Brink (PC) im Test #ThrowBackThursday

von Mandi 18.01.2018

Vor Overwatch gab es einen Shooter namens Brink, der fast spurlos an den GamerInnen vorüberging. Doch wieso das nunmehrige Free-to-play-Game sehr wohl eine Erwähnung verdient? Was Brink alles richtig macht, klärt das umfangreiche ThrowBackThursday-Review! Hier geht es zur offiziellen Steam-Page des Spiels.

Düster geht die Welt zugrunde

Wir schreiben das Jahr 2045. Das hier ist das Tagebuch eines Kämpfers der Resistance. Wir befinden uns auf der Arche, einer schwimmenden Stadt. Sie wurde gebaut, um vor dem Anstieg des Meeresspiegels nach der großen Polkappenschmelze sicher zu sein. Die Arche wuchs mit der Zeit und beherbergt mittlerweile schon zehntausende Menschen. Dass das nicht gut gehen kann, liegt wohl auf der Hand. Vor allem für diejenigen, die auf der Seite der Security kämpfen.

Sie verstehen einfach nicht, dass das Leben auf der Arche nicht alles sein kann. Durch die Überbevölkerung entstehen Slums, Krankheiten und Armut. Wir von der Resistance wollen unbedingt weg von diesem schrecklichen Ort, und draußen ein neues, besseres Leben beginnen. Wollen wir doch einmal sehen, wer zum Schluss noch übrig bleibt! Damit wir uns davon ein Bild machen können, gibt es für den Einstieg einmal den Launch-Trailer zum Spiel.

Sag mir, wer du bist

Bevor ihr euch mitten ins Getümmel werft, wartet noch einiges an Einstellungsarbeit auf euch. Zu allererst dürft ihr euch entscheiden, ob ihr die Arche retten oder verlassen wollt. Natürlich steht man auf der Seite der Resistance, wenn sich für das Verlassen der Arche entscheidet, und umgekehrt unterstützt man die Security, wenn man für die Sicherheit der Stadt einstehen möchte. Nach dieser Entscheidung, die eigentlich weniger schwerwiegend ist, da man mehrere Charaktere mit unterschiedlicher Einstellung erstellen kann, geht es an die Charaktererstellung.

Brink gibt euch einen Haufen an Möglichkeiten, was das Erstellen von Charakteren betrifft. So gibt es insgesamt 102.247.681.536.000.000 verschiedene, einzigartige Charaktere, wenn man beide Seiten zusammenzählt. Da bleibt einem kurz die Spucke weg, und wir wollen uns die Möglichkeiten bei der Erstellung eines Brink-Kämpfers ansehen. Wenn ihr Brink das erste Mal spielt, werdet ihr unter dem Punkt Körpertyp wenig Auswahl haben. Erst mit der Zeit und den Erfolgen schaltet ihr die beiden anderen Typen frei. Dabei handelt es sich beim mittleren Körperbau, mit dem ihr starten dürft, um den typischen ausgeglichenen Kämpfer.

Schere-Stein-Papier

Während ihr mit dem Kämpfer mit dem schmalen Körperbau zu den schnellsten und geschicktesten Kletterern in Brink gehört, seid ihr mit dem muskulösen Kämpfer ein wahrer Panzer. Ihr bewegt euch zwar langsamer als alle anderen und tut euch schon mal mit den Klettereinlagen schwer, aber dafür besitzt ihr eine hohe Schadensresistenz. Der mittlere Körperbau versucht, ein Gleichgewicht zwischen den beiden Extremen zu finden. Die Einstellung des Körperbaus ist die Einzige, die eure Spielerfahrung tatsächlich ändern wird. Dennoch gibt es unendlich viele Möglichkeiten, seinen Charakter einzigartig zu gestalten.

