Pokémon-Legenden: Z-A Test (Nintendo Switch 2): Der Anime erwacht zum Leben
Neue Pokémon-Spiele bringen immer eine gewisse Aufregung in die Nintendo-Fanbase. Kann Pokémon-Legenden: Z-A auf Switch 2 überzeugen?
Zu Pokémon-Legenden: Z-A
Schon Pokémon-Legenden: Arceus war als experimenteller Titel der Serie zu betrachten. Doch dieses Mal verschlägt es uns nicht in wilde Landschaften der Vergangenheit, sondern mitten in die pulsierende Metropole Illumina City. Mit dabei ist wieder ein Echtzeit-Kampfsystem, das alles auf den Kopf stellt, was wir über Pokémon-Kämpfe zu wissen glaubten. Pokémon-Legenden: Z-A ist in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderer Titel. Auf der offiziellen Website preist sich Game Freak damit, dass diesmal ausschließlich Illumina City als Schauplatz dient – eine Premiere für die Serie. Das ist die Hauptstadt der Kalos-Region, die schon aus Pokémon X und Y bekannt ist und unverkennbar an Paris erinnert.
Sie wurde für Pokémon-Legenden: Z-A komplett neu gestaltet und um sogenannte „Wildsektoren“ erweitert, in denen Pokémon und Menschen harmonisch zusammenleben sollen. Das Herzstück der Story dreht sich um das mysteriöse Megamanie-Phänomen: Wilde Pokémon entwickeln sich unkontrolliert zu Mega-Pokémon und werden dabei zu einer Gefahr für die Stadt. Als frischgebackenes Mitglied von Team MZ liegt es an euch, die Situation zu beruhigen und dem Ursprung des Phänomens auf die Spur zu kommen. Die Quazar Corporation, ein Konzern, der die Stadt umgestalten will, spielt dabei eine zentrale Rolle. Dabei trefft ihr auch auf alte Bekannte aus X und Y, wie den 3000 Jahre alten Riesen Azett und sein besonderes Floette.
Zäher Start ins Geschehen
Die erste Challenge gibt es bei der Wahl zwischen den beiden Versionen: Die Nintendo Switch 1-Version kostet 59,99 Euro, die Switch 2-Edition schlägt mit 69,99 Euro zu Buche. Habt ihr bereits die günstigere Variante, könnt ihr für nur 9,99 Euro ein Upgrade auf die technisch überlegene Version erwerben. Die Unterschiede könnt ihr hier im Video selbst ansehen – so weit, so gut! Die ersten Minuten laufen dann genau so ab, wie ihr es von modernen Pokémon-Spielen kennt: Spiel starten, Charakter erstellen. Die Anpassungsmöglichkeiten fallen hier etwas überschaubar aus – Augenformen, Haarfarben und Kleidung lassen sich wählen, mehr aber auch nicht.
Eure Frisur könnt ihr später beim Friseur ändern lassen, was schon ein bisschen altbacken wirkt. Danach geht’s auch schon direkt nach Illumina City, wo euch zunächst ein etwa zweistündiges Tutorial erwartet. Hier zeigt sich gleich eine der größten Schwächen des Spiels: Das Tutorial ist zähneknirschend langsam und lässt euch kaum vom vorgesehenen Pfad abweichen. Versucht ihr, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, pfeift euch das Spiel sofort zurück mit Meldungen wie „Ich warte dort auf dich!“. Unser Tipp: Lasst euch von Alton oder Zita an die Hand nehmen und hakt die Stadtführung so schnell wie möglich ab. Je mehr ihr euch dagegen wehrt, desto länger dauert es, bis ihr endlich die Freiheit bekommt, die ihr wollt!
