Candle: The Power of the Flame (Switch) im Test: Knackiger Puzzler

von Mandi 16.07.2018

In Candle: The Power of the Flame spielt ihr als der junge Teku. Eine Rettungsmission stellt sich als schwieriger heraus, als ihr gedacht habt! Ob es sich lohnt, dem Stammeseinwohner zu helfen, lest ihr hier in diesem Review.

Mix aus einigen Genres

Die offizielle Beschreibung des Titels lautet wie folgt: „Candle ist ein Puzzle-Adventure mit knackigen Rätseln. Spielt als der junge Teku und begebt euch auf eine gefährliche Reise, um den Schamanen eures Stammes aus den Fängen des bösen Wakcha-Clans zu befreien.“ Doch das Wort Puzzle-Adventure ist nur unzureichend, wenn man über Candle: The Power of the Flame spricht.

Der Aufbau des Spiels ist in Wahrheit eine Mixtur. Die Ansicht ähnelt jener von Point-and-Click-Adventures. Genauso übernimmt das Game deren Inventar – ihr müsst im Verlauf des Spiels einiges sammeln, um es anderswo einzusetzen. Dann wäre da noch der Puzzle-Teil. Sehr oft werdet ihr in Candle: The Power of the Flame hängenbleiben, weil ihr etwas nicht findet.

Die Lösungen der Rätsel sind ineinander verkettet, und meistens habt ihr schon den Gegenstand für das Rätsel danach. Candle: The Power of the Flame ist zum großen Teil auch ein Plattformer, und vieles der Erkundung hängt davon ab, wie gut ihr im Springen seid. Hier kommen einige Themen zusammen, namentlich Geschicklichkeitseinlagen, Kopfnüsse und eine ordentliche Portion Geduld.

Candle: The Power of the Flame im Überblick

Ihr steuert also den jungen Teku, der aussieht, als wäre er ein entfernter Verwandter von Groot. Die Namensgebung des Games ist kein Zufall, denn eure Superkraft ist es, euren Finger (eine Kerze) anzuzünden. Damit lassen sich einige Dinge bewerkstelligen: Ihr könnt Dinge anzünden, Warp-Felder aktivieren, aber auch die Kraft der Flamme beschwören. Damit erhellt ihr so manchen Bereich und löst auch Mechanismen aus.

Während ihr also immer versucht, das Feuer an eurem Finger am Leben zu erhalten, wirft euch Candle: The Power of the Flame eine Herausforderung nach der anderen entgegen. Im Regen löscht sich beispielsweise eure Flamme rasch, und ihr müsst euren Finger erst wieder entzünden. Bis ihr herausfindet, wie man gewisse Insekten dazu bringt, als Schirm zu fungieren, vergehen so manche Minuten.

Die Feinde des Wakcha-Clans attackieren euch auf Sicht, und ihr müsst im Prinzip immer flüchten. Nur über Umwege (ins Wasser schubsen, Armbrust aktivieren, Gravitation etc.) könnt ihr euch zur Wehr setzen. Habt ihr allerdings keinen Plan, was ihr gerade tun müsst, ist das Spiel relativ fies. Candle: The Power of the Flame gibt euch nur wenig Hilfestellungen, wenn ihr mal richtig hängen solltet.

Der Stil des Spiels

Man kann nicht über Candle: The Power of the Flame schreiben, ohne den optischen Teil hervorzuheben. Der Titel sieht aus, als wäre er vollständig mit Wasserfarben gemalt worden. Das sieht hervorragend aus und passt somit perfekt auf die Nintendo Switch! Ähnlich wie ein Okami HD geigt das Spiel mit seiner ganz eigenen Ästhetik auf und muss sich nicht auf Fotorealismus einlassen.

Dann ist da noch die Sache mit den Dialogen. Candle: The Power of the Flame kommt im Spiel ohne ein gesprochenes Wort aus. Abgesehen von der Introsequenz, die euch die Geschichte des entführten Schamanen näherbringt, wird dank Bildern und kleinen Animationen gesprochen. Das erinnert stark an Machinarium, das ebenfalls mit seinem eigenen Stil punkten konnte.

Auch der Soundtrack des Games ist ganz, ganz eigen und passt zur Stimmung im Spiel. Gewisse Sound-Samples gehen euch aber rasch auf die Nerven, früh im Spiel müsst ihr beispielsweise einen Leibwächter von einem Baum retten. Im Fünf-Sekunden-Takt schreit dieser mal mehr, mal weniger aufdringlich „Heeey“ – nicht hilfreich, wenn man gerade am Grübeln ist.

