Filmkritik: Nur ein kleiner Gefallen

von Marianne Kräuter 19.10.2018

Es ist noch nicht so lange her, da vermochte ich trotz meiner gut ausgebauten Vorstellungskraft nicht zu glauben, dass Erzählungen über Mütter und Hausfrauen viel Interessantes zu bieten hätten. Nun hat mir die erste Staffel zu Big Little Lies (diese relativ neue Serie mit Reese Witherspoon und Nicole Kidman) bereits letztes Jahr das Gegenteil bewiesen. Und jüngst belehrte mich Paul Feigs neustes Werk, Nur ein kleiner Gefallen (Orig.: A Simple Favor), erneut eines Besseren.

Dass Nur ein kleiner Gefallen kurzweilig und unterhaltsam ausgefallen ist, liegt zum guten Teil an dem hervorragenden Schauspiel der beiden Hauptdarstellerinnen sowie den von ihnen verkörperten Personen: Da wäre zum einen Anna Kendick als Stephanie Smothers – eine übereifrige Stay-at-home-Übermutter, die in ihrer Freizeit am liebsten Vlogs über häusliche und erzieherische Themen ins Netz stellt. Zum anderen tritt Blake Lively in der Rolle der beruflich äußerst erfolgreichen und selbst- sowie modebewussten Emily als Stephanies Gegenpol auf. Durch eine zufällige Begegnung an der Schule ihrer Kinder entwickelt sich rasch eine Freundschaft zwischen dem ungleichen Paar.

Die eigentliche Handlung gerät ins Rollen, als Stephanie einen Anruf von Emily erhält, die sie darum bittet, ihren Sohn von der Schule abzuholen. Als Emily daraufhin spurlos verschwindet, die Polizei ratlos scheint und der Fall mehr und mehr Fragen aufwirft, beschließt Stephanie dem Mysterium selbst auf die Spur zu kommen.

Zwischen Thriller und Komödie

Auch wenn Nur ein kleiner Gefallen der Geschichte nach ein Thriller ist, merkt man der hohen Dichte an lustigen Momenten an, dass der Regisseur ansonsten im Genre der Komödien beheimatet ist. Und der Chanson-lastige Soundtrack sowie die hellen Bilder, die geradezu aus einem Hochglanzmagazin gefallen sein könnten, tragen ebenfalls zur Leichtfüßigkeit des Films bei. Der überspitzt-komödiantische Anstrich verpasst dem Film eine erfrischende Dynamik, die etwas Glitzerstaub vom sonst düsteren Kriminal-Genre bläst: Da bleibt neben traurigen Kindergesichtern und ernsten Drohungen noch genügend Zeit für Romantik, schicke Outfits und Margaritas.

Was den Verlauf der Geschichte und die Charakterentwicklungen angeht, so sind diese zum großen Teil gelungen: Es ist eine Freude, Stephanies zu Beginn aufopfernden und unsicheren Charakter im Laufe der Geschichte aufblühen zu sehen. Leider wird die Figur der Emily, die zu Beginn einen starken charismatischen Eindruck macht, im Verlauf des Films zunehmend platter. Das ist jedoch ein Problem der Charakterzeichnung, nicht ihrer Darstellung durch Blake Lively. Auch die Geschichte lässt in der zweiten Hälfte etwas nach, wenn die überraschenden Twists vorhersehbareren weichen. Dennoch habe ich den Film insgesamt aufgrund seiner Spritzigkeit und des guten Schauspiels bis zum Schluss genossen.

In diesem Sinn: Höchste Zeit für einen zweite Runde Margaritas – Chin chin!

Wertung: 7.5 Pixel

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P.S.: Ich habe den Film im Originalton gesehen und empfehle allen, die des Englischen mächtig sind, es mir bei Möglichkeit gleich zu tun. Denn manche Sprüche des deutschsprachigen Trailers haben mir körperliche Schmerzen bereitet. Wie gut die deutsche Synchronisation insgesamt ist, kann ich aber natürlich nicht beurteilen.