Echtzeitkämpfe tun gut
Und dann, nach diesem Tutorial, entfaltet Pokémon-Legenden: Z-A seine wahre Stärke: Das Echtzeit-Kampfsystem in Verbindung mit der frei begehbaren Welt. Statt wie in den Haupttiteln gemütlich rundenbasiert eure Strategie zurechtzulegen, passiert jetzt fast alles in Echtzeit – nur Items könnt ihr ohne Zeitdruck im Menü auswählen. Mit dem ZL-Button wählt ihr euer Ziel an und setzt eine der vier Attacken eures aktiven Pokémon ein. Ein wenig World of Warcraft ist auch mit dabei: Jeder Angriff hat nun eine bestimmte Aufladezeit – je stärker die Attacke, desto länger ihre Abklingzeit. Das bedeutet: Ihr müsst strategisch planen, wann ihr welche Attacke einsetzt, während gleichzeitig das gegnerische Pokémon auch nicht stillsteht. So kommen auch ansonsten sträflich vernachlässigte Moves wie Heuler oder Rutenschlag zum Einsatz, mit spürbaren Auswirkungen.
Das Kampfprotokoll an der rechten Bildschirmseite zeigt euch, wie effektiv eure Attacken sind, aber in der Hektik des Gefechts ist das schwer zu verfolgen. Ihr hört die Soundeffekte der Attacken zwar auch, so wie man es von der Reihe gewöhnt ist, aber ein gutes Gedächtnis für Typ-Schwächen zahlt sich hier definitiv aus! Besonders auffällig: Attacken haben jetzt auch eine Reichweite und einen Wirkbereich. Macht ihr im richtigen Moment ein paar Schritte zurück, kann euer Pokémon beispielsweise einem verheerenden Angriff wie „Finale“ unbeschadet ausweichen. Bei wilden Pokémon wird das besonders wichtig, denn sie attackieren euren Charakter direkt. Nimmt eure Spielfigur zu viel Schaden, fallt ihr in Ohnmacht – selbst wenn eure Pokémon noch fit sind. Die Ausweichrolle wird also zu eurem besten Freund!
Mega-Entwicklungen in Pokémon-Legenden: Z-A
Das absolute Aushängeschild von Pokémon-Legenden: Z-A sind aber die Kämpfe gegen Megamanie-Pokémon. Diese fühlen sich fast wie Bosskämpfe an und dürften allen Fans gefallen, denen die Reihe inzwischen zu einfach geworden ist. Die wilden Mega-Pokémon sind deutlich mächtiger und besitzen spezielle Angriffe, mit denen sie große Teile des Kampfareals mit Giftwolken oder Wasserstürmen bedecken können. Hier kommt ihr nicht allein zurecht – Mitglieder von Team MZ kämpfen dabei an eurer Seite. Das wirkt ein wenig wie die Raids aus Karmesin und Purpur, aber wesentlich chaotischer!
Ihr müsst nicht nur Attacken koordinieren, sondern parallel auch Mega-Essenz sammeln, um die Mega-Entwicklung für eure eigenen Pokémon aufzuladen. Das fordert einiges an Konzentration und sieht ziemlich cool aus, wenn ihr eurem Pokémon schnell einen Befehl gebt und dann vor einem Tornado in Sicherheit hechtet! Die Mega-Entwicklung selbst funktioniert über ein Timer-System. Sammelt ihr genug Mega-Essenz, verwandeln sich alle Attacken eures Pokémon temporär in stärkere Boost-Angriffe. Das macht die Kämpfe nicht nur spektakulärer, sondern auch strategisch anspruchsvoller.
Illumina City lebt und atmet
Die Stadt Paris, Verzeihung, Illumina City selbst ist ein lebendiger Organismus. Überall gibt es kleine Straßenmärkte, versteckte Gassen und Cafés, in denen ihr euch mit euren Pokémon hinsetzen und ein Getränk genießen könnt. NPCs bevölkern die Straßen und sorgen dafür, dass die Metropole belebt wirkt. Mit AAA-Rollenspielen wie Cyberpunk 2077 kann das logischerweise nicht mithalten, aber der Plan geht trotzdem auf. Besonders die Wildsektoren sind faszinierend: Diese umzäunten, begrünten Bereiche sind überall in der Stadt verteilt und beherbergen verschiedene Pokémon in ihren natürlichen Lebensräumen. Scoppel hüpfen zwischen geparkten Autos umher, Karpador planschen in den Flüssen und Vegimaks sitzen in den Baumwipfeln.
