MtG Edge of Eternities Review – Küchentisch Magic
Edge of Eternities ist Magics erste Space Opera und hat eine besondere, eigene Stimmung und ist definitiv kein Hut-Set.
Mehr als nur Astronautenhelme
Am 1. august ist es so weit, dann erscheint Edge of Eternities in den Läden und auf MTG Arena am 29.7. (Prerelease ist vom 25.7.-31.7.). Es gab Befürchtungen, dass auch diese Edition nur ein neues Hut-Set wird und Magic-Charaktere in Astronautenhelmen herum laufen. Durch die Gameplaymechaniken und die Gestaltung (auf die wir natürlich noch näher in diesem Review eingehen werden) ist Edge of Eternities aber wesentlich eigenständinger als z.B. die Fedora- (Mord in Karlov Manor) oder Cowboy-Hüte (Outlaws von Thunder Junction) der Vergangenheit.
Das neue Set findet wie der deutsche Name beweist, am Rande der Ewigkeiten statt, einem Gebiet welches außerhalb des Multiversums liegt und die „Blinde Eternities“ beherbergt. Dieser Bereich kann nur von Planeswalkern und anderen äußerst mächtigen Lebewesen besucht werden. Im Sothera-System werdet ihr auf fortschrittlichste Technologie und damit auch auf viele Roboter und Raumschiffe treffen, die von kosmischen Kräften genutzt werden. Damit nicht genug spielt das Ganze auch noch auf zwei verschiedenen Zeitebenen, wodurch Charaktere in unterschiedlicher Form vorkommen. Wie immer ist die Lore ziemlich ausufernd und es gibt viele Hintergrundinformationen hier zu finden. Mir gefällt das gesamte Setting inklusive seiner Geschichten gut und deutlich besser als z.B. einer Ätherdrift. Obwohl es im Weltall spielt hat man hier deutlich das Gefühl Magic Karten und einem solchen Setting zu begegnen.
Wer noch auf ein Prerelease Event gehen möchte, im nachfolgenden Teil werden die neuen Mechaniken vorgestellt und hier findet ihr zwei Videos, die für Neulinge einen guten Einstieg darstellen, da sie gut erklären was ein Prerelease ist und wie man sich dort ein Deck baut.
Raumschiffe und Planeten
Genug der Story, lasst uns zu den neuen Spielmechaniken kommen. Und was könnte im Weltraum besser passen als Raumschiffe und diese zu Stationieren? Raumschiffe sind ein neuer Artefakt-Untertyp und mit ihnen kam die wohl größte Neuerung für Commander einher. Durch eine neue Regeländerung dürft ihr nun legendäre Fahrzeuge und Raumschiffe nun als eure Commander auswählen. Genauer gesprochen, eigentlich alles was potenziell einen Angriff und Blockwert auf der Karte hat. Aber zurück zum Thema, was sind denn nun eigentlich Raumschiffe?
Spielt ihr ein solches, ist es zu Beginn einfach mal nur ein Artefakt, denn ohne eine Crew ist ein Fahrzeug bzw. ein Raumschiff einfach nicht viel wert. Deshalb müsst ihr es auch Stationieren und das funktioniert wie eine aktivierte Fähigkeit, die wie eine Hexerei verwendet werden kann. Tappt dafür eine oder mehrere ungetappte Kreaturen, die ihr kontrolliert. Dies kann jede andere ungetappte Kreatur sein, die ihr kontrolliert, auch eine, die in diesem Zug unter eure Kontrolle gekommen ist. Hier zählt die Einsatzverzögerung nicht! Beim Verrechnen der Stationieren-Fähigkeit legt ihr dann eine Anzahl an Ladungsmarken in Höhe der Stärke der getappten Kreatur auf das Raumschiff. Im Fall des Wurmwall-Stöberers wird dieser ab vier Marken zu einem 4/4 mit Fliegend. Es gibt aber auch die Möglichkeit mehrere Ziele zu erreichen, wie das der Tagbringer eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Ich finde die Raumschiffe ziemlich cool und ich denke sie machen es auch wieder ein Stück einfacher ein Vehikel-Deck in Commander zu bauen. Vom ersten Eindruck sind die Kreuzer, Frachter, Kriegsschiffe usw. sehr beeindruckend, jedoch benötigen sie für das Stationieren auch ordentlich Ressourcen. Ich denke, dass wir sie daher ausschließlich in langsameren Formaten, wie eben Commander sehen werden und kaum bis gar nicht in z.B. Standard. Die mit Abstand größte Neuerung für Commander ist aber wie gesagt, die Regel, dass diese nun auch als Commander gewählt werden können. Mehr Vieltfalt ist immer eine gute Idee und alleine deswegen hat sich Edge of Eternies schon gelohnt. Zu den Commander Precon-Decks kommen wir später noch, jetzt machen wir erst Mal weiter mit den neuen Mechaniken.
Was ist so ähnlich wie ein Raumschiff? Richtig, ein Planet! Naja zumindest von einem spielerischen Standpunkt aus gesehen, denn Planeten sind sind zwar Nichtstandardlandtypen, aber können genau so wie Raumschiffe Stationiert werden.
