Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde Test: Brettspiel mit App

von Mandi 14.05.2019

Das neue Brettspiel von Fantasy Flight Games, Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde, ist da. Nur in Verbindung mit einer Smartphone- oder Tablet-App könnt ihr dieses Spiel auch tatsächlich spielen. Lohnen sich die knapp 100 Euro? Lest hier das Review!

Zum Aufbau des Spiels

In Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde übernehmt ihr die Kontrolle von Helden aus der Saga. Es gilt, die Kampagne mitsamt Geschichte durchzuspielen und fieser Brut den Garaus zu machen. Soweit nichts Neues im Herr der Ringe-Universum, doch dieses Brettspiel führt einen galanten Twist ein. Dieses Brettspiel kann nämlich nur mit einer zugehörigen iOS- oder Android-App gespielt werden. Diese App leitet euch bei mehreren Dingen an: Wie etwa der Reiseplan zu legen ist, wo die Heldenfiguren und Feindgruppen sich aufhalten, was gerade passiert und mehr.

Die App ist euer zentraler Ansprechpartner, wenn ihr Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde spielt. Doch ganz ohne Brettkomponente geht es nicht, denn ihr verfolgt auf dem Tisch, wo sich die Reisegruppe befindet, wer welche Fähigkeiten vorbereitet hat und wie es mit den Gegenständen aussieht. Der Mix ist äußerst interessant ausgefallen und hat mir sehr viel Spaß gemacht. Darüber hinaus kann man nach jedem abgeschlossenen Kapitel speichern, das macht auch durchaus Sinn. Eine komplette Kampagne von Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde dauert nämlich über zwölf Stunden!

Was tut man in Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde?

Alles der Reihe nach. Nachdem ihr euch für einen Spielstand und eure Helden entschieden habt, beginnt ihr eine Kampagne von vorne. Im Grundmodul ist nur eine Kampagne enthalten, namentlich ist dies „Knochen von Arnor“. Eine weitere Kampagne von Asmodee soll schon bald online erhältlich sein, diese wird dann „Schurken von Eriador“ heißen. Nicht nur das, eine weitere Kampagne namens „Jäger der Feuerkrone“ ist ebenfalls schon auf der offiziellen Asmodee-Website zu erspähen. Wann die Zusatzmodule allerdings erhältlich sind, ist noch nicht bekannt. Der Preis wird wohl bei etwa 15 Euro liegen. Die Beschreibung des Grundspiels lautet wie folgt:

Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde ist ein kooperatives Spiel für 1–5 Spieler. Während einer Partie begebt ihr euch als Gruppe von Helden auf eine gefährliche Reise durch J. R. R. Tolkiens epische, riesige Fantasywelt. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dass eure Helden zusammenarbeiten. Auf euren Reisen werdet ihr mächtige Gegner bekämpfen, verloren geglaubte Schätze finden, vergessenes Wissen entdecken und die Fertigkeiten eurer Helden entsprechend ihrer Rolle in der Gemeinschaft weiterentwickeln. In einer Zeit, in der die Dunkelheit aufsteigt um das Böse, die Schatten und das Verderben zu vereinen, müssen eure Helden Stellung beziehen…

Spielablauf und Möglichkeiten

Habt ihr alle Helden und Fertigkeiten beisammen, startet eure Reise und ihr müsst entweder einen Reisespielplan oder einen Schlachtenspielplan legen. Die App leitet euch dabei Schritt für Schritt an. Die durchnummerierten Karton-Pläne machen es euch leicht, mit der App mitzuhalten. Erkundungsmarker, Bedrohungsmarker und mehr werden gesetzt, bis ihr in Aktion tritt. Ihr dürft zwei Aktionen pro SpielerIn setzen (eine Aktion bedeutet etwa etwas untersuchen, einen Feind attackieren, oder eure Figur bewegen). Jedes Mal, wenn ihr etwas tut, gebt ihr die Information an die App weiter. Je nach Situation müsst ihr etwas anderes tun.

Eure Heldenfiguren haben nämlich gewisse Statuswerte, wie etwa Stärke, Weisheit oder Agilität. Gilt es, einer Falle auszuweichen, werdet ihr auf Agilität geprüft, ein Angriff mit Gimlis Axt hingegen verlangt nach einer Stärkeprüfung. Ihr zieht die entsprechenden Karten, und wenn ihr die erforderliche Anzahl von Erfolgskarten zieht, habt ihr die Prüfung geschafft. Doch selbst, wenn ihr scheitert (oder gar im Kampf bewusstlos werdet), Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde bestraft euch nicht wirklich. Die Reise geht immer irgendwie weiter, nur bekommt ihr nicht die Boni, die eventuell möglich gewesen wären.

Taktik und ein bisschen Glück

Haben alle SpielerInnen ihre Aktionen gesetzt, befiehlt man der App den Rundenwechsel. So kommen dann die Feinde an die Reihe, die euch entweder näher kommen, angreifen oder euch sonstige Probleme bereiten. Doch es ist nicht alles eine Schlacht, was euch in Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde begegnet. Nein, es ist auch durchaus möglich, dass ihr in eine soziale Interaktion geratet. Beispielsweise gilt es dann in einer Runde plötzlich, einen Spion zu enttarnen oder euch in eine Stadt zu bringen. Ob ihr dies mit Gewalt, mit Silberzungen oder durch Hinterlistigkeit versucht, ist euch überlassen.

