Mario Tennis Aces im Test – Game, Set, Mario

von David Kolb-Zgaga 20.06.2018

Mario Tennis Aces ist die bereits achte Auflage des Franchise, aber das erste Spiel seit Mario Tennis: Power Tour am Gameboy Advance, das einen eigenen Abenteuer-Modus spendiert bekommt. Macht euch also bereit gemeinsam mit mir den Center Court zu betreten und eure Gegner mit Smashes, Topspins und Stopbällen zu bearbeiten.

Klassisches Tennis, sinnvoll erweitert

Bevor wir jedoch zum Abenteuer-Modus kommen, möchte ich vorher unbedingt auf das Gameplay und die Basics von Mario Tennis Aces eingehen. Wer den Vorgänger Mario Tennis: Ultra Smash wird sich schnell wie Zuhause fühlen. Das Core-Gampelay ist auf den ersten Blick sehr ähnlich: mit drei verschiedenen Tasten könnt ihr einen Topspin (A-Knopf), einen Slice (B-Knopf) oder einen harten Schlag (Y-Knopf) ausführen und so euer Tennisspiel sehr variantenreich gestalten.

Mit Tastenkombinationen gemeinsam mit dem X-Knopf, lassen sich Lobs spielen, die besonders hoch und weit fliegen und nützlich sind, um Gegner am Netz zu überheben. Auch Stopbälle sind möglich, die kurz hinter dem Netz runterfallen und den Kontrahenten ans Netz zwingen. Damit lassen sich schon sehr interessante Tennismatches bestreiten, doch Nintendo wagt einen neuen Schritt, denn es gibt nun die sehr spielbestimmende Energieanzeige.

Energiehaushalt

Diese Energieanzeige erhöht sich, wenn ihr die einzelnen Schläge auflädt, sprich schon vor dem Abschlag länger gedrückt haltet. Die Energie wird dann dazu verwendet um mächtige Ziel-, Spezialschläge (Energie muss voll aufgeladen sein) oder die Superzeitlupe zu aktivieren. Beim Ziel- und Spezialschlag wechselt das Spiel dann in die Egoperspektive und es wird per Fadenkreuz gezielt, wohin der Ball gehen soll. Umso länger man braucht, umso mehr Energie wird auch verwendet. Diese Schläge sind sehr mächtige Mittel, um entscheidende Punkte gewinnen zu können. Um dies kontern zu können, gibt es die Superzeitlupe, die ebenfalls Energie kostet. Damit gelangt ihr auch an Bälle, die beinahe unerreichbar und verloren scheinen. Es ist daher ein ständiges Für und Wider und andauernd müssen innerhalb von Sekundenbruchteilen Entscheidungen getroffen werden, was als Nächstes zu tun ist. Das kann zu Beginn noch etwas überfordern, aber lasst euch davon nicht abbringen.  Mit der Zeit bekommt ihr den Dreh raus und dann ist das Energie-Management eine interessante und coole Erweiterung des Coregameplays. Hier findet ihr unseren Guide für Einsteiger und Fortgeschrittene.

Den Einstieg leicht gemacht

Habt ihr noch nie ein Mario Tennis gespielt, bietet euch der neue Abenteuer Modus einen sehr guten Einstieg. Ihr bekommt alle Schläge und Besonderheiten beigebracht und gerade die ersten zwei, der insgesamt 5 Levels sind sehr, sehr einfach zu bewältigen. Ihr könnt z.B. mit Serve-and-Volley, also Aufschlag und vorrücken ans Netz schon sehr viele Punkte machen. Später geht das nicht mehr und die Herausforderungen werden deutlich kniffliger. Ihr müsst nämlich nicht nur Tennismatches gewinnen, sondern auch Herausforderungen bewältigen. Mal muss Mario gezielt Shy Guys vom Platz schießen, mal gegen einen Koopa so spielen, dass dieser keinen einzigen Ball erwischen kann. Auch das Gegenteil ist möglich und ihr müsst mit Mario den Ball so lange wie möglich im Spiel halten.

Story zum Vergessen

Diese Aufgaben sind allesamt so konzipiert, dass ihr euer Spiel verbessert. Hinten raus beginnen sich die Herausforderungen dann schon stark zu wiederholen, dafür werden sie aber auch deutlich kniffliger und anspruchsvoller, wodurch ihr trotzdem neu herausgefordert werdet. In jedem der fünf Levels gibt es am Ende einen eigenen Bosskampf, der immer nett inszeniert ist und euch besonders viel Geschicklichkeit abverlangt. Es gibt auch eine Story, die der Abenteuer Modus erzählt, aber die ist gelinde gesagt äußerst trivial und nebensächlich. Die Kurzfassung: Luigi, Wario und Waluigi wurden von einem antiken, bösartigen Tennisschläger namens Luzius korrumpiert und klauen nun alte Reliquien. Das und das Ende der Welt, muss Mario gemeinsam mit Toad unterbinden. Die Geschichte verhält sich wie bei einem 2D- oder 3D-Mario und bleibt stark im Hintergrund. In den besten Momenten ist sie als „nett“ zu empfinden, in den schwächsten als belanglos und austauschbar zu bezeichnen. Das schadet dem Modus aber keineswegs, da dieser euch mit seinen Herausforderungen einen guten Einstieg ins Spiel liefern möchte und das gelingt alle Mal. In ca. fünf bis sechs Stunden seid ihr damit dann auch durch.

