Hidden Agenda im Test – interaktiver Thriller mit bis zu 6 SpielerInnen

von David Kolb-Zgaga 13.12.2017

Hidden Agenda ist ein weiterer PlayLink Titel, mit dem Sony auch Leute vor den Fernseher bringen möchte, die wenig bis gar nicht Gaming-affin sind. Hidden Agenda gibt sich mit diesem Konzept als spielbarer, interaktiver Thriller, in dem ihr in der Gruppe wichtige Entscheidungen treffen müsst. So müsst ihr gemeinsam Urteile fällen, wie es weitergehen soll und beeinflusst damit auch den Ausgang der Story.

Was ist eigentlich PlayLink?

Immer langsam! Zuerst müssen wir noch klären, was denn PlayLink eigentlich ist. All jene, die das Konzept dahinter schon kennen, können den nächsten Absatz gerne überspringen.

Endlich teilt mit Sony, einer der großen Player meine Liebe zu asynchronen Smartphone-Partypielen und schlägt mit PlayLink genau in diese Kerbe. Nachdem wir schon That’s You! getestet haben, kommt nun vor Weihnachten neues Futter auf uns zu. Die PlayLink-Titel werden alle über die PS4 gestartet, man benötigt aber keine herkömmlichen Gamepads. In einer Welt, wo beinahe jede Person über ein Smartphone verfügt und das praktischerweise auch noch ständig mit sich rumträgt, ist es eine ganz ausgezeichnete Idee dieses auch als Controller zu verwenden. Bei Wissen ist Macht könnt ihr mit bis zu sechs SpielerInnen gleichzeitig spielen und müsst daher glücklicherweise nicht sechs PS4-Gamepads (Kostenpunkt wäre ca. 330 Euro) besitzen.

Auf der Spur des Trappers

Hidden Agenda stammt von SuperMassive Games, die mit Until Dawn schon ein storygetriebenes Horrorspiel abgeliefert haben, das mir äußerst gut gefallen hat. Der jetzige PlayLink Titel schlägt in die gleiche Kerbe, verzichtet dabei aber auf die ganz großen Schockmomente. Trotzdem erkennt man die erzählerische Handschrift des Entwicklungsstudios deutlich raus, denn in der Story geht es um den Serienmörder „Trapper“. Der Killer tötet seine Opfer mit gefinkelten Sprengfallen und macht auch nicht vor PolizistInnen halt. Gleich zu Beginn schnappt ihr jedoch den Verdächtigen Jonathan Finn, der prompt alles gesteht und in der Todeszelle landet. Fünf Jahre später, kurz vor Finns Exekution, beteuert der Verdächtige seine Unschuld und zusätzlich tauchen neue Mordfälle im Stile des Trappers auf. Während des Spielens begleitet ihr immer abwechselnd die Polizistin Becky Marnie und die Staatsanwältin Felicity Graves.

Wie schnappe ich den Killer?

Die Story ist für einen Krimi bzw. Thriller im guten Mittelmaß. Es gibt interessante Wendungen und auch die Charaktere sind nicht nur schwarz-weiß. Nach mehrmaligem Durchspielen fallen dann aber doch ein, zwei Logiklücken auf und gerade das Ende ist merkwürdig. Keine Angst, hier wird nicht gespoilert, deshalb erwähne ich auch nur Folgendes: Auch nach zaghaftem Rätselraten kann man den Täter schon erahnen. Ihn aber Dingfest zu machen und tatsächlich zu schnappen ist hingegen ein schwieriges Unterfangen. Vieles kann schiefgehen und viele der Entscheidungen können tatsächlich den Fall in eine andere Richtung lenken. Natürlich gibt es auch Optionen, die absolute keine Relevanz für die Story haben und nur den geführten Dialog leicht beeinflussen. Hidden Agenda schafft es teilweise aber sogar ganz gut, diese unwichtigen Antworten zu verschleiern.

