Gegensatz zu Okami spielt ihr nun nicht die Sonnengottheit Amaterasu, sondern den Sohn des ehemaligen Orochi-Bezwingers, der den Namen Chibiterasu trägt. Wie auch Amaterasu verfügt auch der kleine niedliche Wolfsnachfahre über so gut wie keine Kräfte. Diese müsst ihr wie damals so auch nun wieder Stück für Stück verdienen. Am Spielprinzip an sich hat sich nicht viel geändert. Ihr rennt mit Chibiterasu (kurz Chibi) herum, erledigen Aufgaben, lösen Rätsel, kämpfen gegen Bösewichte sowie Bossgegner und retten das Land vor bösen Mächten.

Okamiden führt die Traditionen fort

Gespielt wird in einer 3D-Welt, die ein authentisches Japan-Setting transportiert. Ihr hantelt euch durch die Story, die meistens anhand von ausschließlich englischen Textboxen erzählt wird. Das ist teils schade, weil die Texte oft einfach zu schnell durchs Bild laufen. Ungeübte Spieler (Okamiden ist ab sechs Jahren freigegeben) könnten so Probleme bekommen, der Story zu folgen. Neben der fixen Kamera, die oft suboptimal positioniert ist, nervt das simlische Gebrabbel, welches bei Gesprächen zu hören ist, schnell. Dieses unverständliche Geplapper lenkt eher ab, als es den Spieler fesselt.

Kommen wir nun zum Gameplay: Was können sich SpielerInnen erwarten, die den Vorgänger nicht gespielt haben oder ihn nicht kennen? Okamiden ist ein typischen Action-Adventure in einer 3D-Welt. Das Spielprinzip könnte am besten mit dem Genrekrösus The Legend of Zelda verglichen werden. Am oberen Bildschirm seht ihr die Spielwelt samt Chibi im Mittelpunkt, während am unteren Bildschirm die Interaktion passiert. Wenn ihr beispielsweise die magischen Fähigkeit von Chibi „Celestial Brush“ (eine Pinseltechnik) einsetzt, wird ein Screenshot von der aktuellen Spielwelt gemacht. Dieser Screenshot wandert dann auf den unteren Bildschirm, wo ihr nun eine Sonne malen oder Objekte zersäbeln könnt.

Besonders wichtig ist diese Fähigkeit bei der Überwindung von Hindernissen. So müsst ihr beispielsweise die fehlenden Bretter einer Hängebrücke zeichnen, um darüber laufen zu können, oder beispielsweise den Oberkörper einer Vogelscheuche anhand von Umrissen zeichnen, um eine Belohnung vom Questauftraggeber zu erhalten. Diese Malfeature finde ich persönlich richtig innovativ und perfekt für einen Nintendo DS-Titel! Klar, denn ihr könnt mit dem Stylus und dem Touchscreen schnell und einfach Umrisse nachmalen oder einfache Figuren zeichnen.

Schritt für Schritt fordert das Game mehr

Klar ist das Prinzip schon mal da gewesen, Okami für PS2 und Wii hat sich nicht anders gespielt. Dennoch muss ich sagen, dass es mit einem Stift und einer Unterlage einfach optimal zu bedienen ist! So müssen beispielsweise auch in Dungeons die Fähigkeiten, die man bisher erlernt hat, kombiniert werden, um beispielsweise über einen Abgrund, der nur über eine schmale und wacklige Brücke erreichbar ist, zu gelangen. In regelmäßigen Abständen erlernt ihr neue Fähigkeiten, wodurch ihr nicht gleich mit der vollen Ladung an Möglichkeiten bombardiert, sondern behutsam an das große Ganze herangeführt werdet.

Diese Pinseltechniken, wie zum Beispiel das Zersäbeln von Steinblöcken, können auch im Kampf (einschließlich Bosskämpfe) angewendet werden. Dadurch wird das Kampfsystem, das ansonsten eher wenig anspruchsvoll ist, etwas aufgepeppt. Schade finde ich, dass die normale Spielwelt bei Kämpfen verlassen wird und ihr euch in einem abgegrenzten Gebiet zusammen mit ein paar Gegnern wiederfindet. Was Okamiden noch mit anderen Rollenspielen gemeinsam hat, sind die versteckten Kisten. Dort wie hier zahlt es sich aus, anhand der Minimap das Gebiet genauestens zu erkunden, um wertvolle Tinte oder lebensspendende Reisbällchen zu finden.

