Mordsspaß mit Mängeln: Hitman – World of Assassination: Signature Edition (Switch 2) im Test
In Hitman – World of Assassination: Signature Edition betritt Agent 47 die Switch 2. Allerdings hat der Anzug des glatzköpfigen Killers ein paar Falten. Lest mehr in meinem Test.
Hitman – World of Assassination: Signature Edition – Ein Mordspaket kreativer Möglichkeiten
Mit der Hitman – World of Assassination: Signature Edition bringt IO Interactive ein wahrhaft tödliches Gesamtpaket auf Nintendos neue Switch 2. In dieser Sammlung ist die World-of-Assassination-Trilogie, die zwischen 2016 und 2021 auf diversen Plattformen veröffentlicht wurde, mitsamt aller DLCs, Schauplätze und Modi enthalten.
So sind beispielsweise auch der beliebte Freelancer-Modus, der wie ein Roguelike funktioniert, sowie die zeitlich begrenzten Elusive Targets mit von der Partie.Derzeit steht der von Mads Mikkelsen in James Bond 007: Casino Royale verkörperte Le Chiffre auf der Abschussliste. In Summe bedeutet das: über 20 weitläufige, mörderische Sandboxen in denen ihr Dutzende Zielpersonen auf hunderte mögliche Arten und Weisen ins Jenseits schicken dürft.
Früher war mehr Story…
Viele Hitman-Fans der ersten Stunde, wie ich, finden an der Auftragskiller Reihe die Geschichte rund um den eiskalten Charakter von Nummer 47 spannend wie auch irgendwie tragisch. Wenn im Laufe der Serie wohl selten aber doch ein empathiegeladener Lichtstrahl von der polierten Glatze des scheinbar emotions-, skrupel- und haarlosen Mörders mit dem tätowierten Barcode reflektierte, verlieh das dem eigentlich als gewissenlos agierender Mörder gezüchteten 47 eine gewisse Tiefe.
Erst recht wenn man in den Cutscenes dann sah, wie er oftmals mit gezeigter Dankbarkeit und menschlichen Ausbrüchen von Freude struggelte. Im Laufe der letzten drei Serienableger schienen die Story und Lore um den kaltblütigen Klonkiller jedoch gefühlt zur Nebensache zu geraten.
Übertrumpft ‚Wie?’ das ‚Warum?‘
Die Aufmerksamkeit lag zunehmend auf der Kreativität, mit der die Zocker:innen, aber vor allem auch Twitch Streamer:innen den Mörder-Sandkasten auf alle möglichen, wie scheinbar unmöglichsten Arten benutzten, um die Zielpersonen idealerweise als Unfall getarnt in Bestzeit aus dem Weg zu räumen. Das ist aber wirklich nur Wahrnehmung.
Denn tatsächlich liegt der Hitman – World of Assassination: Signature Edition ein düsterer, verschwörerischer Plot mit der ein oder anderen Wendung zugrunde, der sich durch die gesamte Trilogie zieht. Im Mittelpunkt steht Agent 47 der es gemeinsam mit seiner Handlerin Diana Burnwood mit einem geheimen Machtkonsortium namens Providence aufnimmt.
Been there, killed that.
Von den Haute Couture Laufstegen von Paris über ein schwer gesichertes Bankgebäude in New York bis hin zu einer Party auf einem Wolkenkratzer in Dubai entwickelt sich die Geschichte zu einem moralisch komplexen Tauziehen von mächtigen Organisationen.
Die Charakter:innen – darunter persönliche Gegenspieler:innen, wie auch Verbündete – bekommen über die drei Teile der Kampagne mehr Profil. Und doch liegt der Fokus während des eigentlichen Gameplays meist auf dem möglichst kreativen Herbeiführen eines verfrühten Ablebens. Aber wie auch immer ihr eure Aufträge abschließt: Erfolgreiche Spieler:innen belohnt Hitman – World of Assassination: Signature Edition mit interessanten Enthüllungen über 47s Vergangenheit, die das Game in schöne Rendersequenzen verpackt.
Tarnen, täuschen, taktisch töten…
Das Gameplay bleibt auch bei der Switch 2 das, was Hitman seit jeher auszeichnet: taktisch, offen, kreativ – und manchmal gnadenlos herausfordernd. Jede Mission ist ein Sandbox-Level, in dem ihr euch durch Verkleidungen, Ablenkungen, improvisierte Waffen und minutiöse Planung Zugang zum Ziel verschafft. Ob als Küchenhilfe mit vergiftetem Wein oder als Security-Mitarbeiter mit scharfer Zieloptik – wie ihr ans Ziel kommt, liegt ganz bei euch
Die Steuerung funktioniert grundsätzlich solide. auf, das präziseres Zielen erlaubt. Dennoch fühlt sich die Bedienung gelegentlich etwas steif an – besonders bei schnellen Reaktionen oder im Nahkampf bleibt 47 eher der stille Killer als ein agiler John Wick.
