Berlin bei Nacht – Unsere Asphaltgorillas Kinokritik

von Michael Neidhart 28.08.2018

Asphaltgorillas ist eine Tour de Force durch die Berliner Nacht und vermeintliche Unterwelt. Der kleine Dealer Atris (Samuel Schneider) hat die Schnauze voll, ständig die Drecksarbeit für seinen Boss El Keitar (Kida Khodr Ramadan) zu machen. Nur weil dieser mal seine Beschneidung zahlte, wie Atris’ Mutter erklärt. Als Atris zufällig auf seinem Jugendfreund Franky (Jannis Niewöhner) trifft, sieht er seine Chance zum Ausbruch.

Asphaltgorillas stammt aus der Feder von Detlev Buck, der auch gleich am Regiestuhl Platz nahm. Bekannt ist der deutsche Regisseur vor allem durch den Film Die Vermessung der Welt mit Florian David Fitz in der Hauptrolle.

Ein riskanter Plan

Atris steht im Regen und zieht kräftig an seinem Joint. Nur so lässt sich das Leben im Kiez halbwegs ertragen. Freundlich wie er ist, bietet er den durchnässten Jungs, die sich neben ihm ins Trockene flüchten, einen Zug an. Blöd nur, dass es Zivilbeamte sind, die ihn prompt festnehmen wollen. Damit leitet der Film einen kurzen Rückblick in Atris’ Kindheit ein. Mit seinem Freund Franky war er schon als Halbstarker immer auf den schnellen Euro aus und dass scheint sich bis heute nicht geändert zu haben. Dennoch scheint Atris mit seinem Leben zwischen der Arbeit für den zwielichtigen El Keitar und den Verkuppelungsversuchen seiner Mutter zu hadern. Da muss es doch mehr geben. Auf einmal steht der alte Franky in einem Lamborghini vor ihm.

Franky ist der klassische, immer lächelnde Charmeur, der den Mädchen das Geld aus der Tasche zieht und immer einen Plan hat. Stets knapp am Nervenzusammenbruch, weil er zwar so tut, als ob er Geld hätte, dieses aber meist geborgt ist und die Geldeintreiber ihm schon im Nacken sitzen. Was folgt ist eine Nacht voller Zwischenfälle bei der nichts so läuft, wie Franky sich das vorgestellt hat. Der Leidtragende ist Atris, der im Prinzip nur einem Freund vertraut hatte. Zum Glück steht ihm die furchtlose Diebin Marie (Ella Rumpf) tatkräftig zur Seite. Gemeinsam versuchen sie das beste aus ihrer Situation zu machen und am Ende nicht ins Gras zu beißen, wie so manch einer dieser Berliner Asphaltgorillas.

Jede Menge Cameos

Was zunächst wie eine Berliner Kopie des 90er Hits Bang Boom Bang aussieht entpuppt sich dann doch als eigenständiger, rasant inszenierter Streifen. Buck und sein Kameramann Marc Achenbach sind ein gut eingespieltes Team, dass die Berliner Nacht gekonnt in Szene setzt. Hilfreich sind auch die vielen kleinen Rollen, die mit bekannten deutschen SchauspielerInnen besetzt sind. Großartig vor allem Erdogan Atalay (Semir aus Alarm für Cobra 11) als schmieriger Werkstattbesitzer mit Hang fürs Grobe und Georg Friedrich, der mit seiner Wiener Sprachfärbung und seiner besonderen Art zu spielen, dem Film kräftig Schub verleiht. Daneben gibt es jede Menge MusikerInnen, die dem Film etwas Ghetto-Flair geben. Da hätten wir SSIO, der „Gangster-Rapper“ mit schwangerer Frau und goldenem Lamborghini, Capital Bra, der als osteuropäischen Drogendealer Atris so richtig vermöbelt und SXTN, zwei Raperinnen mit großer Berliner Schauze.

Asphaltgorillas - Gut unterhalten

Asphaltgorillas lebt vor allem von der schauspielerischen Leistung des gesamten Casts. Das Dreiergespann Samuel Schneider (Atris), Jannis Niewöhner (Franky) und Ella Rumpf (Marie) schafft es, der flachen Story viel Leben einzuhauchen. Das besondere Extra besorgen die viele grandiosen Nebenrollen, hier wird nach Lust und Laune mit Klischees gespielt. Ein absolutes Highlight ist wie immer Georg Friedrich. Was er aus einer Rolle machen kann ist schon ziemlich genial und seine Art und Weise zu sprechen und zu spielen bereichert jeden Film dieses Genres. Ich sage das bei deutschen Filmen eher selten aber Asphaltgorillas hat mich tatsächlich gut unterhalten. Die Details machen in diesm Fall einen guten Film aus.

Wertung: 7.5 Pixel

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