Switch vs Mac: oder die Frage, warum Touch so wichtig ist

von postbrawler 30.01.2017

Pinch to Zoom, Slide to Unlock und Swipe to Scroll. Diese Begriffe prägte Apple einst für die Bedienbarkeit kapazitiver Touchscreens. Steve Jobs Ankündigung des ersten iPhones, das erstmals auf diese Technologie setzte, ist nach wie vor legendär. Mit der Zeit hat das iPhone mächtige Konkurrenz von Googles mobilem Betriebssystem Android erhalten. Auch dieses setzte seit Anbeginn auf die Multitouch-Gestensteuerung kapazitiver Touchpanels. So offenkundig sogar, dass es zu wilden Patentstreitigkeiten zwischen den beiden Großkonzernen kam. Doch kann man überhaupt etwas patentieren lassen, das sich so natürlich und selbstverständlich anfühlt, dass sogar 2-Jährige es erlernen können? In Zeiten, wo Touch-Steuerung bereits in die DNA der Menschen übergegangen zu sein scheint, stelle ich mir noch eine andere Frage: Kann man das Thema überhaupt noch als „optionales Feature“ abtun?

Zwei gallische Dörfer hören nicht auf…

Ich stelle diese Überlegung an, weil es zwei Widerspenstige gibt, die sich nach wie vor heftig gegen Touch-Eingaben sträuben. Einer davon ist Nintendo. Bis zur Ankündigung der Switch stattete Nintendo seine Spielkonsolen bestenfalls mit reaktiven Touchscreens aus. Ihr wisst schon, diese alten druckempfindlichen Dinger, die nur Ein-Punkt-Eingaben erlauben, und vorzugsweise mit Stiften bedient werden. Bei der Nintendo Switch setzt der japanische Konzern erstmals auf ein 6.2 Zoll großes, kapazitives Multi-Touchpanel. Doch was macht Nintendo, anstatt diesen logischen und wichtigen Schritt hervor zu streichen? Man kehrt ihn unter den Teppich, und lässt Fans bis zum Schluss im Unklaren darüber, ob der Screen überhaupt Touch-fähig ist.

Kann Nintendo überhaupt Multi-Touch?

Nun, da diese Unsicherheit ausgeräumt ist, betont man seitens Nintendo, dass Touch-Steuerung keine wirkliche Rolle in der Spiele-Erfahrung der Switch spielen werde. Bei dieser Aussage bilden sich gleich neue Sorgenfalten auf den Häuptern passionierter Nintendo-Fans: Kann Nintendo überhaupt brauchbare Touch-Interfaces umsetzen? Ein Touchscreen ist nämlich immer nur so gut, wie die Software, die Eingaben entgegennimmt und in brauchbares Feedback umwandelt. Wer je versucht hat, Windows 7 auf einem Touchscreen zu bedienen, weiß, wovon ich rede. Apple hat diese Disziplin perfektioniert, aber kann das auch Nintendo? Bedeutet die strikte Verweigerung zur Stellungnahme gar, dass die Touch-Steuerung der Switch unausgegoren und halbherzig ist?

Es steht zu hoffen, dass DENA, Nintendos Partnerfirma fürs Mobile, ihre Finger im Spiel hatte, und das Touch-Interface der Switch mitgestalten durfte. Sollte die Konsole nämlich auf ein unzureichendes Touch-Interface bauen, wird die Integration nachträglicher Tablet-Features (Streaming-Apps, Browser, etc.) kein erfreuliches Unterfangen.

Alter schützt vor Torheit nicht

Eingangs habe ich noch einen zweiten Verweigerer von Touch als universelle Eingabemethode erwähnt. Und dabei handelt es sich um die Schöpfer solch klangvoller Namen wie Pinch-to-Zoom: Apple selbst! Auch wenn Apple vor mehr als 10 Jahren dem kapazitiven Touchscreen zum weltweiten Durchbruch verhalf, so weigert es sich weiterhin standhaft, das längst-dienende Apple-Produkt damit auszustatten: Den Mac.

Schon haben andere Hersteller bewiesen, dass Touch-Gesten auch auf großen, vertikalen Displays nicht mehr wegzudenken sind (siehe Surface Studio). Die klare Trennlinie zwischen ihren Arbeitsgeräten und den Casual-tauglicheren iOS-Devices will Apple aber scheinbar nicht so einfach niederreißen. Halbherzige Versuche, mit einer Touchbar zumindest einen Hauch von Gestensteuerung in die Mac-Welt zu zaubern, spotten jeder Beschreibung. Denn spätestens, wenn ein 2-jähriges Kind enttäuscht vom MacBook ablässt, nachdem der Retina-Screen nicht auf seine kleinen Finger reagiert, ist eines klar: Dass Apple hier einen aussichtslosen Kampf führt.

So schließt sich der Kreis

Sowohl die jüngsten, als auch die ältesten Teilnehmer um das Rennen der kapazitiven Touch-Devices müssen ihre Hausaufgaben nachholen, und von der Konkurrenz lernen. Nintendo muss überhaupt erst einmal realisieren was es bedeutet, ein echtes Tablet auf den Markt zu bringen – denn nichts anderes ist die Switch. Ein familientaugliches Spiele-Tablet. Apple hingegen muss lernen, dass die Regeln, die der große Steve Jobs einst wie Gebotstafeln vom Berge herabtrug, sich geändert haben. Am freien Markt beherrscht immer noch die Nachfrage das Angebot, auch wenn das iPhone einst das Gegenteil bewiesen haben wollte.

2 Comments
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Christian Fröhlich

Nur kann man mit Nintendo Konsole spielen. Auf einem Mac kann man nur spielen, wenn man ihn als Mousepad benutzt