FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014 (PS3/Xbox 360) im Test

von Stefan Hohenwarter 17.04.2014

Dramaturgie, Freude und Trauer; selten sind diese Gefühle in so einer Konzentration vorhanden wie bei Sportveranstaltungen. Das nächste dieser Events steht mit der FIFA Fußball-WM 2014 in Brasilien mehr oder weniger schon vor der Tür. Damit wir die Vorfreude auf das nur alle vier Jahre stattfindende Turnier schon jetzt erleben können, veröffentlicht EA das Spiel zur wohl wichtigsten Fußballentscheidung des Jahres. Ob das Spiel bei mir schon jetzt die eingangs erwähnten Emotionen auslöst, erfahrt ihr in meinem Test.

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Wie spielt es sich?

Für mich werden Fußballvideospiele nur dann interessant, wenn eine WM oder EM vor der Türe stehen. Zu dem alltäglichen Ligatrott in den alljährlichen Auskopplungen kann ich mich einfach nicht motivieren. Dennoch: Um ein qualifiziertes Urteil abgeben zu können, habe ich im Vorfeld noch ein wenig FIFA 14 angezockt, und ich muss sagen, dass ich von der Weiterentwicklung in FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 Brasilien enttäuscht bin. An der Ballpyhsik wurde zwar gemeinsam mit Adidas gewerkt, doch davon kann ich leider kaum etwas erkennen. Die Pässe, Flanken und Schüsse sind oft trotz voller Energie richtige Rohrkrepierer. Flanken in den Raum sind selbst mit der Laufpasstaste kaum möglich. Dazu kommt das „präzise Dribbling“, das es nun auch mir als Seltenspieler ermöglicht, ohne Probleme durch die Reihen der gegnerischen Mannschaft zu spazieren. Das erhöht zwar den Funfaktor für CasualspielerInnen, aber VielspielerInnen von FIFA 14 werden dadurch schnell den Spaß am Spiel verlieren. Tipp von mir: Stellt alle voreingestellten Unterstützungen aus und spielt einen höheren Schwierigkeitsgrad als bei FIFA 14.

Der Modus, auf den sich alle freuen!

Das Prunkstück solcher WM- oder EM-Editionen ist normalerweise der Road to the Cup. Dieser fällt aber bei dieser Auskopplung wohl so langweilig wie überhaupt noch nie aus. Statt heißen Qualifikationsduellen müsst ihr zuerst Jahre mit Freundschaftsspielen- und Trainingseinheiten absolvieren. Dass das freundschaftliche Duell zwischen Österreich und Schweden in Stockholm auf einmal im WM-Stadion aus Brasilien stattfindet, schlägt dem Fass den Boden aus. Schade, aber so inszeniert man die knallharte Quali zum größten Fußball-Event der Welt definitiv nicht.

Kamerafahrten, Stadionatmosphäre und vieles mehr

Die schon mehrmals von mir erwähnten Emotionen sind für mich in der Regel auch der Grund, spät in der Nacht noch vor dem TV zu sitzen und mir die Live-Übertragungen von WM-/EM-Spielen anzusehen. Es ist einfach die Magie und die Spannung, die mich vor dem Fernseher fluchen, mich freuen und schreien lassen. All diese Emotionen machen ein Großereignis unvergesslich und sind auch der Grund, warum Menschen oftmals ihr letztes Hemd geben, um eine der Stadionkarten zu ergattern, selbst wenn sie nur für ein Match sind, in dem die von einem selbst favorisierte Mannschaft gar nicht spielt. Auch wenn mit Kamerafahrten, einem knallig bunten Menü, feinen Sambaklängen, Liveschaltungen zu Fan-Events in der ganzen Welt und feiernden StadionbesucherInnen versucht wird, diese Gefühle künstlich zu erzeugen, so muss ich gestehen, dass das bei mir der Funke nicht überspringt.

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Zusammenfassung

Wie nicht anders zu erwarten, wurden neue Inhalte und ein umfangreiche Lizenzpaket integriert, aber das ist meiner Meinung nach nur der Zuckerguss auf einem steinharten Muffin. Sieht schön aus, reißt aber das eigentliche Produkt nicht heraus. Spieltechnisch ist FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 Brasilien ganz okay, aber es orientiert sich klar an den SpielerInnen, die sich auch nur zu einer WM oder EM vor den TV setzen. Diesen SpielerInnen ist es egal, wenn sie ohne Probleme durch die Reihen der Gegner tanzen und aus allen Lagen ohne besonders gut zu zielen den WM-Ball namens Brazuca im Tor versenken können. Ihnen ist es wohl auch egal, dass die Kommentatoren, die Stunden von neuen Kommentaren aufgenommen haben, immer wieder die gleichen Floskeln oft deplatziert vom Stapel lassen und dass die Bewegungsmuster der Trainer halbherzig und repetitiv sind.

In Punkto Inhalt wurden zu wenige Neuerungen verankert, womit der Vollpreis für dieses Spiel nicht gerechtfertigt werden kann. Zudem stößt es wohl nicht nur mir sauer auf, dass der Titel nur für PS3 und Xbox 360 erhältlich ist. Ich vermute, dass der Grund dafür bei der Präsentation des Spiels liegt, denn alles in allem bin ich als Grafikfetischist von der Optik nicht gerade angetan. Verwaschene Trikots (z. B. Deutschland), teilweise kaum wieder erkennbare Trainer (z. B. Jogi Löw sieht mind. 20 Jahre älter aus) und Spieler sowie fehlende Kollisionsabfragen sollten 2014 wohl der Vergangenheit angehören. FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014 Brasilien ist nicht der erhoffte Kracher, der in mir schon jetzt die Vorfreude auf das Fußballevent des Jahres weckt. Es ist ein solides WM-Spiel, das aber nur an der Oberfläche kratzt und nicht das volle Potenzial ausschöpft und sich damit klar an CasualspielerInnen richtet.

Wertung: 7.5 Pixel

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