Little Nightmares 3 Test (PS5): Gemeinsam gruseln, oder doch nur zuschauen?

von Mandi 11.10.2025

Passend vor Halloween erscheint das lang ersehnte dritte Abenteuer namens Little Nightmares 3 – und bringt erstmals einen Koop-Modus mit!

Über Little Nightmares 3

Little Nightmares 3 (zur offiziellen Website) ist der erste Titel der beliebten Horror-Plattformspiel-Reihe, der nicht mehr von den ursprünglichen Entwicklern von Tarsier Studios – Teil eins und Teil zwei kamen von ihnen – stammt. Stattdessen hat Supermassive Games (bekannt für Until Dawn und The Dark Pictures Anthology) das Ruder übernommen und versucht, der Serie neuen Wind einzuhauchen. Das Spiel führt uns in die geheimnisvolle Spirale ein – eine neue Region des bereits bekannten Nirgendwo. Dieses Mal begleiten wir nicht Six oder Mono, sondern zwei völlig neue Protagonisten.

Diese beiden heißen Low, ein Junge mit Rabenmaske samt seinem Pfeil & Bogen, und Alone, ein Mädchen mit Fliegerbrille und einem mächtigen Schraubenschlüssel. Die große Neuerung: Zum ersten Mal könnt ihr das Abenteuer gemeinsam mit einem Freund im Online-Koop erleben. Bandai Namco und Supermassive Games sind besonders stolz auf das innovative Koop-System und den „Friend’s Pass“ – mit nur einem Kauf können zwei Personen zusammen spielen. Das klingt erstmal fantastisch, hat aber auch seine Tücken, wie wir noch sehen werden.

Düsterer Einstieg

Der Start von Little Nightmares 3 ist typisch für die Serie: Wenig Erklärung, viel Atmosphäre. Nach einem kurzen Intro landen wir direkt in der verfallenen Wüstenstadt Nekropolis, wo uns sofort das erste große Monster begegnet – ein gigantisches Baby mit verstörendem Medusa-Augenstrahl, das alles versteinert, was es erblickt. Die Steuerung fühlt sich zunächst etwas schwammig an, was aber durchaus Absicht ist. Low und Alone bewegen sich wie echte Kinder – ungelenk, manchmal zögerlich, aber auch mit einer gewissen Entschlossenheit. Ihr müsst euch erst an die 2,5D-Perspektive gewöhnen, bei der ihr zwar hauptsächlich von links nach rechts lauft, aber auch in die Tiefe des Raumes hinein navigieren könnt.

Das wird vor allem am Anfang eine kleine Hürde sein, denn nicht selten liefen wir selbstbewusst auf eine Türe oder ein Loch zu, um dann letzten Endes einen Schritt daneben zu sein und dagegenzulaufen. Wer Unravel 2 oder andere 2D-Games liebt, hat hier definitiv eine kleine Lernkurve vor sich. Das geht auch beim Gameplay: Das Spiel erklärt euch die grundlegenden Mechaniken während des Spielens. Low kann mit seinem Bogen Schalter aktivieren und Seile durchtrennen, während Alone mit ihrem Schraubenschlüssel Wände einreißen und runde Gerätschaften ohne Weiteres drehen kann. Diese Arbeitsteilung ist der Schlüssel zum Erfolg – sowohl im Koop als auch im Einzelspieler mit KI-Unterstützung.

So viel Stimmung, so wenig Game

Das Gute zuerst: Little Nightmares 3 beherrscht nach wie vor die Kunst, eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen, wie kaum ein anderes Spiel. Die vier Hauptkapitel (Nekropolis, Candy Factory, Carnevale und The Institute) sind beeindruckend und jedes für sich ein kleines Kunstwerk des Horrordesigns. Hauptverantwortlich dafür ist die Perspektive, da alles rund um euch so riesig wirkt. Gemeinsam mit der Farbgebung und dem Design entsteht hier schnell Stimmung. Besonders das Carnevale-Kapitel hat es uns angetan – ein verwahrloser Jahrmarkt mit grotesken Bauchrednerpuppen und einem riesigen Schatten, der über allem schwebt. Hier zeigt sich das Spiel von seiner kreativsten Seite und erinnert daran, warum die Serie so beliebt ist.

Das Koop-Erlebnis funktioniert recht gut. Die Rätsel sind clever auf Teamwork ausgelegt: Während einer einen Schalter hält, muss der andere schnell durch eine sich schließende Tür springen. In Fluchtsequenzen müsst ihr euch gegenseitig helfen und aufeinander warten. Das schafft echte Momente der Zusammenarbeit und gemeinsamen Panik. Aber: Im Einzelspieler-Modus zeigt sich schnell, dass die von der KI gesteuerte Figur nur teilweise wie ein Partner wirkt. Mal nimmt sie eine Lösung für ein Rätsel vorweg, ein anderes Mal bleibt sie stehen und verwirrt euch damit. Gewisse Sequenzen lassen sich daher nur lösen, wenn ihr die Partnerfigur genau imitiert – oder aber genau das Gegenteil davon macht. Insgesamt wirkt der Solo-Modus durchwachsen.

Little Nightmares 3 im Arcade-Modus?

Denn anstatt mit Horror-Momenten aufzuwarten und euch mit Thrill bei der Stange zu halten, fühlt sich Little Nightmares 3 irgendwie wie ein Arcade-Vertreter der Serie an. Die pompösen Umgebungen täuschen darüber hinweg, dass ihr zu 80 % herumlauft, nach dem richtigen Weg sucht und dann und wann mal kooperiert. Jede Umgebung erzählt ihre eigene Geschichte, ohne ein Wort zu sagen. Das Monster Baby, die sechsarmige Dame in der Süßigkeitenfabrik, die gruseligen Jahrmarktsfiguren – das Charakterdesign ist fantastisch. Nur schade, dass neben all der Stimmung ziemlich wenig Game übrig bleibt.