Die große Stärke dieser neuen Version ist: sie läuft komplett lokal. Das Streaming-Debakel der Cloud-Fassung hat somit ausgedient. Allerdings bedeutet das auch, solltet ihr Hitman – World of Assassination: Signature Edition unterwegs genießen wollen, müsst ihr euch bewusst sein, dass ihr keine Erfahrung für euren Online-Rang sammelt.
Die Ladezeiten sind mit im Schnitt 20 bis 30 Sekunden erträglich. Die Texturen laden zumeist ordentlich, wenngleich manchmal Aussetzer, besonders in der Entfernung ersichtlich sind. Auch die Beleuchtung wirkt atmosphärisch. Trotz der Tatsache, dass Hitman – World of Assassination: Signature Edition auf der Switch 2 natürlich kein Raytracing bietet, stört das kaum. Die Licht- und Schattenspiele und Reflektionen sind trotzdem stimmungsvoll und ansprechend. Im Docked-Modus läuft das Spiel in 1080p bei 30 Bildern pro Sekunde und im Handheld-Modus in 720p bei selber Rate– auf dem neuen HDR-LCD-Display der Switch 2 sieht das insgesamt sehr scharf und farbenreich aus.
Zum ersten Mal läuft Hitman auf einer Nintendo-Konsole nativ und lokal, ohne Cloud-Anbindung. Das bedeutet: kein Lag, kein verpixeltes Stream-Bild – sondern Agent 47 auf der Switch 2 so, wie ihn Dr. Ort-Meyer (bzw. einige dänische Game Designer:innen) schuf: glatzköpfig und tödlich. Allerdings ist die Steuerung nicht so pixelgenau, wie sie sein könnte.Ihr wisst
47s Anzug hat ein paar unschöne Falten…
Aber – und hier wirft der scheinbar makellose Anzug der Hitman – World of Assassination: Signature Edition erste Falten – es gibt auch Spaßbremsen:
Die Framerate bricht in manchen Levels spürbar ein, besonders bei größeren Menschenmengen oder Explosionen. Im Docked Modus der Switch 2, in dem das VRR-Feature der Konsole im Gegensatz zum Handheld-Mode nicht verfügbar ist, gibt es durchaus öfter mal Stottern bei den Bildwiederholfrequenzen.
Noch schwerwiegender: Die Switch-2-Version litt während meines Test oft an Abstürzen gerade beim Laden großer Levels. Wer vorhat, als professioneller Killer aufzusteigen, sollte sich also angewöhnen, oft zu speichern, sonst kann das schon für frustige Momente sorgen. Hoffentlich spielt ihr außerdem nicht zuviel unterwegs, da euer Spielfortschritt ja nur bei bestehender Onlineverbindung zum World of Assassination-Server gesichert wird.
Fazit zur Hitman - World of Assassination: Signature Edition: Ein Riesenpaket Spannung, Kreativität und Mordlust
Hitman: World of Assassination – Signature Edition für die Switch 2 ist ein beeindruckendes Gesamtpaket für Fans gepflegter Stealthkills und kreativer Mordpläne. Gewürzt mit gelegentlich absurden Augenzwinker-Momenten, wenn 47 zum Zwecke einer Exekution plötzlich zum Clownskostüm oder einer explosiven Gummiente greift. Die native Umsetzung macht das Spiel endlich zwar endlich mobil spielbar, ohne Internetverbindung bleibt aber der Spielfortschritt auf der Strecke.
Die Story ist düster, spannend und sorgt für gute Unterhaltung mit Plottwists bis zuletzt. Der Spielumfang ist schlicht gigantisch und motiviert durch seine vielfältigen Mordmöglichkeiten zum Immer-wieder-spielen.
Trotzdem bleibt ein blutiger Fingerabdruck auf dem ansonsten glänzenden Spiel: Die Abstürze und Framerate-Einbrüche trüben das Erlebnis manchmal empfindlich. Die Tatsache, dass es sich bei Hitman – World of Assassination:Signature Edition mangels Nutzung von Features, wie der Maus- und/oder Gyrofunktion doch eher um einen schlichten Port, denn eine dezidierte Switch 2 Version handelt, ist eine verpasste Chance und wirkt sich negativ auf die Gesamtwertung der Signature Edition aus.
Wer sich damit arrangieren kann wird mit einem der vielseitigsten und cleversten Stealth-Games der letzten Jahre belohnt, bekommt aber mit der Signature Edition nicht das ultimative Hitman – World of Assassination, aber ein Riesenpaket Spannung, Kreativität und Mordlust!