Gone Girl (Blu-ray) im Test

von David Kolb-Zgaga 29.06.2015

Wie gut kennt man die Menschen, die man liebt? Wozu sind diese fähig? Diese Fragen tauchen in David Finchers packendem Thriller Gone Girl auf und werden mit einer bröckelnden Fassade beantwortet, hinter der sich ein Netzwerk aus Lügen und Täuschungen versteckt. Schon bald stellt sich die gespenstische Frage: Hat Nick Dunne seine Frau ermordet?

Facts

Genre: Thriller, Drama
Verlag: 20th Century Fox Home Entertainment
Regisseur: David Fincher
Release: 5. Februar 2015

Die heile Welt zerbricht

Gone Girl dreht sich beinahe ausschließlich um das Ehepaar Dunne, hat dabei aber nichts mit einem kitschigen Liebesfilm zu tun. Vielmehr zeigt der Film schon in den ersten Minuten die unterkühlte Stimmung zwischen Amy (Rosamund Pike) und Nick Dunne (Ben Affleck). Während sie nach außen hin das perfekt Pärchen mimen, läuft im Privaten einiges schief. Dann verlieren auch noch beide ihre Jobs, und Nicks Mutter stirbt an den Folgen ihrer Krebserkrankung. Spätestens zu diesem Zeitpunkt merkt man ganz deutlich, dass die Ehe der Dunnes stark zu kriseln beginnt. Zusätzlich verspürt das Paar auch einen enormen Druck durch die Öffentlichkeit, da Amy eine weltbekannte und beliebte Kinderbuchautorin ist und Nick als Journalist für verschiedene Printmedien gearbeitet hat.

Am fünften Hochzeitstag der Dunnes passiert es dann – Amy ist beinahe spurlos verschwunden, die Polizei tappt im Dunkeln. Ab diesem Zeitpunkt schafft es Fincher hervorragend, die Spannung des Films anzuheben, und lässt das Publikum in ständiger Ahnungslosigkeit. Detective Rhonda Boney stellt zu Beginn der Ermittlungen fest, dass es sich bei diesem Fall sehr wahrscheinlich um eine Entführung handelt. Im Lauf der Untersuchungen gerät jedoch Nick immer mehr unter Verdacht. Das Bekanntwerden seiner Affäre mit einer Studentin und der Fund von Amys Tagebuch machen die Vorwürfe gegen ihn nur noch schlimmer. Zudem führt die Fernsehmoderatorin Ellen Abbott eine aggressive Hetzkampagne gegen Nick, die ihn unter großen Druck setzt und den Hass vieler Menschen auf ihn zieht.

Spannung pur

Es entsteht ein rasanter Thriller, in dem Ben Affleck den Mittelpunkt als etwas belämmerter, „typisch“ amerikanischer Ehemann einnimmt. Rasch bekommt Gone Girl eine sehr interessante Dynamik, in der sich die oben genannte Frage widerspiegelt: Hat Nick Dunne seine Frau ermordet? Denn obwohl Nick zu Beginn unter anderem auch sympathische Charakterzüge verliehen bekommt, treten bei ihm im Verlauf der Handlung immer mehr soziopathische Eigenschaften hervor. Fincher schafft es wie kein anderer, Irritation aufkommen zu lassen. Zu keinem Zeitpunkt des Films kann sich das Publikum sicher sein, ob dies das Ende des Abgrunds ist oder ob die Talfahrt der Intrigen und Lügen noch weiter nach unten führt. Dabei fällt die zusätzlich konsequente Darstellung moralischer Verdorbenheit ungeheuer düster, packend und smart aus. Dies lässt die ZuschauerInnen alles rundherum vergessen und gänzlich in die Story von Gone Girl einzutauchen. Zwar kann das Ende des US-Thrillers nicht ganz das halten, was der Film zu Beginn verspricht, trotzdem sind einige unvorhersehbare Twists eingebaut, die Gone Girl spannend machen.

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Extras

Als einziges Bonusmaterial gibt es einen Audiokommentar von David Fincher, was für einen Film mit mehreren Millionen Dollar Budget wirklich mau ausfällt. Zumindest aber ist der Kommentar Finchers sehr interessant, ehrlich und lässt dadurch einen noch tieferen Einblick in Gone Girl zu. Trotzdem hätte man hier mit Making-ofs, Interviews oder Ähnlichem nicht so geizen dürfen.

Fazit

In meinen Augen ist Gone Girl ganz großes Kino, das man nun mit der Blu-ray auch zu Hause erleben kann. Die schauspielerische Leistung aller DarstellerInnen ist großartig und lässt uns tiefer in die Psyche der Charaktere blicken. Dabei beweist auch David Fincher einmal mehr, dass er ein Meister seines Fachs ist, denn nur wenige Regisseure schaffen es, so packend zu inszenieren und die Handlung so vielschichtig zu gestalten. Mit Gone Girl durchlebt man menschliche Abgründe und Beziehungsdramen und findet schließlich heraus, wer im Alltag der „bessere“ Soziopath ist.

Wertung: 9 Pixel

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1 Kommentar
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Veidi

Gone Girl war letztes Jahr auch eines meiner Highlights!
Schade dass es sowenig Bonusmaterial gibt.