Was gibt es noch zu tun?

Habt ihr den Abenteuer-Modus einmal durch, könnt ihr euch offline drei Turnieren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden widmen. Am besten vergleichbar ist das mit den 50cc-, 100cc und 150cc-Klassen von Mario Kart. Viel interessanter sind aber die Online-Turniere, bei denen ihr euch mit menschlichen Gegnern messen könnt. Für Siege erhaltet ihr Punkte und mit einer gewissen Anzahl von Punkten schaltet man neue Charaktere und spezielle Ingame-Outfits frei. In meiner Review-Version waren diese Turniere jedoch leider noch nicht aktiv, da diese erst zu Release starten. Verhalten sich diese aber gleich wie in der Demo-Version habe ich diese bereits ausführlich gespielt und getestet. Sollten sich doch noch Unterschiede zeigen, kann es sein, dass die Wertung sich noch ändert. Wer übrigens keine Lust auf den Energiebalken hat, kann online, wie offline einen klassischen Modus ohne spielen.

Für Bewegung ist gesorgt

Als weiteres wichtiges Feature gibt es noch den Realmodus, wo ihr den Joy-Con in die Hand nehmt und ähnlich wie bei Wii Sports Tennis das Gamepad durch die Luft schwingt. Die Charaktere laufen dann von selbst und ihr müsst euch nur darauf konzentrieren, den Ball zu treffen. Per Button wird, gleich, wie auch im Grundspiel, darüber entschieden, welche Schläge ihr ausführt und ob diese aufgeladen sind. Der Modus hat mir vor allem mit eher unerfahrenen SpielerInnen viel Spaß gemacht, weil die Einstiegshürde des Schlägerschwingens sehr niedrig und intuitiv ist.

Es gibt viel zu lernen

Zu Beginn muss man sich ein wenig an den Energiebalken und dessen spielerische Möglichkeiten gewöhnen. Gerade am Anfang gibt es sehr viele Varianten und man weiß noch nicht genau, welche Schläge was bewirken. Aber umso länger man Mario Tennis Aces spielt, umso mehr versteht und schätzt man die vielen, kleinen Nuancen. Topspin-Cross wird mit Slice-Longline gekontert und umgekehrt. Macht man das nicht wird man von der Wucht des Balls zurückgeworfen und verliert wichtige Sekunden. Auch beim Trickshot ging es mir ähnlich. Zu Beginn kaum eingesetzt, erreiche ich jetzt damit beinahe unmögliche Bälle. Perfekt getimet erhöhen die Trickshots sogar die Energie noch enorm. Bei schlechtem Timing von zurückgespielten Ziel- oder Speizalschlägen kann es sogar passieren, dass der Schläger bricht. Dann geht nicht nur der Punkt verloren, sondern je nach Modus gibt es auch nur eine begrenzte Anzahl an Ersatzschlägern. Hat man keine mehr davon, geht man K.O. und verliert automatisch.

Außerdem sind auch die Charaktere in Klassen wie trickreich, defensiv, schlagkräftig und mehr aufgeteilt. Dadurch verfügen sie über verschiedene Stärken und Schwächen, die man mit der Zeit kennenlernt. Ja sogar Charaktere, die in die gleiche Klasse fallen, wie z.B. Mario und Luigi (Allrounder) sind unterschiedlich. Mario verfügt über stärkere Grundschläge, während Luigi die Volleys am Netz fester ins gegnerische Feld hämmert.

Mario Tennis Aces Fazit

All diese vielschichtigen, liebevollgestalteten Kleinigkeiten haben mir nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sehr viel Spaß bereitet. Spätestens nach dem Beenden des Abenteuer-Modus hat man dann auch ausreichend gegen die KI trainiert. Dann wird es Zeit die Freunde bzw. Online-KonkurentInnen herauszufordern und sich packende Matches zu liefern. Der Umfang des Spiels ist zwar nicht gerade riesig, aber ähnlich wie schon bei Mario Kart 8 Deluxe (welches ich noch immer wöchentlich spiele), macht mir das Core-Gameplay enorm viel Spaß. Wer dieses zwei oder VierspielerInnenspiel als Solotitel sieht, wird vermutlich nicht so viel Freude haben. Dafür bieten die Modi dann doch zu wenig, dafür ist die KI irgendwann zu berechenbar. Wer hingegen, so wie ich, mit Freunden vor dem Fernseher oder online sich heiße Tennis Matches abliefern will, wird mit Mario Tennis Aces sehr viel Spaß haben.

Wertung: 8.5 Pixel

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