So kann man sich einen Kämpfer erstellen, der eine Narbe quer über das Gesicht hat, eine rituelle Brandnarbe, eine Gesichtstätowierung, die den ganzen Kopf bedeckt, eine Stachelfrisur, vielleicht auch noch in giftgrün, eine der vielen Ganzkörpertätowierungen, um wie ein mexikanischer Verbrecher auszusehen, und zu guter Letzt eine Jacke und eine Gasmaske, die alle vorherigen Einstellungen überflüssig machen. Wie dem auch sei, man kann sich eine Gestalt nach Wunsch erstellen, wobei sicherlich einige der Einstellungen von niemanden jemals bemerkt werden, da in der Hitze des Gefechts höchstens noch der Körperbau und die Rüstung auffallen. Weitere Kleidung und Accessoires, sowie bessere Waffen können über Erfahrungspunkte freigeschaltet werden.

S.M.A.R.T.es Gameplay

Nachdem nun alle äußerlichen Einstellungen getätigt wurden, dürft ihr euch im Hauptmenü austoben. Hier entscheidet ihr, ob ihr die Kampagne, ein freies Spiel, oder die Aufgaben bewältigen wollt. Im freien Spiel dürft ihr euch in benutzerdefinierte Schlachten stürzen, und in der Aufgabenabteilung warten verschiedene Herausforderungen, mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden auf euch. Aber am interessantesten dürfte die Kampagne werden. Davon gibt es nämlich zwei verschiedene, und zwar eine für jede Fraktion. Und während ihr bei eurem ersten Auftrag auf Seiten der Resistance eine Tür verteidigen und einen Agenten aufhalten müsst, steht auf Seiten der Security die Zerstörung der Türe und die Eskortierung des Agenten auf dem Plan.

Somit passen die Geschichten der zwei Kampagnen perfekt zusammen und wenn man eine Seite bereits durchgespielt hat, habt ihr noch mehr von Brink. Dann spielt ihr auf der anderen Seite zwar auf den selben Karten noch einmal, aber dafür aus einer anderen Sichtweise. Jede der sechs Missionen, und der zwei zusätzlichen “Was-wäre-wenn”-Szenarien, beginnt mit einem kurzen Intro, in dem aber nicht wirklich etwas Großartiges erzählt wird. Mit dem kurzen Video beim Beenden einer erfolgreich absolvierten Mission verhält es sich genauso. Das will uns lediglich sagen, dass die Geschichte weder episch noch grandios ist, sondern einfach ein Deckmantel dafür, um nicht zugeben zu müssen: Brink ist ein Spiel, welches immer 8-vs-8 und auf typischen Mehrspieler-Maps gespielt wird. Repetitiv? Ohne Zweifel. Macht es Spaß? Oh ja.

Jede Mannschaft hat ihren Respawn-Punkt und ihre Ziele. Die eine Gruppe verteidigt etwas, die andere muss es zerstören. Die eine Gruppe muss jemanden aufhalten, und die andere Partei sollte die Person beschützen und zu einem sicheren Platz eskortieren. Aber dass eine Fraktion die Arche verlassen will und die andere versucht, sie daran zu hindern, sollte man auf keinen Fall eine Geschichte nennen. Um zurück zu den 8-vs-8-Matches zu kommen, darf man ruhig erwähnen, dass wenn niemand online ist, die restlichen Kämpfer durch Bots aufgefüllt werden. Deren Schwierigkeit kann eingestellt werden und bietet uns ein Spektrum zwischen leicht, mittel und schwierig. Natürlich muss man sich die schwierigsten Gegner aussuchen, um zu sehen, wie erfolgreich die KI umgesetzt wurde.

Gemeinsam zum Erfolg

Das Ergebnis ist schon sehr bemerkenswert. Mit dem Spruch “Hier werden keine Rambos gesucht” liegt man mehr als richtig. Denn wie man weiß, gibt es kein “i” (wie “ich”) im Wort „Team“. Wer nicht mit seinen MitstreiterInnen zusammenarbeitet, der wird wenig Erfolg haben. Beispielsweise hatte ich zwar immer die meisten Abschüsse, aber die Ziele wurden nur selten erfüllt. Das soll heißen, dass die KI auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad schuss- und deckungstechnisch maximal mittleres Niveau vorweisen kann.

