Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung Test – Hochgradige Kampfeslust mit gravierendem Geschichtsverlust

von Johannes Hausmair 09.11.2025

Mit Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung kehrt die legendäre Actionreihe in ihre dritte Runde zurück. Diesmal führt sie uns tiefer in die Geschichte von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom. Erlebt die ersten wahren Helden Hyrules, die sich zusammenschließen, um uralte Mächte zu bezwingen. Zwischen gewaltigen Schlachten, hochentwickelter Sonau-Technologie und emotionalen Enthüllungen entfaltet sich ein heroisches Abenteuer. Doch gelingt es dem Spiel, die Geschichten zu verbinden und die Schwächen des Vorgängers auszumerzen?

Wenn Legenden aufeinanderprallen

In diesem neuen Zelda-Abenteuer erleben wir erstmals die verborgene Geschichte von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom. Während Link dort die Zukunft rettet, dreht sich in Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung alles um Prinzessin Zelda und ihre Reise in die Vergangenheit. Naja, fast: Im Rampenlicht steht auch ein mysteriöses Konstrukt und ein wandernder Krog.

Wir befinden uns weit in der Vergangenheit, als das Königreich Hyrule noch im Aufbau war. König Rauru und seine Königin Sonia durchstreifen das Land, um eine bösartige Plage einzudämmen, als sie plötzlich auf die durch die Zeit gereiste Zelda treffen. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, wie sie die Prinzessin wieder in ihre Zeit zurückbringen können. Bis es soweit ist, beschließt Zelda, zu helfen, wo sie nur kann. Im antiken Hyrule verbringt sie ihre Tage damit, ihre Fähigkeiten zu trainieren, der Königsfamilie zur Seite zu stehen und die Sonau-Technologie zu erforschen. Rauru und seine Schwester Mineru sind die letzten ihrer Art, der sogenannten „Sonau“ – ein hochentwickeltes, uraltes Volk, das gewaltige Monumente und fortschrittliche Technologien erschaffen hat. Mit vereinten Kräften kämpfen sie nicht nur gegen die unvermeidbare Bedrohung durch Ganon, sondern lernen auch voneinander. Dank Zeldas Hilfe haben sie einen großen Vorteil auf dem Schlachtfeld des Versiegelungskrieges.

Erwartungen an die Vergangenheit

Das Spiel bietet die Möglichkeit, mehr über die Vergangenheit zu erfahren, die wir bislang nur in Ausschnitten aus Tears of the Kingdom kennen. Diesmal wird sogar eine Kanon-Geschichte erzählt – also eine offiziell anerkannte Story, welche die Ereignisse der Hauptspiele ergänzt. Dennoch wird hier die Chance verpasst, eine wirklich bedeutende Vorgeschichte zu erzählen, die offene Fragen aus TOTK beantwortet. Zwar erhalten wir ein paar Informationen über die Vergangenheit, lernen ein wenig über die Kultur der Sonau und machen Bekanntschaft mit den antiken Weisen, doch ab einem gewissen Punkt wird eine eigene Handlung erzählt, die nicht wirklich auf TOTK eingeht. Auch wenn diese „teils eigenständige“ Handlung rund um Konstrukt & Krog spannend ist und vor allem am Ende einen schönen Abschluss findet, hätte ich mir einen stärkeren Fokus auf zentrale Themen gewünscht – etwa mehr Hintergrund zu Ganon, den Untergang der Sonau oder intensivere Szenen zwischen Rauru und Sonia.

Insgesamt steht das Gameplay klar über der Geschichte, was man deutlich merkt – das Kampfsystem funktioniert hervorragend und ist extrem motivierend. Trotzdem bleibt das Gefühl zurück, dass man erzählerisch mehr hätte herausholen können. Auch wenn ein Warriors-Spiel natürlich mit epischen Schlachten beeindrucken soll, ist es schade, dass der Zelda-Teil dieser Kooperation nicht sein volles Potenzial entfaltet. Trotzdem ist die Geschichte wundervoll inszeniert – mit hochwertigen Zwischensequenzen, aufwendigen Animationen, orchestraler Musik und einer erstklassigen Synchronisation. Besonders schön ist, dass die gleichen Sprecher:innen wie in den Hauptspielen zu hören sind – vor allem Ganon, Rauru und Zelda sind großartig vertont. So schafft man das Gefühl, dass alle Spiele miteinander verbunden sind und ein großes Ganzes bilden.

Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung Spezialattacke

König Rauru im Kampf

Drei gegen Ein…hundert

Die Warriors-Spiele beeindrucken stets mit spektakulären Schlachten gegen riesige Gegnerarmeen – und Chronik der Versiegelung bildet da keine Ausnahme. In linearen Leveln metzelt man unzählige Horden mit epischen Kampfkombinationen nieder. Von kreativen Kombos über mächtige Spezialangriffe bis hin zu schnellen Charakterwechseln ist jede Schlacht ein hochmotivierender Adrenalinschub.

