Hirogami Test (PS5): Das Origami-Abenteuer kannst knicken

von Mandi 13.09.2025

Bandai Namco Studios Singapore hat mit Hirogami ein visuell atemberaubendes Origami-Abenteuer geschaffen.

Über Hirogami

Doch kann das papierene Platforming-Erlebnis trotz seiner kunstvollen Optik auch spielerisch überzeugen? Der 3D-Action-Plattformer verspricht eine mystische Reise durch eine fragile Papierwelt, in der Verwandlungskunst und traditionelle japanische Ästhetik aufeinandertreffen. Entwickelt von dem Studio, das auch an Tekken 8 und Ace Combat 7 gearbeitet hat, präsentiert sich Hirogami als überraschend zugängliches Erlebnis, das sowohl Nostalgiker als auch Neulinge ansprechen möchte. Dabei handelt es sich um einen 3D-Action-Platformer, der seine Inspiration aus der traditionellen japanischen Kunst des Origami (Papierfaltens) zieht. Die komplette Spielwelt wurde so gestaltet, dass sie die Haptik, Fragilität und Natürlichkeit der Papierwelt vermittelt und dabei als Schauplatz für eine melancholische Geschichte dient.

Das Spiel führt euch in die Rolle von Hiro, einem mit einem Fächer bewaffneten Meister der Faltkunst aus dem Dorf Shishiki, der seine Heimat vor digitalen Eindringlingen – dem sogenannten Fraß – beschützen muss. Entwickelt wurde das Spiel von Bandai Namco Studios Singapore und Malaysia, die wie bereits erwähnt an hochkarätigen Titeln wie Tekken 7, Tekken 8, Ace Combat 7 und Soul Calibur VI gearbeitet haben. Publisher Kakehashi Games bringt das Werk für 29,99 Euro auf den Markt, was für die gebotene Spielzeit von etwa 6-10 Stunden durchaus angemessen erscheint. Das Spiel ist sowohl auf PlayStation 5 als auch auf PC via Steam verfügbar und unterstützt zehn Sprachen inklusive Deutsch. Nach der Installation auf unserer PS5 (benötigt 4,58 GB) geht es dann auch schon mal los.

Die ersten Schritte im Game

Der Einstieg in Hirogami gestaltet sich denkbar einfach und benötigt keinerlei Vorwissen. Das Spiel führt euch behutsam in seine Mechaniken ein, beginnend mit Hiros Grundfähigkeiten. Zu Beginn verfügt euer Origami-Held nur über seinen heiligen Fächer, mit dem er sowohl Angriffe ausführen als auch korrupte Strukturen reparieren kann. Die Steuerung ist intuitiv gestaltet: Ihr springt mit X, greift mit Quadrat an und nutzt Dreieck für einen Tanz. Das Tutorial ist über mehrere Etappen verteilt, was zunächst etwas langatmig wirken kann. So lernt ihr die verschiedenen Verwandlungsformen – Gürteltier, Frosch, Affe und Papierflieger – nach und nach kennen.

Der Wechsel zwischen den Formen erfolgt durch Halten von R2 und einem Gesichtsknopf, was nach kurzer Eingewöhnung flüssig funktioniert. Besonders clever ist die Möglichkeit, sich in ein flaches Papierblatt zu verwandeln, um durch enge Spalten zu schlüpfen oder auf Thermikströmungen zu gleiten. Auf der PS5 macht das Spiel von den DualSense-Features Gebrauch: Vibrationsfunktion und Trigger-Effekte sind unterstützt, wobei die haptischen Rückmeldungen fallweise das Gefühl vermitteln, tatsächlich mit Papier zu hantieren. Was eingangs etwas menülastig wirkt, präsentiert sich mit ein wenig Praxis als durchdacht und geht leicht von der Hand.

Papierkunst trifft Platforming

Das Herzstück von Hirogami liegt in seinen Verwandlungsmechaniken, die sowohl für die Navigation als auch für den Kampf essentiell sind. Als Gürteltier rollt ihr durch Hindernisse und Feinde, als Frosch springt ihr höher und könnt Gegner mit Speichel lähmen, und als Affe schwingt ihr euch von Liane zu Liane oder zertrümmert schwere Objekte. Die Levelstruktur folgt einem klassischen linearen Aufbau mit einer Overworld-Karte, die jedoch stellenweise verbundene Bereiche zeigt und so ein Gefühl einer zusammenhängenden Welt vermittelt. Jedes Level bietet neben dem Hauptziel – der Reinigung der Kranich-Schreine – insgesamt sechs Nebenmissionen. Die ersten drei Goldenen Kranich-Seelen sind dabei besonders wichtig, da sie den Fortschritt freischalten. 

Diese Herausforderungen reichen von Zeitlimits über das Sammeln bestimmter Gegenstände bis hin zum Vermeiden von Schäden. Das Kampfsystem präsentiert sich als zweischneidiges Schwert. Während Hiros Fächer-Angriffe präzise, aber limitiert sind, bieten die Tierverwandlungen unterschiedliche Kampfansätze. Das Gürteltier-Rollen ist verheerend, aber unpräzise, während der Frosch mit Sprungangriffen punktet. Leider wirkt das Kampfsystem oft oberflächlich und reduziert sich häufig auf Button-Mashing, sobald die Neuheit der Mechaniken nachlässt. Besonders störend sind dabei teils unklare Hitboxen und gelegentliche Input-Verwirrung, wenn R2 sowohl für Verwandlungen als auch für das Papier-Gleiten verwendet wird.

