Das Smartphone-Akku-Dilemma am österreichischen Markt

von Stefan 10.09.2025

Wer in Österreich ein neues Smartphone kauft, bekommt oft ein Gerät mit geringerer Akkukapazität als in anderen Ländern. Der Grund dafür liegt nicht bei den Herstellern, sondern in strengen, teils veralteten Transportvorschriften. Ein Hintergrundgespräch mit Experten von drei großen Branchenakteuren entlang der Wertsschöpfungskette beleuchtete, wie diese Regelungen den heimischen Markt und damit auch die Konsumenten beeinflussen.

Ein Gesetz braucht eine Anpassung

Wie die Experten, darunter Günter Lischka (Drei), Martin Wallner (vivo) und Adolf Markones (Ingram Micro), erläuterten, ist die Ursache im Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (ADR) zu finden. Es handelt sich hierbei um eine Empfehlung, die in nationales Recht in Österreich (aber auch z.b. Deutschland) gegossen wurde.

In Österreich gelten Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von mehr als 20 Wh, was etwa 5.200 mAh entspricht, als großes Gefahrgut. Das hat zur Folge, dass ihr Transport besonders streng geregelt ist. Diese Vorschriften stammen aus einer Zeit, in der größere Akkus noch die Ausnahme waren, und sind nicht an die rasante Entwicklung der Smartphone-Technologie angepasst.

Gibt es Alternativen? Ja, aber…

Die Alternative ist, dass die Wertschöpfungskette in Österreich kleiner ausfällt, weil Hersteller:innen Geräte in Zukunft vielleicht gar nicht mehr in den deutschsprachigen Raum bringen, oder Konsument:innen auf Onlineshops aus dem Ausland wechseln, um die volle Akku-Kapazität der neuen Geräte nutzen zu können (das hat auch Schattenseiten hinsichtlich Garantie, Updates etc., wird aber manchen egal sein). Eine weitere Alternative wäre, dass Hersteller:innen auf andere Akku-Technologien wechseln, weil die Regelung speziell für Lithium-Ionen-Akkus ausgelegt ist, aber auch das bringt Nachteile hinsichtlich Flash-Charge und Akku-Abmessungen mit sich.

Die Folgen für Konsument:innen und Händler:innen

Während in anderen Märkten Smartphones mit Akkus von über 7.000 mAh Standard sind, haben österreichische Käufer:innen eine eingeschränkte Auswahl. Bei der Präsentation neuer Modelle fällt der Unterschied besonders auf, da die hier angebotenen Versionen oft über deutlich kleinere Akkus verfügen als die Geräte in anderen Ländern. Für die Konsument:innen bedeutet das im Alltag, dass sie eventuell weniger Laufzeit haben und seltener ein Smartphone mit einem langlebigen Akku finden.

Auch für Lieferant:innen und Verkäufer:innen wie Ingram Micro und Smartphonehersteller:innen bringt die Situation zusätzliche Herausforderungen mit sich. Der Import von Geräten mit größeren Akkus ist mit strengen Vorschriften für Verpackung, Kennzeichnung und Transport verbunden. Diese zusätzlichen logistischen Hürden und potenziell höhere Lager- und Versandkosten machen es für Händler unattraktiv, eine breite Palette an Geräten mit großen Akkus anzubieten. Es erfordert eine aufwendige Abstimmung mit den Lieferant:innen in den Herkunftsländern der Geräte und eine angepasste Lagerstrategie.

Anpassungen sind nötig

Die Branche ist sich einig, dass die aktuellen Regelungen nicht mehr zeitgemäß sind. Angesichts der Tatsache, dass die Nachfrage nach leistungsstärkeren Geräten mit entsprechend großen Akkus stetig steigt, ist eine Anpassung der Vorschriften dringend erforderlich. Hier ist die Politik gefordert.

Zeitgemäße Regelungen würden sicherstellen, dass österreichische Konsument:innenen Zugang zu den neuesten Technologien und Innovationen haben, ohne dass der Markt durch veraltete Bürokratie ausgebremst wird. Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen die Rahmenbedingungen in Österreich an die technologische Entwicklung angepasst werden.

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