Lucy (Blu-ray) im Test

von postbrawler 03.02.2015

Luc Besson, der Altmeister des niveauvollen Action-Kinos nimmt sich in Lucy dem Urban Myth an, dass Menschen nur zehn Prozent ihrer potenziellen Gehirnkapazität nutzen. Ob man diesen Umstand dem Film anmerkt, oder doch mehr Hirnschmalz dahinter steckt, lest ihr in meinem Review der kürzlich erschienenen Blu-ray-Version.

LucyFacts

  • Genre: Action/Sci-Fi
  • Vertrieb: Universal Pictures
  • Regie: Luc Besson
  • Release: 12. Januar 2015

Vom Mauerblümchen zur Killermaschine

Lucy, gespielt von Scarlett Johansson, ist ein durchschnittliches Mädchen, das sich mit den falschen Kerlen einlässt. So wird sie zu Beginn des Filmes von ihrem Macker zu einem Drogenkurierdienst genötigt, der sich als verhängnisvolles Rendezvous mit der taiwanesischen Mafia entpuppt. Diese missbraucht die verängstigte Lucy als menschliches Drogenpaket, indem ihr die gefährlichen synthetischen Kapseln direkt in den Unterleib implantiert werden. Das geht vorhersehbar schief, als das Paket platzt und Lucys Gehirn von einer Überdosis CPH4 gegrillt wird. Allerdings stirbt Lucy nicht, sondern erlangt Zugriff zu den vermeintlich ungenutzten Arealen ihres Gehirns. Das passiert nicht spontan, sondern in mehreren Schritten, wodurch der Film eine zeitliche Spannungskomponente aufbaut, wie man sie von der Serie 24 kennt.

Sukzessive mutiert Lucy vom verängstigten Mädchen zur eiskalten Superagentin, für die Menschenleben und Moral nichts als lästige Randerscheinungen darstellen. Johanssons Erfahrungen als kühle Agentin Romanoff in den Marvels Avengers- und Captain America-Streifen kommen ihr in dieser Rolle sehr entgegen. Allerdings mutet es etwas seltsam an, dass durch die Erweiterung der Gehirnareale das emotionale Zentrum komplett verdrängt zu werden scheint. Lucy ballert, kickt und manipuliert sich in bester Action-Manier quer durch Taipei, nur um einem der niedrigsten menschlichen Triebe nachzugeben: Rache an dem Kartellboss zu nehmen, der die Schuld an ihrem Zustand trägt.

Der Prozess der Transformation wird bildgewaltig erzählt, wie man es von Luc Besson gewohnt ist. Immer wieder werden Bildschnipsel von Metaphern aus dem Tierreich eingeworfen, um eine Stimmung von Willkür und Unterworfenheit zu zeichnen, die nur Lucys geistige Fähigkeiten zu durchbrechen vermögen. Lucys Arsenal ist durchaus beeindruckend, von Telekinese über Telepathie bis hin zur Gestaltwandlung und der Wahrnehmung elektromagnetischer Signale gibt es fast nichts, was Lucy nicht drauf hat. Und dennoch steuert der ganze Film auf den Untergang und die Vergänglichkeit der Menschlichkeit hin. Dass das gesamte Wissen zu guter Letzt für den Gehirnforscher Prof. Samuel Norman (gespielt von Morgan Freeman) auf einem USB-Stick (!) gespeichert wird, lässt die Moral von der Geschichte nicht weniger trivial und belanglos wirken. Der Wandlung von Lucy fehlt es entschieden an einem Punkt der zentralen Erkenntnis, die sich der geistigen Überlegenheit als würdig erweisen würde.

Extras

In der mager bestückten Bonusrubik könnt ihr mit den beiden Featurettes „Die Evolution von Lucy“ und „Hirnkapazität: Die Wissenschaft hinter Lucy“ noch ein wenig Zeit in der Welt von Luc Bessons Actionstreifen verbringen.

 

Fazit

Wer Leon der Profi aufgrund seiner sensiblen Handlung über vielschichtige Charaktere und einen charismatischen Bösewicht liebte, wird von Lucy ziemlich enttäuscht sein. Die Hauptdarstellerin schöpft ihre schauspielerischen Fähigkeiten nicht aus, die Handlung ist trivial sowie kaum durchdacht und der Darstellung geistiger Überlegenheit mangelt es an eben dieser. Übrig bleibt ein bildgewaltig inszeniertes Action-Machwerk, das ein Schwarzenegger genauso überzeugend spielen hätte können. Wer in Lucy die Genialität eines Inception oder Interstellar sucht, wird hier definitiv nicht fündig werden.

Wertung: 7 Pixel

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