Die Highlights des Abenteuers

Visuell ist Hirogami zweifelsohne ein Kunstwerk. Die komplette Origami-Ästhetik überzeugt durch liebevolle Details: Jeder Baum, jedes Tier und jede Umgebung wirkt wie aus Papier gefaltet. Die Charakterdesigns sind detailliert und elaboriert, während die handgemalten Hintergründe märchenhafte Stimmung vermitteln. Die Kontraste zwischen der organischen Papierwelt und den eindringenden digitalen Elementen schaffen eine visuelle Diskrepanz, die richtig auffällt. Der Soundtrack verdient besondere Erwähnung: Komponiert mit traditionellen japanischen Instrumenten und Stilen, schafft er eine beruhigende Klanglandschaft, die perfekt zur filigranen Papierwelt passt. 

Die Musik ist thematisch auf die verschiedenen Schauplätze und Charaktere abgestimmt und trägt maßgeblich zur atmosphärischen Dichte bei. Auch die Soundeffekte überzeugen, besonders das knackige Geräusch beim Zusammenknüllen von Papier bleibt im Gedächtnis. Die Flugsequenzen als Papierflieger stellen ein besonderes Highlight dar. Diese Star Fox-artigen Abschnitte bringen Abwechslung ins Gameplay und nutzen die Papier-Thematik kreativ aus. Hier könnt ihr Fassrollen ausführen, Raketen abfeuern und durch enge Passagen navigieren – ein gelungener Kontrast zum ansonsten recht bodengebundenen Platforming.

Was auch auffällt

Die größte Schwäche von Hirogami liegt in der Ausführung seiner vielversprechenden Konzepte. Die Kameraführung erweist sich als problematisch: Die meist statische Perspektive erschwert es, Distanzen zwischen Plattformen richtig einzuschätzen oder Lücken rechtzeitig zu erkennen. Besonders beim Gleiten als Papierblatt müsst ihr euch oft auf den Schatten verlassen, um zu sehen, wo ihr landet, da die Kamera keine klare Sicht bietet. Die Sprungmechanik fühlt sich steif und unberechenbar an, besonders als Gürteltier und in der Frosch-Form. Hiros Standardform hat einen Doppelsprung, der kaum wahrnehmbare zusätzliche Distanz bietet. 

All diese Präzisionsprobleme werden durch die erzwungene Perspektive verstärkt und führen zu Frustrationen bei Platforming-Passagen, die eigentlich Spaß machen sollten. Technische Probleme, die seltenst auftreten, trüben das Erlebnis ebenfalls. Mehrere Reviews berichten von Bugs, bei denen Spieler in Trümmern oder im Boden stecken bleiben, und Windmechaniken, die minutenlang nicht funktionieren. Bei mir passierte das ein Mal, und auf großen 4K-Bildschirmen wirken die hochskalierten Hintergründe unscharf und matschig, obwohl die Charaktermodelle knackscharf sind. Ob das künstlerische Freiheit ist oder ein Problem, ist euch überlassen.

Die Technik von Hirogami

Hirogami läuft auf PlayStation 5 mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde. Die PS5-Version nutzt DualSense-Features wie Vibrationsfunktion und adaptive Trigger-Effekte, die das Gefühl vermitteln, tatsächlich mit Papier zu arbeiten. Das Spiel unterstützt bis zu 4K-Auflösung am TV, wobei die Darstellung auf großen Bildschirmen allerdings Schwächen bei den Texturen zeigt. Auf PC sind die Mindestanforderungen mit einer GTX 1050Ti oder RX 560, 8GB RAM und einem Intel i7-7700 recht moderat. Empfohlen werden eine GTX 2060, 16GB RAM und ein i7-8700 für optimale Performance.

Der angegebene Speicherbedarf liegt bei lediglich 6 GB, was für ein modernes Spiel sehr genügsam ist. Auf unserer PS5 benötigte es gar nur 4,58 GB – das ist optimal! Das Spiel unterstützt zehn Sprachen vollständig, inklusive deutscher Texte und Vertonung. Die Ladezeiten auf PS5 sind minimal, dank der perfekten SSD-Integration. Steam-Nutzer können von Tag-1-Patches und regelmäßigen Updates profitieren. Der Controller-Support ist umfangreich: Neben dem DualSense funktioniert das Spiel auch mit Xbox-Controllern und anderen Standard-Gamepads.

Gutes Abenteuer mit Schwächen

Hirogami ist ein Spiel der verpassten Gelegenheiten. Die wunderschöne Origami-Ästhetik und der atmosphärische Soundtrack schaffen eine einzigartige Spielwelt, die zum Verweilen einlädt. Die Verwandlungsmechaniken bieten anfangs frische Ideen und die Flugsequenzen als Papierflieger sind genuiner Spaß. Für Fans künstlerischer Spiele ist das Werk zweifellos einen Blick wert. Vor allem die guten Ideen und die grundsätzliche Vielfalt an Mechaniken sind mehr als in Ordnung, doch wo Licht ist, ist auch Schatten.

Leider können technische Mängel, unpräzise Steuerung und repetitives Gameplay das Potenzial nicht voll ausschöpfen. Die kurze Spielzeit von etwa 10 Stunden rechtfertigt zwar den Preis von 30 Euro, aber nicht mehr. Besonders die problematische Kameraführung und die steifen Sprungmechaniken trüben das Vergnügen erheblich. Wer über die gameplay-technischen Schwächen hinwegsehen kann und Stil über Substanz bevorzugt, findet in Hirogami ein charmantes Erlebnis. 

Wertung: 7.0 Pixel

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