Jeder Sektor beheimatet nur eine Handvoll verschiedener Pokémon, was den Sammeltriebfördert. Das Fangen funktioniert genau wie in Arceus: Wilde Taschenmonster fangt ihr, indem ihr sie mit gehaltener ZL-Taste ins Visier nehmt und einen Ball mit der ZR-Taste auf sie werft, ganz nahtlos und dynamisch. Im Bestfall schleicht ihr euch an, um den höchstmöglichen Erfolg zu garantieren, denn verschiedene Pokémon zeigen auch unterschiedliche Verhaltensmuster. Manche bleiben gleichgültig, andere wie die kleinen Pichus flüchten bei eurem Anblick, und wieder andere werden aggressiv. Ihr könnt auch Pokémon im Kampf besiegen, um eure Chancen aufs Maximum zu erhöhen, allerdings habt ihr dann nur einen einzigen Fangversuch.
Z-A Royale: Schneller vorbei als gedacht
Bei Nacht verwandelt sich Illumina City dann komplett: In speziellen Kampfsektoren findet das Z-A Royale statt. Hier kämpft ihr gegen andere Trainer, um euren Rang von Z bis A zu steigern. Ja, da hat Pokémon-Legenden: Z-A seinen Namen her! Werdet ihr von einem Trainer entdeckt, beginnt sofort ein Pokémon-Kampf – möglicherweise seid ihr dabei im Nachteil. Kriecht stattdessen hinter Gegenstände und führt einen Überraschungsangriff aus, um die Oberhand zu gewinnen. Dabei kommt das selbe System wie gegen wilde Pokémon zum Einsatz, indem ihr aus ihren Sichtbereich geht und im hohen Gras versteckt.
Für besiegte Trainer erhaltet ihr Ticketpunkte, die ihr gegen ein Challenge-Ticket einlöst, um in Aufstiegskämpfen gegen Trainer anzutreten, die ebenfalls nach oben wollen. Ab Rang F werdet ihr wohl zwei oder mehr Nächte brauchen, um die Punkte zusammenzukratzen. Schafft ihr es bis zu Rang A, soll euch sogar ein Wunsch erfüllt werden! Das motiviert zum Weiterspielen. Ist die Nacht vorüber, geht es ab in den nächsten Tag und ihr bekommt eine Endabrechnung für eure Leistung im Z-A Royale. Die Anzahl der besiegten Trainer entscheidet dabei über einen Multiplikator für eure verdienten Poké-Dollar.
Die Kämpfe sind das Highlight
Durch die ganz eigene Dynamik und die vielen Feinheiten ist der Kampf gegen Elite-Pokémon, Megamanie-Pokémon und Trainer ein Highlight von Pokémon-Legenden: Z-A. Denn während vieles wie etwa die Typen-Konstellationen aus den rundenbasierten Hauptspielen übernommen wurde, ist die Strategie in diesem Titel doch ganz anders anzulegen. Jeder Angriff hat seine eigene Reichweite (lang, breit, kugelförmig, Strahl, Kegel etc.), seine eigene Geschwindigkeit (der Blubbstrahl ist langsamer als die Wasserdüse) sowie eine Abklingzeit. Je stärker die Attacke ist, umso länger wartet ihr in der Regel auf ihren erneuten Einsatz.
Dazu empfiehlt es sich, ständig in Bewegung zu bleiben. Euer aktives Pokémon bleibt halbwegs an eurer Seite, und wenn ihr euch weit genug entfernt, könnt ihr so auch manchen Attacken ausweichen. Gerade im Kampf gegen die Megamanie-Pokémon ist das unabdinglich, aber auch sonst eine clevere Taktik. Und was mich besonders happy macht: Durch die verschiedenen Abklingzeiten macht es tatsächlich auch Sinn, mal „schwächere“ Attacken im Gepäck zu haben. Die Attacken eurer Pokémon lassen sich übrigens im Hauptmenü (via X-Taste erreichbar) flugs auswechseln, so wie auch euer Team mit jenen in der Pokémon-Box.
