Bravely Default Flying Fairy HD Remaster Test (Switch 2): Ein JRPG-Klassiker kehrt zurück
Square Enix’ Bravely Default Flying Fairy HD Remaster ist mehr als nur eine Auffrischung eines über zehn Jahre alten 3DS-Titels. Lest mehr zum JRPG!
Über Bravely Default Flying Fairy HD Remaster
Es ist eine liebevolle Hommage an die goldenen Zeiten der JRPGs, die gleichzeitig moderne Akzente setzt. Doch wie sieht das genau aus, und worum handelt es sich eigentlich? Das ursprünglich 2012 für den Nintendo 3DS entwickelte Bravely Default galt schon damals als Liebesbrief an klassische Final Fantasy-Spiele. Im Jahr 2016 gab es beispielsweise einen Test von meiner Wenigkeit zu Bravely Second (3DS) und 2021 eine Meinung zu Bravely Default 2 für Nintendo Switch. Hier geht es zum Review zu Bravely Second, und Interessierte lesen hier den Test zu Bravely Default 2!
Square Enix hat nun gemeinsam mit Cattle Call eine HD-Remaster-Version für die Nintendo Switch 2 entwickelt, die deutlich mehr bietet als nur aufgehübschte Grafiken. Bravely Default Flying Fairy HD Remaster nutzt die Hardwarefähigkeiten der neuen Konsole voll aus und bringt innovative Features mit, die das ursprüngliche Erlebnis erweitern. Die Neuauflage kostet zum Launch 39,99 Euro und richtet sich sowohl an Nostalgiker als auch an JRPG-Neulinge. Mit einer Spielzeit von über 50 Stunden bietet das Abenteuer (zur offiziellen Website) definitiv genug Inhalt für seinen Nicht-Vollpreis.
Vier Krieger gegen die Dunkelheit
Die Welt von Luxendarc wird ins Chaos gestürzt, als eine große Schlucht die Erde auseinanderreißt. Die vier Elementarkristalle, die der Welt Licht bringen, werden von der Dunkelheit verzehrt, und dadurch hat sie der Welt eine Katastrophe gebracht. Das Spiel beginnt mit einem jungen Mann namens Tiz, dessen Leben auseinandergerissen wird, als sein Dorf von der Kluft verschluckt wird. Bald trifft er Agnès, einer Vestalin, die ihr Leben der Pflege der Kristalle gewidmet hat.
Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, um den Abgrund zu schließen und die Kristalle zu befreien… ohne sich der wahren Bedeutung ihres Ziels bewusst zu sein. Die Geschichte folgt vier ungleichen Helden auf ihrer Reise, die Elementarkristalle zu erwecken und die Welt vor der Dunkelheit zu retten. Agnès, die Vestalin des Windkristalls, Tiz, der einzige Überlebende seines zerstörten Dorfes, der geheimnisvolle Ringabel und die rebellische Edea bilden ein charmantes Quartett.
Rundenbasiert wie Final Fantasy damals
Das Herzstück von Bravely Default ist das namensgebende Kampfsystem, das rundenbasierten Kämpfen eine völlig neue strategische Tiefe verleiht. Mit „Default“ geht ein Charakter in die Defensive, nimmt weniger Schaden und sammelt sogenannte Brave Points (BP). Diese BP können dann mit „Brave“ ausgegeben werden, um bis zu vier Aktionen in einer einzigen Runde auszuführen. Dieses System ermöglicht es, schwache Gegner mit einem überwältigenden Angriff schnell zu besiegen oder bei Bossen eine defensive Strategie zu fahren. Der Clou: Ihr könnt auch ins Minus gehen und Aktionen „vorziehen“, müsst dann aber entsprechend viele Runden aussetzen. Das schafft spannende Risk-Reward-Momente, die jede Schlacht zu einem taktischen Puzzle machen können.
Wer es möchte: Natürlich könnt ihr dieses „Braven“ auch zum Farmen von Monstern verwenden. Wenn ihr euch beispielsweise in einer Zone aufhaltet, in der Gegner euch stets angreifen, empfiehlt es sich, diese gar nicht erst zum Zug kommen zu lassen. Bis zu vier Attacken und das bei mehreren Figuren – das Schadenspotenzial ist da enorm! Allerdings solltet ihr diese Strategie nur bei Feinden anwenden, wo ihr euch sicher seid, dass diese nach so einer Behandlung nicht mehr aufstehen. Denn danach mehrere Runden lang zusehen zu müssen, wie eure Figuren eine Backe nach der anderen hinhalten, kann sich in Dungeons schon mal rächen. Der Schwierigkeitsgrad von Bravely Default Flying Fairy HD Remaster steht und fällt mit eurer Fähigkeit, dieses Brave/Default-System für euch zu nutzen.
