Ninja Gaiden 4 Test – Brachiales Actionfeuerwerk

von David Kolb-Zgaga 21.10.2025

Ninja Gaiden 4 ist ein knallhartes, ultraschnelles Action-Game geworden, das die Stärken von Team Ninja und Platinum Games in sich vereint. Zur offiziellen Seite geht es hier.

Team Games? Platinum Ninja? Hauptsache Ninja Gaiden 4!

Nach einer Ära der Stille (Ninja Gaiden 3 erschien 2013) meldet sich die ultimative Highspeed-Action-Reihe zurück und erscheint am 21. Oktober 2025. Team Ninja und Platinum Games vereinen sich, um uns abermals einen gnadenlosen, stilvollen und flüssigen Ableger zu spendieren. Wer bei gnadenlos gleich aufhören möchte weiterzulesen: Stopp! Es gibt einen einfachen Modus und mehrere Optionen das Spiel deutlich zugänglicher zu machen, doch zu den Schwierigkeitsgraden kommen wir später noch. Ninja Gaiden 4 ist aber kein reiner Nostalgietrip. Es ist die Fusion zweier Studios, die für mich absolute Action-Koryphäen sind: die präzise, brutale Härte von Team Ninja und der hyperstylische, flowende Kampf von PlatinumGames. Und diese Mischung funktioniert.

Yakumo wer?

Bevor wir aber genau auf die Kämpfe eingehen, werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Story und den früheren Protagonisten Ryu Hayabusa und den jetzigen Hauptcharakter Yakumo. Im ersten Trailer wurde nicht Ryu, sondern der vom Raben-Clan kommende Ninja Yakumo vorgestellt und ein Ruck der Skepsis und Empörung zog durch die langjährige Fangemeinde. Ein bisschen hat mich das an Nero und Dante aus Devil May Cry 5 erinnert und ähnlich zu damals, kann ich auch hier Entwarnung geben. Beide sind spielbar und spielen sich sehr gut und getreu der Ninja Gaiden Serie. Die Sorge, dass Yakumo sich wie ein Platinum Games Charakter anfühlt und Ryu, wie eine Team Ninja Figur und das Spiel gespalten ist absolut ungerechtfertigt. Beide sind zwar sehr unterschiedlich, tragen aber immer noch den Ninja Gaiden Spirit in sich. Für Die-hard Ryu Fans sei gesagt, ihr könnt ihn zwar spielen, es ist aber kein fünzig-fünzig Split mit Yakumo. Im Gegensatz zu Nero und Dante ist der Fokus deutlich auf Yakumo gelegt. Letzterer ist der im Vordergrun stehende Protagonist des Spiels und erst nach einiger Spielzeit könnt ihr auch in die Rolle von Ryu schlüpfen. Im Laufe der Handlung (bei mir nach ca. sieben bis acht Stunden) gibt es dann das Aufeinandertreffen mit Ryu Hayabusa. Dieser ist später auch spielbar und verfügt über eigene entscheidende Handlungsstränge, die Yakumos Schicksal und die Gefahr, die von der Dunklen Essenz ausgeht, maßgeblich beeinflussen. Für mich war das aber kein Nachteil, sondern hat sich gut eingefügt und sorgt für spürbare Abwechslung. Der Raben-Klan lebte bisher immer im Schatten von Ryus Drachen-Klan und der Konflikt bzw. die Story zwischen den beiden ist durchaus interessant zu verfolgen.

Tokio wird heimgesucht

Deshalb beginnt die zentrale Geschichte von Ninja Gaiden 4 auch mit Yakumo, der die Prophezeiung des Raben-Clans erfüllen will: den in einem postapokalyptischen Tokio versiegelten Schwarzen Drachen endgültig zu besiegen und die Stadt vom ständig niederprasselnden Miasma-Regen zu befreien. Den schwarzen Drachen kennt man noch aus früheren Teilen und seine leblose Hülle umklammert und geißelt Tokio nicht nur mit Miasma-Regen, sondern auch Dämonengesocks, das davon angezogen wird.

