myFirst Camera 50 im Test: KI-Kamera für Kinder
Die Kinderkamera-Welt bekommt Zuwachs: Mit der myFirst Camera 50 verspricht der Hersteller Nachschub im Bereich der Nachwuchs-Fotografie.
Über die myFirst Camera 50
Hier kommen einige interessante Aspekte zusammen: Künstliche Intelligenz soll die Videobearbeitung kinderleicht machen, während eine sichere Social-Media-Plattform für den geschützten Austausch sorgt. Doch rechtfertigt das Konzept den stolzen Preis von 129 Euro (zur offiziellen Website)? Fest steht: Die myFirst Camera 50 will mehr als nur eine weitere Kinderkamera sein. Das Singapurer Unternehmen myFirst hat sich zum Ziel gesetzt, Kindern zwischen 5 und 12 Jahren eine sichere Plattform für die ersten Schritte in die Welt der digitalen Medien zu bieten.
Im Mittelpunkt steht dabei die Integration von künstlicher Intelligenz, die aus simplen Aufnahmen automatisch kleine Musik-Vlogs erstellen soll. Das Konzept klingt verlockend: Kinder sollen spielerisch lernen, wie man Geschichten erzählt, ohne dabei den Gefahren des offenen Internets ausgesetzt zu sein. Die Kamera arbeitet eng mit der myFirst Circle-App zusammen, einer Art Instagram für Kids, bei der Eltern die volle Kontrolle über die geteilten Inhalte behalten. Auf dem Papier klingt das alles schon mal recht ansprechend, also packen wir das Produkt erst mal aus:
myFirst Camera 50, ausgepackt
Das Gadget kommt in zwei Farben, blau und lila, und ist ansonsten gleich gehalten. Die Bedienung sowie das Design der Kamera sind grundsätzlich kinderfreundlich gehalten. Das 3,97 Zoll große Touchdisplay mit 480 x 800 Bildpunkten nimmt fast die komplette Rückseite ein und reagiert in der Regel zuverlässig auf Berührungen. Eine Hälfte am Rand ist ein LED-Ring, der für Beleuchtung bei Selfies sorgen wird. Vorne gibt es eine Hauptkamera inklusive einem gummierten Griff, der den Händen die Möglichkeit gibt, verwackelte Bilder und Videos zu vermeiden. Ansonsten findet ihr einen Knopf zum Ein/Ausschalten, den LED-Knopf, ein Mikrofon sowie den Auslöser an der Oberkante.
Die Hauptkamera schießt Fotos mit bis zu 20 Megapixel, während die Selfie-Kamera 16 MP bietet. Videos werden in 1080p mit 30 fps aufgezeichnet, was für eine Kinderkamera durchaus respektabel ist. Besonders praktisch: Das integrierte Selfie-LED-Licht mit drei Helligkeitsstufen, das auch bei schwierigen Lichtverhältnissen für brauchbare Aufnahmen sorgt. Die KI-gestützten Features sind das Herzstück der Kamera. Nach der Aufnahme können Kinder ihre Fotos und Videos mit Stickern, Zeichnungen und sogar der eigenen Stimme anreichern. Die KI erstellt daraus dann automatisch kleine Musikclips – eine nette Idee, die in der Praxis aber nicht immer überzeugt. Dazu aber später mehr!
Der erste Eindruck: Robust
Das Design der myFirst Camera 50 ist zweckmäßig und kindgerecht. Die abgerundeten Ecken und die griffige Oberfläche machen sie handlich für kleine Hände. Mit 150 Gramm ist sie angenehm leicht, ohne dabei billig zu wirken. Die Verarbeitung ist solide – das TPU-Material soll Stürze und den rauen Umgang durch Kinder verkraften. Dieser Aussage schließe ich mich an: Unsere beiden Kinder waren nicht gerade zimperlich und alles sah nach zwei Wochen aus, als wäre das Gerät brandneu.
