Anno 117: Pax Romana – Vorschau

von postbrawler 19.10.2025
  • Publisher: Ubisoft
  • Developer: Ubisoft Mainz
  • Genre: Aufbauspiel/Wirtschaftssimulation
  • Release: 13. November 2025
  • Modi: Single- und Multiplayer

Ein römischer Neustart für die Anno-Sucht

Nach über 20 Stunden in der Kampagne von Anno 117: Pax Romana kann ich es gleich vorwegnehmen: Diese Reise ins römische Reich kitzelt genau jene Synapsen, die Anno-Fans so lieben. Der Spielstil ist vertraut, doch die Stellschrauben sind spürbar feiner eingestellt. Ein römischer Anstrich allein ist schon ein Highlight  – hier tragen aber vor allem neue Systeme wie Attribute, Glaube und Wissen sowie viele Qualitätsverbesserungen dazu bei, dass die Aufbauorgie noch runder wirkt.

Zwei Regionen, zwei Spielgefühle

Zum Start entscheidet ihr euch für das römische Latium oder das keltische Albion. Latium empfängt euch mit lauschigen Stränden, sanften Weiden und zierlichen Pinienwäldchen – der perfekte Spielplatz, um die Grundmechaniken aufzubauen. Albion dagegen zeigt sich von seiner rauen Seite: schroffe Klippen, schlechtes Wetter, sumpfige Marschen. Genau hier entfaltet sich eine der spannendsten Neuerungen: Die Bevölkerung Albions kann in späteren Stufen entweder traditionell keltisch bleiben oder romaisiert werden. Diese Weichenstellung greift tief in eure Warenkreisläufe ein und verleiht jeder Partie eine andere Tonalität.

Kampagne mit Profil

Ihr schlüpft in die Rolle des angehenden Stadthalters Marcus Naukratius Nonus oder – alternativ – in die von Marcia, der mit dem Stadthalter verheirateten Schwester. Anstatt bloßer Statistenrollen liefert die Kampagne eine greifbare Geschichte rund um Intrigen, Verrat und Macht. Das sorgt dafür, dass wirtschaftliche Entscheidungen auch dramaturgisches Gewicht erhalten: Wer mit wem handelt, wem man einen Gefallen schuldet, welche Provinz man priorisiert – all das fügt sich zu einem stimmigen Erzählpuzzle.

Sichtbare Attribute statt Black Box

Euer Stadtglück hängt nicht mehr an unsichtbaren Formeln, sondern an klar benannten Attributen: Einkommen, Bevölkerung, Brandschutz, Glaube, Wissen, Glücklichkeit, Prestige und Gesundheit. Das System macht auf einen Blick verständlich, wo es klemmt. Medici verbessern die Gesundheit, Vigiles stärken den Feuerschutz. Gebäude wie Tempel oder Grammaticus sind Mehrfachbooster: Sie steigern Wissen und Glauben – und heben gleichzeitig die Glücklichkeit. Das Ergebnis ist ein fein austariertes Sim-Geflecht, das Planer:innen belohnt, ohne Neulinge zu überfordern.

Produktionsketten mit Regionalnote

Die Römer speisen Porridge und Makrelen, die Kelten bevorzugen Aale und Muscheln. Gerade zu Beginn zwingen euch die unterschiedlichen Grundbedürfnisse dazu, eure Inseln clever zu spezialisieren. Später verknüpft ihr die Regionen: Waren von Albion nach Latium (und umgekehrt) werden zum Puls eures Handelsimperiums. Wer früh in effiziente Logistik investiert, spart sich später viel Kopfzerbrechen.

Glaube, Gottheiten und spürbare Buffs

Glaube ist mehr als nur ein Zähler. Auf jeder Insel wählt ihr eine aus sieben Gottheiten und errichtet Schreine, um sie zu verehren. Der Haken – oder vielmehr der Segen: Mit steigendem Glauben verbessern sich eure Produktionsketten. Epona bufft tierische Güter, Ceres boostet die Landwirtschaft, Mars stärkt das Militär. So wird Religionspolitik zum taktischen Werkzeug: Welche Insel braucht welchen Segen, um Engpässe aufzulösen?

Wissen treibt den Tech-Tree

Parallel dazu sammelt ihr Wissen und investiert es in einen ausladenden Tech-Tree. Neue Hafen- und Militärgebäude warten dort ebenso wie verbesserte Schiffe mit größerer Ladekapazität. Spannend ist die Balance zwischen kurzfristigem Nutzen und langfristiger Strategie: Forschung kann Handelswege verschlanken, Militär freischalten oder Logistik veredeln – doch alles gleichzeitig geht nicht. Spezialisierung zahlt sich aus.

Schiffe und Truppen: Doch kein Pax in Romana?

Die Schifffahrt bleibt Herzstück des Spiels: Frachter beliefern Inseln, Kriegsboote dienen als mobile Artillerie und transportieren bei Bedarf auch Truppen. Es gibt drei Schiffsstufen, die ihr je nach Bauphase mit Rudern, Panzerhüllen oder Katapulten ausstattet. Landeinheiten bringen das altbekannte Risiko mit: Krieg war in Anno immer ein zweischneidiges Schwert. Wer sich daran die Finger nicht verbrennen möchte, kann weiterhin vollkommen friedlich spielen – ein versöhnlicher Ansatz, der unterschiedliche Spielstile respektiert.

Quality-of-Life trifft Städtebau-Fantasie

Neben den großen Systemen glänzt Anno 117: Pax Romana mit Details: Diagonaler Wegebau ermöglicht organischere Siedlungsbilder, das flexible Bedürfnis-System gibt euch bei der Priorisierung mehr Freiheit, und das überarbeitete Attribut-System erhöht die Lesbarkeit eurer Stadt. All das spart Mikrostress und erweitert die kreativen Möglichkeiten – genau die Art Feinschliff, die man sich von einem neuen Anno erwartet.

Single- und Multiplayer für alle Spieltypen

Egal, ob ihr allein die ideale Provinz aufbaut oder mit Freund:innen kooperiert – Anno 117: Pax Romana deckt beides ab. Der Multiplayer erlaubt gemeinsame Großprojekte ebenso wie das friedliche Nebeneinander. So könnt ihr die Mechaniken in eurem Tempo erkunden oder euch im effizienten Handelsknoten messen.

Fazit zu Anno 117: Pax Romana

Anno 117: Pax Romana wirkt wie die kluge Evolution, nicht die brachiale Revolution. Die Mischung aus regional unterschiedlichen Produktionsketten, sichtbar gemachten Attributen sowie den verzahnten Systemen aus Glaube und Wissen lässt jede Entscheidung Bedeutung haben. In meinen 20+ Stunden hat mich die berühmte „Nur noch schnell die Route optimieren“-Spirale sofort wieder gepackt. Ubisoft Mainz dreht an den richtigen Stellschrauben, liefert Komfortfunktionen wie diagonale Straßen und traut sich zugleich, mit Gottheiten, Forschung und modularer Schifffahrt neue Nuancen einzubauen. Ich liebe Anno 117: Pax Romana jetzt schon – und kann es kaum erwarten, ab dem 13. November 2025 erneut in See zu stechen.

 

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