Aber das Zusammenspiel im eigenen Team funktioniert hervorragend, und so werden gefallene Kameraden rasch wiederbelebt. Großen Gruppen werden flankiert und von allen Seiten angegriffen, und zwischendrin wird vom Gegner auch schon einmal das eine oder andere Sekundärziel erfüllt oder unsere Kommandoposten eingenommen! Diese sind die Schaltzentralen der eigenen Fraktion, hier wird man wieder zum Leben erweckt und man kann dort auch während des Spiels einfach so im Vorbeigehen seine Klasse wechseln. Was es mit den Klassen auf sich hat, seht ihr in diesem Video:

Wie ihr sehen konntet, gibt es für jede Klasse spezifische Sekundärziele, die man nur mit der jeweiligen Klasse erfüllen kann. So werden einem als Medic die Verwundeten aufgezeigt, als Techniker bekommt man den Auftrag, ein MG-Nest zu bauen, und so weiter. Für die Erfüllung von Sekundärzielen bekommt ihr wie auch bei den Primärzielen Erfahrungspunkte. Aber nicht nur dafür, auch für Headshots, normale Kills, Assists, für das Heilen von Mitstreitern und das Ausstatten mit Munition werden fleißig EXP verteilt. Und sogar, wenn man verletzt am Boden liegt, kann man noch Erfahrung einheimsen, indem man auf Heilung durch einen Medic wartet.

Brink: Agiler als Overwatch

Am Boden und in euren letzten Atemzügen liegend könnt ihr euch nämlich entscheiden, ob ihr ein neues Leben beginnen oder auf einen Medic warten wollt. Für den Neustart gibt es nichts, doch für die Warterei regnet es Erfahrungspunkte für euch und den hilfreichen Medizinmann. Als dieser habt ihr mit Hilfe des Missions-Systems immer Ihre verwundeten Kameraden im Blickfeld und könnt so im großen Stile Erfahrung abgreifen. Neben dem Active Mission System, das euch alle vorhandenen Missionsziele auf Knopfdruck anzeigt und euch zum gewünschten Ziel lotst, gibt es auch noch S.M.A.R.T. (Smooth Movement Above Rough Terrain).

Mit Hilfe dieser Technik ist es euch möglich, wie ein Parcoursläufer über Hindernisse und auf erhöhte Plattformen zu springen. Ihr haltet euch an Kanten fest, zieht euch hoch, rennt über die Brücke, springt über das Gelände und rutscht mal eben unter einem Rohr hindurch. Klar, dass ihr während der Rutschphase weitere Gegner erschießen könnt, wieso auch nicht? Auf der einen Seite ist es cool, so herumzuspringen und mit drei ordentlichen Sätzen die Flucht zu ergreifen. Auf der anderen Seite wurde beim Test von Brink neben dem Rutschen und den normalen FPS-Sprungeinlagen die S.M.A.R.T.-Technologie selten angewandt.

Ihr habt meistens einfach keine Zeit, um euch ein paar Kisten zu suchen, um darauf herumzuturnen, und außerdem wurde bei den Maps nicht mit Stiegen gespart. Zumeist benötigt ihr die Sprungeinlagen, um über Hindernisse in Beckenhöhe zu gleiten. Die Parcoursfähigkeiten der Brink-Charaktere sind ohne Zweifel cool anzusehen, und es ist auch interessant, selber einmal so über die Container zu springen, aber S.M.A.R.T. entscheidet definitiv keine Matches. Um zu zeigen, wie oft man etwas von einem der großen Brink-Aufhänger S.M.A.R.T. hat, gibt es hier ein Gameplay-Video mit Kommentaren zu einigen wichtigen Features des Spiels.

