Einmal Adler sein: Der Eagle Flight Test (PSVR)

von Mandi 29.12.2016

Die Natur hat Paris zurückerobert. Die Menschheit existiert nicht mehr. Eagle Flight macht euch zum Adler und verleiht euch die Freiheit! Ob der Wind euch trägt oder ein Totalabsturz droht, lest ihr in meinem Eagle Flight Test!

Eagle Flight wird von Ubisoft selbst auf der offiziellen Website actionreich beschrieben. Das Game spielt 50 Jahre nach dem Verschwinden der Menschheit. Die Natur hat Paris zurückerobert und in ein riesiges Spielfeld für Tiere aller Art verwandelt. Als Adler schwebt ihr an den berühmtesten Orten von Paris vorbei und besucht, was immer euch beliebt.

Ihr taucht aber auch in enge Straßen und Metroschächte hinab und versucht, dort so schnell wie möglich durchzufliegen. Nervenzerfetzende Luftkämpfe erwarten euch sowohl offline als auch online, während ihr euer Territorium verteidigt. Paris will also aus einer völlig neuen Perspektive erkundet werden – solltet ihr das auch?

Die ersten Flügelschläge

Gleich zu Beginn des Spiels erlernt ihr, wie es sich anfühlt, ein Adler zu sein. Ihr werdet aus dem Ei geholt und von euren Eltern unterrichtet. Hier wäre storymäßig einiges drin gewesen, doch Eagle Flight besinnt sich auf das Gameplay. Rasch erlernt ihr, wie ihr euren Tier-Avatar steuert und durch die Lüfte schickt.

Das Grundprinzip ist ziemlich einfach: Da, wo ihr hinseht, fliegt ihr auch hin. Für eine Kurve blickt ihr einfach nach links oder rechts, das ist so weit ganz leicht. Fies wird es allerdings, wenn ihr eine Kehrtwende oder enge Kurve fliegen wollt. Dann müsst ihr euren Kopf neigen, was im Tutorial noch kein Thema ist.

Im Einzelspielermodus werdet ihr dann mit den einzelnen Missionstypen vertraut gemacht. Hier wechseln sich die Ziele immer ab und wiederholen sich leider schnell. Entweder müsst ihr Federn für euer Nest suchen, einen Partner vor Feinden schützen oder ein Gebiet schnell durchfliegen. Langsam gleitet ihr in das Spiel, und der Beginn von Eagle Flight ist absolut klasse.

Quelle: ubisoft.com

Wie ein Phönix aus der Asche

Auch, wenn man sich anfangs nicht wirklich vorstellen kann, wie das Spiel als Adler funktionieren soll, das Spiel macht einen guten Job, euch in die Gestalt des Tieres zu versetzen. Ihr fliegt mühelos durch die Lüfte und segelt genau dorthin, wo ihr es beabsichtigt. Auch, wenn es enger wird, habt ihr meistens genau im Gespür, ob sich das alles ausgeht.

Fliegt ihr einmal gegen ein Hindernis, geltet ihr sofort als abgestürzt und der Bildschirm wird sofort schwarz. Das ist eine Design-Entscheidung, die euch total aus dem Erlebnis reißt und euren Körper nach mehreren virtuellen Toden schon mal stressen kann. Das ist ja auch der Sinn des Todes, soweit kann ich die Entscheidung gut nachvollziehen.

In den ersten fünf bis zehn Stages flattert ihr also durch die Gegend und erlernt, wie man sich wehrt. Schneller fliegen, bremsen, eine Kreischwelle loslassen oder sich gar mit einem Schild schützen – alles ist möglich. Kaum denkt ihr, euch kann nichts aufhalten, beweist euch Eagle Flight mit einem bösartigen Lächeln auf dem Schnabel das Gegenteil.

Quelle: ubisoft.com

Abstürzen wie ein Albatros

Am Ende jedes Levels bekommt ihr eine Wertung und eine Idee, wie ihr im weltweiten Vergleich abgeschnitten habt. Eure Bewertung hängt von eurer Geschwindigkeit ab. Die Hauptmissionen sind schon im Vorfeld als Leicht, Mittel und Schwer markiert. Während ihr die leichten Missionen ohne großes Federlesen mit drei Sternen abschließen könnt, wird es ab Mittel schwer.

Dass es beim Beschützen eurer gefiederten Freunde keine Lebensanzeige gibt, ist noch in Ordnung. Hundsgemein wird es dann bei den Speed-Stages, wo ihr teils keine Orientierung habt, wo ihr als nächstes hinmüsst. Die engen Metro-Untergrund-Levels machen es keinen Deut besser, eine Kurve zu eng genommen und schon fangt ihr wieder von vorne an.

