Eine Tasse Spaß bitte – Unser Cuphead Preview

von Michael Neidhart 28.08.2017

Kurzweiliger Spielspaß mit viel Witz und Style, so könnte Cuphead am einfachsten beschrieben werden. Kaffee könnt ihr aus dieser Tasse zwar keinen trinken, es ist aber erstaunlich, zu was ein kleines Tässchen alles fähig ist, gibt man ihm nur zwei Beine, Hände und ein fast diabolisch wirkendes Grinsen.

Eine Frage des Stils

Unser primärer Wahrnehmungssinn entscheidet in Bruchteilen einer Sekunde, ob uns etwas gefällt oder nicht. Die beste Spielmechanik hilft also nichts, wenn ein Spiel schlecht aussieht. Deshalb ist das Artdesign so unglaublich wichtig. Natürlich kann dieser Schuss auch nach hinten losgehen. Designer verlieren sich im visuellen Konzept und der Spielspaß bleibt auf der Strecke. Irgendwo zwischen diesen beiden Welten hat sich Cuphead verloren. Das kann leider vorkommen, wenn EntwicklerInnen nach Beginn der Arbeiten noch einmal am Konzept schrauben.

Das Artdesign von Cuphead ist schlichtweg genial. Im Comic-Stil der 1920er Jahre finden zahlreiche Bosskämpfe statt, die allesamt auf einer Überblickskarte freigeschaltet werden. Alle Elemente des Spiels sind von Hand gezeichnet und in Form von mehreren Layern übereinandergelegt. Daraus entsteht eine vielschichtige Welt, in der sowohl der Hintergrund, als auch der Vordergrund lebendig aussieht. Ich glaube, dass hier vor allem ältere SpielerInnen, die noch handgezeichnete Comics im TV sahen, als Zielgruppe angesprochen werden. Es gibt sehr viele Verweise auf die frühen Disney-Comics, was dem Spiel seinen einzigartigen Touch verpasst.

Hoch die Tassen

Wie Eingangs erwähnt, steuert ihr in Cuphead eine kleine Tasse und bestreitet Bosskämpfe. Damit das nicht langweilig wird, haben die EntwicklerInnen insgesamt 28 verschiedene Gegner kreiert, die sich in Puncto Optik gegenseitig auszustechen versuchen. Von der Riesenkarotte mit verrückten Augen bis hin zu einer Art Froschkopf mit Beinen, alles, was ihr euch vorstellen könnt ist hier vertreten. Und tatsächlich erfordert jeder der Gegner ein eigens Kampfkonzept. Ich kann nicht jedes Mal dasselbe machen, ansonsten zerbricht meine Tasse in tausend Stücke. Zum Glück müsst ihr die ganz Arbeit nicht alleine machen. Eine zweite Tasse eignet sich nicht nur zum Anstoßen, diese hilft euch gleich im Kampf.

Die Tassen zu steuern ist keine Raketenwissenschaft, erfordert aber doch ein bisschen Geschick. Im Grunde kann die Tasse mit den Fingern schießen und das gleich in verschiedenen Modi. Diese unterschieden sich in Stärke und Reichweite und fügen den Kämpfen eine Brise Taktik hinzu. Manche der Maps sind im Prinzip statisch. Zwar bewegt sich sowohl im Vordergrund, als auch im Hintergrund jede Menge – Zuschauer jubeln euch zu, oder feuern den Boss an – der Bewegungsradius eure Tasse bleibt aber fixiert. Andere Maps, zum Beispiel eine, in der die Tasse in einem kleinen Flieger sitzt, bewegen sich in feinster Sidescrolling-Manier.

Cuphead – Fazit aus der Tasse

Der Kaffeesatz meiner Tasse verrät mir, dass Cuphead eine schwierige Zukunft haben wird. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass während der langen Zeit, die seit dem Start des Projekts vergangen ist, einiges des ursprünglichen Charmes verloren ging. Ich finde immer noch, dass Cuphead in Puncto Artdesign in einer ganz eigenen Liga spielt. Solch ein subjektives Empfinden kann jedoch nicht als Garant dienen, dass Spiel insgesamt auf ein Podest zu heben. Ich würde das wirklich gerne machen, da auch der Soundtrack einfach genial ist.

Auch, wenn sich die Bosskämpfe abwechseln und nicht alle gleich spielen, kann Cuphead ein repetitive Charakter nicht abgesprochen werden. Irgendwann vergeht mir dabei einfach der Spaß. Zum Schluss finde ich am Boden meiner Kaffeetasse aber doch noch ein paar Funken Hoffnung. Weil Cuphead so genial aussieht und klingt, und weil ich es im Coop-Modus spielen kann, eignet es sich bestens für einen Spielerbend mit Freunden bei dem die Tassen klirren und viel gelacht werden kann.