Ninja Gaiden 4 Tokio

Eigentlich bekam Yakumo den Auftrag die Priesterin Seori zu eliminieren, doch sie schafft es ihn zu überreden und erklärt, dass die einzige Rettung Tokios darin besteht, die Siegel des Schwarzen Drachen nicht zu bewahren, sondern zu zerstören, um ihn in einer kontrollierten Umgebung endgültig vernichten zu können.

An und für sich hat die Geschichte ein paar nette Twists und Turns, die ich natürlich nicht verrate. Vor allem aber ist sie durch ihre übertriebene Action, wie entgleisende Züge, einstürzende Häuser und Heerscharen an Ninjas und Dämonen einfach cool inszeniert. Wer nicht auf Action steht, muss sich ein anderes Spiel suchen. Ich verstehe auch, dass vieles überzeichnet ist und gerade das den Spaß ausmacht, jedoch sind mir manche Figuren in bestimmten Szenen und Designs dann doch etwas zu Anime klischeehaft. Seori trägt Stöckelschuhe und hat ein riesen Dekolleté, das mit geschnürten Seilen noch betont wird. Da kann jeder und jede selbst entscheiden ob das als störend empfunden wird.

Ninja Gaiden 4 ist sich selbst treu und nicht ganz so over the top wie z.B. ein Bayonetta und etwas geerdeter. Also so geeredet wie es eben geht, wenn man einen riesigen Dämonenhai, durch einen Underground-Club mit Surfeinlagen verfolgt. Einzig das Pacing hätte ein paar Mal etwas besser ausfallen können, denn so geht es über mehrere Kapitel darum, auf die Spitze eines Berges zu kommen und Yakumo wird ständig verttröstet, dass es nur mehr ein kleines Stück Weg wäre. Storytechnisch passiert in der Zeit des Aufstiegs auch nichts wahnsinnig Wichtiges und so hat sich zumindest diesr Abschnitt etwas gezogen. Es gibt aber natürlich auch Storystränge, wo es Schlag auf Schlag geht. Naturgemäß ist das auch bei Ninja Gaiden 4 eher im letzten Drittel so. Übrigens, die Umgebungsgrafik wirkt manchmal schon etwas verwaschen und veraltet, aber es gibt viele Parts wo das gut kaschiert wird. Dafür sind die Animationen wahnsinnig flüssig und alles läuft im Performancemodus mit butterweichen 60 FPS und das ist bei so einer Art Spiel für mich viel wichtiger. Die Umgebungen bekomme ich eigentlich nur mit, wenn ich wirklich aktive stehen bleibe und mich umschaue und dafür ist selten Zeit, denn es warten etliche Kämpfe auf uns. Und wenn wir schon beim Bayonetta Vergleich sind, natürlich sieht Ninja Gaiden 4 bedeutsam besser aus, als der dritte Teil der Hexen-Sage, die nur auf Nintendo Switch erschien. Auch wenn ich vorher die Grafik ein bisschen bekrittelt habe, aber im Unterschied dazu liegen hier Welten dazwischen.

Finish him

Damit geht es aber endgültig ans Eingemachte, kommen wir zum Kerngameplay, den Kämpfen. Es gibt normale und schwere Angriffe sowie ein Parry, Konter- oder Ausweichsystem. Das ist jetzt nichts Neues, aber ich habe das Ausweichen in Bayonetta geliebt und ich liebe es in Ninja Gaiden 4. Die Steuerung ist so präzise und gut und wenn dann dieser perfekte Konter audiovisuell unterstrichen wird, für ein paar Frames Zeitlupe herrscht und man zum Gegenschlag ausholt ist das wahnsinnig befriedigend. Noch dazu sind die Kämpfe ultrabrutal und ich gestehe, das gefällt mir. Es werden Gliedmaßen abgetrennt, Schädel gespalten und mehr Finisher als in Mortal Kombat verteilt. Diese Finisher sind aber nicht nur cool anzusehen, sondern haben ähnlich wie in den neuen Doom-Teilen auch eine Funktion. Niedergeschlagene Feinde (teilweise mit fehlenden Gliedmaßen) können euch durch einen letzten, verzweifelten Angriff gefährlich werden, bevor ihr sie mit einem starken Angriff in einer kurz animierten Sequenz hinrichtet.

