Knockout Home Fitness – ein sportliches Review

von Michael Neidhart 28.09.2021

Knockout Home Fitness begleitete mich fast einen Monat lang. Dank kleinerer und größerer Goodies schafft es das Spiel auch tatsächlich, dass ich nur wenige Tage auslasse und mich immer wieder zum Boxen und Kicken vor den TV stelle. Von außen betrachtet war ich als Schattenboxer bestimmt ein lustiger Anblick und sorgte im Haus gegenüber sicher für einigen Gesprächsstoff. Am Ende des Tages hinterlassen die täglich rund 15 Minuten Training aber ein gutes Gefühl und die Packung Chips schmeckt umso besser.

Persönliches Trainingsprogramm

Knockout Home Fitness ersetzt keinesfalls Bewegung an der frischen Luft und ist auch kein professionelles, auf individuelle Vorlieben abgestimmtes Trainingsprogramm. Es ersetzt auch nicht kompetente Trainer:innen, die im Studio oder Outdoor mit Expertise zur Seite stehen. Eines kann das Spiel aber sehr gut: es motiviert! Die Kampfsport-Programme sind lang genug, um anstrengend zu sein. Sie sind aber auch nicht zulange, sodass bereits vor Beginn die Motivation am Boden liegt. Die absolvierten Übungen werden in einem Kalender festgehalten und zeigen so den erreichten Fortschritt.

Das Spiel gibt vor, ein tägliches Programm zu absolvieren. Dieses kann auch nur einmal pro Tag ausgewählt und durchgeführt werden. Wer Lust hat, etwas mehr zu trainieren, wählt aus einem großen Pool an kurzen, drei- bis fünfminütigen Übungen. Diese sind in verschiedene Kategorien, zum Beispiel Boxen oder Kampf, eingeteilt. Manche sind nur für Arme oder Beine gedacht, bei anderen werden beiden Gruppen kombiniert. Nicht alle Übungen stehen von Beginn an zur Verfügung. Genau wie die Trainer:innen selbst, müsst ihr die meisten erst freischalten.

„Los jetzt. Punch. Links. Rechts“

Zugegeben, manche Ansagen erinnern mich an diese Aerobic-Videos aus den 1980er Jahren. Eine zierliche, durchtrainierte Frau ruft mir aus dem Fernseher zu, was ich zu tun habe. Ich stehe in der rechten Auslage, mit den JoyCons bewaffnet vor dem Gerät und mache genau, was mir das Spiel zu schreit. Manchmal schäme ich mich ein bisschen, weil ich den Haken oder den tiefen Tritt nicht genau so erledige, wie es mein Sport-Navi vormacht. Dem ist es aber irgendwie egal. Solange die JoyCons im richtigen Moment bewegt werden, blinkt der Schirm und ich sehe „Hervorragend“ aublitzen. Ob ich dabei sitze, auf der Couch liege oder tatsächlich in seitlicher Schrittstellung den Haken schön von unten nach oben durchziehe, bleibt letztendlich egal. Wenn da nicht der bekannte innere Schweinehund wäre. 15 Minuten Bewegung, dass schaffe ich. Ein paar Kicks und Punches sind schließlich nicht nur für meine Physis gut.

Neben Satsuki, der Trainerin, die das Spiel erklärt, gibt es zwei weitere Frauen und einen Mann. Allesamt sehen natürlich leicht asiatisch aus, wirken aber als wären sie für den weltweiten Markt ein wenig verwestlicht worden. Sie sind jung, dynamisch und die deutschen Synchronstimmen passen erstaunlich gut. Für meine eigene Psychohygiene war es aber dennoch gut, dass Knockout Home Fitness die täglichen Einheiten auf maximal 15 Minuten begrenzt. Zu viel Jubel und Anfeuern an einem Tag kann auch nerven. Die Studios wirken leider recht lieblos. Meist gesellen sich zwar weitere Sportler:innen im Hintergrund dazu, richtig begeistern kann das aber nicht. Hier hätten sich die Entwickler:innen einiges bei den verschiedenen Tanz- und Musikspielen der vergangenen Jahre abschauen können.

Echtes Training?

Knockout Fitness ist kein innovatives, neues Supertraining. Es ist ein solides Programm, das hilft, Erfolge zu erzielen und die eigene Fitness zu verbessern. Am Beginn jedes Trainingstages gibt es eine Dehneinheit, die aber nicht verpflichtend ist. Danach gibt es zumeist drei Blöcke mit verschiedenen Übungen, die jeweils drei bis fünf Minuten dauern. Je nach gewähltem Programm liegt der Fokus auf Oberkörper, Unterkörper oder ihr absolviert ein ausgewogenes Ganzkörpertraining. Die einzelnen Übungen bringen bei korrekter Ausführung teils ordentlich ins Schwitzen und erfordern Konzentration. Vor allem der Wechsel zu einer neuen geht oft sehr schnell und klappt vielleicht nicht beim ersten Mal. Satsuki und ihre Kolleg:innen sind aber geduldig.

Da das Spiel nicht genau verfolgen kann, ob die Übungen richtig durchgeführt werden oder nicht, bleibt der Schwierigkeitsgrad im grünen Bereich. Je besser ausgeführt, desto mehr Punkte gibt es. Eine höhere Punktzahl schaltet neue Musik und Studios frei. Die Musik hilft bei den Übungen, da der Takt darauf abgestimmt ist und so die Abfolge der einzelnen Punches und Kicks leichter in Fleisch und Blut über geht. Wie bei den motivierenden Zurufen der Trainer:innen gilt aber auch hier: nach maximal 20 Minuten ist es genug, dann braucht es definitiv eine Pause.

Das Fazit - Programm für Trainingsmuffel

Knockout Home Fitness hat zwei große Stärken und eine Schwäche. Zu den Stärken zählt vor allem das Trainingstagebuch, das hilft, die eigenen Fortschritte zu verfolgen. Wer schon einmal konsequent trainiert hat, weiß, dass das Aufschreiben der Sessions immens hilft, die Motivation hoch zu halten und sich kontinuierlich zu verbessern. Außerdem sind die Kicks, Punches und Positionen intuitiv und gut zu lernen. Das hilft, komplexere Programme zu machen und fitter zu werden. Da das persönliche Training nur einmal täglich zu absolvieren ist, besteht keine Gefahr, es am Anfang zu übertreiben.

Die Kehrseite der sportlichen Medaille ist das etwas lieblose Design der Studios und die sich in regelmäßigen Abständenen wiederholenden Motivationssprüche der vier prototypischen Trainer:innen. Ein Blick in Richtung Just Dance oder ähnlichen Spielen hätte sicher geholfen, hier mehr Atmosphäre zu erzeugen.

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