MtG Marvel’s Spider-Man Review – Küchentisch Magic
Das Set MtG Marvel’s Spider-Man ist ein weiteres Crossover aus der Universes Beyond-Reihe und führt zu einer Kontroverse.
Standard-legal, Spider-Man egal
Das Set MtG Marvel’s Spider-Man markiert einen weiteren, aufsehenerregenden Eintrag in der Universes Beyond-Reihe von Wizards of the Coast, der die bunte und dynamische Welt des Wandkrabblers ins beliebte Sammelkartenspiel bringt. Obwohl Crossover-Sets wie dieses oft nur für die Eternal-Formate (wie Commander) bestimmt sind, ist dieses Set eine wichtige Ausnahme: Es ist Standard-legal, was bedeutet, dass Spieler mit Spider-Man, Miles Morales und dem Green Goblin in den gängigsten Turnieren antreten können – eine Tatsache, die von manchen Magic-Fans begeistert begrüßt, von vielen jedoch kontrovers diskutiert wird. Spider-Man fühlt sich nicht nach Magic an und das führt dazu das hier klassische Magic Fantasy–Designs mit Spider-Man Comic Looks vermischt werden und das zu unstimmigen Boardstates führt.Marken wie Assassin’s Creed oder vor allem Herr der Ringe, tun sich hier deutlich leichtert ins Gesamtbild zu passen und diese waren nicht Standard-legal. Noch dazu ist dieses Set nur der Auftakt und es werden noch einige Marvel-Sets in Zukunft veröffentlicht werden. Eine Vermarvelisierung vieler Karten steht zumindest am Horizont. Aber lassen wir die Zukunft in der Zukunft und konzentrieren uns auf die Gegenwart.
Das größte thematische Manko besteht für mich darin darin, dass sich das MtG Marvel’s Spider-Man mehr nach einer Hommage an das gesamte Spider-Verse als an den klassischen Spider-Man selbst anfühlt. Peter Parker rückt inmitten der Vielzahl von Parallelwelt-Versionen und anderen Spinnen-Helden in den Hintergrund, was dem Set in gewisser Weise eine Identitätskrise verleiht. Es wirkt in meinen Augen eher wie ein zusammen gewürfeltes Best-of. Hier hat Wizards oft he Coast bereits mit Sets wie Fallout gezeigt, wie es deutlich besser geht.
Nicht Spinne, nicht Fleisch
Trotz des eigentlich lebendigen Themas ist eine spürbare Kritik an der Größe und dem Umfang des Sets festzustellen. Mit nur 188 Karten ist es deutlich kleiner als ein typisches Haupt-Set. Es wirkt ein wenig so, als hätte man ein Set ähnlich zu Assassin’s Creed geplant und im letzten Moment entschieden, dass es doch Standard-legal sein muss. Es wirkt auch merkwürdig, dass es bei einem normalen Set keine Commander Precons gibt, wie z.B. bei Final Fantasy. Es gibt die an und für sich coolen, mehrfarbigen Charaktere, die sich transformieren lassen und auch gute Commander hergeben, aber es gibt keine Precons dazu.
Alles wirkt eher schnell noch zusammen gestöpselt und nachträglich noch umgebaut und das ist leider ein starker Kritikpunkt. Das wird auch noch darin verstärkt, dass sich ein paar Karten in ihrem Design repetitiv anfühlen und die Synergien zwischen den Karten innerhalb der Farben nicht so tief und kohärent wirken wie in einem vollwertigen Magic-Set. Normalerweise gibt es für Drafts zehn Archetypen, aber dieses Mal gibt es nur fünf Zweifarben-Archetypen, die für das neue Pick-Two Draft-Format optimiert wurden. Diese fühlen sich meiner Meinung nach zwar fokussiert an, können aber die inhärente Enge des Kartenpools nicht vollständig kaschieren. All diese ungewohnten Rahmenbedingungen sind natürlich ein Nachteil, aber wenn ihr Fans der Marke Spider-Man seid, spricht natürlich nichts dagegen trotzdem mit dem Set Spaß zu haben. Deshalb kommen wir jetzt zu den neue Mechaniken des Sets.
Web-Slinging (Netzschuss)
Die Mechanik Web-Slinging ist das Herzstück des Helden-Archetypen und thematisch soll sie das typische Bild von Spider-Man darstellen, der in letzter Sekunde in eine Szene hinein schwingt und einen Passanten in Not rettet, gerade noch bevor dieser auf den harten New Yorker Asphalt aufschägt. Web-Slinging ist eine alternative Wirkungskosten-Fähigkeit, die primär auf den vielen Kreaturen der Spider-Helden zu finden ist. Um eine Karte mit Web-Slinging zu wirken, muss man nicht nur die angegebene, oft stark reduzierte Manakosten bezahlen, sondern zusätzlich eine getappte Kreatur auf die Hand des Besitzers zurückgeben.
Schaut man sich Spider-Man, Netzschießer an, sieht man: Anstatt die volle Manakosten zu bezahlen, kann man die reduzierte Netzschuss-Kosten wählen, indem man eine zuvor getappte Kreatur zurück auf die Hand nimmt. Das Zurückgeben der Kreatur ist der zusätzliche Kostenbestandteil. Bei einer Kreatur habe ich das Problem, das ich diese nur in meinen Mainphasen spielen kann und nicht mit Instantspeed. Dadurch entsteht nicht wirklich der Eindruck die getappte Kreatur in letzter Sekunde zu retten. Bei einem Spontanzauber wie Spinnensinn ist Netzschuss schon deutlich cooler.