Über 20 Jobs für alle Optionen
Wie in den besten JRPGs könnt ihr eure vier Charaktere mit verschiedenen Berufen ausstatten. Das Job-System bietet insgesamt 24 verschiedene Klassen, von klassischen Rollen wie Weißmagier und Ritter bis hin zu exotischeren Varianten wie Vampir oder Zeitmagier. Jeder Job bringt eigene Fähigkeiten, Ausrüstungsmöglichkeiten und Werte mit sich. Das Geniale: Ihr könnt Fähigkeiten zwischen Jobs kombinieren und so völlig individuelle Charakterbuilds erschaffen. Ein Ritter mit Schwarzmagie oder ein Dieb mit Heilzaubern? Alles ist möglich! Diese Flexibilität sorgt für enormen Wiederspielwert und lädt zum Experimentieren ein.
Ob ihr nun mittels Farmen einfach die Level eurer Figuren erhöht, clevere Strategien und Job-Mixturen ersinnt oder doch das Brave/Default-System im Kampf optimal nutzt: Bravely Default Flying Fairy HD Remaster bietet euch mehr als genügend Flexibilität, um durch den kampflastigen Part im Spiel zu gelangen. Das Balancing ist jedenfalls so ausgerichtet, dass ihr mit so gut wie jeder Truppe durch fast alle Lebenslagen kommt. Natürlich gibt es besser geeignete Jobs (nichts geht über eine klassische Weißmagierin) für gewisse Tätigkeiten, aber wer Lust aufs Experimentieren hat, darf sich hier vollkommen austoben. Gemeinsam mit der Story macht das richtig Laune!
Bravely Default Flying Fairy HD Remaster für Switch 2
Die Nintendo Switch 2-Version bringt zwei neue Minispiele gleich im Hauptmenü mit, die die innovative Maussteuerung der Joy-Con 2 nutzen. In „Licht des Ansporns – Rhythmusjagd“ schwenkt ihr die Controller wie Leuchtstäbe zu rhythmischer Musik. „Ringabels Panikfahrt“ lässt euch ein Luftschiff steuern, während ihr Multitasking-Aufgaben erledigt. Diese Minispiele sind nette Ablenkungen, die verschiedene Belohnungen wie Kostüme und Items freischalten. Die Maussteuerung funktioniert überraschend intuitiv, auch wenn sie hier eher wie ein Gimmick als ein tatsächliches Must-have wirken. Praktischer sind da die Quality-of-Life-Verbesserungen wie adjustierbare Encounter-Raten und eine Schnellvorlauf-Funktion für Kämpfe.
Neben den offensichtlichen HD-Grafiken und neuen Minispielen bietet das Bravely Default Flying Fairy HD Remaster einige durchdachte Verbesserungen. Das Interface wurde für einen einzelnen Bildschirm optimiert (das Original nutzte beide 3DS-Screens). Die Online-Funktionen wurden für moderne Netzwerke angepasst. Besonders hilfreich sind die Komfort-Features: Ihr könnt die Begegnungsrate mit Zufallsgegnern einstellen, Kämpfe beschleunigen und sogar komplett deaktivieren. Wer das Grinding satt hat, kann sich voll auf die Story konzentrieren – oder umgekehrt. Diese Flexibilität macht das Spiel für verschiedene Spielertypen zugänglich. Und wer das alles nicht will, kann wahlweise auch ohne diese Features spielen.
Fun-Faktor für JRPG-Fans
Ohne zu spoilern: Die Story überrascht mit cleveren Wendungen und wird besonders in der zweiten Hälfte richtig abgedreht. Der Humor ist typisch japanisch-schräg und nicht jedermanns Sache, aber die emotionalen Momente treffen ins Schwarze. Der Soundtrack von Revo (Linked Horizon) ist schlichtweg fantastisch und eine der größten Stärken des Spiels. Generell ist Bravely Default Flying Fairy HD Remaster ein Produkt der Liebe, das bemerkt man sowohl beim Writing, aber auch daran, dass alle ihre Momente im Rampenlicht genießen dürfen. Bravely Default war schon auf dem 3DS ein kleines Meisterwerk, und das HD Remaster macht es einer neuen Generation zugänglich.
