Ist 5G gefährlich? Die Logik sagt nein

von Mandi 20.12.2019

Kurz vor der 5G-Spektrumvergabe 2020 in Österreich machen Schauermärchen die Runde. Ist 5G gefährlich, stellt sich die Frage im Internet. Lest hier mehr!

Alle Jahre wieder wird ein Märchen erzählt. Wer sich erinnert, konnte dieses Thema schon bei der Einführung von 3G beobachten. Spätestens bei der Einführung des neuen Mobilfunkstandards LTE (oder 4G) machten manche Sorgen und Unheilsbekundungen die Runde, und dieses Spielchen wiederholt sich nun auch im Jahre 2020. Die Google-Suchen nach „5g gefährlich“ und dergleichen häufen sich – Zeit, sich dem Thema einmal sachlich und fundiert zu nähern.

Was ist eigentlich 5G?

Unter 5G versteht man gewisse Frequenzen oder eine gewisse Bandbreite, in jener der Funk stattfinden darf. Diese Einteilung ist beileibe nichts Neues, das war schon bei 2G der Fall, bei 3G und auch bei 4G. Mehr Infos findet ihr unter diesem Link, eine Übersicht bietet auch dieses Bild:

Diese Frequenzen entscheiden, in welchem Spektrum welcher Standard gesendet werden darf. Genau diese Zahlen sorgen für Verwirrung und Sorge bei manchen Menschen, das ist aber menschlich: Man ist immer besonders skeptisch, wenn es um Dinge geht, die man nicht sehen kann. Das ist normal – und um ein Verständnis über die verschiedenen Frequenzen zu haben, sehen wir uns an, wie so ein Mobilfunkstrahl eigentlich aussieht:

Ihr seht, dass diese Wellenform stets nach oben und nach unten geht. Je höher die MHz- oder GHz-Zahl (Millionen oder Milliarden Schwingungen pro Sekunde) ist, umso mehr Ausschläge nach oben und unten und umso weniger Reichweite hat so ein Funk. Das ist übrigens das selbe Prinzip wie beim WLAN: Die allermeisten Router für den Hausgebrauch bieten euch bereits die Option, ein 2,4 GHz-Netzwerk und ein 5 GHz-Netzwerk zu verwenden. Während im 5 GHz-Netzwerk mehrere UserInnen gleichzeitig mit höherer Bandbreite und Übertragungsrate arbeiten können, ohne sich durch Interferenzen zu stören, besitzt das 2,4 GHz-Netzwerk eine größere Reichweite. Das 2,4 GHz-Netzwerk ist somit für private AnwenderInnen wegen der Reichweite interessanter, wohingegen Power User und Unternehmen gute Gründe für das Verwenden eines 5 GHz-Netzwerkes haben.

Leute nutzen 4G, um vor 5G zu warnen. Schräg, oder?

Was natürlich stimmt, ist, dass so eine Mikrowelle das Potential hat, Gewebe um sich herum zu erwärmen. Das Prinzip einer Mikrowelle ist da ähnlich: Das Essen im Inneren wird mit einer Frequenz von 2,455 GHz bestrahlt –  in manchen Ländern wie den USA ist das anders. Dort kommt für industrielle Mikrowellenherde auch die Frequenz um 915 MHz zum Einsatz. In den USA ist der Bereich zwischen 902 und 928 MHz als ISM-Frequenzband frei verwendbar. Die Überlappungen sorgen für Störungen oder sogenannte Interferenzen. Wer also eine Mikrowelle mit 2,455 GHz direkt neben einem Router betreibt, der mit 2,4 GHz strahlt, kann interessante Ergebnisse in Sachen Datenfluss und Empfang erhalten! Auch hier wird wieder empfohlen, auf ein 5 GHz-Netzwerk zu wechseln, um Störungen zu vermeiden – allerdings muss man eben eine geringfügig geringere Reichweite in Kauf nehmen.

