MTG – Khane von Tarkir (Kartenspiel) im Test

von Ben Vollmann 03.11.2014

Die Khane sind los. Die Erde Tarkirs erzittert unter den Hufen der Horden von KriegerInnen, die unter ihrem Befehl in die Schlacht ziehen. Egal wie glorreich die Verdienste der KriegsherrInnen sind, wie lange ihr ruhmreicher Stammbaum ist und wie groß die Horde ist, die sie anführen, in der Schlacht zählt nur Eines: Stärke und Widerstandskraft. Wer schon einmal Länder getappt hat, um damit Kreaturen zu beschwören oder seinem Feind eine Lavaaxt ins Gesicht geworfen hat, wird wissen, dass es sich bei Stärke nicht um ein Polysaccharid handelt und dass Widerstandskraft nichts mit Spannung und Stromstärke zu tun hat. Vielmehr haben wir es mit auf Karton gedruckten Spielkarten – Cardboard Crack, wie manche sagen würden– zu tun, die seit mehr als 20 Jahren dazu dienen, magische Schlachten zu schlagen. It’s Magic baby. It’s Magic: The Gathering und es ist Herbst und damit Zeit für eine neue Welt mit neuen Regeln und neuen Karten.

Die Khane von Tarkir

Jedes Jahr im Herbst macht sich Magic: The Gathering, der Opa unter den TCGs, auf in eine neue Welt im Multiversum. Dabei werden verschiedene (pop-) kulturelle Settings und Genres bedient. So stand zum Bespiel das vorige Jahr mit Theros ganz im Zeichen der griechischer Mythologie, während vor drei Jahren mit Innistrad eine vom klassischen Horrorgenre inspirierte Welt als Ort für die Handlung diente. Wizards of the Coast, das „Entwicklerstudio“ von MTG, schafft es dabei, jedem der Settings ein Magic-Feeling zu geben. Anstatt zum Beispiel also die keltische Mythologie als Blaupause zu verwenden, war es im Fall von Lorwyn eher so, als ob man Magic durch eine keltische Linse betrachtet. So entsteht aus zwei bekannten Welten eine ganz neue. Auch bei Khane von Tarkir ist das so. Trotz dem die fünf Clans klar von verschiedenen realen asiatischen Kulturen inspiriert sind, gibt es auf Tarkir auch klassische Fantasywesen. Von Ifrits und Djinns, über Hunde- und Elefantenmenschen, bis hin zu Katzendämonen und SchlangenpriesterInnen; Fantasyherz, was willst du mehr? Drachen?! Die gibt es leider nicht, denn neben den konstanten Fehden untereinander haben die fünf Clans noch ein Hobby: die Drachenjagd. Dabei sind sie ungefähr so erfolgreich wie die Pioniere im Wilden Westen mit dem Büffelschießen. Das Resultat: Wie die Dinosaurier bei uns sind Drachen auf Tarkir nur mehr als Gerippe vorhanden. Dass jeder Clan trotzdem einen Aspekt der Drachen verehrt, wie etwa deren Stärke, die sich der Temur-Clan sogar in Form einer Drachenklaue aufs Banner schreibt, mag nach der Ausrottung der feuerspuckenden Riesenechsen zwar ein wenig komisch anmuten, macht aber trotzdem irgendwie Sinn.

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Ein Khan muss tun, was ein Khan tun muss

Spielen! Die Story von Khane mag noch so ausgefuchst sein, wie sie will, im Endeffekt zählt bei einem neuen Magic-Set nur eines und zwar, wie es sich spielt. Wer noch nie in den Genuss einer Partie des 1993 erstmals erschienenen, hochstrategischen Kartenspiels gekommen ist, wird die Regeln auch nach diesem Artikel nicht begreifen. Auf seine Basics heruntergebrochen ist Magic im Grunde ein bisschen so wie ein Mix aus Schach und Poker. Wer wirklich Interesse hat, die Feinheiten des Stacksystems, die Geheimnisse des Doppelblocks und die Irrungen des Turncycles zu lernen, hat im Prinzip drei Möglichkeiten: Entweder ihr wälzt die 200+ Seiten der kompletten Regeln (nicht wirklich zu empfehlen), oder ihr schnappt euch einen Magic-kundigen Spieler und hofft, dass er eine gute LehrerIn ist (schon weitaus lustiger), oder aber ihr greift auf die PC- & Konsolenversion von Magic: The Gathering Duel oft he Planeswalkers 2015, kurz Magic 2015, zurück, die einen super Job in Sachen Erklären macht (wahrscheinlich die beste Variante). Wenn ihr zumindest einmal wisst, warum ihr nicht unbedingt angreifen solltet, wenn eure GegnerIn eine Kreatur mit Firststrike und Deathtouch kontrolliert und was der Unterschied zwischen Limited und Constructed ist, seid ihr bereit für die Khane.

Where do I begin…

Um zu verstehen, warum gerade jetzt der beste Zeitpunkt ist, um (wieder) mit Magic anzufangen, solltet ihr wissen, dass es zwei Arten gibt, auf die Magic gespielt wird. Entweder sammelt und tauscht ihr Karten, baut euch ein Deck und messt euch in einem der Constructed-Formate mit euren Gegnern, oder ihr nehmt an einem Limited-Game, einem sogenannten Draft oder Sealed-Game, teil. Die zwei Hauptargumente, die für Khans als euer erstes Magic-Set sprechen, hängen direkt mit den zwei Spielarten von Magic zusammen.