Schwächen in Pokémon-Legenden: Z-A
Um als Fanboy aber auch mal auf die Bremse zu treten, muss es auch Infos darüber geben, was nicht so gut funktioniert. Das langatmige Tutorial hemmt euch in den ersten drei bis vier Stunden ziemlich, da gibt es nichts von der offenen Welt zu erkunden. Jede Abkehr vom vorgezeichneten Weg wird mit einem „Ich warte vor dem LeBelle-Büro auf dich!“ oder ähnlich quittiert. Das löst sich nach dem Tutorial zwar von selbst, aber der erste Eindruck von Pokémon-Legenden: Z-A ist dann dementsprechend lauwarm. Auch die Grafik lässt auf der Nintendo Switch 2 ein wenig zu wünschen übrig, das war aber als Cross-Gen-Titel schon ziemlich klar.
So ist ein Fade-In von entfernteren Personen und Pokémon bemerkbar, kein Beinbruch, aber doch. Fies ist auch, dass das Spiel ohne Sprachausgabe auskommt, obwohl die Charaktere ihre Lippen bewegen, als würden sie sprechen, das wirkt ein wenig fehl am Platz. Etwas gewöhnungsbedürftig ist zudem die Art und Weise, wie ihr eure Pokémon indirekt durch eure Figur bewegt. Eure Pokémon folgen euch unentwegt, auch wenn ihr gerade einer Attacke ausweicht. Das führt dazu, dass sie zielsicher in jene Angriffe hineinlaufen, denen eure Spielfigur gerade entkommen ist. Das ist mit Übung zu bewerkstelligen, und „Teleport“ hilft auch.
Die Technik im Detail
Die auf der Nintendo Switch 2 getestete Version von Pokémon-Legenden: Z-A sieht recht annehmlich aus. Dafür sorgen die hohe Auflösung von bis zu 4K im TV-Modus und Full HD im Handheld-Modus sowie die stabile Bildrate von 60 Bildern pro Sekunde. Die Ladezeiten des Spiels sind nahezu nonexistent und gleichzeitig gibt es auch schärfere Texturen als bei der regulären Nintendo Switch-Konsole. Genauer hinsehen dürft ihr aber nicht, denn dann seht ihr auch da verwaschene Böden und Wände wie auch das Pop-in-Phänomen, bei denen Personen und Pokémon in einer mittleren Entfernung plötzlich einfach erscheinen.
Der Soundtrack ist wie gewohnt fantastisch und fängt die Stimmung einer Großstadt perfekt ein. Da gibt es nicht nur Paris-Flair, sondern auch jede Menge Action, und Jazz-Versionen bekannter Kalos-Tracks sorgen für Gänsehaut-Momente bei Fans. Die Soundeffekte sind ebenfalls längst aus dem Franchise bekannt, etwa für sehr effektive Attacken oder der Tune für Pokémon-Center. Bei der Steuerung gibt es manchmal hakelige Situationen, mich persönlich nervt das ständige Anvisieren-Müssen via ZL-Taste. Aber glücklicherweise gibt es Ballaufleser-Figuren, die eure verschossenen Pokébälle teilweise retten können.
Ein Pokémon-Titel mit mehr Action
Pokémon-Legenden: Z-A ist ein ambitioniertes Spiel mit vielen neuen Ideen – und genau deshalb spannend. Es bricht mit alten Konventionen, wagt etwas Neues und zeigt, dass in der über 25 Jahre alten Serie noch Leben steckt. Das Echtzeit-Kampfsystem ist ein Volltreffer, der die Kämpfe endlich wieder spannend macht. Die Mega-Entwicklungen kehren in spektakulärer Form zurück und sorgen für epische Bosskämpfe. Illumina City als alleiniger Schauplatz funktioniert überraschend gut – die verschiedenen Wildsektoren bieten genug Abwechslung, und das urbane Setting hat seinen ganz eigenen Charme.
Die größten Kritikpunkte sind eindeutig die teils altbackene Grafik und die fehlende Sprachausgabe. Für 2025 ist das einfach nicht mehr zeitgemäß, besonders auf der technisch potenten Switch 2. Auch das Pop-In und die teilweise träge KI der eigenen Pokémon nerven. Aber nichtsdestotrotz stimmt das Gameplay, der Sammelspaß ist da, und die neuen Mechaniken funktionieren besser als erwartet. Pokémon-Legenden: Z-A ist ein mutiger Schritt in die richtige Richtung und zeigt, wohin sich die Serie entwickeln könnte. Für den zweiten Titel einer experimentellen Serie hatte ich sehr viel Spaß mit diesem Game!