Bioshock im Weltall: Prey im Test

von David Kolb-Zgaga 01.07.2017

Nach Bioshock 2 und Teil 1 und 2 von Dishonored kommt nun Prey an die Reihe. Die Arkane Studios standen und stehen für spielerische Freiheit und Actiontitel mit RPG-Elementen. Ob das mit dem Reboot von Prey auf der Talos I auch funktioniert, erfahrt ihr in meinem Test.

Das kalte Weltall

Ich sag es gleich vorne weg: Prey ist quasi ein Bioshock im Weltall.

Um einiges vielschichtiger und freier, was das Gameplay angeht und um vieles schwächer, wenn es um die Story geht. Doch gerade die Geschichte beginnt sehr stark und wird bereits in den ersten Minuten imposant inszeniert. Als Hauptcharakter Morgan Yu fragt man sich das ganze Spiel hindurch, wer man selbst ist, woher diese teils gigantischen, bösartigen Aliens (genannt Typhons) kommen und ob hier wirklich immer alles mit Rechten Dingen zu geht. Ähnlich wie bei Bioshock gibt es zwei Charaktere, die mir immer wieder gegensätzliche Tatsachen einreden möchten und je nachdem wem ich Glauben schenke, bekomme ich entweder das große Ende A oder B (mit teils kleiner verästelten, anderen Enden, die sich aber auf Nebenstränge beschränken). Das klingt in der Theorie sehr gut, die Auflösung ist aber keinesfalls so großartig wie im Unterwasser-Abenteuer von Rapture. Auch viele der wichtigen Charaktere bleiben, trotz guter SynchronsprecherInnen, eher blass und es entsteht keine emotionale Bindung. Das soll nicht heißen, dass Prey seine Geschichte schlecht erzählt. Sie fällt aber viel zu mittelmäßig aus und mit diesem coolen Setting wäre viel mehr möglich gewesen.

Spielerische Freiheit

Nun aber zum Gameplay, denn das Raumschiff Talos I ist gefährlich und die Rohrzange will gegen die Aliens eingesetzt werden. Neben dem Nahkampf-Klempnerwerkzeug gibt es klassische Waffen wie die Pistole, eine Shotgun und ein Lasergewehr. Der Star unter den Schießeisen ist aber die Gloo-Kanone, die ein Gel verschießt, welches sich sekundenschnell zu festen Brocken verhärtet. Damit kann man nicht nur Aliens einfrieren, es gilt auch Gaslöcher zu stopfen und Treppen zu bauen, um so an ansonsten unerreichbare Orte zu gelangen. Doch damit nicht genug, was in Bioshock Plasmide hieß, heißt bei Prey Neuromods. Dabei gibt es drei Skilltrees, die die Gesundheit oder Ausdauer stärken, Hackerangriffe oder Feuer- und Blitz-Manöver ermöglichen. Später im Spiel erweitert sich das Spektrum auf drei weitere Bäume mit Alien-Fähigkeiten, die unter anderem Mimikry zulassen, womit man sich in Alltagsgegenstände, wie z.B. Kaffeetassen, verwandeln kann.

Zu behäbig?

Wo wir gerade bei Kaffeetassen sind – diese Fähigkeiten haben auch die Mimics. Dies sind spinnenartige Wesen, die sich in x-beliebige Dinge verwandeln können und euch so heimtückisch in den Rücken fallen. Neben den menschenähnlichen Phantoms, gibt es als Standardgegner noch Poltergeister und Technopaths. Während Erstere sich unsichtbar machen können, sind die Technopaths fliegende Geschöpfe die Energiekugeln verschießen. Die verschiedenen Gegner fordern unterschiedlichste Strategien, wodurch Prey sehr anspruchsvoll ist. Vieles ist planbar, trotzdem ist es mitten im Gefecht am sinnvollsten, sich dynamisch der Situation anzupassen. Das kann nach dem dritten, vierten Ableben aber schon mal in Arbeit ausarten. Versteht mich nicht falsch, ich verehre die Souls-Reihe und auch ständige Munitionsknappheit und Survival-Elemente haben absolut ihre Berechtigung – bei Prey bedeutet aber jeder neue Raum, noch mehr Arbeit. Für mich entsteht hier zu wenig Spielfluss und ich musste mich oft dazu zwingen dranzubleiben.