Wer denkt, das sei zu komplex, kann beruhigt sein: Niemand wird als Held geboren. Man wird Schritt für Schritt an das Kampfsystem herangeführt. Zu Beginn lernt man Standardangriffe und Kombos, danach folgen Spezialaktionen, wie Charaktertechniken mit denen man Verteidigungen durchbricht oder der Einsatz von Sonau-Bauteilen was Elementeffekte erzeugt. Später kommen epische Schmetterangriffe, perfektes Ausweichen mit anschließendem Attackenhagel und mächtige Ultis hinzu. Mit der Zeit schließen sich immer mehr Charaktere an, wodurch neue, besonders stylische Synchronangriffe und hilfreiche Wechselattacken entfesselt werden. Ganz spezielle Kandidaten können mithilfe gesammelter Materialien sogenannte Synthese-Angriffe ausführen – flinke Angriffe die solange anhalten bis die jeweilige Ressource aufgebraucht ist.

Angriff ist also in den meisten Fällen die beste Verteidigung! Anspruchsvoller wird es nur in den Bosskämpfen, die ein wenig taktisches Vorgehen und den gezielten Einsatz der Fähigkeiten erfordern. Um Schwachpunkte gezielt zu brechen oder gefährliche Aura-Angriffe rechtzeitig zu unterbrechen, sollte man nicht blind drauflosprügeln. Doch eigentlich gibt es keinen Grund zur Sorge – es können mehrere kraftvolle Helden gleichzeitig in die Schlacht ziehen, somit hat man jederzeit allerlei mächtige Angriffsmöglichkeiten parat.

Augenschmaus im Angriffsrausch

Mit jedem gewonnenen Kampf schaltet man Verbesserungen frei, ob neue Materialien für Waffenupgrades oder erweiterte Moves. Das System ist extrem motivierend und wird schnell so intuitiv, dass man mehrere Schritte vorausplant und richtige Kampfchoreografien entstehen. Die Animationen und Effekte der Angriffe sind absolut episch – besonders die Synchronangriffe sind spektakulär in Szene gesetzt und spiegeln je nach Kombination die Verbindung und Eigenschaften der Charaktere wieder. Man merkt deutlich, wie viel Zeit und Liebe in die Inszenierung der Kämpfe geflossen ist.

Total Positiv: Für mehr Übersicht gibt es optional eine Anzeige, die aktuelle Tastenkombinationen einblendet und euch zeigt welche Aktion gerade ausgeführt wird – sehr hilfreich beim Lernen komplexerer Kombos.
Einziger Kritikpunkt: Viele Tutorials am Anfang sind etwas aufdringlich. Mehrere Infofenster erscheinen oft direkt hintereinander und unterbrechen die Action. Das beeinträchtigt den Spielfluss etwas – auch wenn ich nicht wüsste, wie man es bei einem Spiel dieser Art besser lösen könnte.

Von Königen bis Robotern

Es ist schön zu sehen, dass Charaktere, die man bisher nur aus kurzen Sequenzen kannte, nun mehr Tiefe erhalten. Besonders toll ist, dass Zelda diesmal wieder etwas mehr im Mittelpunkt steht und zeigt, dass sie keineswegs hilflos ist. Außerdem wird Rauru und sein Wirken als König greifbarer und man sieht endlich ein Gesicht zu den bisher maskierten Weisen. Besonders im Fokus ist aber ein ungleiches Duo – bestehend aus dem mysteriösen Konstrukt, quasi ein Schwertkampf-Roboter, und einem rastlosen wandernden Krog-Krieger.

Ob bekannte Gesichter oder völlig neue Figuren – jeder Charakter hat seinen eigenen Charme und Angriffstechnik. Im Kampf steuern sich zwar alle ähnlich, fühlen sich aber durch ihre individuellen Fähigkeiten sehr unterschiedlich an. Manche sind schneller, andere haben mehr Reichweite. So kann man sich durch verschiedene Spezialaktionen ein taktisch ausgewogenes Team zusammenstellen. So seid ihr für jede Bedrohung gewappnet und könnt selbst den mächtigsten Feind in die Knie zwingen.

Alle spielbaren Figuren sind sehr kreativ gestaltet, doch ich hätte mir bedeutendere Charaktere gewünscht. Ich habe mich sehr über Rauru, Mineru, Zelda, den Krog Calamo und das mysteriöse Konstrukt gefreut, aber die meisten Krieger – etwa die Gefolgsleute der vier Weisen und die hylianischen Kämpfer – bleiben leider recht oberflächlich.

Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung Kampf

Das mysteriöse Konstrukt

Haudrauf mit Höhenflug?