Schönes und Technisches

Brink zeigt uns eine schöne optische Seite, die mit einigen tollen Effekten prahlen kann. Schon alleine die vielen unterschiedlichen Charaktere und deren Zubehör, sehen sehr detailliert und wohlüberlegt aus. Das Mapdesign ist ebenfalls perfekt, und passend für diese 8-vs-8-Schlachten entworfen. Meiner Meinung kann es mit einem Crysis 2 nicht mithalten, aber das wäre dann auch schon Nörgeln auf höchstem Niveau. Aber es gibt durchwegs schöne Effekte, wie zum Beispiel auf der Aquarium-Map, die erste Mission mit der Security, in der ihr zumeist wunderschönes Aquamarinblau seht.

Der Sound überzeugt ebenfalls auf der ganzen Linie. Wie schon bei Portal 2 die Bitte an euch, das Spiel doch im Originalton zu spielen. Kleines Beispiel gefällig? Beim Erstellen des Charakters kann man sich unter dem Punkt Akzent eine Stimme plus Akzent aussuchen. Während man also im Englischen auf eine Vielzahl von verschiedenen Akzenten stößt, Geheimfavorit schottisch, gibt es in der deutschen Variante einfach nur unterschiedliche Stimmen. Kein wienerisch, kärntnerisch, steirisch, tirolerisch, hessisch, bayrisch oder dergleichen. Schade eigentlich! Auch die Waffen haben einen unterschiedlichen Geräuschpegel, und schwere Kämpfer lassen sich von leichten aufgrund der Schwere der Fußtritte rasch erkennen.

Die Steuerung ist für den Beginn vielleicht ein bisschen viel auf einmal, aber nach dem ersten Match hat man die wichtigsten Befehle intus und man kann sich voll und ganz auf das Spielvergnügen konzentrieren. Wollt ihr eure Mitstreiter mit Erster Hilfe, einer Kevlar-Weste oder Munition ausstatten, dann leuchtet ein riesiges “F” auf dem Rücken des Mitspielers auf. Ihr müsst dann die Taste nur noch gedrückt halten, und die Unterstützungsaktion wurde durchgeführt. Auch bei den anderen Interaktionen zeigt euch Brink schön die zu betätigende Taste an. Auch das Sprungverhalten geht recht einfach von der Hand, da euer Charakter meisten Kanten und Vorsprünge automatisch greift.

Fazit zu Brink: Ordentlicher Team-Shooter

Die postapokalyptische Welt von Brink sieht gut aus und vermittelt uns auch den dementsprechenden Eindruck. Bei den meisten Missionen gibt es Zerstörung und Verwüstung zu sehen, außerhalb der Gebäude beherrschen riesige Stapel von Schiffscontainern das Gesamtbild. Eigentlich ist es schade, dass man auf der, von zehntausenden Menschen, überfüllten Arche niemals einen Menschen zu Gesicht bekommt. Da hätte man vielleicht noch die eine oder andere stimmige Situation erschaffen können.

Brink ist ein Action-Shooter mit waghalsigen Klettermanövern und einem extrem gut funktionierenden Missionssystem. Dazu gesellen sich eine irrsinnig detaillierte Charaktererstellung sowie eine Geschichte und ein Singleplayermodus, die beide nicht wirklich überzeugen können. Und so scheiden sich wahrscheinlich die Geister, ob es sich hier nun um ein innovatives Spiel handelt oder nicht. Die Erstellung des Charakters ist definitiv ein neuer Maßstab, und auch das Active Mission System lässt keine Wünsche offen.

Hingegen ist die neue Sprungtechnik lediglich etwas für das Auge. Auch schon vor Brink konnte man auf Tische oder von Container zu Container springen. Ein positiver Punkt für die S.M.A.R.T.-Technologie ist auf jeden Fall der flüssige Bewegungsablauf, der realistisches Gameplay zulässt. Wenn ihr ein Free-to-Play-Game im weitesten Stile von Overwatch sucht, habt ihr hier Gold gefunden. Um das alles in einen Satz zu packen, könnte man sagen: Brink hat vieles versprochen und ein paar geniale Features gehalten!

Wertung: 8.0 Pixel

für Brink (PC) im Test #ThrowBackThursday von