Sollte euch wider Willen die Tinte ausgehen, könnt ihr euch auf die Suche nach zerstörbaren Körben machen. In diesen findet ihr auch nach mehrmaligen Zerstören noch immer Reisbällchen oder Tinte. Der Schwierigkeitsgrad ist nicht besonders hoch, vor allem in den Kämpfen dürften sich geübte NDS-SpielerInnen ein wenig langweilen. Nicht langweilig sind hingegen die Minispiele und Rätsel zwischendurch, in denen ihr eben eure Fähigkeiten geschickt einsetzen müsst. Alles in allem ist das Gameplay wirklich gelungen. Der Mix aus fernöstlicher Kultur, dem Pinselfeature sowie den feinen Verbindungen zum Vorgänger Okami machen Lust auf mehr.

Technisch stark und stimmungsvoll

Der Grafikstil ist Geschmacksache, da er auf dem Nintendo DS schon arg pixelig ist. Dies wird zwar mit dem fernöstlichen Grafikstil mit dicken, schwarzen Pinselstrichen und wenig Detailreichtum gekonnt überspielt, doch fällt dies stark auf. Was mich noch extrem stört, ist die fixe Kamera, die nicht manuell nachjustiert werden kann. Die Schultertasten, die normalerweise für solche Sachen verwendet werden, sind nämlich schon mit dem Pinselfeature belegt sind. Ein weiterer Nachteil ist die teils fehlende Kollisionsabfrage. So kann es schon öfters passieren, dass ihr mitten in einem Baum steht. Zwar wachsen überall Blumen und Gräser, wo Chibi gelaufen ist, aber dass ein Baum auf einmal mitten durch Chibi wächst, ist wohl nicht als Absicht zu bezeichnen.

Soundtechnisch wissen die fernöstlich angehauchten Klänge und Melodien im Hintergrund wahrlich zu überzeugen. Fans von Okami werden sich gleich heimisch fühlen, aber dennoch nervt das simlische Gebrabbel gewaltig. Ich dachte zuerst, die Soundausgabe am Nintendo DS wäre irgendwie beeinträchtigt, bis ich gemerkt habe, das ist Absicht. Schade, hier wäre mit Sicherheit mehr drinnen gewesen. Die Steuerung zählt ebenfalls nicht zu den großen Stärken des Titels. Zwar ist das Pinselfeature richtig klasse, aber davon abgesehen erwartet euch mit den Pfeiltasten eine unpräzise Steuerung.

Im Kampf ist so, besonders bei Bosskämpfen, eine weitere unnötige Hürde geschaffen worden. Ansonsten gibt’s bei der Steuerung allerdings nichts zu bemängeln. Die Menüführung erfüllt ihren Zweck und das Zeichnen funktioniert sowieso ganz gut. Man kann es zwar nur an bestimmten Orten einsetzen, aber dafür passt dieses Feature perfekt ins Spiel. So schon wie bei Okami merkt man einfach, dass diese Art des Spielens das Herzstück auch von Okamiden ist. So etwas gab es bislang nicht mehr – schade eigentlich!

Fazit zu Okamiden: Braver Nachfolger

Die Atmosphäre lebt von der Story und dem fernöstlichen Setting. Die Klänge im Hintergrund sowie die Story, die so dahinplätschert, lassen die Zeit regelrecht verfliegen. Wie bereits bei der Grafik erwähnt, ist der Grafikstil Geschmacksache, aber mir gefällt er sehr gut. Okamiden spricht Neulinge als auch Fans von Okami gleichermaßen an.

Das Mal-Feature lässt Okamiden im Vergleich zu anderen DS-Titeln hervorstechen. Ihr dürft viel auf Erkundungstour gehen, versteckte Goodies finden und eure Fähigkeiten im Laufe der Spielstunden erweitern. Wenn ihr euch mit dem wenig anspruchsvollen Kampfsystem anfreunden könnt, habt ihr in Okamiden eine Begleitung für einige Abende gewonnen. Denn Spaß macht das Spiel allemal!

Der Grafikstil, der niedliche Chibi, die verschiedenen Begleiter und das Pinsel-Feature zaubern einfach allen SpielerInnen ein Lächeln ins Gesicht. Die Grafik und der Sound hätten noch Potenzial nach oben gehabt und auch die Steuerung ist nicht optimal, aber alles in allem kann und darf man nicht unzufrieden sein. Wenn ihr also wissen wollt, wie die Geschichte nach Okami HD weitergeht, könnt ihr hier eure Bedürfnisse stillen.

Wertung: 8 Pixel

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