Diese neuen Länder kommen allesamt getappt ins Spiel, haben ab der zwölften Ladungsmarke einen starken Effekt eingebaut. Evendo, erwachende Heimat hat immerhin den selben Effekt wie die Karte Gaea’s Cradle, die Stand Jetzt auf Cardmarket ab 370 Euro verkauft wird. Schade ist nur, dass das Stationieren wie eine Hexerei und nicht wie ein Spontanzauber gespielt werden kann. Ansonsten könnte man sich all seine Blocker aufbewahren und im Endstep, kurz bevor man selbst wieder an der Reihe ist, alle Kreaturen tappen. Wizards of the Coast ist aber nicht dumm und weiß, dass diese Karte sonst wahrscheinlich zu mächtig gewesen wäre. So ist sie abermals deutlich langsamer und Ressourcen intensiv, weshalb sie höchstens ins Commander-Format passen wird. Auch da bin ich mir aber nicht ganz sicher und mir scheint die Zahl zwölf ein bisschen zu viel. Ich werde in einem Go Wide Deck nicht alle Blocker tappen, um dann zwölf Mana zu machen und schon gar nicht in einem Deck mit ein paar wenigen, aber sehr starken Kreaturen für z.B. drei zusätzliche Mana. Das gilt auch für die anderen Planeten, sie wirken auf den ersten Blick sehr stark, aber ich denke bis auf den blauen Uthros wird man sie nicht häufig antreffen.
Im Weltraum ist genügend Platz für Land und Leere
Eine sehr beliebte Mechanik ist Herbeirufen, mit denen man „Enters the battlefield“ Effekte günstiger nutzen kann. Die Weiterentwicklung davon ist das neue Warp. Warp stellt alternative Kosten dar. Beim Wirken einer Karte mit Warp auf der Hand könnt ihr wählen, ob ihr ihre Warp-Kosten statt der Manakosten bezahlt. Falls ihr dies tust, schickt ihr das Permanent, zu dem die Karte wird, zu Beginn des nächsten Endsegments ins Exil. Von dort aus kann sie ganz normal für ihre normalen Manakosten bezahlt werden und erneut wie gewohnt ins Spiel kommen.
Die Mechanik gefällt mir sehr gut, da sie eine bereits beliebte und bekannte Mechanik elegant erweitert.
Die nächste Fähigkeit ist Leere und verbessert eure Karten, ähnlich zu Delirium, wenn ihr die Bedingungen erfüllt. Im Fall von Leere trifft das zu, falls in diesem Zug ein Nichtland-Permanent das Spiel verlassen hat oder ein Zauberspruch gewarpt wurde.
Das soll die leere im Weltall repräsentieren und ich finde es gut, dass es sowohl mit Warp, als auch mit der Nichtland-Permanent Bedingung funktioniert. So sind diese Karten in ihrem eigenen Set, aber auch außerhalb gut einsetzbar. Es ist immer blöd, wenn eine Fähigkeit nur im eigenen Set funktioniert, aber dies ist hier nicht der Fall und somit finde ich das neue Keyword ganz gelungen.
Last but no least haben wir die Lander-Spielsteine. Neben Food (Lebenspunkterhalt) und Clue (Karten ziehen), bekommen wir nun einen weiteren Token und zwar den Lander, mit dem ihr euch ein Standardland aus der Bibliothek suchen könnt und getappt ins Spiel bringt.
Einerseits ist das natürlich super um aufzurampen und mehr Länder aufs Feld zu bringen und andererseits freuen sich alle Landfall-Decks, die immer einen Trigger bekommen, wenn ein Land unter eurer Kontrolle ins Spiel kommt. Deshalb ist auch eines der beiden Precons genau so ein Landfall-Deck, aber bevor wir dazu kommen, schauen wir uns noch mehr Länder aus Edge of Eternities an.
Die Planeten mit ihren mächtigen Effekten, die wir uns vorhin angesehen haben sind ja ebenfalls Länder und natürlich gibt es eines in jeder Farbe. Den noch bedeutsameren Part aber spielen die sogenannten Shocklands.
Es ist schön, dass diese sehr teuren Karten nun endlich wieder gedruckt werden. In der beliebtesten Variante, nämlich von einem Fetch-Land aus dem Deck herausgesucht (die Shocklands haben immer zwei Landtypen z.B. Insel und Sumpf), werdet ihr immer noch gut und gerne 30 Euro oder mehr auf den Tisch legen müssen. Natürlich beleben diese Länder aber auch das Geschehen in Standard, da es so wieder einen Ticken einfacher wird mehrere Farbkombinationen zu spielen. Allein diese Länder machen die Edition schon sehr begehrt.
Was tut sich in Commander?
Und jetzt endlich werfen wir, wie angekündigt einen Blick auf die Commander Precons (hier die Decklisten) und bei einem der beiden dreht sich ebenfalls sehr viel um Länder.
Bei beiden Decks gibt es einen Face Commander und als zweiten ein Raumschiff hinterher. Im Fall von Weltenformer sind das Szarel, Hirte der Schöpfung und Heimschiff, die Weltensaat.