Knappe Ressourcen

Das lag aber auch an den vielen Ressourcen, die mir Prey lieblos vor die Flinte wirft. Um überleben zu können, muss ich z.B. Medikits craften. Das bedeutet, ich durchsuche jeden Schrank, jede Mülltonne und selbstverständliche auch alle Alienüberreste. Das ist mühsam! Ich bin aber dazu gezwungen wirklich alles abzugrasen, denn an einigen Passagen des Spiels merkt man deutlich, dass die Ressourcenknappheit geplant ist, um so mehr Druck aufzubauen. Wie gesagt, mir ist absolut bewusst, warum man solche Survival-Elemente einbaut. Im Falle von Prey ist es aber meiner Meinung nach einfach nicht gut genug umgesetzt worden. Weil ich es zu Beginn noch verabsäumt habe mir genügend Medikits und Kugeln zu erbasteln, musste ich sogar nach gewonnen Kämpfen neu laden, weil diese zu Ressourcen verschlingend waren.

Viele Wege führen nach Rom

Wer mit genügend Geduld und Dynamik an die Sache herangeht, wird aber auch belohnt. Es fühlt sich dann sehr gut an, wenn man die passende Antwort gefunden hat. So kommt man mit dem geschickten Einsatz von Typhon-Lockmodulen teilweise sogar kampflos ans Ziel. Das ist cool und betont die Freiheit, die einem das Spiel gibt. Zuerst denken, dann kämpfen ist angesagt. Allerdings sind sich die Entwicklerinnen und Entwickler nicht zu schade unfaire Momenten einzustreuen, um mich in meine Schranken zu verweisen. So wirft man mir z.B. (nach einem sehr harten und beinahe tödlichen Kampf) vier Mimics entgegen, die ich in völliger Finsternis mit meiner Taschenlampe höchstens erahnen kann. Leider gibt es im Spiel ein paar dieser ungerechten Überraschungen, die weder spannend noch reizvoll sind.

Die Inszenierung ist spitze!

Dafür beweisen die Arkane Studios aber ein Auge für besondere und vor allem schöne Umgebungen. Die Talos I hat z.B. mit einem riesigen Garten und dem einen oder anderen Ausflug in den Weltraum viel zu bieten. Auch die schon erwähnte Anfangsszene, die einen Hubschrauberflug beinhält, lässt sich wirklich sehen. Außerdem untermalt der Soundtrack die gezeigten Szenerien sehr gekonnt. Die Kampfmusik ertönt nervenaufreibend und immer wieder werde ich Zeuge von sehr schön anzuhörender Ambiente Musik. Prey präsentiert sich dadurch sehr gut und technisch gab es bei meiner PS4-Version keinerlei Mängel.

 

Prey Fazit

Mein Test zu Prey mag sich etwas negativ lesen. Das ist aber nicht deswegen, weil ich keinen Spaß mit dem Sci-Fi-Shooter hatte. Es wäre aber so viel mehr möglich gewesen. Das Setting ist cool, die Story beginnt interessant und wirft viele spannende Fragen auf. Die Art und Weise zu spielen ist sehr frei und bietet mit die unterschiedlichsten Möglichkeiten an eine Situation heranzugehen. Und doch werden diese an sich guten, bis sehr guten Ansätze so mittelmäßig ausgeführt. Die Story schafft es dadurch nicht mich zu packen, sie ist lediglich nett und auch das Gameplay inklusive Ressourcenmanagement bot mir zu viele Frustmomente und fühlte sich oft nach Arbeit an. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit Prey auch ganz sicher Spaß haben. Bei mir hielt sich die Balance aus Spaß und Arbeit aber eher die Waage.

Wertung: 7.7 Pixel

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