Was noch zu verbessern wäre

Wenn ihr euch erst mal auf den eigenwilligen Stil eingelassen habt, bietet euch das Game einiges zum Denken. Meist sind die Rätsel logisch aufgebaut und ihr könnt manche sofort lösen, doch andere verlieren sich in Trial and Error. Brennt euer Finger zum Beispiel, seht ihr in dunklen Gegenden ohnehin schon ganz gut. Manchmal braucht ihr aber die Superkraft, um neue Hinweise zu entdecken.

Die große Herausforderung teilt sich in drei Teile: Ihr müsst Hinweise als solche erkennen, sie euch merken und an der richtigen Stelle nutzen. Fies ist hierbei, dass ihr nicht einen Abschnitt nach dem anderen lösen könnt. Nein, die Gebiete schicken euch immer wieder untereinander herum, sodass ihr sehr viel Backtracking betreiben werdet. Hier die Übersicht zu behalten, ist für Ungeübte ein Stolperstein.

Auch die Optik des Spiels kann euch manchmal ein Bein stellen. Ihr könnt in Candle: The Power of the Flame nämlich nicht zuverlässig erkennen, was eine Plattform ist  oder woran ihr euch festhalten könnt. Die Ebenen heben sich nur geringfügig voneinander ab, was es beim Spielen ganz schön schwer machen kann, weiterzukommen. Ihr müsst also Geduld haben, sonst habt ihr nur wenig Spaß.

Was Candle: The Power of the Flame gut macht

Vorhin habe ich den Vergleich mit Machinarium gezogen, und das ist in Wahrheit ein Lob. Mir persönlich imponiert es, wie ein Spiel ganz ohne Worte Hinweise und Umstände vermitteln kann. Candle: The Power of the Flame arbeitet hier mit Animationen und kleinen Zeichnungen, was einerseits informativ und andererseits oft lustig anzusehen ist.

Das Artwork habe ich schon mal gelobt, muss es aber nochmals erwähnen. Der Stil von Candle: The Power of the Flame ist ohne Zweifel einzigartig. Zwar ist er damit auch nicht jedermanns Sache (süß ist etwas anderes), aber das Spiel hebt sich damit auf jeden Fall ab. Die Spieldauer ist auch nicht so kurz – dadurch, dass ihr oftmals ziemlich hängenbleibt, habt ihr was für mehrere Abende.

Die Schwierigkeit ist so eine Sache. Manche wollen ein Gute-Laune-Spiel ohne große Grübeleien, und andere möchten eine Herausforderung. Ihr solltet in die letztere Kategorie fallen, um Candle: The Power of the Flame genießen zu können. Die technische Umsetzung an sich ist sehr gut gelungen, bis auf gefühlt etwas überzogene Ladezeiten macht der Titel hier alles richtig.

Fazit: Für 20 Euro in Ordnung, aber knifflig

Die Geschichte rund um den jungen Teku vermag vielleicht nicht gleich zu fesseln. Doch die Schwierigkeit und der eigene Grafik-Stil können gefallen! Seid ihr auf der Suche nach einem leichten Adventure, ist Candle: The Power of the Flame bestimmt nicht euer Game. Hier müsst ihr Hirnschmalz, Geduld und auch ein wenig Geschicklichkeit beweisen, um voranzukommen.

Die Licht- und die Schattenseiten wechseln sich im Spiel fortlaufend ab. Meine persönliche Empfehlung ist es, das Game zu zweit anzugehen. Während eine Partie spielt, sollte die andere möglichst kreative Vorschläge machen – ihr würdet nicht glauben, wie oft diese Vorgehensweise vom Erfolg gekrönt wird. Alleine verrennt ihr euch gerne in falschen Lösungswegen, da hilft der Input enorm.

Mit Candle: The Power of the Flame liegen Puzzle-Fans garantiert richtig. Allerdings dürft ihr hier nicht erwarten, dass ihr in irgendeiner Weise an die Hand genommen werdet, abgesehen von „Teku wusste nicht, dass die Lösung die ganze Zeit vor seiner Nase lag!“. Wenn ihr schwierige Games mögt und Denkarbeit liebt, dann holt euch dieses Juwel – alle anderen sollten lieber zu zugänglicheren Spielen greifen.

Wertung: 7.0 Pixel

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