Über die einzelnen Frequenzen

Wenn jemand Bescheid über die vergebenen Frequenzen wissen muss, dann ist das der RTR-Chef Johannes Gungl. Bis jetzt wurde insgesamt ein Spektrum im Umfang von 390 MHz im Bereich 3,4 bis 3,8 Gigahertz versteigert. Die Frequenzen werden für den neuen Mobilfunkstandard 5G verwendet. Die aktuell versteigerten 5G-Frequenzen bezeichnet Gungl als “5G-Pionierband”. 2020 soll die nächste Frequenzversteigerung folgen. Dabei werden die Frequenzen 700, 1500 und 2100 MHz vergeben werden. Gemeinsam bilden sie das “Multiband 2020”. Gungl: “Dabei geht es um Flächenversorgung. Die Versorgungsauflagen werden dabei mehr als jetzt im Vordergrund stehen.” Für die aktuell versteigerten 5G-Frequenzen gibt es relativ milde Versorgungsauflagen. Bis 31.12.2020 müssen alle sieben Bieter zusammen österreichweit 1000 Stationen errichten. Auf die drei großen Mobilfunker entfallen dabei jeweils 303 Stationen. Ab dem 30.6.2022 muss jeder der drei Mobilfunker jeweils 1000 Stationen betreiben. Gungl: “Das Spektrum, das wir jetzt vergeben haben, eignet sich nicht zur Flächenversorgung. Da geht es um Kapazität, um Bandbreite.”

Ein großer Vorwurf von 5G-GegnerInnen ist ja, dass die Strahlung Gewebe erwärmt, ganz wie bei der Mikrowelle. Das ist an sich richtig, stört uns aber seit vielen Jahren weder bei Mikrowellengeräten, beim 2,4 GHz-WLAN (2400 MHz) oder gar beim 5 GHz-WLAN (5000 MHz). Warum ist 5G also böse? Der neue Mobilfunkstandard strahlt also laut Johannes Gungl in den Frequenzen 700, 1500, 2100 und 3400 bis 3800 MHz. Es ist schon klar: Würde man in ganz Österreich rein die 3800 MHz-Funkmasten aufstellen, würde man eine Unmenge davon benötigen, um das ganze Land mit 5G versorgen zu können. Allerdings sind genau dafür die niedrigeren Frequenzen mit 700 und 1500 MHz vorgesehen, damit man weniger Masten braucht und somit weniger Strahlung produziert. Im Prinzip werden die bestehenden Masten weiter verwendet, nur die Frequenz der Strahlung ändert sich. Nochmal: Jeder WLAN-Router strahlt derzeit zumindest ein 2400 MHz-Netzwerk aus, und die allermeisten funken mit 5000 MHz dazu. Warum also sollte der 5G-Standard zwischen 700 und 3800 MHz schädlicher sein als das überall verbreitete WLAN?

Fazit zur Problematik

Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht. Die Sorgen sind die selben, die schon bei der Einführung von 3G (UMTS) und 4G (LTE) vorgetragen wurden. Es gibt aber keine rationale Erklärung, warum eine Frequenz zwischen 700 und 3800 MHz schädlich sein soll, wenn wir bereits Rundfunk und Fernsehen wie etwa DVB-T2 zwischen 470 und 694 MHz empfangen und andererseits uns schon seit Jahren mit 5000 MHz-Netzwerken von WLAN-Routern umgeben. Was hier eventuell eher ein Anklagepunkt wäre, ist der Anteil an der Erderwärmung, da wir überall die Wellen flächendeckend aussenden. Da aber die Strahlungsbelastung insgesamt nicht steigen wird, gibt es hier keinen Anlass zur Sorge. Niemand plant, die 3800 MHz-Wellen für Ballungszentren flächendeckend einzusetzen. Genau dafür kommen andere Frequenzen zum Einsatz, und ähnliche Frequenzen sind schon lange im Einsatz (siehe Bild oben).

In Zeiten des Internets ist natürlich die Verbreitung von Informationen rasend schnell geworden. Egal, ob flache Erde, globale Verschwörungs- und Überwachungstheorien bis hin zu Sorgen um die neue 5G-Technologie – alles verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Die Aufgabe der Medien ist es, dem mit belastbaren Fakten entgegenzuwirken. Natürlich stimmt es, dass sich Gewebe bei starker Bestrahlung erwärmt: Eine Mikrowelle funktioniert genau so. Aber eine Mikrowelle arbeitet mit mehr als 700 Watt, wohingegen ein Funkmasten für die Telekommunikation zwischen 7 und 10 Watt sendet. Man kann nicht einfach eine Frequenz verteufeln, ohne elektrische Grundeinheiten wie die Funkstärke zu berücksichtigen. Darüber hinaus verwenden wir schon seit Jahren Frequenzen im Alltag, die sowohl über als auch unter den neuen Frequenzbereichen für den 5G-Standard liegen. Alles in allem deutet nichts auf Probleme hin, und es gibt keine belastbare Studie, die das Gegenteil beweist. Wann wir aber flächendeckend mit 5G rechnen dürfen, steht in den Sternen – ich denke, dass es erst 2022 so sein wird. Was haltet ihr von diesem Thema?