Assassin’s Creed Liberation HD (PC) im Test

von Max Hohenwarter 03.02.2014

So schön war es in Assassin’s Creed IV Black Flags Karibikszenario – ich wollte eigentlich gar nicht mehr weg. Allerdings kam dann Hurricane Aveline, die sich einbildete, New Orleans könnte auch nochmal einen Blick wert sein. Immerhin ist da jetzt alles in HD und nicht mehr so klein wie auf der PS Vita. Ob der Großbildabstecher nach Louisiana spielbares Soul Food ist oder – wie ehemals nach Hurricane Katrina – alles absäuft, lest ihr in meinem Test zu Assassin’s Creed Liberation HD.

Mit den Waffen einer Frau

Zum ersten Mal in der Geschichte des Assassin’s Creed-Franchises schlüpft ihr in die Rolle einer Frau. Genauer gesagt in die Haut von Aveline de Grandpré, ihres Zeichens Tochter des Händlers Philippe Olivier de Grandpré und dessen Sklavin und Mätresse Jeanne. Mit Avelines Geburt ändert sich Jeannes Status, und Philippe schenkt ihr und Aveline die Freiheit. Als Aveline zehn Jahre alt wird, verschwindet ihre Mutter spurlos. Fortan kümmert sich die neue und offizielle Frau an Monsieur de Grandprés Seite, Madeleine de L’Isle, um Aveline. Die Ziehmutter hinterlässt allerdings einen zunehmend zwielichtigen Eindruck.

Wir schreiben zu Spielbeginn das Jahr 1765, Aveline ist mittlerweile eine junge Frau. Sie lässt sich von ihrem Mentor Agaté zur Assassinin ausbilden. Moment: Woher kommt jetzt dieser Mentor? Welches Training zur Auftragskillerin ? Wie? Was? Warum? Ja, na darum eben! Die Handlung von Assassin’s Creed Liberation HD weist einige Logiklücken auf. Und dennoch sind der Schauplatz und die Story sehr interessant, spielt sie sich doch im spätbarocken und vom Sklavenhandel beherrschten New Orleans ab. Die Sklaverei bildet auch das Rückgrat der Story, denn zunehmend verschwinden sowohl Leibeigene als auch LandstreicherInnen und einfache ArbeiterInnen spurlos. Aveline macht sich auf die Suche nach Hinweisen. So kommt sie nicht nur dem Verschwinden ihrer Mutter Jeanne, sondern auch – oho, wer hätte es gedacht – einer Templer-Verschwörung auf die Schliche, während sich in New Orleans eine Revolution gegen die spanischen BesatzerInnen ankündigt.

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Keine Revolution während der Revolution

Assassin’s Creed Liberation HD erfindet die versteckte Klinge nicht neu. Das muss es aber auch gar nicht. Warum sollte man das altgediente Team auch austauschen, wenn es einfach funktioniert? In gewohnter Manier dürft ihr herumschleichen und meuchelt entsprechende Zielpersonen und ihr Gefolge. Auch neue Gadgets sucht man vergebens, denn Avelines Peitsche ist eher eine Abwandlung der aus Assassin’s Creed III bekannten Wurfpfeile. Eine Neuerung gibt es jedoch, und diese ist mehr als nur ein bisschen klischeebehaftet. Aveline ist eine Frau, ergo muss sie auch einen vollen Kleiderschrank haben, dachte man sich wohl bei Ubisoft. So gibt es im Spiel drei verschiedene Outfits, die unterschiedliche Spielweisen ermöglichen sollen. Die Dame kann weder klettern, noch ist sie sonderlich kampferprobt. Dafür kann sie Wachen betören und somit weglocken. Im Sklavenoutfit seid ihr auch nicht gerade die stärkste Kämpferin, dafür könnt ihr klettern und in Menschenmengen untertauchen. Als Assassinin gibt es das bekannte Spielgefühl, jedoch seid ihr auch eindeutig als solche zu erkennen und habt somit immer einen Balken eurer Gesucht-Anzeige gefüllt. Das Feature hört sich ja ganz nett an, allerdings kam ich persönlich nie auf die Idee, die Kleider zu wechseln, außer eine Mission verlangte dies explizit. Die Nebenaufgaben bestehen darin, GeschäftskonkurrentInnen „zu überzeugen“, euch ihre Läden zu verkaufen, SklavInnen zu befreien oder Pilze im Bayou (einem Sumpfgebiet, das in etwa die Rolle der Wildnis in Assassin’s Creed III einnimmt) zu sammeln, um damit an Wahnvorstellungen Erkrankte zu heilen. Letzteres kennt man ja eigentlich in umgekehrter Manier, aber lassen wir das mal so stehen. Zur Aufbesserung eurer Finanzen könnt ihr Goldkisten suchen, Taschendiebstähle wagen und außerdem das Handelsimperium der de Grandrés weiter ausbauen, indem ihr Handelsschiffe aussendet. Die Assassin’s Creed-typischen Sammelgegenstände gibt es in Form von Mutters Tagebuchseiten, Aligatoreiern und besonderen Schmuckstücken.