Ich finde von beiden Decks dieses das deutlich Langweiligere. Es gab in letzter Zeit so viele Precon Decks, die auf Landfall oder Länder gesetzt haben und dieses Mal müssen zwar Länder geopfert werden, für mich ist das aber das gleiche in Grün. Und ein Land-Deck, also ein Deck, das bedeutsam auf starke Länder und krasse Combos setzt, ist es schon mal nicht. Das wäre aber wohl für ein Einsteigerprodukt auch zu viel verlangt. Wirft man einen Blick auf die Deckliste, stechen deshalb sofort die 31 Kreaturen heraus, d.h. dieses Deck ist ebenfalls sehr, wirklich sehr Kreaturen lastig, ähnlich zu einem Tribal-Deck. Damit möchte man allerhand Landfall und Land-Opfer-Trigger bekommen und ist gegenüber Boardwipes wieder sehr anfällig. Das würde einem Land-Deck nicht passieren. Ja es gibt die Lander-Tokens, die das ganze Thema nochmal befeuern und die ich an sich auch cool finde. Generell schlägt mir dieses Deck aber zu sehr in die gleiche Kerbe, wie viele Decks davor auch schon.
Deutlich besser gefällt mir da die Idee des Decks Marken-Intelligenz.
Von den beiden Commanders sticht vor allem Kilo, Aogäum-Verstand heraus, aber auch Beleberin, das Flagschiff hat ihre Vorzüge.
Es gibt einen Grund warum Atraxa, Stimme der Prätoren eine der beliebtesten Commander überhaupt ist. Wucherung ist einfach eine Wahnsinss-Fähigkeit, im Guten wie im Schlechten. Ihr könnt damit Planeswalker pushen, +1/+1 Counter spielen, Sagas oder Energy erhöhen und wollen wir nicht auf die unbeliebten Dinge wie -1/-1 Counter und Poison/Infect vergessen. Und Kilo geht her und lacht laut. Ein böses, artifizielles Roboter-Lachen, über all die SpielerInnen, die ihm noch zum Opfer anheimfallen werden. Da gab es einen kurzen Aufschrei im Internet, wie leicht er Broken werden kann und was für unsinnige, abgefahrene Dinge man damit machen kann. Gerade für Blau ist es ein Leichtes, Kreaturen zu tappen und wieder zu enttappen. Die Bandbreite ist enorm, was hier alles gespielt werden kann und die Möglichkeiten für Infinite Combos füllen lange Listen.
Es ist einfach witzig, dass so eine Karte in einem Precon (welches das natürlich nicht voll durchzieht) ist und wenn ihr Enttap-Shenanigans spielen wollt, dann werdet ihr viel Spaß, aber am Ende des Abends keine Freund mehr haben.
Die Beleberin hingegen wirkt da doch eher zahm und ich habe ja vorhin schon geschrieben, dass ich Raumschiffe etwas langsam finde und ich nicht ganz glaube, dass sie sich durchsetzen werden. Aber ganz ehrlich, sie unterstützt Raumschiff-Tribal Decks, die von Planeten (ebenfalls Ladungsmarken) unterstützt werden und das ist schon eine ziemlich coole Sache. Eventuell wird es ja auch noch weitere Raumschiffe in weiteren Editionen geben, um sie dann auszubauen. Außerdem gibt es ja auch Karten, die keine Raumschiffe sind, aber auch ganz schön coole Ladungsmarken-Effekte haben wie z.B. die Lux-Kanone.
Abgesehen davon, kann sie auch +1/+1 Counter verteilen und ist somit angenehm wandlungsfähig. Außerdem gibt es mit Schwanengesang, Cyberantrieb-Erwecker und Tekuthal, Dominus des Verhörs ein paar mehr als ordentliche Reprints.
Wie immer bei den Precons, sollte man nicht mehr als 50 Euro, also den Originalpreis dafür ausgeben. Leider werden diese auch für bis zu 100 Euro angeboten und das sind sie meiner Meinung nach einfach nicht wert. Um diesen Preis kann ich mir auch Einzelkarten und das Deck, das ich möchte bestellen. Für den Originalpreis sind es aber gute Produkte.
Edge of Eternities Fazit
Ich bin sehr froh darüber, dass sich Edge of Eternities wie ein echtes Magic Set anfühlt. Klar, vielleicht nicht ganz so stark wie ein Tarkir: Dragonstorm, aber selbst verständlich mehr als so manche eingekaufte Marke, aber auch z.B. Aetherdrift oder Outlaws of Thunder Junction. Da ist es umso wichtiger, dass die eigentlichen Magic-Editionen ohne Fremdmarke sich auch wirklich nach Magic anfühlen. Es ist meiner Meinung nach zwar nicht die mächtigste Edition, aber das muss es auch gar nicht sein. Ich finde die Raumschiffe (und ja, irgendwie haben sie es für mich geschafft, dass sie Raumschiffe gut integrieren) einfach cool und viele der Karten interessant und spannend. Da müssen es dann auch nicht immer die Besten und Stärksten sein.