Sorgt für Gesprächsstoff

Der interessanteste und spannendste Aspekt am gesamten Spiel ist aber der, dass ihr nicht alleine eine Entscheidung treffen könnt. Mit bis zu sechs Spielerinnen und Spielern muss es immer eine Mehrheit für eine Antwort geben. Entscheiden sich drei Leute für Option A und drei für Option B geht das Spiel nicht weiter und die Gruppe muss die Situation ausdiskutieren. Diese Analysen und Diskussionen machen in einer engagierten Gruppe viel Spaß und verleihen Hidden Agenda seinen ganz eigenen Charme. Wie immer bei solchen Mehrspielertiteln hängt der Spielspaß stark von der Zusammensetzung der Gruppe ab. Sucht euch daher unbedingt Personen, die gerne miträtseln und sich von einem Thriller mitreißen lassen können. Für zusätzlichen Pep können sich alle MitspielerInnen Joker erarbeiten, um so die Gruppe zu überstimmen. Außerdem werden bei Hidden Agenda auch Quick Time Events eingestreut, wo man z.B. am Smartphone den Cursor zu einer bestimmten Stelle navigieren muss. Schafft man das nicht, kann es vorkommen, dass man danach entdeckt wird.

Wettkampfmodus

Neben dem normalen Storymodus, gibt es auch einen Wettkampfmodus mit Punktewertungen, wo alle SpielerInnen eigene Ziele am Smartphone angezeigt bekommen und diese verfolgen müssen. Die sogenannten Geheimaufträge beinhalten beispielsweise, dass Person X nichts passieren darf. In der Theorie klingt das nach einer guten Idee, weil das die Diskussionen weiter befeuert. In der Praxis gewinnt aber die Person, die am meisten Joker sammelt und damit die anderen Gruppenmitglieder überstimmt. Immerhin geht aber die Steuerung locker von der Hand. Meist reichen Wischbewegungen aus und wer schon einmal ein Smartphone in Händen gehalten hat, sollte mit Hidden Agenda keine Probleme haben.

Bekannte Gesichter

Cool ist auch die Inszenierung, denn diese ist düster und atmosphärisch. Dank der hervorragenden Motion-Capture-Arbeit bewegen sich die Charaktere realistisch und die Gesichtszüge tragen viel zur Emotion bei. Auch der Cast an SchauspielerInnen ist zu loben und Serienkenner werden zudem die Schauspielerin Katie Cassidy (Arrow), die die Polizistin Becky spielt, sofort wiedererkennen.

Ein einziges, aber leider deutliches Manko gibt es dann doch. Die Augen vieler Personen im Spiel wirken leblos und tot. Außerdem ist die deutsche Synchronisation oft nicht lippensynchron, weshalb ich nur empfehlen kann, das Spiel auf Englisch zu spielen, wenn man der Sprache mächtig ist.

 

Hidden Agenda Fazit

Beim Spielen von Hidden Agenda existiert ein ständiges Für und Wider. Die Idee diese Art von Spiel mit PlayLink zu verknüpfen wurde prinzipiell gut umgesetzt. In starken Momenten entstehen interessante Gespräche in der Gruppe und zudem gibt es auch fesselnde Szenen mitzuerleben. Das Spiel zerstört sich dann aber wiederum die gut gemachte und düstere Atmosphäre, indem es gewisse Handlungsstränge überhastet abwickelt oder die toten Augen der Protagonisten mich aus dem Spiel reißen. Wie auch That’s You! und Wissen ist Macht ist auch Hidden Agenda ein nett gemachter PlayLink-Titel, der aber noch weit größeres Potenzial gehabt hätte. Immerhin hat SuperMassive Games damit einen Anfang gesetzt und ich hoffe man macht mit dieser Art von Spiel auch in Zukunft weiter. Ein PlayLink Spiel in der Qualität von Until Dawn wäre eine große Bereicherung für Sonys PS4 und ein fantastisches Spielerlebnis. Mit Hidden Agenda hat man einen ersten, wichtigen Schritt gemacht, der eine ganz neue Spielerfahrung mit sich bringt.

Wertung: 7.1 Pixel

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