Go Vacation Test (Switch) – Arbeiten im Urlaub

von Thomas Beck 01.08.2018

Das Wii Spiel Go Vacation (2011) wurde nach 7 Jahren wieder ausgegraben, um es auf der Switch als HD Remake zu verkaufen.Bei Nintendo Exklusivtiteln ist es nicht unüblich, diese dann auf der neuen Konsolengeneration in einer verbesserten Version neu zu veröffentlichen. Aber ist es Go Vacation wert, wie ein Zelda-Titel aufgearbeitet und wieder verkauft zu werden? Ist das Endprodukt gut?

Präsentation selbst für Wii enttäuschend

Bei einem Spiel, welches versucht Urlaubsfeeling aufkommen zu lassen, ist es wichtig, dass alles wie ein Paradies aussieht. Dabei gibt es vier verschiedene Resorts (+ die Villa), die ein Thema innehaben. Das Marine Resort steht dabei für Strand und Jungle. Das City Resort bietet urbane Aktivitäten. Das Snow Resort ist mit Schnee bedeckt. Das Mountain Resort geht in Richtung Pferde und Geländewagen Autos. Die Farbpalette ist passend gewählt, jedoch sind die Models von NPCs sehr detailarm, eben wie man es von den Miis auf der Wii kannte. Die Umgebung sieht teilweise akzeptabel aus, wie Palmen, vereinzelte Gebäude und das Wasser. Das stellt vermutlich den HD-Aspekt dar. Die Distanz auf der Objekte angezeigt werden, ist in Ordnung. Die Kamera jedoch ist sehr enttäuschend, denn sie lässt sich nicht wie erwartet mit dem rechten Stick drehen, sondern kann nur als Fußgänger zentriert werden. Nintendo 64 lässt grüßen.

Tiere sind Objekte

Was ich jedoch im Jahr 2018 unheimlich finde ist, wie leblos die Tiere wirken. Man kann mit ihnen, abseits von Fotos (die Erfahrung bringen) nicht interagieren. Man kann auf sie draufspringen, sie mit einem Auto anfahren, und es passiert meist nichts. Manche laufen ein paar Meter weit weg. Das wäre in Ordnung, aber wieso steht ein Elefant mitten in der Stadt herum? Die Lebewesen sind so langweilig, dass selbst PETA, sie als Objekte identifizieren würde. Die sinnvollste Idee war für mich, mit einem Skateboard darüber zu springen, denn ich muss mir amüsanten Inhalt selbst dazudichten, um Wert aus dem Spiel zu kitzeln. Wer will schon ein Foto von einem unbeweglichen Elefanten, in einer Stadt? Die einzige Tierart, die eine Interaktion bietet, ist ein Hund, welcher einem immer(!) nachläuft. Selbst wenn man mit Vollgas mit dem Auto übers Land zieht.

45 Minigames: verschwendetes Potenzial

Im Grunde handelt es sich dabei um eine überschaubare Minispielesammlung mit Open World Aspekten, wobei es meist keinen Spaß macht wiederholt zu spielen. Deshalb gibt es Daily Challenges, um dem Spiel eine längere Lebensdauer zu geben, in denen man irgendwelche, kaum zusammenhängenden Aufgaben in den Minigames erfüllt. Ich habe jedes Einzelne absolviert. Bessere Spiele handeln entweder von Multiplayer, bei denen man gegeneinander spielt, oder in denen man viele Möglichkeiten hat. Die Steuerung umfasst meist nicht mehr als eins bis zwei Tasten und eine Joy-Con Geste, bei welcher es sich meistens nur um hoch oder runter handelt. Ein ganz gutes Spiel ist Beachvolleyball, weil man gegen NPCs spielt. Zehn Spiele gefallen mir einigermaßen.

Zu groß und leer, um zu laufen

Die meisten nutzen Fortbewegungsmittel wie ATV, Marine Bike, Skateboards, Rollschuhe, Snowboard, Schneemobil, Pferd, oder Geländewagen. Es ist zwar anfangs abwechslungsreich, sich unterschiedlich bewegen zu können, aber sobald man alle getestet hat, ist das Schnellste am attraktivsten. Die Resorts sind einfach zu groß um Minispiel-NPCs zu Fuß zu erreichen. Es gibt zwar Aufzüge und Helikopter, die einen näher ans Ziel bringen, denn es gibt neben den Minispiel NPCs nur noch Tiere zu fotografieren und Schatztruhen.

Villa Kunterbunt

Das fünfte Resort ist die eigene Villa. Sie stellt einen persönlichen Ort dar, an dem man seine Villa einrichten und sich kleiden kann. Es gibt 78 Boxen in denen sich verschiedene thematisch-sortierte Gegenstände befinden. Es ist im Vorhinein bekannt, was sich darin befindet, also handelt es sich um kein Ratespiel. Die Boxen werden durch Schlüssel geöffnet, die man wiederum durch Levelups erhält. Durch das Durchspielen bis zu den Credits habe ich 22 Schlüssel bekommen.

Kleider machen Leute

Go Vacation macht von einem Kleidungssystem Gebrauch, in dem man Schatztruhen in den Resorts finden kann. Es werden dann zum Resort passende Gegenstände verteilt. Jedoch haben diese und die Villa nur zwei Anwendungsmöglichkeiten: Wenn jemand mit einem das Spiel kooperativ spielen will, oder der eigene Charakter in einem anderen Spiel spawnt.