Das Regelwerk von Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde ist ohne Zweifel umfangreich, doch nach den ersten beiden Runden hat man den Bogen größtenteils raus. Jede Heldenfigur hat eigene Fähigkeiten; Gimli beispielsweise darf nach jeder Attacke eine von euch gewählte Karte oben auf sein Deck zurücklegen. Natürlich ist es ratsam, hier gezogene Erfolgskarten zurückzulegen, da ihr dann bei der nächsten Probe garantiert zumindest eine Erfolgskarte zieht. Doch nicht alles läuft über Erfolgskarten – durch Erforschung und Kampf erhaltet ihr Inspirationsplättchen. Diese lassen sich bei jeder Probe in Erfolge ummünzen, wenn ihr die richtigen Karten zieht… 

Wiederspielwert? Ja, natürlich!

Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde bietet, wenn ihr die gleiche Kampagne erneut spielt, einen gewissen Wiederspielwert. Die zufällig generierten Karten und Bedrohungen verändern sich bei jedem Spieldurchlauf, die Geschichte dahinter bleibt klarerweise gleich. Da dieses Game für bis zu fünf SpielerInnen gedacht ist und fünf Spielstände speicherbar sind, könnt ihr mit Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde sowohl alleine als auch mit verschiedenen Gruppen viel Spaß haben. Jedes der 14 Kapitel der Kampagne „Knochen von Arnor“ dauert etwa zwischen 30 und 60 Minuten – das macht auch für ausgedehnte Spieleabende Sinn.

Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde baut darauf, dass ihr neben dem Grundspiel auch die eingangs erwähnten Zusatzpakete erwerbt. Wenn die anderen Kampagnen eine ähnliche Spieldauer aufweisen können, sind das dann gut angelegte 15 Euro für die jeweiligen Erweiterungen. Da allerdings sehr viel dem Zufall überlassen ist und ihr immer wieder auf andere Hindernisse stoßt, macht jede Runde immer wieder Spaß. Es sei allerdings erwähnt, dass Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde an sich einiges an Platz benötigt. Die Reisekarten dehnen sich gerne breit aus (toll durch Nebel in der App angezeigt, damit ihr euch richten könnt), und die Kartenstapel sind auch nicht zu unterschätzen.

Eine neue Art von Brettspiel

Reine BrettspielerInnen müssen sich allerdings noch über etwas im Klaren sein: Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde wird eigentlich nur über die App gespielt. Das physische Spielbrett und die Figuren sind eher für das Tracking gedacht, doch jede Probe, jeder Zug und jede Kampf-Aktion muss in die App eingetippt werden. Wenn euch dieser Gedanke missfällt, solltet ihr schwer überlegen, die knapp 100 Euro für Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde auszugeben. Mir persönlich waren es schon alleine die 31 Kunststoff-Miniaturen und die 22 Kartenteile wert, die man immerhin auch für andere Spiele wie etwa Dungeons & Dragons verwenden kann.

Die offizielle Altersempfehlung lautet „über 14 Jahren“. Hat man das Regelwerk allerdings einmal intus, ist es kein Problem, auch Jüngere mitspielen zu lassen. Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde hat das Zeug dazu, bei Geeks allen Altersklassen sehr gut anzukommen. Das sehr umfangreiche Brettspiel wartet zwar mit hohem Platzbedarf und wegen der verschiedenen Kartentypen mit etwas Komplexität auf, doch unter dem Strich ist nach den ersten zwei Kapiteln alles klar. Spätestens, wenn sich die ersten Erfolge einstellen, steigt die Stimmung gewaltig, und dann hat ein Brettspiel alles richtig gemacht!

Fazit: Nicht nur für Fans zu empfehlen

Für mich ist Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde ein absolutes Novum. Es ist das erste Brettspiel mit einer digitalen Komponente, die in dieser Weise benutzt wird. Die App ist äußerst spielbestimmend, da ihr stets ihre Befehle beim Kartenlegen befolgen oder eure Ergebnisse eintragen müsst. Wenn ihr aber damit klar kommt, gibt es neben dem hohen Platzbedarf und dem happigen Einstiegspreis von etwa 100 Euro kein Argument mehr gegen Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde. Ihr habt damit stundenlang Spaß, Erweiterungen in der Preisklasse von etwa 15 Euro werden kommen und die hochwertigen Miniaturen können Fans auch so begeistern.

Mit über 30 Jahren ist es bei mir schon länger her, dass mich ein Brettspiel länger als acht Stunden durchgehend an einen Tisch gefesselt hat. Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde hat dies aber mühelos geschafft! Eure Konzentration ist stets gefordert, wenn es darum geht, die Kampagne zu schaffen. Eure Gegenstände, Ausrüstung und Fähigkeiten wollen dann eingesetzt werden, wenn ihr sie am meisten braucht. Schon alleine dieses Spielprinzip hat bei mir als Gamer großen Anklang gefunden, und alle meine Spielrunden bislang pflichteten mir bei. Große Empfehlung von meiner Seite!

Wertung: 9.0 Pixel

für Der Herr der Ringe: Reise durch Mittelerde Test: Brettspiel mit App von
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Zuko

Leider Quatsch, dass es was neues ist. Diese Mechanik hat zu 95% schon Villen des Wahnsinns Version 2 gehabt.
Es ist sogar fast identisch, nur im Herr der Ringe Universum

Ben

Bezüglich der Innovationen ist der Artikel leider tatsächlich schlecht recherchiert. Wenn man genau ist, gab es die Mechanik erstmals in Descent. Da hat FFG das ganze pilotiert. Mit Villen des Wahnsinns 2. Edition kam dann das erste Spiel raus, was ohne diese Art von App gar nicht spielbar ist. Und anschließend wurde auch Imperial Assault eine App spendiert. Somit ist Reise durch Mittelerde bereits das vierte Spiel von FFG, dass diese Mechanik verwendet. Ich bin Fan des Spiels, aber besonders Innovativ ist es nicht. Einzigartig ist nur die kurze Spieldauer von 60-90 Minuten pro Partie. Die ist bei den drei… Read more »