Bei Constructed-Magic unterscheidet man die Varianten nach der Anzahl der Karten, aus denen man beim Deckbau wählen kann. In Vintage und Legacy dürfen (fast) alle Karte aus der mittlerweile 20-Jahre langen Geschichte des Spiels verwendet werden, im populärsten Format Standard dagegen sind nur Karten aus den letzten 2 Jahren legal. Je nach Seltenheit der Karten können Decks auch schon mal auf einen Wert von 1000€ kommen – keine kleine Investition. Da in Standard immer nur die neuesten Karten verwendet werden dürfen und Formate wie Vintage und Legacy aufgrund der Seltenheit der 20 Jahre alten Karten sehr teuer sind, gibt es seit einigen Jahren noch das Modern-Format. Eigentlich als günstigere Variante von Legacy gedacht, darf man in Modern circa mit der Hälfte aller jemals gedruckten Karten spielen. Leider hat der Kostenfaktor sich in den letzten zwei Jahren aufgrund der Beliebtheit von Modern und wegen des Angebot-Nachfrage Mechanismus, etwas ungünstig entwickelt. Verantwortlich dafür waren die sogenannten „Fetchländer“, Karten, die fast jeder Spieler braucht, die aber nicht in der Menge verfügbar waren, in der sie gebraucht wurden. Die Folge war ein exorbitanter „Eintrittspreis“ für alle, die Modern spielen wollten. Das hat jetzt ein Ende! Denn in Khane von Tarkir findet ihr genau diese begehrten Karten, die mit ihrem Wert nicht nur den Lottofaktor beim Boosterpäckchen-Öffnen erhöhen, sondern euch auch erlauben, ins Modern-Format einzusteigen.

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Wer der Meinung ist, man könne sich bei Constructed-Magic den Sieg „kaufen“, indem man bessere Karten als die GegnerIn sammelt, der sollte stattdessen Limited spielen. Grob gesagt startet in Limited jede SpielerIn mit derselben Anzahl an ungeöffneten Boostern wie alle anderen und baut sich aus dem Stehgreif sein Deck. Gleiches Recht für alle also. Da ihr beim Draft immer nur Karten aus maximal drei Sets in einer vorgegebenen Reihenfolge verwendet, hängt die Art von Spielen, die daraus resultieren, stark davon ab, wie die Draft-Experience von Wizards of the Coast designed wurde. Soweit man das nach dem Monat, den Khane von Tarkir jetzt gedrafted wird, sagen kann, ist es eines der besten, wenn nicht das beste Draft-Set seit langer Zeit. Ob es die absoluten Fan-Favourites überflügeln kann, wird sich wohl erst zeigen, aber ein Platz unter den Top-Sets ist Khans sicher. Wem das alles immer noch nicht als Empfehlung reicht, dem sei noch die tolle Art-Direction ans Herz gelegt, die selbst für Magic-Verhältnisse top ist.

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KHAAAAAAAAAAAAAAAAAN!!!

Welche Möglichkeiten gibt es also, um mit Die Khane von Tarkir in die Welt von Magic einzusteigen? Eine gute Möglichkeit ist, sich eine FreundIn und zwei Einsteigerdecks zu schnappen und einfach drauf los zu zocken. Die Spielstärke der Decks mag zwar nicht für kompetitive Events reichen, um ein Gefühl für das Spiel und die eigenen Vorlieben zu bekommen, sind sie aber super geeignet. pro Clan gibt es ein Einsteigerdeck. Ob ihr also die wilden Temur, die brutalen Mardu, die rechtschaffenen Abzan, die mönchhaften Jeskai oder die sinisteren Sultai wählt, bleibt euch überlassen. Für 12€ bekommt ihr euer Eintrittsticket in die Welt von Tarkir.

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Wollt ihr euch auf kurz oder lang mit den SpielerInnen in eurer Gegend messen, solltet ihr ein FNM spielen. Beim Friday Night Magic wird Freitagabend – duh;) – ein Turnier im Standard-Format gespielt. Wenn ihr in diesem durchaus kompetitiven Umfeld bestehen wollt, solltet ihr euch statt einem Einsteigerdeck fürs Eventdeck entscheiden. Im Falle von Khans bekommt ihr für 25€ ein schwarz-weißes Deck inklusive Sideboard und Spindown-Lifecounter. Strategisch fällt das Deck ins lineare,  aggressive Camp und kann somit durchaus auch ein weit teureres gegnerisches Deck überrennen. Zudem lässt es sich gut mit eigenen Karten upgraden.

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Habt ihr Blut geleckt und wollt euer Intro-/Eventdeck aufmotzen oder euch gleich ein eigenes Deck bauen, braucht ihr Booster. Eine praktische Variante, an Booster zu kommen, ist das Fat-Pack für ca. 38€. Speziell wenn ihr gerade eure Sammlung startet, kommen euch neben den neun Boostern, die ihr im Fat-Pack bekommt, auch die 80 Standardländer, der Lebenspunktezähler, die zwei faltbaren Deckboxen und das Spielerhandbuch mit Infos und Bildern zu den Karten von Khane von Tarkir sehr gelegen.

Wertung: 9 Pixel

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[…] zum ebenfalls noch erhältlichen Set Kahne von Tarkir greifen, weil es, wie ich schon in meinem Khans-Review festgestellt habe, einfach eines der besten Sets für Einsteiger ist; wer aber schon vertraut mit […]

[…] an Fetchländern nicht vorbei und obwohl ihr im Moment durch Kahne von Tarkir (mehr dazu in meinem Setreview) relativ einfach an die Fetchländer rankommt, richtig billig ist diese Variante trotzdem nicht. […]

[…] Khane von Tarkir ist in Intro-Packs, Boosterpackungen, Event-Decks und im Fat Pack erhältlich. Falls ihr noch mehr über die neue Erweiterung erfahren wollt, solltet ihr einen Blick in unseren umfangreichen Testbericht werfen (Hier geht’s zum Test!). […]