gamescom 2018: Call of Cthulhu Hands-On – Wahnsinn als ständiger Begleiter

von David Kolb-Zgaga 21.08.2018

Für eine gamescom beinahe schon exotisch durften wir zwei ganze Stunden lang Call of Cthulhu, das Lovecraftsche Horrorwerk von Cyanide Studios und Focus Home Interactive ausprobieren.

Nah an der Vorlage dran

Immer wieder nutzen Spiele Anleihen aus den Werken von H. P. Lovecraft, um eine schaurige Atmosphäre zu vermitteln. Ganz selten jedoch kommt es vor, dass ein Spiel tatsächlich im Lovecroft Universum spielt und umso erfreulicher ist es daher auch, dass sich Entwicklungsstudio Cyanide die Lizenz des Pen&Paper-Spiels Call of Cthulhu besorgt hat. Aus diesem Grund handelt es sich bei dem Videospiel Call of Cthulhu, trotz Egoperspektive, um ein Rollenspiel. Insgesamt zehn Skills des Pen&Paper-Ablegers haben es in das Spiel geschafft, wodurch man das Skillset etwas abgespeckt hat und gleichzeitig interessanter gestalten möchte. Fähigkeiten wie Verborgenes Erkennen, medizinisches oder psychologisches Wissen können in vielen Situationen wichtig werden, aber sogar Wissen über Okkultismus kann überlebenswichtig werden. Das kommt zum Beispiel zum Tragen, wenn man blutverschmierte Runen auf einer Höhlenwand findet. Während der Anspielsession war deutlich spürbar, wie wichtig die Fertigkeiten sind, die man hat und wie stark einem die ungeskillten Möglichkeiten abgehen. Für jede Aufgabe gibt es daher ehe Vielzahl an verschiedensten Herangehensweisen.

Wissen ist Wahnsinn

Überlebenswichtig ist aber auch die geistige Stabilität, denn durch die vielen schrecklichen und verstörenden Situationen, die Protagonist Edward Pierce durchleben muss, kommt der Privatdetektiv dem Wahnsinn immer näher. Dies geschieht aber nicht nur, wenn er abscheuliche Monstrositäten zu Gesicht bekommt, sondern auch im kleinen Rahmen durch das Finden von düsteren Büchern oder Grabinschriften. Außerdem hat der Hauptcharakter auch ein Alkoholproblem, das dem Wahnsinn  entgegen kommt. Auch sehr kleine Entscheidungen, wie ein Schluck Whiskey können sich auf eines der vier Enden auswirken. Hier hält sich das Spiel großartig an die Vorlage, denn bei Lovecraft ist die Ignoranz ein Segen und oftmals führt Wissen zum Wahnsinn. Die Menschen in den Geschichten von Lovecraft müssen oft einsehen, wie unwichtig sie für das Geschehen im Universum sind. Da bleibt es oft nur zu hoffen, dass die großen Alten (z.B. Cthulhu) uns Menschen als zu unwichtig ansehen und uns ebenfalls ignorieren.

Dem Verstand ist nicht zu trauen – oder doch?

In der Demo musste mein Pierce schon einiges hinnehmen und musste sich dann durch besagte Höhle wagen. Mit Wasser bis zum Hals watet der Privatdetektiv durch einen schmalen Tunnel und auf einmal rührt sich etwas – etwas Großes. Fünf Sekunden später befindet sich Pierce bereits in den Tiefen der See, umschlungen von einem riesigen oktopusartigen Wesen. Einen gleißenden Lichtblitz später ist man plötzlich wieder in der Höhle zurück und sieht einen kleinen, verirrten und vor allem harmlosen Oktopus. Das ist nur ein kleines Beispiel, aber in Call of Cthulhu kann man sich nie sicher sein, was real und was Illusion ist und dies ist ganz im Sinne von Lovecraft.

Viel Rollenspiel

Die meiste Zeit wird Pierce aber nicht in Kämpfen zubringen, sondern nach Hinweisen suchen. Ein großer Teil des Spiels besteht aus Detektivarbeit mit Indizien, Gesprächen (Verhören) und Schlussfolgerungen. Es gibt eben nicht nur Mysterien, sondern auch einen handfesten Kriminalfall zu lösen. Damit der Privatdetektiv nicht alles alleine erledigen muss, trifft man im Verlauf der Handlung auf Weggefährten, die für Pierce Nebenmissionen erledigen.

Dadurch können wichtige Gegenstände geborgen und weitere Hinweise entdeckt werden. Vor allem kann man aber viele verschiedene Lösungswege angehen und dabei auch scheitern und weitere Optionen auszuprobieren. Dabei kann es sein, dass man Informationen nicht erlangt oder sogar falsche bekommt. Call of Cthulhu bringt einen dann zu Entscheidungen, die auf diesen Informationen fußen und eventuell „falsch“ getroffen werden. Überhaupt gibt es kein wirkliches Falsch, denn es kommt immer ganz darauf welchen Wissensstand Pierce hat und welchen grad des Wahnsinns Pierce bereits erreicht hat.

Call of Cthulhu Hands-On Fazit

Diese zwei Stunden Call of Cthulhu waren großartig. Die Atmosphäre und die Stimmung ist grandios getroffen, denn das Spiel spart mit Jump Scares und setzt auf psychologischen Horror und die Angst vor dem Ungewissen. Schaffen es Cyanide Games das gesamte Spiel so zu gestalte, wie die eben erlebten, ersten zwei Stunden, dann werden Lovecraft-Fans ein mysteriöses Horror-Rollenspiel bekommen. Die Vorfreude auf den 30. Oktober steigt, denn dann wird Call of Cthulhu für PS4, PC und Xbox One erscheinen.