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Alter Hut in neuem HD-Gewand

Assassin’s Creed Liberation HD ist, wie der Name schon sagt, eine HD-Neuauflage des PS-Vita-Spiels von 2012. Entsprechend wurde dem Titel die übliche Politur verpasst und alles mit schärferen Texturen und schöneren Schatten überarbeitet. So spektakulär wie die Next-Gen-Fassung von Assassin’s Creed IV Black Flag ist das Game also nicht, aber wer erwartet das schon bei einem Handheld-Port? Schön anzusehen ist es allemal. Bei der von mir getesteten PC-Version stößt mir aber, neben den erhöhten Hardwareanforderungen, ein Grafikbug sauer auf. Dieser sorgt dafür, dass schemenhafte Charaktermodelle leicht versetzt über den tatsächlichen Charakteren schweben. Da dies aber nur schwer wahrnehmbar ist und ich es bisher nur bei mir feststellte, kann es auch mein persönliches PC-Problem sein. Auf die erwähnten Anforderungen an den Computer möchte ich allerdings noch eingehen. Die Spezifikationen meines Rechners bewegen sich mit 8GB RAM, einem Quad-Core mit 2,83 GHz Taktung und einer GeForce GTX 460 im Mittelfeld. Dennoch verkommt Assassin’s Creed Liberation HD auf meinem PC zur Ruckelorgie, sofern ich nicht mit niedrigsten Details spiele. Da ist definitiv beim Balancing zu wenig Zeit verwendet worden, denn das Spiel ist ja kein Grafikporno der Marke Battlefield 4.

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Zusammenfassung

Assassin’s Creed Liberation HD ist kein Meilenstein wie Black Flag. Es bietet den seit Assassin’s Creed II eingeführten Mix aus Stealth-/Action-Gameplay und rudimentärem Wirtschaftssystem, aufgelockert durch diverse, aber nicht sonderlich tolle Nebenquests und Sammelgegenstände. Die Story weist zwar Logiklücken auf, das Szenario, in dem sie spielt, ist allerdings um einiges interessanter als die Geschichte von Edward Kenway im letzten Assassin’s Creed. Sie bietet dank des mysteriösen Verschwindens von Avelines Mutter und der SklavInnen-Kontroverse genügend Reibefläche, um mein Interesse zu wecken. Spielerisch ist es aber ein kleiner Rückschritt, bedenkt man, dass die Urversion zeitgleich mit Assassin’s Creed III erschien, aber Features wie die Seeschlachten, Aussichtspunkte als Schnellreisestationen und das Crafting auslässt. Es fühlt sich wie ein Assassin’s Creed 2,5 an, da es diesem Teil der Serie noch am ehesten gleicht. Ist es deshalb ein schlechtes Spiel? Keinesfalls! Ich hatte viel Spaß im virtuellen Louisiana, und den werden auch alle Fans der Serie haben, das garantiere ich!

Assassin’s Creed Liberation HD ist als toller Fanservice seitens Ubisoft zu verstehen. Viele Leute, die die exklusive Vita-Version – mangels Konsole – nicht gespielt haben, können nun mit Aveline auch auf Xbox 360, PC und PlayStation 3 herumturnen und meucheln. Es bietet das gewohnte, wenn auch leicht abgespeckte AuftragsmörderInnen-Gameplay und ist zum Budgetpreis von 20 Euro zu haben. Was will das Fanherz mehr?

Wertung: 7.5 Pixel

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