Nope Filmkritik: Nicht von dieser Welt?

von Elias Löwenau 08.08.2022

Am 11.08.2022 erscheint Jordan Peeles Film Nope endlich in den österreichischen Kinos! Was euch in dem Film erwartet, erfahrt ihr in meiner Nope Filmkritik!

Nope

© Universal Studios

Worum geht’s?

Die Ranch Haywood Hollywood Horses hat bessere Tage gesehen. CGI-Technologie setzt sich in der Filmbranche immer mehr durch und verdrängt die Notwendigkeit für abgerichtete Pferde vom Markt. So hat die Familie Haywood ohnehin genug Existenz-Probleme, als aus heiterem Himmel eine Münze aus den Wolken fällt und den Patriarchen der Familie erschlägt. In den folgenden Monaten beobachten die Geschwister OJ und Emerald Haywood immer seltsamere Phänomene, die scheinbar alle etwas mit dem Himmel zu tun haben und sehen sich schließlich mit einer Bedrohung konfrontiert, die nicht nur all ihren Mut, sondern auch ihre Beziehung als Bruder und Schwester auf die Probe stellt.

Hier könnt ihr euch die Trailer zum Film ansehen:

Eine Handlung, die Genre transzendiert

Über die weitere Handlung soll nicht viel mehr verraten werden. Denn der Film funktioniert, wenn man absolut gar nichts darüber weiß, wohl am allerbesten. Allerdings hält Nope selbst wenn man alle Trailer gesehen hat, noch einige Überraschungen bereit. Daher gehe ich im Weiteren vom Trailer-Wissen aus. Der Film lässt sich auf den ersten Blick klar als UFO-Film beschreiben, auf den zweiten Blick wird diese Klassifikation allerdings auf den Kopf gestellt. Jordan Peele bedient sich an einer weiten Bandbreite an genrespezifischen Inspirationsquellen und vermischt so Elemente von Drama, Komödie, Horror, Western und ganz überraschend Monsterfilmen.

Die Handlung fokussiert sich dabei anfangs auf die mysteriösen Ereignisse in und um das Farmland und wechselt ausgehend in ein Finale, bei dem man vor Spannung die Finger in die Armlehnen krallt. Mein einziger Kritikpunkt an dieser Stelle wäre, dass dem Familiengeschäft eingangs sehr viel Aufmerksamkeit und Kontext geschenkt wird, dieser Aspekt aber wenig bis kaum Relevanz für den dritten Akt des Filmes aufweist. Allerdings hätte das die ohnehin schon sehr gelungene Handlung nur etwas abgerundet, ein wirkliches Problem entsteht daraus nicht.

Wenn ihr den Regisseur Jordan Peele vertraut machen wollt, ist dieses Interview von CBS Mornings ein guter Einstieg:

Großartige Darsteller:innen uneben eingesetzt

Der Cast des Films kann sich sehen lassen. Daniel Kaluuya, den die meisten wohl aus Black Panther oder Get Out kennen, spielt OJ Haywood. Eine wortkarge und relativ introvertierte Figur, die sich durch einen ungelösten Konflikt mit seiner Schwester und als Lieblingskind seines Vaters auszeichnet. Im kontrastreichen Gegensatz dazu wird uns seine Schwester Emerald Haywood, wundervoll gespielt von Keke Palmer vorgestellt. Sie ist der Rebell der Familie, sie will wenig bis nichts mit dem Familiengeschäft zu tun haben, und sie zeichnet mit all ihren Side-Gigs, einem chillig-bunten Kleidungsstil und einer Persönlichkeit, die vor Extrovertiertheit nur so sprüht eine Figur, die man einfach lieben muss.

Der Kontrast der Geschwister trägt die emotionale Hauptkomponente des Films. Diese wird zwar gut vermittelt, allerdings legt sich der Film für eine tiefgreifende emotionale Bindung der Zuschauer:innen zwei hinderliche Steine in den Weg. Einerseits hat Jordan Peele durchaus recht, wenn er Daniel Kaluuyas Augen als bemerkenswert ausdrucksstark beschreibt, jedoch wäre zumindest eine kleine Gesichtsregung des Schauspielers nett gewesen. Vor allem in der Szene, in der sein Vater stirbt, bleibt Kaluuyas Gesicht derart monoton, dass man ihm die Tragik dieses Moments nur bedingt abkauft.

Weiters gibt der Film fast allen Nebenfiguren eine angemessene Screentime, mit einer eigenartigen Ausnahme. Der Charakter soll hier nicht gespoilert werden. Ich sage nur so viel: Derart viel Laufzeit für die Schimpansen-fokussierte Hintergrundgeschichte eines Nebencharakters aufzuopfern, die für die Haupthandlung höchstens symbolische Bedeutung hat, erscheint mir ein wenig verschwenderisch, vor allem wenn man bedenkt, dass es der emotionalen Seite der Protagonisten nicht geschadet hätte, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Im Interview der Late Night with Seth Meyers spricht der Cast über die Erfahrungen beim Dreh:

Meisterhaft auf allen Ebenen der Filmkunst

An dieser Stelle gibt es nichts zu meckern: Nope ist ein Meisterwerk an Bildern, Musik und Effekten. Ob es nun das für die Prämisse des Films perfekt gewählte Setting im Santa Clarita Valley, die fantastischen Aufnahmen der steppenartigen Berglandschaft, der bedrohlich-abenteuerliche Killer-Soundtrack oder die für ein derart geringes Budget großartigen CGI-Effekte sind – der Film strotzt vor technischem Können und Kreativität auf allen Ebenen.

Vor allem in seinem Spiel von visueller Nähe und Distanz untermalt Jordan Peele die emotionalen Verhältnisse seiner Figuren und schafft immer wieder filmische Eindrücke, die die Relevanz von IMAX-Kinosälen erneut untermauert. Ganz besonders das Finale des Films zeigt in seiner cineastischen Reichweite, wie viel eindringlicher Sequenzen sein können, wenn sie eben nur das Notwendigste mit visuellen Effekten erschaffen und überwiegend auf handgemachte Effekte setzen.

In diesem Teaser von Universal Studios bekommt ihr ein Gefühl für die fantastische Kinematografie von Nope:

Nope Filmkritik: Das Fazit

Mit Nope hat Jordan Peele wieder einmal einen Film geschaffen, dem es gelingt, die Grenzen zwischen Mainstream-Unterhaltung und Arthaus-Kino verschwinden zu lassen. Nope ist ein Film für alle. Er ist immens spannend, erschafft Bilder und Musik, die selbst die geschmackvollsten Artist:innen überzeugen dürften und spielt mit einem Humor, der über die ganze Laufzeit verteilt zwar nur pointiert eingesetzt wird, aber selbst die trockensten Kritiker:innen zum Kichern bringt. Alles in allem eine definitive Kino-Empfehlung und wahrscheinlich einer der besten Filme des Jahres 2022.

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