 

Multiplayer – Wir lachen nicht mit dir, wir lachen über dich

Es ist möglich, das komplette Spiel kooperativ mit bis zu drei weiteren Spielern durchzuspielen. Was ich persönlich super finde. Couch-Coop ist nicht mehr so verbreitet wie früher, deshalb sticht das als Feature heraus. Alle beteiligten Charaktere sind gleichberechtigt. Das heißt, wenn Spieler 2, Tennis spielen will, dann kann er das und alle anderen müssen mitspielen. Sogar wenn einer der SpielerInnen sich einen Ratschlag von einem NPC holen will, werden alle anderen SpielerInnen nach 5 Sekunden dorthin teleportiert. Also sagt euren Freunden, dass sie nicht jeden dahergelaufenen Charakter ansprechen sollen, das stört den Spielfluss enorm. Ich habe natürlich versucht die Möglichkeiten des Koop-Modus zu testen, aber leider war der einzige Spaß den wir dabei hatten über das Spiel zu lachen. Nach 15 Minuten hat mein Koop-Partner jedoch aufgegeben, weil die Steuerung ihn sofort frustriert hat und die Minispiele entsetzend langweilig auf ihn gewirkt haben. Für Menschen, die Spaß daran haben ein Pferd auf einen Geländewagen zu parken, um dann mit besagtem Pferd herum zu düsen, ist es auf jeden Fall etwas.

Meine Freunde sind Roboter

Freunde und andere Charaktere werden in Go Vacation in eine Cloud geladen. Somit können sie mit Internetverbindung in der aktiven Spielewelt auftauchen. Es ist dann möglich sie anzusprechen und mit ihnen gemeinsam zu spielen. Was das bedeutet ist, dass sie einem ebenso wie der Hund, nur in normaler Geschwindigkeit nachlaufen und in Minispielen manchmal mitwirken. Da sie jedoch nur besser gekleidete NPCs sind, hat das keinen Mehrwert.

Immerhin ein günstiger Urlaub

Für die knapp 50 € ist das Spiel immerhin ein Ersatz für einen Urlaub und für jeden weiteren. Durch die schwache Präsentation und der zu billigen Steuerung, werden die Erwartungen an einen solchen Urlaub nämlich so tief geschraubt, dass Kindern bestimmt die Lust vergeht auf reisen zu gehen. Zielgruppe: Eltern von Kindern, die sich keinen Urlaub leisten können, und nicht wissen welche großartigen Titel die Switch sonst noch bietet.

 

Leider enttäuschend leer

In den rund zehn Stunden, die ich mit Go Vacation verbracht habe, ist mit besonders eines bewusst geworden. Es ist bestimmt lukrativer eine HD-Version eines damals schon durchschnittlichen Spiels zu veröffentlichen, als ein komplett neues zu programmieren. Go Vacation ist qualitativ keinen Vollpreis wert. Alles funktioniert zwar bugfrei, jedoch ist die Grenze zwischen Bug und Feature sehr dünn. Das erste Mal Durchspielen ist in Ordnung, weil hin und wieder nette Ideen auftauchen, aber das Ganze mit täglichen Quests und Onlineaspekten aufzuplustern ist nicht motivierend, sondern ganz im Gegenteil einfach langweilig. Für Go Vacation sprechen nur wenige Dinge, wie zum Beispiel, dass es Spaß macht, in einem so uninspirierten Spiel, einen Hund, über 2 Meter hohe Wände springen zu sehen.

Was für eine akzeptable Menge an Inhalt sorgt, sind die Minispiele, die den Kern des Spiels darstellen sollen. Weiters gibt es Truhen, die schicke Kleidung beinhalten, tägliche Aufgaben, die meist in Minispielen stattfinden, oder die SpielerInnen auf markante Orte in der Spielwelt schicken. Ein großes Plus ist der Koop Modus, der einem erlaubt gemeinsam zu spielen. Leider überwiegen jedoch die Kontrapunkte. Die meisten Minispiele sind uninspiriert und machen nach dem ersten Versuch schon keinen Spaß mehr. Das schlimmste ist Bungeejumping, welches nur einen einzigen Kontrollerinput zur rechten Zeit benötigt, und in jedem Resort vorkommt. Zusätzlich stirbt der Charakter impliziert, wenn man dies nicht schafft. Das wird zwar verschleiert, da der Bildschirm schwarz wird, aber nichtsdestotrotz, passt das nicht in so ein Spiel.

Die offene Spielwelt soll den SpielerInnen ein immersives Gefühl geben, jedoch gibt es zu wenig Interessantes. Es gibt für jedes Minispiel einen eigenen NPC, ein paar Tippgeber, wenige Hundetrainer, Restaurantbetreiber, deren verkauftes Essen keinen positiven Nutzen bieten. Mann kann dann nur sich selbst beobachten wie man etwas verspeist, und die Avatare anderer Spieler, die regungslos herumstehen, oder den SpielerInnen unermüdlich folgen, aber sonst keinerlei Funktion bieten. Die Kamera lässt sich fast nicht steuern. Sie lässt sich nur als FußgängerIn zentrieren, aber nicht wenn man sich in einem Vehikel fortbewegt. Die Engine scheint für mich für Simulationen gemacht zu sein, weil sie kaum Spaß zulässt und sehr einschränkend wirkt. Grafisch ist das Spiel nicht ansprechend, für einen Wii-Titel, somit zwei Konsolengenerationen in der Vergangenheit, schon schwach, aber besonders als vollpreisige HD-Version für die Nintendo Switch ist die Grafik inakzeptabel.

Wertung: 4.3 Pixel

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