Die Rätsel sind grundsätzlich clever designed und erfordern Kommunikation zwischen den Spielern. Der Friend’s Pass ist ein tolles Feature – nur einer muss das Spiel kaufen, den kennen wir schon von Spielen wie It Takes Two oder auch Split Fiction. Zudem ist auch die Abwechslung gegeben: Jedes Kapitel fühlt sich anders an und bringt neue Mechaniken mit. Einmal fliegt ihr mit einem Regenschirm, mal versteckt ihr euch vor wandelnden Puppen, dann kämpft ihr gegen Käferschwärme. Dabei müsst ihr schon ein paar Mal das Zeitliche segnen, bevor ihr die Mechanik hinter den Abschnitten verstanden habt.

Ordentliches Adventure mit Haken

Dann spielt sich auch der schwierigste Moment relativ einfach – gesetzt dem Fall, dass beide Akteure im richtigen Moment das tun, was sie auch sollen. Rein vom Spiel-Design her macht Little Nightmares 3 alles richtig, denn die Geräuschkulisse ist meisterhaft. Jeder Schritt hallt stimmungsvoll wider, die unterschiedlichen Monster-Geräusche kommen aus genau den richtigen Entfernungen, und überall knarzt und brummt es bedrohlich. So präsentiert sich der Titel als ideal für Fans der ersten beiden Teile, die das bekannte Gameplay im Koop erleben wollen. Auch Horror-Liebhaber, die auf Atmosphäre statt Jump-Scares stehen, kommen hier auf ihre Kosten.

Aber nicht alles ist Gold, was glänzt, denn ein Riesen-Fauxpas überstrahlt alles andere: Es gibt keinen lokalen Koop-Modus! Ihr könnt nicht zu zweit auf der Couch spielen, obwohl sich das Spiel dafür geradezu anbieten würde. Stattdessen müsst ihr den Online-Modus bemühen, selbst wenn ihr im selben Raum sitzt. Das ist 2025 einfach nicht mehr zeitgemäß, und andere Koop-Spiele hatten das natürlich schon längst am Schirm. Für die Serie typisch, aber dennoch erwähnenswert ist auch die Dauer des Spiels. Mit 6-8 Stunden ist das Game recht kurz. Dafür gibt es 25 versteckte Püppchen zu sammeln, aber der Wiederspielwert hält sich in Grenzen. Der Expansion Pass um 14,99 Euro ermöglicht euch zwei weitere Kapitel.

Die Technik von Little Nightmares 3

Um es an dieser Stelle nochmals zusammenfassen: Was die reine Optik und Atmosphäre angeht, so macht man Little Nightmares 3 nicht viel vor. Die großräumigen Umgebungen, stimmungsvolle Beleuchtung und die Animationen der Figuren und Widersacher sind top. Auf der PS5 gibt es einen Qualitäts- und einen Leistungsmodus für jeweils 30 oder 60 Bilder pro Sekunde. Während knallige Effekte ausbleiben, punktet das Game eher durch seinen subtilen Grusel, der sich aber niemals in Jumpscares oder anderen Schockmomenten entlädt. Suspense ist da das Zauberwort, und das ist auch bei der Grafik in Form von vornehmer Zurückhaltung zu spüren.

Die Soundabteilung des Spiels gestaltet sich ebenso exzellent. Alle Samples zur Untermalung funktionieren in diesem Setting einwandfrei, das 3D-Audio-Feature lässt euch erahnen, wie weit die Feinde weg sind, und die Soundeffekte sind ein Highlight des Games. Bei der Steuerung gibt es ein paar Punkte. Ich empfand die standardmäßige Vibration via DualSense-Controller anfangs als etwas zu stark, da zu viel eingesetzt. Das lässt sich aber korrigieren – weiters ist das Handling absichtlich etwas träge, aber funktional. Das kann allerdings, wenn präzise Manöver von euch verlangt werden, frustrieren, und die 2,5D-Ansicht ist da absolut keine Hilfe. Eigentlich schade!

Es hätte mehr sein können

Little Nightmares 3 hat viele gute Seiten. Rein technisch ist Teil drei makellos geworden, dafür sprechen die Optik, der Klang, die Stimmung und auch alles dazwischen. Gleichzeitig bemerkt man den Wechsel von Tarsier Studios auf Supermassive Games – das Team hat sich bemüht, vieles aus den Vorgängern einzufangen, mit einem Schuss Koop-Game zu versehen und erneut zu servieren. Dabei fällt aber auf, dass das Endergebnis sich oft so anfühlt, als wären die Teams zu oft auf Nummer sicher gegangen. Die Formel der Vorgängertitel wurde nicht neu erfunden, sondern ergänzt und auf Hochglanz poliert, so sehr, dass das Game fast schon seelenlos wirkt.

Einen schalen Beigeschmack bekommt man, wenn ein Koop-Titel mit zwei Hauptfiguren keinen lokalen Koop-Modus erhalten hat. Gleichzeitig ist die Steuerung in den 2,5D-Bereichen um eine Spur zu schwammig geraten, manche Tode sind da echt vermeidbar. Gleichzeitig ist die KI-gesteuerte Figur Segen und Fluch zugleich: Mal hilft sie euch durch knifflige Passagen, und ein anderes Mal schickt sie euch direkt ins Verderben. Alles in allem kann das Game aber durch Updates noch gerettet werden. Fans der Serie erfreuen sich auch bei Little Nightmares 3 an der gewohnt fantastischen Atmosphäre, dem tollen Design und den kreativen Monstern. Ist Halloween damit gerettet?

Wertung: 7.5 Pixel

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