Verfügbar ist die Kamera in Blau und Lila, wobei beide Farbvarianten durchaus ansprechend sind. Der physische Auslöser funktioniert wie bei einer echten Kamera mit Halb- und Volldruck – eine nette Geste an die traditionelle Fotografie. Der interne Speicher von 16 GB ist großzügig bemessen und kann per microSD-Karte auf bis zu 128 GB erweitert werden. Der 2000 mAh Akku soll laut Hersteller bis zu 4 Stunden durchhalten – ein Wert, den wir im Test in den meisten Fällen bestätigen können.
Qualität der Fotos und Videos
Die Bildqualität der myFirst Camera 50 bewegt sich im soliden Mittelfeld der Kinderkameras. Bei guten Lichtverhältnissen entstehen durchaus ansehnliche Fotos mit kräftigen Farben und ausreichender Schärfe. Die 20-MP-Auflösung sorgt für genügend Details, auch wenn man diese besser nicht mit aktuellen Smartphones vergleichen sollte. Weder Farbtreue noch Tiefenschärfe sollt und könnt ihr hier erwarten – der Sensor im Inneren der Kinder-Cam ist einfach ein günstigerer, und das macht sich im Alltag auch bemerkbar.
Denn das wird bei schlechten Lichtverhältnissen durchaus auch für das ungeübte Auge sichtbar: Bilder werden rasch unscharf und verrauscht, selbst das Selfie-Licht kann diese Schwäche nur bedingt ausgleichen. Die Videoqualität ist okay, leidet aber unter dem Fehlen einer Bildstabilisierung. Wacklige Aufnahmen sind damit vorprogrammiert – gerade, wenn man Kinder, die gerne in Bewegung sind, als Zielgruppe definiert hat, kann das ein echtes Manko darstellen.
Können Kinder das überhaupt?
Meine Grund-Erwartung an eine Kinderkamera wie die myFirst Camera 50 war, dass nicht nur das Gerät selbst, sondern auch die Bedienelemente an die Bedürfnisse und Fähigkeiten von Kindern angepasst sind. Diese Erwartung, oder besser gesagt, dieser Wunsch wurde jedoch in seinen Grundfesten erschüttert. Denn wenn ihr das Gerät eingeschaltet habt, erwartet euch von Anfang an eine ältere Android-Version mit all ihren Dingen. Updates, aber auch Einstellungen werden wie auf einem Smartphone verwaltet.
Während die drei Tasten am Gerät selbst auch für Zwei- bis Vierjährige problemlos zu ertasten und zu bedienen sind, ist alles, was am Touchscreen erfolgt, Stoff für Ältere. Das ist natürlich für eine designierte Kinderkamera etwas schade, denn ein knallbunter Skin mit großen Touch-Tasten oder Ähnliches wäre hier extrem naheliegend. Aber gut: Anscheinend dachte man bei der myFirst Camera 50, dass sowieso Erwachsene ständig involviert sein werden, und dann ist das auch wieder in Ordnung. Schade finde ich es dennoch.
KI-Features, App und Sicherheit
Das Alleinstellungsmerkmal der Kamera sind zweifellos die KI-Features. Die automatische Erstellung von Musik-Vlogs funktioniert in der Praxis allerdings nur bedingt zufriedenstellend. Die KI wählt oft zufällig wirkende Musikstücke aus oder schneidet Videos an ungünstigen Stellen. Hier ist noch deutlich Verbesserungspotential vorhanden. Die myFirst Circle-App ist hingegen durchdacht umgesetzt. Eltern können genau festlegen, wer die Inhalte ihrer Kinder sehen darf, und Beiträge vor der Veröffentlichung moderieren. Die Benutzeroberfläche ist kindgerecht gestaltet, ohne dabei überladen zu wirken. Besonders positiv: Die App verzichtet auf Like-Buttons und setzt stattdessen auf persönlichere Interaktionen wie Emojis oder kurze Sprachnachrichten. Das fördert echte Kommunikation statt oberflächlichen Bewertungen.