Das Brave & Default System fühlt sich auch heute noch frisch und innovativ an. Das Job-System lädt zum stundenlangen Experimentieren ein. Die Kritikpunkte halten sich in Grenzen: Die Grafik hätte eine komplette Neugestaltung verdient gehabt und manche Story-Abschnitte ziehen sich in die Länge. Aber wer Lust auf ein klassisches JRPG inklusive modernen Annehmlichkeiten hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Für Fans des Originals ist das Remaster eine klare Empfehlung – allein schon wegen der verbesserten Steuerung und der Quality-of-Life-Features. JRPG-Neulinge sollten wissen, worauf sie sich einlassen: Das ist Old-School-Gaming mit allem, was dazugehört.
Bravely Default Flying Fairy HD Remaster: Die Technik
Beginnen wir bei der Grafik: Die Optik von Bravely Default Flying Fairy HD Remaster ist ein zweischneidiges Schwert. Die handgemalten Umgebungen, die auf dem 3DS noch märchenhaft wirkten, kommen auf dem großen Bildschirm leider etwas matschig rüber. Besonders die Hintergründe leiden unter der Hochskalierung und wirken unscharf. Am Handheld-Modus wiederum hält sich das noch in Grenzen, aber spätestens bei einem 4K-Bildschirm jenseits der 55 Zoll sieht das unsauber aus. Dafür sind die Charaktermodelle deutlich schärfer geworden und zeigen mehr Details als je zuvor. Die Animationen wurden überarbeitet und wirken flüssiger. Das Spiel liefert stabile 30 Bilder pro Sekunde, sowohl im Handheld- als auch im TV-Modus. Wer das Original auf dem 3DS geliebt hat, wird sich an der HD-Optik nicht stören – Neulinge könnten jedoch höhere Ansprüche haben.
Bei der Soundabteilung zeichnet sich Square Enix’ Bravely Default Flying Fairy HD Remaster zur Gänze aus. Verschiedene mitreißende Tunes, die teilweise auch glatt in ein Final Fantasy oder Kingdom Hearts passen würden, untermalen das Geschehen. Die vertonten Figuren in den Hauptszenen tun ebenfalls ihren Job, ohne groß zu glänzen – der Einsatz reicht! Das setzt sich auch nahtlos bei der Steuerung des Spiels fort: Die auf einen Bildschirm umgestalteten Menüs, die feinen Kniffe wie Vierfach-Geschwindigkeit in den Kämpfen (oder auch Verdopplung des Speeds in Sequenzen) und die klasse Umsetzung des Kampfbildschirms macht dieses JRPG zu einem Juwel im derzeitigen Aufgebot der Nintendo Switch 2. Auch, wenn die Konsole ältere Games in Perfektion abspielt, Bravely Default Flying Fairy HD Remaster hat seinen Platz in eurer Sammlung verdient!
Fazit: Für eine neue Generation
Bravely Default Flying Fairy HD Remaster beweist, dass gute Spielmechaniken zeitlos sein können. Square Enix hat den Klassiker behutsam modernisiert, ohne den Charme des Originals zu zerstören. Im Handheldmodus bewahren die händisch gezeichneten Hintergründe ihren Charme bei, wohingegen im TV-Modus das Lesen und Herumwandern leichter fällt. So oder so: Das Ergebnis ist ein JRPG, das sowohl Nostalgiker als auch Neulinge begeistern kann. Besonders cool, weil noch immer kaum beim Mitbewerb verwendet, ist das Brave/Default-System im Kampf. Das erlaubt es euch, durch kluges Taktieren Kämpfe ganz schnell zu beenden oder bei Bosskämpfen Schaden zu vermeiden. Nur, um dann im Anschluss mit doppelter Kraft zurückzuschlagen!
Die Nintendo Switch 2-Features sind nette Dreingaben, aber das eigentliche Spiel mit seinen knapp 50-60 Spielstunden steht im Mittelpunkt. Ja, das Remaster geht in Wahrheit oft nur die allernotwendigsten Schritte, und ein volles Remake darf man sich davon nicht erwarten. Dafür kostet es aber auch nur 39,99 Euro – ich finde, diese Preisgestaltung geht für das Gebotene voll in Ordnung! Mit seiner einzigartigen Kampfmechanik, dem äußerst flexiblen Job-System und der emotionalen Story gehört Bravely Default Flying Fairy HD Remaster zu den besten JRPGs der letzten Jahre. Wer einen würdigen Launch-Titel für die Switch 2 sucht oder einfach Lust auf klassisches Rollenspiel hat, macht hier nichts falsch. Ihr müsst halt nur über die JRPG-typischen Dinge wie teils langatmige Dialoge und manche Spielzeitstreckungen hinwegsehen. Ansonsten: Ein Highlight im Start-Lineup der neuen Nintendo-Konsole!