Blutfessel-Ninjutsu

Diese Todesstöße, sehen nicht nur spektakulär aus, sie treiben auch eure Blutfessel-Energie nach oben. Diese steigt zwar stetig immer ein bisschen an, aber durch die Finisher wird die Leiste deutlich voller. Der Balken der Blutfessel-Energie wird dazu verwendet, um mit dem linken gehaltenen Trigger (LT/L2) die Blutrabenform auszulösen. Das erinnert sehr an DmC: Devil May Cry, wo man mit LT Engelsfähigkeiten und mit RT Teufels- Fähigkeiten ausführen konnte. Haltet ihr also LT werden Yakumos Waffen rot und geben besonders starke Schläge ab, die gegnerische Blocks sofort durchbrechen. In Blutrabenhaltung bleibt das Moveset generell gleich, ihr könnt aber auch ein paar Spezialmanöver auslösen und per perfektem Block in Blutrabenform richtig viel Schaden anrichten. Ihr könnt dann durch eine weitere Leiste in einen Berserker-Zustand kommen, wo die Blutrabenform für kurze Zeit dauerhaft aktiviert ist und am Ende des Berserker-Zustands wird dann auch noch ein Blutbad-Kill ausgelöst, der beinahe alle Gegner in der Nähe sofort zerstückelt. Viele große Worte, aber keine Sorge so kompliziert ist das nicht, aber dafür sehr spektakulär und die Kämpfe laden durch Risk and Reward immer wieder zum Taktieren ein.

Aber aufgepasst, beinahe jeder Gegner ist in der Lage unblockbare Angriffe rauszuhauen und ähnliche Manöver zu starten. Allein dadurch ergeben sich sehr dynamische, packende Kämpfe. Außerdem ist das Tempo unfassbar hoch, und Timings sind enorm wichtig. Aber Ninja Gaiden 4 ist ja kein Soulslike. Sterbt ihr, könnt ihr den Kampf innerhalb von Sekunden neustarten.

Große Auswahl und Varianz

Andere Spiele würden sich jetzt zufrieden geben und hätten ein sehr cooles Kampfsystem, aber Ninja Gaiden 4 geht da noch ein, zwei Schritte weiter. Es gibt später unterschiedliche Gadgets wie z.B. eine Art Enterhaken (im Spiel Nymphendraht genannt), um leichter zu mehr Airtime zu kommen und generell durch die Levels zu schwingen. lhr könnt dann Angriffe wie Fliegende Schwalbe freischalten, die euch durch die Luft teleportieren und verketten könnt, aufgeladene Schlage, freischaltbare Schulterwürfe und vieles mehr. Nach ein paar Kapiteln schaltet ihr dann sogar noch neue Waffen mit vollig neuem Moveset frei und natürlich wären dann da auch noch die Kapitel mit Ryu, der sich anders spielt.

Es ist sogar so viel, dass ich mich am Anfang ein wenig zurücknehmen musste, um mal eine Sache nach der anderen zu erlernen. Es kann zu Beginn ganz schön überfordernd sein, wenn ihr alle fünf Minuten etwas Neues freischaltet und nutzen könnt. Zum Glück gibt es zum ersten Mal in der Reihe einen freien Trainingsmodus, wo ihr das alles in Ruhe ausprobieren könnt. Nehmt euch unbedingt die Zeit einen Skill nach dem anderen anzuschauen und dann im Kampf zu erproben.

Lieber einfach oder schwer?

