Independence Day: Wiederkehr (Blu-Ray) Review

von postbrawler 30.11.2016

Mit Prophezeiungen ist das so eine Sache. Besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Der Maja-Kalender hat gottseidank nicht Recht behalten. Das hielt Roland Emmerich nicht davon ab den Film 2012 auf die Menschheit loszulassen. In Emmerichs neuester Prophezeiung dreht sich alles um die Rückkehr der Aliens, die am amerikanischen Independence Day, dem 4. Juli 1996, die Erde erobern wollten. In Independence Day: Wiederkehr bleibt der Krawall-Regisseur seiner Formel treu, und liefert uns einen waschechten Katastrophenfilm. Ob das ein gutes, oder ein schlechtes Omen ist, lest ihr im meiner Review.

  • Produktionsland: USA
  • Originaltitel: Independence Day: Resurgence
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Länge: 120 Minuten
  • Altersfreigabe: FSK 12
  • Regie: Roland Emmerich

Independence Day war seinerzeit ein echter Überraschungserfolg. Bombastische Effekte trafen auf markige One-Liner und triefenden Pathos. 90er-Jahre Action-Kino eben. Doch während Sly Stallone mit seiner Reanimation der 90er große Kinoerfolge feiert, tut sich Emmerich sehr schwer, an alte Stärken anzuknüpfen. Doch hübsch der Reihe nach.

Independence Day: Wiederkehr

Die Handlung

Will Smith hatte keinen Bock auf Independence Day 2

Wiederkehr spielt 20 Jahre nach den Ereignissen der ersten Alien-Invasion. Die Menschheit hat sich dank der gestrandeten Technologie der Invasoren ordentlich weiterentwickelt, und sieht sich künftigen extraterrestrischen Bedrohungen gewachsen. Die Erforschung und Besiedelung des eigenen Sonnensystems schreitet zügig voran, während die Weltbevölkerung auf eine Ära nie da gewesenen Friedens und Zusammenhaltes zurückblicken kann. All das verdankt sie Will Smiths Captain Steve Hiller, der dummerweise keinen Bock auf Independence Day 2 hatte, und daher bei einem Testflug ums Leben kommen musste. Die Guten sterben eben immer die dümmsten Tode.

Immerhin trat sein Sohn Dylan in Papas Fußstapfen, und beschützt seither die Menschheit als Kampfpilot vor imaginären Bedrohungen. Auch seine Frau Mama Jasmine ist wieder mit von der Partie, und hat in den letzten 20 Jahren den beachtlichen Karrieresprung von der Stripperin zur Ärztin hingelegt. Überhaupt kehren eigentlich fast alle altbekannten Gesichter und SchauspielerInnen des Original Independence Day-Filmes zurück. Sogar Figuren, die eigentlich ziemlich tot sein sollten, reanimiert Emmerich sprichwörtlich in diesen neuen Independence Day-Film hinein.

Independence Day: Wiederkehr

Zu hastig und lieblos

Dass so ziemlich alle Wahrzeichen der Erde draufgehen, versteht sich von selbst.

Doch Independence Day: Wiederkehr nimmt sich wenig Zeit, um die Figuren und deren über 20 Jahre gereiften Motive zu erklären. Denn schon wenige Spielminuten später bricht eine erneute Alien-Invasion los. Diesmal kommen die Biester natürlich mit einem noch größeren Mutterschiff, das mit seinen 5000 Kilometern Durchmesser gleich mal auf dem Atlantik parkt. Dass im Zuge dieser Landung so ziemlich alle Wahrzeichen der Erde draufgehen, versteht sich von selbst. Die Emmerich‘sche Zerstörungsorgie macht weder vorm Burj Khalifa noch der Londoner Tower Bridge halt. Wissenschaftlich betrachtet sollte eine Kollision zweier Himmelskörper dieser Ausmaße sowieso allem Leben auf dem Planeten sofort den Garaus machen. Doch um des netten Kinoabends Willen wollen wir die Wissenschaft erst mal außen vor lassen.

Ein Plan muss also her, wie wir die erneut technologisch hoffnungslos überlegenen Tentakelwesen aus dem All eben dorthin zurückbefördern. Und den soll, wie üblich, niemand Geringerer als Jeff Goldblum aushecken. Schon im ersten Teil konnte sein uneloquenter Charakter  David Levinson durch ein sprichwörtliches Himmelfahrtskommando, das mehr Glück als Verstand voraussetzte, der Alien-Invasion Einhalt gebieten. Diesmal erhält er dabei Unterstützung durch den eingangs erwähnten Dylan Hiller, sowie dem Neuen im Bunde, Jake Morrison, der von Liam Hemsworth verkörpert wird.

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Ein wahres Deus-ex-Machina-Feuerwerk

Auch Ex-Präsident Thomas J. Whitmore (alias Bill Pullman) darf wieder kräftig mitmischen. Er leidet, wie alle Menschen, die 1996 dem kollektiven Willen der Aliens ausgesetzt waren, seither an der Heimsuchung durch Visionen. Die treten praktischerweise immer dann auf, wenn die Menschheit dringend einen Plan braucht, oder es schluchtentiefe Plotlöcher zu überwinden gilt. Ein wahres Deus-ex-Machina-Feuerwerk quasi. Ob es der Menschheit erneut gelingt, die scheinbar übermächtige Bedrohung abzuwenden, und ob sich ein möglicher dritter Independence Day-Teil mit dem Zaunpfahl androht, erfahrt ihr beim Filmverleih eures Vertrauens. Da Emmerich-Filme von deren Vorhersehbarkeit hart mit dem Monsunregen wetteifern, habt ihrs wahrscheinlich eh bereits erraten.

Fazit zu Independence Day: Wiederkehr

Independence Day: Wiederkehr ist einer dieser Filme, bei denen man vor Scham oft gerne in den Polstermöbeln seines Heimkinos versinken möchte. Der Film versucht so sehr seinen 20 Jahre alten Vorgänger zu kopieren, dass er verdammt ist, daran zu scheitern. Viele der als Hommage gemeinten Referenzen verkommen zum billigen Abklatsch. Dieses Schicksal betrifft nicht nur die Special-Effects, die anno dazumal noch liebevoll mit echten Architektur-Miniaturen bewerkstelligt wurden, sondern auch die Charaktere des Films. Deren Rollen wurden teils so lieblos zusammengescriptet, dass es schon fast weh tut, sich die gezwungen witzigen One-Linern anzuhören. Besonders drastisch kommt das zur Geltung, als Bill Pullman erneut zu einer inspirierenden Rede ansetzen will.

Independence Day: Wiederkehr schlägt in der Remake-Kerbe Hollywoods ein wie eine grobschlächtige Axt in einem morschen Stück Holz. Ziel des Films hätte sein sollen, das Herz und die Seele des Originals behutsam freizulegen und zu modernisieren. Stattdessen zertrümmert der Film sein eigenes Erbe und zugleich auch die Hoffnungen der Fans auf eine würdige Fortsetzung. Leider ist Independence Day: Wiederkehr einfach nur ein sehr schlechter Film, den nicht einmal sein seichter Popkorn-Kino-Charme zu retten vermag. Vielleicht wäre es besser, die Aliens nächstes Mal einfach gewinnen zu lassen.

 

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