Versucht euer Gegner eine getappte Kreatur von euch zu removen, könnt ihr Spinnensinn mit Netzschuss spielen und so die getappte Kreatur retten, in dem ihr sie zurück auf die Hand bringt, habt dabei weniger Manakosten bezahlt und könnt noch die eigentliche Fähigkeit von Spinnensinn nutzen. So herum finde ich die neue Mechanik richtig gut umgesetzt und es spiegelt die Rettung in letzter Sekunde sehr schön. Kreaturen mit Netzschuss finde ich hingegen eher nicht so interessant. Ein bisschen wirkt es wie eine etwas schwächere Form von Ninjutsu, die die Timing Regeln nicht verändert. Hat Netzschuss Instantspeed gibt es aber viele Möglichkeiten für spannende Combos.
Mayhem (Wahnwitz)
Auf der Seite der Schurken findet sich die neue Mechanik Mayhem, welche hauptsächlich in den Farben Schwarz und Rot auftritt und die rücksichtslose und chaotische Natur der Superschurken, wie dem Green Goblin oder dem Scorpion, widerspiegelt.
Im Prinzip funktioniert das neue Keyword sehr ähnlich zum früheren Madness (Madness umgeht das Timing bzw. hat Instantspeed, Mayhem hält sich an die Einschränkungen der Karten) und ich finde das prinzipiell eine coole Methode etwas eigentlich Schlechtes, nämlich Karten abwerfen zu müssen in etwas Positives zu verwandeln. Sprich, habt ihr z.B. eine Maskierte Mieze am Feld, die gerade sowieso per Jumpblock das Zeitliche segnen wird, dann könnt ihr sie opfern und eine Karte dabei abwerfen.
Zum Beispiel die Karte Tobende Koboldschergen, dann habt ihr euch immerhin zwei Mana gespart.
Oder noch besser Ausbruch aus dem Gefängnis und holt euch eine Karte vom Friedhof ins Spiel zurück und macht sie gleich noch stärker.
Wenn ihr dann noch mehr Karten abwerfen wollt, könnt ihr ja eure Mieze zurückholen, sie gleich wieder opfern und gleich nochmal etwas mit Wahnwitz spielen. Das freut dann auch den Hobgoblin doppelt.
Wie gesagt, das ist generell nichts Neues und weit weg von einer Gameplayrevolution, aber ich denke die Möglichkeiten mit Mayhem sind cool und ich mag diese rot/schwarze Kombi, die ziemlich aggressiv sein kann. Das Ganze lässt sich natürlich schön mit der wiederkehrenden Mechanik Connive (Intrigieren) ergänzen.
Obwohl es sich nicht um eine vollwertige Mechanik handelt, muss das Infinity-Symbol () als einzigartige Neuerung erwähnt werden, da es eine klare Vorschau auf weitere Marvel-Sets gibt. Das Symbol erscheint auf der mächtigen Artefaktkarte Der Seelenstein.
Die genaue Bedeutung ist an die Sammlung der Infinity-Steine gekoppelt. Es dient als starker thematischer Platzhalter und stellt die Verbindung zu dem weitreichenden Marvel-Universum her und deshalb auch der Punkt bzw. die Angst vor der Marvelisierung. Wer es nicht weiß, es gibt sechs dieser Infinity-Steine und inklusive farblos, ja passenderweise auch sechs Farben in Magic. Uns stehen daher ziemlich wahrscheinlich noch mindestens fünf weitere Sets ins Haus. Ich denke nicht, dass mehrere Stones auf einmal in ein Set gepackt werden, aber wir werden sehen. Wir sprechen hier aber sowieso nur über die Mindestanzahl, wenn es gut läuft kann man ja auch noch mehr rausbringen. Nachdem das sowieso die momentane Devise von Wizards of the Coast ist, beunruhigt das die Community, denn das klingt schon nach einer ganzen Menge Marvel in einem Franchise, das seine Wurzeln viel mehr in der Fantasy hat. Marvel Super Heroes wurde bereits für Juni 2026 angekündigt.
MtG Marvel's Spider-Man Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass MtG Marvel’s Spider-Man ein unterhaltsamer Beitrag zur Universes Beyond-Reihe ist, der seine Comic-Wurzeln vom Kartendesign her gekonnt in Szene setzt. Für Spider-Man-Enthusiast:innen ist das Set sicherlich ein Gewinn. Auch für Commander Spieler:innen ist das Set aufgrund der thematischen Gestaltung und der zahlreichen legendären Kreaturen eine interessante Erweiterung, wenn diese den Comic-Look und die dahingehende Durchmischung von Artstyles mögen.
Allerdings wird es von seinem kleinen Umfang und der daraus resultierenden mangelnden Komplexität im Design zurückgehalten. Obwohl es Standard-legal ist, enthält das Set bisher relativ wenige Karten mit echtem Format-prägendem Potential für die kompetitiven Turniere. Es liefert eher thematisch passende, aber optionale Ergänzungen für existierende Strategien. Es wirkt ganz einfach so als wäre die Entwicklungshistorie turbulent gewesen, wodurch es mehrer Umbauten gab. Natürlich wird dabei trotzdem ein gewisser Qualitätsstandard eingehalten, aber bei der Vielzahl an Sets, die momentan erscheinen, kann es passieren, dass die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft nicht all zu lange in Erinnerung bleiben wird.