Wem der Einstieg generell schwer fällt, kann auch den Helden-Modus verwenden und per Barrierefreiheitsoptionen nicht nur die Schwierigkeit runter drehen, sondern auch ob Blocks, Angriffe, ja sogar die Bewegung von Yakumo vom Spiel für euch übernommen wird. Außerdem gibt es mehrere Arten von Heiltränken, Items die die Defensive oder Offensive stärken und sogar einen Trank, der euch einmal wiederbelebt. Ich habe im schweren Modus begonnen, aber als ich aus dem Tutorial raus war, hatte ich nicht mehr viel Chance und bin auf den normalen Modus gewechselt. Das könnt ihr übrigens jederzeit tun und auch der normale Modus ist immer noch ordentlich schwer und verlangt mir alles ab. Man merkt deutlich, dass der erste große Boss, ein riesiger Ninja mit Plattenrüstung, ein Skillcheck ist, ob man das Moveset und vor allem das Blocken verinnerlicht hat. Wenn ihr nicht aufpasst, ist es nach ein paar Schlägen schon vorbei. Dafür ist es umso befriedigender, wenn man durch das Level fliegt, kaum getroffen wird und alle Kombos raushaut, die man bisher gelernt hat.

Alles flowed

Yakumo steigt dann in den Ring, startet mit einem fünf Sekunden lang aufgeladenen Schlag, der zwei Gegner gleichzeitig zerreißt. Per Enterhaken geht’s blitzartig an eine Wand, wo mit Wallrun und Fliegender Schwalbe zum nächsten Gegner gehetzt wird. Der wird dann sofort exekutiert und danach noch per perfektem Block der nächste Gegner zurückgeschleudert. Per Schulterwurf, wird ein Schwertkämpfer in einen Fernkämpfer geworfen und beide werden kurzerhand aufgeschlitzt. Hat man nach einer Zeit das Moveset und die Levels verinnerlicht, dann entsteht häufig ein Sog bzw. ein Flow das fühlt sich dann sehr erhaben und großartig an.

Keine Ablenkungen

Ninja Gaiden 4 ist in meinen Augen ein sehr gestreamlintes Spiel, was ich als äußerst angenehm empfinde. Es gibt keine Open World, das nächste Ziel ist immer klar vor Augen. Abseits des Weges findet ihr Kisten mit allen möglichen Heiltränken und hin und wieder ein paar Zusatzgegner mit minimalen Nebenmissionen. Das höchste der Gefühle sind zwei Items, die kombiniert den Lebensbalken ein kleines Stück größer machen. Ein bisschen Abwechslung gibt es wenn Yakumo auf Zuggleisen slided und ihr so herannahenden Zügen und anderen Hindernissen ausweichen müsst. Auch hier kommt wieder der Enterhaken zum Einsatz und es geht rasant hin und her.

Übrigens, wer die ultimative Herausforderung sucht, kann nach dem erstmaligen Durchspielen (ca. 15-20 Spielstunden) noch einen höheren Schwierigkeitsgrad freischalten und diesen versuchen zu meistern.

Ninja Gaiden 4 Fazit

Ja die Story ist manchmal klischeehaft, aber immer packend inszeniert und dient als gutes Vehikel für all die Action, die in Ninja Gaiden 4 auf euch wartet. Das Spielgefühl ist für mich wirklich sehr, sehr gut geworden und die Zusammenarbeit von Team Ninja und Platinum hat sich absolut bezahlt gemacht. Wer dieser Art von Spiel nichts abgewinnen kann, wird auch hier nicht viel Freude vorfinden. Wem Ninja Gaiden aber generell immer ein wenig zu hart war, findet dank der vielen Neuerungen, bis hin zum Helden-Modus mit Ninja Gaiden 4 einen sehr guten Einstiegspunkt. Für mich war es ein sehr aufregender Ritt und es ist schön zu sehen, dass die Marke Ninja Gaiden auch 2025 noch nicht von der Bildfläche verschwunden ist, sondern im Gegenteil ein sehr gutes Comeback feiern konnte.

Wertung: 8.5 Pixel

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