Neben den Hauptmissionen, die die Geschichte vorantreiben, gibt es zahlreiche Nebenaufgaben mit lohnenden Belohnungen. Die laufen im Grunde komplett gleich ab, aber manche stellen mit Zeitlimits oder speziellen Anforderungen oder Zielen eure taktischen Fähigkeiten auf die Probe. Besonders spannend sind die neuen Himmelskämpfe, die eine willkommene, wenn auch seltene Abwechslung zum Kampfgeschehen am Boden bieten. In diesen „Shoot-’em-up“-artigen Missionen zwischen den Himmelsinseln trifft man etwa auf einen dreiköpfigen Griok-Drachen und muss ihn mit Raketen und geschickten Flugmanövern zu Fall bringen. Eine weniger komplexe aber tolle Idee um etwas Variation ins Spiel zu bringen. Zurück am Boden gilt es, in Befreiungskämpfen besetzte Gebiete zurückzuerobern, um neue Missionen freizuschalten. Mit dem Absolvieren all dieser Missionen werden auf der Weltkarte zahlreiche Sammelaufträge freigeschaltet, bei denen man bestimmte Ressourcen für das Königreich beschafft, um neue Angriffe und Fähigkeiten freizuschalten.

Etwas störend ist, dass manche Nebenmissionen zwingend erledigt werden müssen, um in der Hauptgeschichte voranzukommen. Ich mache Nebenquests gern – aber lieber freiwillig, nicht gezwungenermaßen. Insgesamt können die komplexen, aber wiederholungsreichen Kämpfe auf Dauer etwas eintönig wirken, und auch wenn die Himmelskämpfe Abwechslung bringen, treten sie zu selten auf.

Während Missionen kann man sein Team aufteilen und an verschiedene Ziele schicken, um die Effizienz zu steigern. Bei besonders starken Gegnern lohnt es sich jedoch, die volle Teamstärke zu bündeln. Teamarbeit ist dazu nicht auf das virtuelle Schlachtfeld begrenzt – wer nicht allein kämpfen möchte, kann das Spiel auch im Zwei-Spieler-Koop-Modus genießen. Wichtig zu wissen: Manche Schlachten können nicht im Splitscreen oder via Gameshare gespielt werden. Trotzdem ein gern gesehenes Feature, weil man so für einen netten Spielabend mal was anders als Mario in petto hat.

Schlachten ohne Schwächen 

Der wundervolle Artstyle und das bemerkenswerte Charakterdesign sind natürlich im vertrauten Stil von Zelda: Breath of the Wild und Tears of the Kingdom. Da die Level in Hyrule Warriors linear aufgebaut sind und die Kamera etwas näher am Geschehen bleibt, zeigen sich hier und da deutliche Qualitätsmomente, die die Open World in ihrem Umfang so nicht bieten kann: Man sieht, wie das Gras, die Blumen und Bäume im Wind wehen, kleine Pollen durch die Luft tanzen, dunstige Miasma-Schwaden aufsteigen oder Licht- und Schatteneffekte im Untergrund wirken.

Diesmal spielt sich der Kampf um Hyrule auch exklusiv auf der Switch 2 ab – und das ist kein Zufall. Schon der Vorgänger Zeit der Verheerung war ein ambitioniertes Projekt, das jedoch unter der schwachen Hardware der Switch 1 litt. Chronik der Versiegelung läuft mit stabilen 60 FPS, also grandiose Effekte, beeindruckende Kampfkoreografien und epische Finisher präsentieren ohne Probleme ab. Nur manchmal, wenn wirklich viel abgeht, kann es passieren, dass die Framerate kurz einbricht. Doch dabei handelt es sich nur um ein paar Frames also kaum auffallend.

Was bei genauerem Blick auffällt, ist das Kantenflimmern, wenn man manchen Objekten zu nahe kommt. Vermutlich weil das Spiel ursprünglich noch auf die alte Hardware ausgelegt war und daher FSR1 anstelle modernerer Techniken wie DLSS oder der Standardmethoden wie Anti-Aliasing (Kantenglättung) nutzt. Außerdem sind entfernte, weichere Schatten sehr pixelig dargestellt und bei schnellen Kamerabewegungen Pop-ins bemerkbar. All das ermöglicht die flüssige Framerate und im hektischen Kampfgeschehen fallen diese minimalen Makel ohnehin kaum auf.

Hochgradige Kampfeslust mit gravierendem Geschichtsverlust

Ich hatte den Vorgänger Zeit der Verheerung nur kurz ausprobiert und schnell das Interesse verloren. Die Missionen waren eintönig und die Switch 1 kam mit der Performance nicht hinterher. Der Nachfolger macht alles besser: neue Angriffsmöglichkeiten, etwas abwechslungsreichere Missionen, stabile Performance und ein Kampfsystem, das wieder mal richtig fesselt.

Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung zeigt, wie genial die Mischung aus Warrior-Action und dem Zelda-Universum immer noch ist. Die Story hätte mehr Tiefe vertragen, aber das, was geboten wird, ist visuell ein Fest für die Augen und akustisch ein Genuss. Das Gameplay macht ohnehin unglaublich viel Spaß und motiviert über Stunden hinweg – besonders, weil diesmal technisch alles so rund läuft wie nie zuvor. Man sollte allerdings große Lust auf ununterbrochenes Kämpfen mitbringen.

Wertung: 8.5 Pixel

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