Ein großer Pluspunkt der myFirst Camera 50 ist der Fokus auf Datenschutz und Sicherheit. Der Hersteller betont, dass keine persönlichen Daten gesammelt oder Gesichtserkennung eingesetzt wird. Die KI-Verarbeitung findet lokal auf dem Gerät statt, was zusätzliche Sicherheit bietet. Der akustische Auslöser sorgt dafür, dass heimliche Aufnahmen unmöglich sind – ein wichtiger Baustein für den Schutz der Privatsphäre. Das PIN-geschützte Videotagebuch gibt Kindern einen sicheren Raum für ihre persönlichsten Gedanken. Die myFirst Circle-App arbeitet mit strengen Datenschutzrichtlinien und ermöglicht es Eltern, die digitalen Aktivitäten ihrer Kinder vollständig zu kontrollieren, ohne dabei zu bevormunden. So weit, so gut!
myFirst Camera 50: Die Technik
Neben der bunten und guten, kinderfreundlichen Verarbeitung fallen ein paar Dinge beim ersten Verwenden auf. Dazu zählt zunächst einmal der 4-Zoll-Bildschirm auf der Rückseite, der mit 480 x 800 Bildpunkten auflöst. Generell ist die Cam sehr kindgerecht gehalten, dafür sprechen etwa auch die Abmessungen von 125,4 x 80,5 x 20 mm bei einem Eigengewicht von grade mal 150 Gramm. Die Objektive selbst bieten bis zu 20 MP (Hauptkamera) respektive 16 MP (Selfie-Cam) an Auflösung.
Allerdings könnt ihr diese Werte in den Systemeinstellungen auf 5, 8, 12, 16 und 20 MP (die Bilder kommen im JPEG-Format in den Speicher) stellen. Bei der Videoauflösung dürft ihr zwischen 720p- und 1080p-Auflösung (jeweils 30 fps) wählen. Das sind alles Grenzen, um den internen Speicher von 16 GB nicht zu früh zu überlasten. Via Speicherkarte lässt sich der Speicher aber um bis zu 128 GB erweitern. Das Betriebssystem CamOS ist ein angepasstes Android, und der Akku (Ladung via USB-C) fasst 2.000 mAh für bis zu vier Stunden Laufzeit.
Das Fazit: Ein eigener Ansatz
Mit einem Preis von 129,- Euro positioniert sich die myFirst Camera 50 eher im oberen Bereich der Kinderkameras. Die Frage ist: Rechtfertigt das innovative Konzept seinen Preis? Das hängt stark von den Prioritäten ab. Wer eine einfache, robuste Kinderkamera sucht, wird mit günstigeren Alternativen besser beraten sein. Eltern, die Wert auf Datenschutz und ein durchdachtes digitales Ökosystem legen, finden hier jedoch eine interessante Option. Dieses Produkt ist ein ambitioniertes Projekt, das neue Wege in der Kinderfotografie beschreitet. Das sichere Social-Media-Konzept ist durchdacht, das Design kindgerecht und die Verarbeitung solide.
Die Bildqualität lässt jedoch manchmal zu wünschen übrig, vor allem bei schwächerer Beleuchtung stößt man schnell an die Grenzen des Sensors. Fehlende Bildstabilisierung, der etwas langatmige Einrichtungsprozess und das nur ganz wenig angepasste Betriebssystem sind allesamt eigentlich nichts für Kinder – da ist noch Luft nach oben. Die myFirst Camera 50 richtet sich an Eltern, die ihren Kindern einen sicheren Einstieg in die digitale Welt ermöglichen möchten. Wenn euch das wichtiger als alles andere ist, so könnt ihr hier mit euren Kids ab 6 Jahren erste Erfahrungen in der Welt der Fotografie machen.