Der Orientierungsflug hoch oben in der Luft ist noch in Ordnung, da ihr weit seht und als Adler dort zu Hause seid. Aber warum sich ein Tier unbedingt in den engsten Tunnel von ganz Paris nicht nur aufhalten, sondern dort seinen Adrenalinpegel hochtreiben muss, ist mir schleierhaft. Diese Levels machen Eagle Flight unnötig frustrierend und nicht wirklich Spaß.

Quelle: ubisoft.com

Revierkämpfe da und dort

Geht es darum, eure Begleiter zu beschützen, ist Eagle Flight ein wenig verzeihender. Ihr könnt euch schon ein paar Fehler leisten, aber ihr solltet die Feinde dennoch rasch vom Himmel holen. Die Flügelschläge der anderen Tiere sind in einem grellen Rot gehalten, ihr wisst also genau, wo Not am Vogel ist.

Auch online ist Eagle Flight diesem Modus ähnlich. In einem Drei-gegen-Drei-Kampf versucht ihr, das Gegnerteam zu besiegen. Hier ist zu beachten, dass alle SpielerInnen mit dem PSVR-Headset unterwegs sind, es sei denn, ihr habt Crossplay aktiviert und spielt so gegen Oculus Rift- oder HTC Vive-BesitzerInnen.

Richtig viel Langzeitmotivation bietet Eagle Flight jedoch auch online nicht, da ihr bis auf die schnellen Scharmützel nicht wirklich viel tun könnt. Eine kurze Schlacht für zwischendurch geht sich aber immer aus, und so findet ihr euch fluchend und jauchzend unter dem PSVR-Headset wieder. Einmal Adler sein – Eagle Flight erfüllt euch diesen Traum.

Quelle: ubisoft.com

Kein technischer Überflieger

Das Game bietet beeindruckende Übersicht und anfangs stressfreies Gameplay. Nur in den engen Tunnels verfliegt das Gefühl der Freiheit zu schnell – das ist bestimmt Absicht, tut Eagle Flight trotzdem nicht gut. Eine andere Design-Entscheidung ist ebenfalls fragwürdig, und zwar jene der Steuerung.

Wenn ihr den Kopf dreht, fliegt ihr eine weite Kurve, und wenn ihr den Kopf neigt, eine enge. Das wird nach wenigen Speed-Missionen (oder Versuchen) richtig anstrengend und geht bis zum Genickschmerz. Das wird vom Spiel sogar noch unterstützt, da die Seiten der Ansicht schwarz werden, wenn ihr eine enge Kurve fliegt. Das sorgt für weniger Übersicht und kurzzeitige Orientierungslosigkeit, wenn ihr Temporinge sucht.

Dadurch, dass ihr dann nicht genau seht, wo es weitergeht, müsst ihr noch mehr korrigieren. Alles in allem geht Eagle Flight ins Genick und ist daher nicht für lange Sessions zu empfehlen. Vor allem wird euch beim vielen Wenden schlecht. Grafisch macht das Spiel einiges richtig, bleibt stets flüssig und gibt euch das Gefühl, tatsächlich ein fliegendes Tier zu sein. Der Sound ist zweckmäßig und wird durch Kreischen und Windrauschen dominiert.

Eagle Flight Test

Quelle: ubisoft.com

Eagle Flight Test-Fazit

Allen Unkenrufen zum Trotz ist Eagle Flight ein guter Titel geworden. Das selbst gesteckte Ziel des Spiels, euch in die Haut eines Adlers schlüpfen zu lassen, wird zu 100 Prozent erreicht. Leider stehen dem Game einige Dinge wie etwa die Tunnelsicht bei engen Kurven im Weg. Auch die Tunnel-Missionen sind fragwürdig und nervig.

Für das Spiel spricht der Beginn der Solo-Kampagne, wo ihr zum echten Adler herangezogen werdet. Das Tutorial ist einsame Spitze, auch wenn meiner Meinung nach viel Storypotential verschenkt wurde. Der Mehrspielermodus ist genauso unterhaltsam, vor allem, wenn ihr bedenkt, dass alle mit ihren Köpfen so steuern müssen so wie ihr es tut.

Unter dem Strich kann man freiheitsliebenden SpielerInnen ohne Höhenangst Eagle Flight durchaus empfehlen. Ihr dürft nur keine wirkliche Story mit Tiefgang erwarten, und wiederholende Missionen dürfen euch nicht stören. Wenn ihr gute Genickmuskeln und Reflexe habt, lohnt es sich tatsächlich, zum Adler zu werden. Alle anderen können sich ein Video ansehen und dann selbst urteilen.

Wertung: 7.5 Pixel

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